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verfaßt '). So hatte die Kirche Gottes ihrem Kämpfer und Blutzeugen ihre Pflicht abgetragen.

2) Eine solche Hymne, welche des Heiligen Leben, Kämpfen und Leiden feiert, findet sich in der Vita S. Thomae ed. Giles t. II. p. 209 sq. Sie lautet: «<Laureata novo Thoma, sicut suo Petro Roma,

Gande Cantuaria,

Immo tota sit devota, pia laudum solvens vota,
Militans ecclesia.

Thomas iste, dum tuetur legem Dei, promeretur
Iram regis Angliae.

Ergo pulsus urbe cedit, et transcurso mari eredit
Sese regi Franciae,

Qui gratanter et condigne, tam devote, tam benigne,
Sicut patrem visitat.

Ibi velut novus tyro, Thomas in fervore miro

Regi regum militat..

Tandem pace reformata, pace dolis palliata,

Regressus ad propria,

Jura servans Deo servit, inde saevit et protervit
Hostis arte varia.

Nunc ut vulpes fraudulenta, nunc ut tigris violenta
Tentat omnes aditus.

Nunc minatur, nunc blanditur, ille nihil emollitur,

Idem manens penitus.

Rex compertus non moveri virum assertorem veri,
Nec frangi propositum,

Oves armat in pastorem, cohortatus ad cruorem
Cohortem satellitum,

Ergo neque parricidae tam infande quam infide

libertatis ut patronum tollant et usurpent thronum,
Ruunt in ecclesiam :

Praesul orans in secreto palam prodit hoste spreto,
nee turbatur quies mentis turbae metu saevientis,
Sed procedit obviam.

Sancti caput sacerdotis exoptatum mille votis

Sanctae matris gremio.

Ferrum bibit, cruor manat, et ibidem coecum sanat

In tumultu medio.

Quid loquamur quae sequuntur? per se satis eloquuntur
Ubique miracula,

Daemon cedit, mors obedit, desperatis salus redit,

Leprae fugit macula.

Angulose rex Anglorum, regem nescis angelorum universa

singulorum

Ponderantem merita

Quisque metet id quod serit, impunitum nihil erit,

nec capillus ullus perit,

Nedum ipsa capita,

Aber Gottes ewige Gerechtigkeit forderte ihre Sühne von allen Jenen, welche dem Heiligen während seines Lebens zu Verfolgern ge= worden waren.

Hier sind die Vergewaltiger des Geistes und die der Faust zu unterscheiden.

Von den Ersteren hatte zuerst der englische Episkopat zu büßen. Er trug in seinem Schuldbewußtsein und in seinem wunden Gewissen die nie ausgehende Nahrung seiner Selbstverachtung und fand in der öffentlichen Meinung der Zeit sein unerbittliches Urtheil.

Weil dieser im ganzen Streit sich nicht grundsäglich gehalten hatte, so erlangte er auch keine klare Lösung des Streits und demzufolge keine offene Stellung und gerieth so in eine stete Abfolge von Verlegenheiten. Denn that Heinrich II. auch der Kirche genug, indem er die schlechten hergebrachten königlichen Gewohnheiten aufhob, so wurden dennoch mehre, der von der Kirche verdammten auch fernerhin beobachtet, weil der Episkopat zu furchtsam war, von dem König die Haltung seines beschworenen Versprechens zu erzwingen '). Die Ränkesüchtigen unter den englischen Bischöfen fanden aber noch ihre besondere Strafe darin, daß keiner die Entwürfe, die sie in diesem Streit selbstsüchtig verfolgt hatten, erreichte; dem Erzbischof Roger pon York gelang es nicht, der Kirche von Canterbury den Vorrang zu entreißen, um welchen auf dem Concil von Westminster im Jahr 1176 sogar Schlaghändel zwischen ihm und dem Erzbischof Richard von Canterbury entstanden, wo dem zum König fliehenden Erzbischof Roger der zahlreiche Nuf nachgeschleudert ward: Geh', geh' nur, Verräther des heil. Thomas; noch riechen deine Hände nach Blut!" 2) ~

Aber auch der geistige Führer der Opposition gegen den Erzbischof Thomas, der Bischof Gilbert von London, „dieser Dorn in der Seite des Erzbischofs,“ ward nach dessen Tod weder Erzbischof von Canterbury, um welche Würde er sich bewarb, noch war ihm der abentheuerliche Plan gelungen, den Primasstuhl von Canterbury nach London zu versehen.

Auch die wetterwendischen Zwischenträger, welche Worte für jede Seite, Dienst aber nur für die der Macht hatten, fanden ihre Büßung. So der diplomatisch glatte Arnulf von Lisieux. Dieser, der nach großer Opposition durch die Unterstüßung des Papfts Inno

Cleri gemma, clare Thoma, motus nostrae carnis doma
Precum efficacia,

Ut in Christo vera vite radicati verae vitae

Capiamus praemia. Amen.»

1) Herbert lib. melor. 1. c. p. 39 sq.

