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lichem Unheil vorzubeugen; unsere Anstalt hat jedenfalls ihre Unschuld bewahrt und sich selbst auch von dem leisesten Verdachte frei gehalten. Ja mag es auch eine Gunst des Zufalls sein, immerhin dürfen wir uns Glück wünschen, unter den vielen unglücklichen Jünglingen, die zum traurigen Dienst einer andern Freiheit sich hindrängten oder sich gewinnen liessen, keinem Namen zu begegnen, der als einstiger Zögling unserer Anstalt unser Herz mit noch andern Gefühlen als denen der allgemeinen Theilnahme berührte. Fern sei es von uns, ein Triumphlied anzustimmen oder gar durch zweideutige Vergleichung anderer uns zu brüsten; denn die Nemesis wacht. Als Gnadengeschenk vielmehr und als Segen von oben wollen wir es lieber annehmen, wenn wir verschont geblieben, aber dürfen auch einen Wink von oben darin sehen, dass wir den rechten Weg der Erziehung zur Freiheit eingeschlagen, und unseres Königs Vertrauen und Beifall und Gnade damit verdienen. Lang lebe der König, zu seines Landes Heil, zu seines Volkes Freude, zu dem Schutz der wahren Freiheit! Ihm zu Ehren und ihm zu Dienst lasst uns als freigesinnte Bürger leben und unseres Amtes warten, und zugleich insgesamt als Väter und Mütter, als Lehrer und Erzieher, jeder nach seinem Berufe und in seinem Lebenskreise Sorge tragen, dass ein freigesinntes Geschlecht auch in die Stelle eintrete, die wir einst räumen werden.

XI. *).

Hochverehrte Versammlung!

Das erste Wort, mit welchem ich heute unser Jugendfest eröffne, darf ein Wort des Dankes sein, welches wir freudig nach allen den Seiten hinrichten, von wannen uns Förderung unserer Arbeit zu Theil ward; zuvörderst an Sie, verehrte Eltern unserer Schüler, die Sie uns Ihr Vertrauen erhalten und mit Ihrer väterlichen Gewalt unsere Amtsgewalt, welche beide göttlichen Ursprungs sind, bisweilen wohl selbst mit Bekämpfung und Aufopferung persönlicher Wünsche unterstützten; an die hohen Obrigkeiten dieser Stadt, welche, jede in ihrem Bereich, so bereitwillig als wirksam unsere Obhut über Ordnung und Sittlichkeit erleichterten; an unsere hohen Oberen, die Stellvertreter unseres Königs, in unserem Kreis und nächst den Stufen des Thrones, die bald durch Befehle ihre Weisheit und Kraft bewähren, öfter noch durch Zutrauen, das sie uns schenken und durch Freiheit, die sie uns gönnen, ihren liberalen Sinn beurkunden, allezeit aber durch ihr Wohlwollen und ihre Fürsorge beweisen, dass sie im Dienste und Geist eines grossherzigen Beschützers der wahren Bildung handeln, dem der vollste Dank gebührt.

Und was Eltern und Obrigkeiten und Könige nicht zu geben vermögen, auch das ist uns bei bescheidenen Wünschen in vollem Maass zu Theil geworden durch die göttliche Fürsorge, das Gedeihen unserer Arbeit; wenn auch nicht

*) Gehalten bei der öffentlichen Preisvertheilung am 30. August 1836.

in dem Maasse, dass wir versucht sein dürften, grossartiger Früchte uns zu rühmen, doch so, dass wir die öffentliche Stimme und ein amtliches Urtheil über den Erfolg so wenig zu scheuen haben, als das Zeugniss unseres eigenen Bewusstseins über unsere Pflichterfüllung. Wenigstens würden uns in diesem Jahre keine äusseren Störungen entschuldigend zur Seite stehn. Denn die Lehrstellen sind, vorausgesetzt, dass die von mir selbst übernommene Verwesung der Oberklasse die vorhandene Lücke auszufüllen vermochte, sämtlich besetzt, und kein Unfall, keine Krankheit unterbrach die Thätigkeit der Lehrer und den Gang der wissenschaftlichen Bildung. Desto beklagenswerther ist es, dass in der Uebung der schönen Künste, die dem wissenschaftlichen Ernst ergänzend, schmückend, oft versöhnend zur Seite gehn sollen, durch das Uebelbefinden des Lehrers eine lange, allen gleich unwillkommene Pause eintrat, in deren Folge am heutigen Feste nicht so wie sonst unsere Schüler es wagen, die gewohnte Nachsicht dieser verehrten Versammlung für die Proben ihrer Kunst in Anspruch zu nehmen.

