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keit der Kirche als Katholik hätte verzweifeln müssen. Die Donatisten leugneten die Giltigkeit einer von einem Traditor gespendeten Ordination und desshalb auch die Giltigkeit der Sacramente, die ein von einem Traditor geweihter Bischof vollzog. Als letzter Rest aus einer einst viel ernsteren Auffassung wird hier ein Minimum persönlicher Würdigkeit nur des Klerikers verlangt und in den Begriff der Kirche selbst aufgenommen: sie ist nicht mehr die christliche, wenn dieses Minimum fehlt, wenn nicht der Kleriker vom Laien ist nicht mehr die Rede frei ist von jeder götzendienerischen Befleckung. Gegenüber dem Mass von Uebereinstimmung, welches zwischen Katholiken und Donatisten herrschte, erscheint die Sonderthese der Letzteren wie ein Eigensinn, und gewiss hat sich auch viel Rechthaberei, persönliche Unzufriedenheit und Unfügsamkeit hinter derselben verborgen. Allein die principielle Seite darf doch hier so wenig übersehen werden wie bei dem Novatianismus. Immer wiederholt sich in der Geschichte geistiger Kämpfe die Legende von den sibyllinischen Büchern. Der Rest, den man der Verbrennung entzogen hat, steht so hoch im Preise wie die ganze Sammlung. Und welchen Preis hat die Kirche gezahlt, um sich den Mahnungen der Separatisten zu entziehen! Die novatianische Krisis (nach der decianischen Verfolgung) hat ihr das Busssacrament abgelockt und damit überhaupt den Anstoss gegeben, an die Stelle des sündentilgenden Sacraments ein System von Sacramenten zu setzen (die formelle Feststellung des neuen Sacraments liess freilich noch lange auf sich warten). Die donatistische Krisis (nach der diocletianischen Verfolgung) hat sie gelehrt, die Ordination im Sinne der Ertheilung eines character indelebilis zu würdigen und die „Objectivität" der Sacramente streng zu fassen oder um einen deutlicheren Ausdruck zu brauchen die

hätte, welch' eine Bedeutung konnte dem Priesterstande verbleiben, wenn jeder Getaufte ohne weiteres, wenn er nur wollte, sich auch nach der schwersten Sünde als ein Glied der Gemeinde fühlen und bethätigen durfte? Dass Heraklius auf Grund der paulinischen Erkenntniss von der Taufe und vom Glauben, der Christum ergreift, seine kirchliche Haltung ausgebildet hat, ist nicht sehr wahrscheinlich. Wäre es so zu verstehen, so wäre er Lutherus ante Lutherum; es ist wohl daran zu denken, dass er in der Taufe einen Charakter in magischer Weise mitgetheilt sah, wie man sich das von gewissen heidnischen Mysterien vorstellte. In der meletianischen Spaltung in Aegypten wirkte die Verschiedenheit der Grundsätze über die Wiederaufnahme der Gefallenen mit einer Opposition gegen die monarchische Stellung des alexandrinischen Bischofs zusammen. Der Streit, der somit an den donatistischen erinnert (vgl. Meletius und die späteren Donatisten; doch ist die Einschränkung der ganzen Frage auf die Bischöfe dem Donatismus eigenthümlich), wurde bald ein kirchenpolitischer und persönlicher; s. Walch, Ketzerhistorie Bd. IV und Möller in Herzog's R.-E. IX S. 534 ff.

Kirche primär als ein Institut anzusehen, dessen Heiligkeit und Wahrheit unverlierbar ist, mag es mit den Gliedern der Kirche noch so traurig bestellt sein.