2) Brischar a. a. D. Bd. 49. S. 50 f.

cenz 11. 1141 Bischof von Lisieur geworden war, welcher seine Laufbahn
im Streit für die freie Kirche so glänzend eröffnet, welcher neben dem
Primas Theobald hauptsächlich die Obedienz des Königs von England
für Alexander III. bewirkt '), welcher aber schon von dem Kanzler Thomas
Becket seine Erhaltung in der Gunst des Königs erbeten 2) und diesen
dls Erzbischof zur Heiligkeit gemahnt3) und dessen Widerstand gegen
königliche Anmaaßungen gelobt*), aber durch stete Gegenzüge zu lähmen
gewußt, nach dessen Ermordung alle deffen Gegner bei der Curie ent
schuldigt3), aber zu gleicher Zeit die Freiheit der englischen Kirche als
die Frucht des Ringens und als die Belohnung des Leidens desselben
verkündet hatte ), war troy aller dieser wechselnden Dienstfertigkeit in
die Ungnade Heinrichs II. gefallen, der ihn als Anhänger Frankreichs
und seiner aufrührerischen Söhne ansah 7). Es erregt Mitleid, wie der
alte Mann in seinen Zuschriften an den König seine alte Zeit und seine
Verdienste um die Krone in's Gedächtniß zurückruft und um die frühere
Gnade bettelt, wie alte Diplomaten unserer Tage, die ihren Ausfall
aus der Hoffonne nicht zu verschmerzen vermögen ").

Nachdem er vierzig Jahre sein Bisthum verwaltet, legte er, von
Heinrich II. dazu wiederholt gedrängt, dasselbe nieder 9). Dazu nõ-
thigte ihn seine Schuldenlast 20). In diese hatte ihn vielleicht seine
Theilnahme am Kreuzzug, mehr aber sein Eifer für die Sache seines
Bisthums und seine große Gastfreundschaft und Freigebigkeit gestürzt1).
Seine Domherren beschuldigten ihn bei dem Papst Lucius III. der Ver-
schleuderung der Kirchengüter 12). Vergebens bat er Heinrich 11. um
die Zahlung seiner Schulden 13). So trat er noch vor Eröffnung seines
Processes bei der Curie ab. Er wollte zuerst in dem Cistercienserkloster
Mortemar stiller Frömmigkeit leben, zog sich aber bald in die Abtei
St. Victor zu Paris zurück, wo er nach zwei oder drei Jahren am 31.
kur?) 2nd ativ

·1) Arnulfi Ep. ed. Giles. Oxonii 1844. p. 103 sq. p. 108 sqq. p. 112
sqq. p. 116 sqq. p. 122 sqq. p. 131 sqq.

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5) Ib. p. 191 sqq. p. 193 sqq. p. 198 sqq. p. 200 sqq.

6) Ib. p. 215 sqq.

7) Bouq. XVI. p. 678 not. a.

8) Ib. p. 244 sqq. p. 248 sqq. p. 250 sqq. p. 255 sqq. p. 258 sqq. p.

266 sqq. p. 268 sqq. p. 272 qq. p. 295 sqq. p. 303 sqq.

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11) Petri Bles. Ep. ed. Giles t. I. p. 286.

12) Arnulfi Ep. 1. c. p. 219 sqq.

13) lb. p. 262 sqq. p. 266 sqq. p. 268 sqq. p. 300 sq.'

October 1184 in der von ihm erbauten prachtvollen Wohnung starb. So hatte auch er, der gegen den heil. Thomas mit dessen Gegnern Vieles angezettelt hatte, dadurch gebüßt, daß er, seines Bisthums beraubt, ruhmlos im Auslande starb 1).

Auch die weltlichen Großen, welche dem Erzbischof Thomas in feiler Hingebung an den König stets um den Sündenfold der Kirchengüter entgegen getreten waren, erreichte ihre Strafe. Sie mußten. wenigstens theilweise die Kirchengüter herausgeben, und gegen dieselbe königliche Tyrannei, die sie dienstfertig gegen die Kirche unterstügt hatten, unter den Söhnen und den Enkeln Heinrichs II. zum Schuße der ihnen nach gemeinem Recht zustehenden Freiheiten den bewaffneten Aufstand wagen, und da sie auch da unlauter verfuhren, ihre Anmaßungen fahren lassen.

Aber noch sichtlicher trafen die Widersacher des Erzbischofs - Martyrers mit der Fauft die Strafgerichte Gottes in manchfacher Gestalt 2).

Am schwersten aber ruhte die strafende Hand des gerechten Gottes auf den Mördern des Blutzeugen. Sie fanden bei dem König öffentlich nicht den Dank, den sie zu erwerben gehofft; und empfingen sie von dem weltlichen Gericht auch nicht die durch ihr unerhörtes Verbrechen verdiente Strafe, sondern vielmehr noch geheime Begünstigung 3), so jagte sie doch die Angst des Gewissens und der Fluch des Volkes aus der Gemeinschaft der Menschen; sie bargen sich eine Zeit lang in einer Veste Nordenglands; aber sich selbst unerträglich geworden, eilten sie, da Heinrich II. ihre Bestrafung dem geistlichen Gerichte überließ *), nach Rom, um das Erbarmen des heiligen Vaters anzu

1) Baron. ad ann. 1181 n. 11.

