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gend, aber ihn überbietend, die überkommene Religionsform zu läutern und das Gebiet einer stumpfen Mysterienscheu und eines halbheidnischen Aberglaubens einzuschränken versucht haben allein es würde lediglich zur Verwirrung innerhalb der Dogmengeschichte führen, wollte man diesen Versuchen hier nachgehen 1.

Die dogmengeschichtlich wichtigen Verhandlungen und Bestimmungen in unserer Epoche zerfallen in folgende Gruppen: 1) Die Streitigkeiten um die byzantinisch-römische Christologie im Gegensatz zur augustinisch - abendländischen und um den gregorianischen Lehrbegriff im Gegensatz zur augustinischen Prädestinationslehre 2; 2) die Streitigkeiten mit Rom gegen den Orient über das filioque und gegen Rom und den Orient über die Bilder 3; 3) die Fortbildung der Praxis und Theorie der Messe und der Busse ".

'Die Vorbedingungen für die karolingische Renaissance lagen in der politischen Stellung des Frankenreiches, in der Blüthe der theologischen Studien bei den Angelsachsen (Beda), in der kirchlichen Thätigkeit des Bonifatius auf dem Continent und in den theils neuen, theils erneuten Beziehungen des Reiches zu Rom und Konstantinopel. Dass aus England, aus Rom und aus der Lombardei, endlich auch aus dem Orient die Bildungselemente am Hofe Karl's zusammenflossen und an dem Könige einen so energischen Mäcenas fanden, ermöglichte die Renaissance, die sich dann unter Ludwig dem Frommen und am Hofe Karl's des Kahlen fortsetzte. Gar nicht zu überschätzen ist, was Konstantinopel beigesteuert hat. Man braucht nur an die Werke des falschen Dionysius, des Maximus und des Johannes von Damaskus zu erinnern, die damals in das Frankenreich gekommen sind. Nicht nur Johannes Scotus, sondern z. B. auch Hinkmar hat den falschen Dionysius gelesen, resp. citirt. Eine gewisse Kenntniss des Griechischen besassen auch einige Angelsachsen seit den Tagen des Erzbischofs Theodor von Tarsus in Canterbury; aber in weit höherem Grade waren sie die Lehrer des Augustinismus (doch nicht in der christologischen Frage, s. unten). An diesem hat die mittelalterliche Mystik des Abendlandes (auch Scotus) neben dem Areopagiten ihre Quelle gehabt; denn es ist sehr einseitig, nur den letzteren für dieselbe verantwortlich zu machen. Durch die Erwerbung der Krone des römischen Reiches im Jahre 800 empfing das Bildungsstreben der Franken die höchste Kraft. Was bisher freie Bethätigung war, erschien nun als Pflicht und Verantwortung; denn der fränkisch-römische Kaiserkönig war nun der Nachfolger des Augustus und Konstantin. Allein wie schnell welkten alle Blüthen. Im Prolog zu Einhard's Leben Kaiser Karl's schreibt Walafrid mit Recht: „Dadurch dass König Karl weise Männer versammelte, hat er den nebligen und so zu sagen fast ganz finsteren Umkreis des ihm von Gott anvertrauten Reiches durch die neue Einstrahlung aller Wissenschaft, dergleichen dieser Barbarei bis dahin zum Theil noch ganz unbekannt geblieben war, mit Licht erfüllt, da Gott es erleuchtete. Jetzt aber, da die Studien wieder in ihr Gegentheil zurücksinken, wird das Licht der Weisheit, das wenig Liebhaber mehr findet, immer seltener."

2 In diesen Kämpfen stellt sich der Kampf um Augustin dar, s. auch den Kampf um das Abendmahl.

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* Diese Streitigkeiten sind von universal kirchenhistorischem Interesse.

* In dieser Weiterbildung allein war das dogmatische Interesse der Karolinger

1a. Der adoptianische Streit'.