An diese äusseren Schicksale unserer Schule, deren Uebersicht um so erfreulicher ist, je kürzer und einfacher sie sein darf, erlauben Sie mir, hochverehrte Versammlung, in herkömmlicher Weise wieder ein Wort über ihren innern Zustand anzuknüpfen und aus dem reichen Vorrath der Fragen, in welchem Geist wir die uns von Ihnen anvertraute Jugend bilden und erziehen, eine einzelne auszuwählen und zu beantworten. Und wenn ich die letzten Gelegenheiten, wo ich an diesem Tage zu Ihnen sprechen durfte, benützte, um erst die Grundsätze vorzulegen, nach welchen wir in den einzelnen Theilen des vorgeschriebenen Unterrichts verfahren, um gebildete Männer zu erziehen, wenn ich dann die Ansichten entwickelte, nach denen wir Liebe zum Vaterland zu wecken und lebendig zu erhalten suchen, um deutsche Männer zu bilden, und wenn ich zuletzt

Zeugniss gab, dass wir gleich entfernt von dem sträflichen Libertinismus der Aufwiegler wie von unwürdiger Selbstentäusserung und missverstandener Demuth bemüht sind, freisinnige Jünglinge aus unserer Zucht zu entlassen, so errathen Sie leicht, welche Aufgabe ich dem heutigen Tage aufgespart habe, um die Uebersicht zu vollenden. Denn was frommt Bildung, was frommt Vaterlandsliebe, was frommt Freisinnigkeit, wenn sie nicht unter sich einen festen Grund und Boden, und über sich einen leuchtenden Leitstern haben, in einer christlichen Gesinnung?

So lassen Sie mich heute darlegen, was unsere Anstalt im allgemeinen nach Weisung allerhöchster Vorschriften, im besonderen nach bestem Wissen und Gewissen ihrer Lehrer für die Pflege christlicher Gesinnung in unseren Zöglingen zu leisten strebt.

Soll ich nun vor allem die Nothwendigkeit einer Erziehung zum Christenthum nachweisen, ehe ich den Weg, den wir einschlagen, näher bezeichne? Das sollte entbehrlich scheinen, wenn nicht die Geschichte lehrte, dass neben den Tausenden, die in dem christlichen Glauben den allein seligmachenden Glauben für alle Zeiten erkennen, andere Tausende ihn nur als Durchgangspunkt der Menschheit ansehn, als eine Erscheinung, die im neunzehnten Jahrhundert sich überlebt habe und alt genug sei, um einem neuen Glauben Platz zu machen. Aber dieser Verirrung entgegenzutreten, ist hier nicht der Ort, nicht die Zeit, nicht mein Beruf, nicht Ihr Erwarten. Von geheiligter Stätte wird angemessener und würdiger die Lehre verkündet, wie der christliche Glaube der alleinige Weg zum seligen Leben sei; aber auch ein glückliches Leben und wahre Freude am Leben, ein Wunsch, den der Ungläubige mit dem Gläubigen theilt, ist nur an den christlichen Sinn geknüpft. Gern lasse ich hier beredtere Zungen als die meine, aber am liebsten die grösste Zeugin, die Geschichte sprechen. Mit ergreifender Wirkung vergleicht ein

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christlicher Mann, dess Name guten Klang in unserer Mitte hat *), die Gefühle und Erfahrungen, zu denen sich der brittische Chesterfield und der Apostel Paulus am Ende ihrer Laufbahn über die Lebensfreuden bekennen. Der vornehme Lord, das Vorbild eines hochgefeierten aber dem Glauben entfremdeten Weltmanns, nachdem er das Leben mit allen, allen seinen Reizen genossen, als grosser Geist geglänzt, als hochgestellter Staatsmann sich Ruhm erworben, wie lautet sein Glaubensbekenntniss, das der achzigjährige Mann ablegt? Wenn ich jetzt zurückdenke an alles, was ich gesehn, gehört und gethan habe, so kann ich mir kaum vorstellen, dass dieser Wirrwarr von weltlichem Treiben und weltlicher Lust wirklich vorhanden gewesen; und mich gelüstet keineswegs, das ekle Tränkchen noch einmal zu nehmen. Mein Dichten und Trachten geht nun dahin, die Zeit, da sie meine Feindin geworden ist, zu tödten so gut ich kann; ich habe mich entschlossen, den noch übrigen Theil der Lebensreise im Wagen schlafend zuzubringen." Wie anders der verfolgte, gestäupte, gesteinigte Apostel, als für ihn nach einem Leben voll Mühe und Trübsal die Zeit des Abscheidens vorhanden war: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit." Nichts ist natürlicher; es liegt ja in der Nothwendigkeit, dass Zeit und Alter aus dem Christen eine reifende, aus dem Weltmann eine faulende Frucht machen. Mancher freilich, der ohne Glauben lebte, ist ohne Reue und äusserlich zufrieden aus dem Leben geschieden, so wie viele mit Zerknirschung, andere in Verzweiflung; aber umsonst suchen wir nach Einem Beispiel, dass ein gläubiger Christ beim Abschied aus der Welt es bereute, die irdischen Freuden über den himmlischen Hoffnungen versäumt zu haben.

*) G. H. v. Schubert Altes und Neues Th. III.

Und

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