In diesem Gedanken ist der Katholicismus erst vollendet. Von hier aus erklärt sich seine spätere Geschichte bis heute, soweit sie nicht Geschichte der Frömmigkeit, sondern der Kirche, der Hierarchie, der Sacramentsmagie und der fides implicita ist. Aber nur im Abendland ist der Gedanke zu reflectirter, scharfer Ausprägung gekommen. Im Morgenland ist er, weil er unvermeidlich war, auch durchgedrungen, aber so zu sagen als ein Unbewusstes. Das war kein Vortheil; denn eben weil man ihn im Abendland scharf durchdacht hat, besann man sich auch immer wieder auf Cautelen oder auf eine Fassung, in der man ihn mit dem lebendigen Glauben und mit den Forderungen eines heiligen Lebens zu versöhnen vermochte. Schon Augustin, der ihn bestimmt und reich ausgeprägt hat, hat darnach getrachtet, das christliche Gewissen mit ihm zu versöhnen. Aber er war nicht der Erste, der ihn vorgetragen hat; er hat ihn vielmehr schon überliefert erhalten. Der erste Vertreter der neuen Auffassung, den wir kennen und den auch Augustin gekannt hat, war Optatus.

Die Schrift des Optatus de schismate Donatistarum ist im Interesse der Versöhnung geschrieben und desshalb so freundlich und entgegenkommend wie möglich gehalten. Dadurch sind freilich heftige Angriffe im Einzelnen und namentlich höchst beleidigende allegorische Deutungen von Schriftstellen nicht ausgeschlossen 1. Aber der Verfasser erinnert sich immer wieder daran, dass seine Gegner im Grunde christliche Brüder seien (IV, 1. 2), die sich von der Kirche in Hochmuth getrennt hätten und nur das nicht anerkennen wollen, was man ihnen mit Freuden entgegenträgt, die kirchliche Gemeinschaft. Gleich im Anfange der übrigens schlecht disponirten, weil auf eine Schrift des Donatisten Parmenian Punkt für Punkt replicirenden Schrift weist Optatus (I, 10 sq.) von Cyprian abweichend - den principiellen Unterschied zwischen Häretikern und Schismatikern auf und hält diesen Unterschied, den schon Irenäus gemacht hat, bis zum Ende seiner Darstellung streng fest. Die Häretiker sind „desertores vel falsatores symboli" (I, 10. 12; II, 8), also keine Christen; die Donatisten sind aufrührerische Christen. Da die Definition gilt (I, 11): „Catholicam (scil. ecclesiam) facit simplex et verus intellectus in lege (scil. duobus testamentis), singulare ac verissimum sacramentum et unitas animorum", so fehlt den

1 Auch hat Optatus theils Fälschungen benutzt, theils selbst, wie es scheint, gelogen: s. Seeck, a. a. O. S. 549-567.

2 Parmenian leugnete diesen Unterschied.

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Donatisten nur das letzte Stück, um wahrhaft katholische Christen zu sein. Die Häretiker haben „varia et falsa baptismata", kein legitimes Schlüsselamt, keinen wahren Gottesdienst; vobis vero schismaticis quamvis in catholica non sitis, haec negari non possunt', quia nobiscum vera et communa sacramenta traxistis" (I, 12). Daher heisst es auch III, 9: „Nobis et vobis ecclesiastica una est conversatio, et si hominum litigant mentes, non litigant sacramenta. Denique possumus et nos dicere: pares credimus et uno sigillo signati sumus, nec aliter baptizati quam vos; nec aliter ordinati quam vos. Testamentum divinum legimus pariter: unum deum rogamus. Oratio dominica apud nos et apud vos una est, sed scissura facta partibus hinc atque inde pendentibus sartura fuerat necessaria." Und sehr geistreich (III, 10) auf Grund einer Stelle im Ezechiel: Ihr baut nicht ein schützendes Haus, wie die katholische Kirche es ist, sondern lediglich eine Mauer; paries nec lapidem angularem sustinet et ianuam sine causa habet nec inclusa custodit, pluvia undatur, tempestatibus caeditur nec potest arcere latronem. Paries de domo est, sed domus non est. Et pars vestra quasi ecclesia est, sed catholica non est." V, 1: „Pro utrisque illud est, quod et nobis et vobis commune est : ideo et vobis, quia ex nobis existis (das ist der berühmte Satz, der auch heute noch in der katholischen Kirche gilt). Denique et apud vos et apud nos una est ecclesiastica conversatio, communes lectiones, eadem fides, ipsa fidei sacramenta, eadem mysteria." Allerdings ist auch nach Optatus schliesslich der Besitz der Schismatiker ein fruchtloser, weil ihr Verbrechen ein besonders gravirendes ist. Sie sind eben doch nur eine quasi ecclesia". Denn Merkmal der einen wahren und heiligen Kirche ist 1) nicht die Heiligkeit der Personen, sondern lediglich der Besitz der Sacramente (II, 1: Ecclesia una est, cuius sanctitas de sacramentis colligitur, non de superbia personarum ponderatur. Haec apud omnes haereticos et schismaticos esse non potest; restat ut uno loco sit"), und ist 2) die räumliche Katholicität nach der Verheissung: Ich will Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigenthum (II, 1: Ubi ergo proprietas catholici nominis, cum inde dicta sit catholica, quod sit rationabilis et ubique diffusa"?) 2. Das erste Merkmal 1 Das hätte Cyprian nie zugestanden, der vielmehr dem Novatianismus nachwies (ep. 69), dass er wie die anderen Häresien das Symbol verletze, indem er das Stück „remissio peccatorum" nicht voll gelten lasse, und der alle nicht innerhalb der katholischen Kirche Getauften wiederzutaufen befahl. Cyprian hatte die Consequenz des katholischen Dogmas von der Kirche für sich; aber da diese Consequenz der Ausbreitung und Machtentfaltung der Kirche schädlich war, wies man sie mit richtigem Instinct in Rom, und später auch in Afrika, ab.