Nachdem auf dem 4. Concil die abendländische christologische Formel von den zwei Naturen dem Orient aufgezwungen worden war, gab dieser auf dem 5. Concil der Formel eine cyrillische Deutung und verstärkte dieselbe durch die Verdammung der drei Capitel. Da der römische Bischof der neuen Bestimmung, die im Abendland als Abfall vom Chalcedonense angesehen wurde, beitreten musste, so kam es in Oberitalien zu einem Schisma, das nur mühsam beigelegt wurde, sich bis in das 7. Jahrhundert erstreckte und das Ansehen des Papstes im Occident schädigte. Die monotheletischen Streitigkeiten machten dem Schisma ein Ende, und das 6. Concil stellte die chalcedonensische Formel auch in der neuen Fassung des Problems (Frage nach den Willen in Christus) wieder her. Allein im Orient und in Rom selbst war man weit entfernt, die Consequenzen der Formel zu ziehen. Die Mystik, welche das vollkommene und untrennbare Ineinander von Göttlichem und Menschlichem lehrte und in allen kultischen Institutionen der Kirche ihre Triumphe feierte, hatte die unbequeme dogmatische Formel längst überwuchert und ihre Triebe erstickt. Anders stand es aber bei den abendländischen Bischöfen, so lange die griechische Mystik noch nicht zu ihnen gedrungen war und sie unter dem Einfluss der alten abendländischen Tradition, namentlich des Augustin, standen. Hier galt das christologische Schema, die hl. Dreieinigkeit habe die Menschwerdung so vollzogen, dass die zweite Person der Gottheit, der Sohn, einen Menschen (homo) kraft ewiger Erwählung ohne vorangegangene Verdienste desselben auserlesen, sich mit ihm zur Einheit der Person verbunden, und ihn also in die volle Sohnschaft aufgenommen (adoptirt) habe. Dieses Schema unterscheidet sich toto coelo von dem griechischen (in Rom recipirten) des 5. Concils, selbst wenn man wie es geschahunter jenem homo auch die ganze Menschennatur verstand. Denn nach der herrschenden griechischen Auffassung hat der Gott-Logos im Moment der Mensch

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zeit wirklich lebendig und führte zu neuen, wenn auch nicht sofort streng dog-
matisch ausgeprägten Bestimmungen. Hierher gehört auch die Lehre von den
Heiligen (Maria), den Reliquien und Ablässen.

1 S. Bach, a. a. O., Walch, Ketzerhistorie IX. Bd., Hefele, Concil.-Gesch.
III* S. 642 ff. (628 ff.), Gams, Kirchengesch. Spaniens Bd. II, Dorner, Entwickel.-
Gesch. Bd. II;
Opp. Alcuini ed. Froben.; Mansi T. XII. XIII; Migne T.
XCVI-CI.

2 Doch noch nicht überall.

S. Augustin's Christologie oben S. 115 f.

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werdung die menschliche Natur so assumirt und in die Einheit seines Wesens aufgenommen (totomotiv), dass sie an der Würde, also auch an der Sohnschaft des Sohnes vollkommen Antheil hat, der fleischgewordene Logos somit ebenso wie der präexistente in jeder Hinsicht der eine wesenhafte Sohn Gottes ist. Jesus Christus als Menschensohn nur für den adoptirten Sohn Gottes zu halten, löste nach griechischer Auffassung das ganze Geheimniss der Menschwerdung auf und führte in den Abgrund des Nestorianismus zurück. Umgekehrt musste man vom Boden der augustinischen Christologie aus die Behauptung, der Menschensohn sei wesenhafter Sohn Gottes so gut wie der Logos, als Rückfall in den Doketismus resp. auch als Pantheismus (Vermischung von Göttlichem und Menschlichem) empfinden. Das grosse Recht der ersten Auffassung lag in dem Festhalten an der vollkommenen Einheit der Erlöserpersönlichkeit, das grosse Recht der anderen in dem Festhalten an der wahren Menschheit Christi. Diese war den Gegnern in Wahrheit nur ein Theorem, dessen Bekenntniss es ihnen gestattete, in concreto alles Menschliche an Christus zu vergöttlichen3, während die Adoptianer die Einheit des Gottes- und des Menschensohnes nur zu postuliren vermochten 3.