2) Die Passio secunda bei Giles Vita S. Thomae II. p. 151 sagt: «Post mortem vero martyris, adeo in persecutores ejus ultio divina desaeviit, ut in brevi sublati de medio non comparerent. Et alii quidem sine confessione et viatico subito rapti sunt: alii digitos, vel linguas proprias dentibus frustratim decerpentes: alii, sanie defluentes, et toto corpore tabefacti et torsionibus inauditis ante mortem cruciati: alii, paralysi dissoluti; alii, amentes effecti; alii cum insania exspirantes, manifesta reliquerunt indicia, quod injustae persequutionis et excogitati parricidii poenas exsolverent. >> Die Passio tertia ib. p. 157 berichtet: « Aderat quidam, quum praedicta scripsissem, asserens unum de occisoribus archiepiscopi in insaniam versum proprium filium interfecisse, »>

3) Die Bischöfe von Exeter und Worcester schrieben an den Papft: «Siquidem necessitas ecclesiae, et meritum martyris vehementer exposcit, ut tam sicarii qui pretiosum sanguinem effuderunt, quam complices et fautores eorum gravius puniantur, ut illorum poena terreat alios. Hoc autem indubitanter noverit serenitas vestra quod quicumque huic reformando operam dederit, inimicus Dei et ecclesiae subversor credetur in nostris partibus.» Joan. Saresber. Ep. t. II. p. 273.

4) Brompton. l. c. p. 1064.

Buß. Der hl. Thomas, Erzb. v. Canterbury.

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flehen. Alexander IH. legte ihnen als Buße eine Wallfahrt nach Je rusalem auf. Auf dem Weg dabin erlag Wilhelm von Tracy einer gräßlichen Krankheit '). Die andern Beiden starben wenige Jahre später zu Jerusalem reuig nach schwerer Buße 2).

Aber die Gerechtigkeit Gottes ist auch eine belohnende.

Sie segnete vor Allem Alexander III., welcher, wenn auch mit der durch die Sorge für die Gesammtkirche in der schwierigsten Lage doppelt gebotenen Mäßigung, dennoch die Sache des Erzbischofs: Martyrers in grundsäßlicher Treue vertreten hatte. Jbn lohnte der glorreiche Ausgang seines großen Kampfs gegen den hohenstaufischen Em wurf der Gründung eines absolutistischen Weltreichs. Er war, haben wi oben gesehen, im November 1165 nach Rom zurückgekehrt. Der kübne Reinald von Dassel, Erzbischof von Köln und Reichskanzler in einer Person, welcher in öffentlichen Verhandlungen unverhohlen den Plan seines Herrn vorgetragen hatte, den Nachfolger Petri zu einem hohenstaufi schen Hausprälaten und alle Reiche der Christenheit mit ihren Provin cialkönigen zu Vassallenstaaten der kaiserlichen Weltmonarchie herab zudrücken, hatte dem Papst Alexander III. im Jahr 1164 ohne Vorwissen des Kaisers in durchaus eigenmächtiger und unregelmäßiger Wahl in Guido von Crema als Paschal III. einen neuen Gegenpapst entgegengestellt und als Gesandter des Kaisers den König Heinrich II. von England, welcher Alexander III. wegen dessen Vertheidigung des Primas Thomas zürnte, zur Beschickung des Reichstags von Würzburg vermocht, auf welchem Reinald ein bleibendes Schisma durch den Episkopat beschwören lassen wollte, was, nachdem die englischen Gesandten im Namen ihres Herrn die Anerkennung Paschal's beschworen, durch den Kaiser und die Bischöfe bis auf die Erzbischöfe Konrad von Salzburg und Konrad von Mainz geschah 3). Jezt zog der Kaiser im November 1166 nach Italien und belagerte im Juli 1167 Rom. Nach einigem Widerstand wollten die Römer Alexander III. zur Annahme des ihnen listig eingegebenen Vorschlags zwingen, daß er und Paschal ihre Würden niederlegen sollten. In voller Würde lehnte Alexander III. mit seinen Cardinälen und Bischöfen in einem Schreiben au den Kaiser den unwürdigen Antrag ab, bannte und entsegte den Kaiser auf einem Concil im Lateran und entfloh, da er sich auf die Römer nicht verlassen konnte, als Pilger verkleidet aus Rom nach Gaeta und von

1) Er erkrankte auf der Wallfahrt nach Jerusalem in Cosenza und verfaulte bei lebendigem Leib. Baron. ad ann. 1172 n. 17. Herbert lib. melorum in Herberti Opp. omn. ed. Giles t. II. p. 22 sq.

2) Herbert 1. c. p. 18 sqq. Baron. ad ann. 1172 n. 16 sq.

3) M. f. die Schrift v. J. Ficker: Reinald v. Daffel, Reichskanzler u. Erzbischof v. Köln, 1156-1167. Köln 1850. S. 55 ff. 122 ff.

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