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* Vgl. 1. c.: „Ecclesiam tu, frater Parmeniane, apud vos solos esse dixisti; nisi

kommt in seiner negativen und exclusiven Bedeutung bei Optatus noch nicht zur Klarheit, ja man könnte ihm hier leicht einen Selbstwiderspruch nachweisen; um so wichtiger ist ihm das zweite ', da die Donatisten nur in Afrika (und durch einige Auswanderer in Rom) Boden gefasst haben. In beiden hat er Augustin's Lehre von der Kirche und den Sacramenten vorbereitet, in der der Gedanke des Optatus allerdings vergeistigt ist. Wie die sanctitas sacramentorum" zu verstehen ist, das hat Optatus selbst am Taufsacrament (V, 1-8) gezeigt. Zur Taufe gehören drei Stücke die handelnde hl. Trinität (,confertur a trinitate"), der Gläubige (fides credentis") und der Spender. Diese drei Stücke sind aber nicht gleichwerthig; vielmehr gehören nur die beiden ersten zum dogmatischen Begriff der Taufe („duas enim video necessarias et unam quasi necessariam"); denn die Taufenden sind nicht „domini“, sondern „operarii vel ministri baptismi". Sie sind nur dienende und wechselnde Organe, tragen also zum Begriff und Effect der Taufe nichts bei; denn: „dei est mundare per sacramentum". Ist aber das Sacrament unabhängig von dem, der es zufällig spendet, weil die Handlung sich lediglich die immer gleiche Trinität und den immer gleichen Glauben voraussetzt 3, so kann es durch den Spender in seinem Wesen nicht alterirt werden (V, 4: „sacramenta per se esse sancta, non per

forte quia vobis specialem sanctitatem de superbia vindicare contenditis, ut, ubi vultis, ibi sit ecclesia, et non sit, ubi non vultis. Ergo ut in particula Africae, in angulo parvae regionis, apud vos esse possit, apud nos in alia parte Africae non erit ?"

1 Im Zusammenhang mit der räumlichen Katholicität der Kirche behandelt Optatus stets das Prädicat der Einheit der Kirche. Hier ist er von Cyprian abhängig; s. ausser den Ausführungen im 2. Buch auch die im 7.: „ex persona beatissimi Petri forma unitatis retinendae vel faciendae descripta recitatur“; s. c. 3: ,,malum est contra interdictum aliquid facere; sed peius est, unitatem non habere, cum possis...“ „Bono unitatis sepelienda esse peccata hinc intellegi datur, quod b. Paulus apostolus dicat, caritatem posse obstruere multitudinem peccatorum“ (hier also die Identificirung von unitas und caritas) . . .. „Haec omnia Paulus viderat in apostolis ceteris, qui bono unitatis per caritatem noluerunt a communione Petri recedere, eius scil. qui negaverat Christum. Quod si maior esset amor innocentiae, quam utilitas pacis unitatis, dicerent se non debere communicare Petro, qui negaverat magistrum." Das ist ein gefährlicher Grundgedanke des Katholicismus auch heute noch.