Es ist der alte Gegensatz des Monophysitismus und Nestorianismus, in der Terminologie freilich gemildert, in der Sache nicht abgeschwächt - wie könnte man ihn auch abschwächen? Wunderbar ist nicht, dass er nach dem 6. Concil noch einmal hervorgebrochen ist und zwar an dem terminus „adoptio", sondern lediglich das ist auffallend, dass er bloss an der Peripherie der Christen

'Sofern dieses Festhalten die Grundbedingung des Verständnisses Jesu Christi ist, ist die griechische Auffassung der adoptianischen überlegen.

* Die Vertheidiger der antiadoptianischen (alcuinischen) Christologie verfahren auch heute nicht anders. So sagt Bach (a. a. O. I S. 109 ff.): „Die Adoptianer hatten von dem, was die (griechischen) Väter die pneumatische Qualität des Fleisches Christi nennen, keine Ahnung. Christi Fleisch ist ihnen in jeder Weise gewöhnliche Menschennatur. . . In dieser Kenotik (!!) liegt der Grund des adoptianischen Dualismus... Wie dem Elipandus, mangelt auch dem Felix das Verständniss der pneumatischen Menschennatur in Christo." Wenn sich bei diesen Worten überhaupt etwas denken lässt, so zeigen sie, dass der moderne Dogmenhistoriker ein so rechtschaffener Doket ist, wie die Orthodoxen nach dem Herzen Justinian's.

Es steht hier also genau so, wie in den christologischen Kämpfen überhaupt seit den Tagen des Apollinaris. Recht und Unrecht sind auf beiden Seiten, im Grunde aber auf keiner, weil die Vorstellung von einer göttlichen Natur in Christo entweder zum Doketismus oder zur Doppelpersönlichkeit führt. Alle Speculation, welche diesen Consequenzen entgehen will, kann höchstens ihren guten Willen bekunden.

heit hervorbrach und eine verhältnissmässig so schnell und sicher beschwichtigte Controverse in der Kirche veranlasst hat. Bedenkt man, dass Augustin ohne Schwanken gelehrt hat, seiner Menschheit nach sei Christus adoptirter Gottes Sohn und das höchste Exempel der gratia gratis data praeveniens, dass er überall gelesen wurde, dass viele Stellen bei den abendländischen Vätern den Adoptianismus bezeugten, und dass noch Isidor von Sevilla unbeanstandet geschrieben hat: „unigenitus vocatur secundum divinitatis excellentiam, quia sine fratribus, primogenitus secundum susceptionem hominis, in qua per adoptionem gratiae fratres habere dignatus est, de quibus esset primogenitus "2, so wird man von Staunen erfasst über die energische stille Wirksamkeit der cyrillisch-areopagitischen christologischen Mystik. Sie hat sich die denkenden und die superstitiösen Christen in Rom und von dort aus in England, Oberitalien und im Frankenreich unterworfen. Sie hat das erreicht, weil sie sowohl mit der philosophischen Speculation der Zeit als mit der abergläubischen Mysteriensucht im Bunde war. Plato und Aristoteles, wie man sie verstand, waren ihre Evangelisten, und wiederum jede Abendmahlsfeier, ja jede Reliquie war ein stiller Missionar für sie. Hier erlebte man die Identität des Himmlischen und Irdischen; also hatte man sie vor Allem in Christus selbst anzuerkennen. So wurde die abendländisch - augustinische Christologie mit ihrem letzten und doch so bedeutungsvollen Rest einer geschichtlichen Anschauung von Christus - dass er unter der Gnade Gottes gestanden hat- ausgetilgt, nicht durch einen Kampf, sondern viel sicherer durch eine geräuschlose Umbildung 3.

Aber im arabischen Spanien um 780 machte Elipandus, Metropolit von Toledo, und bald darauf im fränkischen Felix, Bischof von Urgel, die augustinische Christologie geltend, die auch durch die mozarabische Liturgie bezeugt war. Scharf betonten sie, dass Christus

1 Den runden Ausdruck hat Marius Victorinus, von dem überhaupt die augustinische Betrachtung der Christologie sub specie praedestinationis stammt. 2 S. Migne CI p. 1322 sq.

Die abendländisch-augustinische Christologie hat, wie der Nestorianismus, diesen Untergang verdient; denn da nach ihr hinter dem erwählten, von der Gnade Gottes getragenen Menschen Jesus doch der Gott-Logos stand, so war die Beziehung des erlösenden Werkes eben auf jenen homo eine höchst unsichere. Eine Duplicität der Betrachtung war die Folge, die nur verwirrend wirken konnte und der ein Ende gemacht werden musste, bis einmal der Glaubensgedanke, Gott selbst war in dem Menschen Jesus, ungehindert durch schädliche Speculationen über die Naturen, zu kräftiger Geltung kommen würde.

* S. die sieben, übrigens nicht gleichwerthigen, Stellen bei Hefele, a. a. O.

als Mensch adoptirt sei, die Erlösten also in vollem Sinne die Brüder des Menschen Jesus seien. Man hat viel darüber gestritten, wodurch die beiden Bischöfe, die sich übrigens der Zustimmung der Mehrzahl ihrer Collegen in Spanien erfreuten, bewogen worden sind, die adoptio so zu betonen. Nach dem oben Bemerkten ist vielmehr zu fragen, warum die anderen abendländischen Bischöfe nicht das Gleiche gethan haben. Jedenfalls ist die Hypothese, der Adoptianismus sei aus dem alten westgothischen Arianismus zu erklären 1, noch haltloser wie die Ableitung aus arabischen Einflüssen 2. Auch die Verweisung auf den Kampf, den Elipandus vorher gegen einen Häretiker Migetius geführt hat 3, trägt zur Aufklärung wenig bei, da die Lehren, welche demselben zugeschrieben werden, nicht das Widerspiel der adoptianischen gewesen zu sein scheinen, die ganze Figur aber überhaupt für uns dunkel ist. Deutlich ist nur dies, dass die spanische Kirche damals mit Rom keine Verbindung besass, die Verbindung, die Hadrian I. suchte, zurückstiess und von der römisch-byzantinischen Kirchentradition relativ unbeeinflusst, aber im Innern stark verwildert gewesen ist. Deutlich ist ferner, dass Elipandus die Gelegenheit S.650 f.: „adoptivi hominis passio“ — „adoptivi hominis non horruisti vestimentum" „salvator per adoptionem carnis sedem repetiit deitatis“ etc.

1 So Helfferich, Der westgothische Arianismus 1860.

'Gfrörer, K.-Gesch. III S. 644 ff. Graf Baudissin, Eulogius und Alvar 1872 S. 61 f. Die angeführten Spuren einer Beziehung des Elipandus und Felix zu den Saracenen sind sehr gering; ausserdem wird die diesen anstössige Trinitätslehre durch den Adoptianismus nicht gemildert. Elipandus hat sie mit besonderer Emphase vertreten.

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Hefele, a. a. O. S. 628 ff.

Migetius' Haupthäresie neben der Begeisterung für Rom scheint gewesen zu sein, dass er sich Gott als streng einpersönlich vorgestellt und behauptet hat, derselbe habe sich in drei Personen offenbart, nämlich in David (Vater?), in Jesus und in Paulus (hl. Geist ?). Neben diesem „Sabellianismus“ kann man versucht sein, „priscillianische" Irrthümer bei ihm nachzuweisen. Allein die wenigen Nachrichten, die wir besitzen (s. die Briefe Hadrian's und Elipandus'), gestatten kein sicheres Urtheil. 5 So erklärt sich das ungebrochene Ansehen der augustinischen Theologie. Es war z. B. bei Isidor von Sevilla so stark, dass er sogar die doppelte Prädestination gelehrt hat (Sentent. II, 6): „gemina praedestinatio. . . . sive reproborum ad mortem."

"Die geringere Beeinflussung seitens des grossen Hauptstroms der kirchlichen Entwickelung zeigt sich auch darin, dass die Opposition des Spaniers Vigilantius gegen die Heiligen und Reliquien in Spanien nachgewirkt hat, wie z. B. seine Bekämpfung durch Faustus von Reji beweist (s. oben S. 218). So paradox es klingt, lag die Verehrung dieser Objecte im Fortschritt der kirchlichen Entwickelung, sofern sie mit der Ausbildung der Christologie aufs engste zusammenhängt. Die, welche sich wider diese Verehrung sträubten, thaten es bald nicht mehr aus evangelischen Gründen, sondern weil sie kirchlich „Zurückgebliebene“ waren. Mit der adoptiani

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