"Man beachte, dass sich die in der späteren Dogmatik des Katholicismus so bedeutungsvollen, mit „quasi“ zusammengesetzten Termini schon bei Optatus finden.

Hier steht sogar folgender Satz (V, 7): „Ne quis putaret, in solis apostolis aut episcopis spem suam esse ponendam, sic Paulus ait: Quid est enim Paulus vel quid Apollo? Utique ministri eius, in quem credidistis. Est ergo in universis servientibus non dominium, sed ministerium."

homines"). Das ist der berühmte Satz von der Objectivität der Sacramente, der für die Ausbildung der abendländischen Kirchendogmatik so fundamental geworden ist, obgleich er in der römischen Kirche nie völlig rein durchgeführt werden konnte, weil er sonst die Prärogativen des Klerus vernichtet hätte. Es ist aber zu beachten, dass Optatus die sanctitas sacramentorum nur für die fides credentis wirksam werden lässt und sich in dieser Hinsicht über die ausschliessliche Bedeutung des Glaubens gegenüber allen Tugenden völlig klar ist. Auch hier hat er durch die Hervorhebung der Souveränetät der fides die zukünftige Theologie des Abendlandes vorbereitet. Um so anstössiger ist es, dass doch auch dem Optatus die ganze Reflexion dazu dient, die Ansprüche an das Leben der Glieder der Kirche herabsetzen zu können. Die katholische Lehre von den Sacramenten hat, das sieht man deutlich, ihre Wurzeln in dem Interesse, die Heiligkeit und so die Wahrheit der Kirche trotz der Unheiligkeit der kirchlichen Christen aufzuweisen. Bei diesem Bestreben gerieth man aber merkwürdigerweise auf eine evangelische Spur. Man erinnerte sich, da man die active sanctitas nicht aufzuweisen vermochte, des Glaubens und seiner Bedeutung. Eine grosse Krisis, eine Verlegenheit, in der sich die katholische Kirche mit ihrer Lehre von der Taufe, der Tugend und dem Heil angesichts der factischen Zustände befand, hat sie auf die promissio dei und auf die fides aufmerksam gemacht. So ist die segensreichste, folgenschwerste Umbildung, welche das abendländische Christenthum vor Luther erlebt hat, aus einer Zwangslage und aus der Noth entstanden. Aber sie wäre nie zum Durchbruch gekommen, wenn sie sich nicht durch die inneren Erlebnisse, die ein katholischer Christ, Augustin, erfahren, aus einer abgenöthigten Theorie in ein freudiges und gewisses Bekenntniss verwandelt hätte.

Durch Parmenian ist Optatus veranlasst worden, gewisse „dotes"

'Hier finden sich namentlich in V, 7. 8 sehr bedeutende, Augustin anticipirende Ausführungen. „Ad gratiam dei pertinet qui credit, non ille, pro cuius voluntate, ut dicitis, sanctitas vestra succedit." - Nomen trinitatis est, quod sanctificat, non opus (operantis)." -- „Restat iam de credentis merito aliquid dicere, cuius est fides, quam filius dei et sanctitati suae anteposuit et majestati; non enim potestis sanctiores esse, quam Christus est." Folgt die Geschichte vom kananäischen Weib mit der merkwürdigen Nutzanwendung: „et ut ostenderet filius dei, se vacasse, fidem tantummodo operatam esse: vade, inquit, mulier in pace, fides tua te salvavit." Ebenso wird an den Geschichten des Hauptmanns von Kapernaum und des blutflüssigen Weibes die fides hervorgehoben, die Alles bewirkt habe. Nec mulier petiit, nec Christus promisit, sed fides tantum quantum praesumpsit, exegit."

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