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dahin gearbeitet, dass sie nicht nöthig haben, als unverlangte Proben eines blosen guten Willens die Nachsicht allzusehr anzusprechen.

Die Aufsätze, welche die Hälfte des Buchs bilden, sind grossentheils schon zerstreut in Zeitschriften oder als Gelegenheitsprogramme gedruckt. Sie haben vielfach eine unerwartete Berücksichtigung gefunden und sind vielfach nach dem Schicksal solcher Arbeiten unbekannt geblieben. Doch erscheint die Mehrzahl derselben in umgearbeiteter Gestalt. Ausgeschlossen hab' ich alles, was sich auf homerische Lexilogie und auf die Wortkritik des Tacitus bezieht, weil dieses theils in meiner zur Hälfte bereits erschienenen Ausgabe des ganzen Tacitus, theils in einem von mir seit Jahren vorbereiteten Glossarium Homericum einen zweckmässigeren Platz findet.

Wieder anderes, z. B. meine Programme über Horaz und die Commentatio de brachylogia sermonis Graeci et Latini, bleiben einer durchgreifenden Umarbeitung vorbehalten, zu welcher mir gegenwärtig die nöthige Musse fehlte. Sollte diese vorliegende Sammlung mit ihrerTM doppelten Bestimmung für die wissenschaftlichen und für die praktischen Interessen der Gymnasialbildung 'denn keiner

dieser Aufsätze geht über die Sphäre eines gründlichen Schulunterrichtes soweit hinaus, dass er eine rein philologische Bedeutung anspräche - ihr Publicum finden,

so werde ich früher oder später eine zweite Sammlung folgen lassen. Einstweilen empfehle ich die vorliegende einer wohlwollenden Aufnahme, namentlich aber meine paradoxen Ansichten über die Modos und die Conjunctionen einer freundlichen Beachtung und strengen Prüfung.

Erlangen, den 10. Mai 1843.

Der Verfasser.

I. *).

Hochverehrte Versammlung!

Noch ist kein Jahr verflossen, seit die Anstalt, welche mit dem heutigen Festtage ein redliches Arbeitsjahr beschliesst, einer neuen Ordnung der Dinge sich erfreut. Durch eine königliche Wohlthat wurde möglich gemacht, was früher bei dem treusten Eifer aller doch unmöglich zu erreichen blieb. Billig werden nun, seit so viel Mittel da sind, auch strengere Ansprüche gemacht an ihr Gedeihen, die Verantwortung wächst, und es gilt keine Ausflucht, keine Selbsttäuschung, kein Selbsttrost mehr, als sei mit geringen Mitteln doch genug geleistet worden. Wir sind geneigt uns der Verantwortung zu unterziehn, und wenn das Selbstbewusstsein des guten Willens und das Gefühl noch jugendlicher Kräfte nicht auf Hoffarth und Anmassung gedeutet wird, so darf ich sagen: wir freuen uns der schwerern Verantwortung. Aber heut darf sie noch nicht gefordert werden. Der Keim ist gelegt, wo ist der Ungeduldige, der im gleichen Frühling, wo erst gepflanzt worden, auch schon die Frucht brechen wollte? wo der Ungerechte, der nicht Gottes Segen schon in dem Wachsthum erkennen möchte?

*) Gehalten bei der öffentlichen Preisvertheilung am 7. September 1821, im ersten Jahr nachdem das Erlanger Gymnasium aus einer Localanstalt in eine Königliche Studienanstalt umgeschaffen und nach dem damals geltenden bayrischen Schulplan, nach dem Normativ von 1808 umorganisirt und neu dotirt worden war.

In den Prüfungen haben wir offen vorgelegt, wieviel durch die Arbeit der Lehrer, durch die Willigkeit der Lernenden in Jahresfrist gefördert worden; wir erwarten nun das Urtheil der Kundigen und sind nicht überrascht, wenn es erkennt, dass noch viel, sehr viel zu thun übrig ist, ja selbst, dass anderwärts ein glänzenderer Erfolg sichtbar sei. Aber vergessen dürfen diese Richter nicht, dass bei den Schwächen, die sie gesehn, nun nichts mehr im Rückhalt ist, bedenken müssen sie und den Glauben fordern wir, dass mit einer Aufrichtigkeit das Innerste der Anstalt ihnen ist geöffnet worden, welche der weltkluge Mann, der auch Gleissnerei und Trug allenfalls nicht scheut, wo es eine öffentliche Ehre zu wahren gilt, vielleicht gar als Mangel an Ehrgefühl tadeln könnte. Aber nein! eine Schule ist kein Breterspiel, jeder Vorhang, der verschleiert, ist eine Scheidewand für das öffentliche Vertrauen, und offen und ungeschminkt unter den Augen der Väter, welche ihr Liebstes aus der Vaterhand in die fremde ausliefern und ein heiliges Recht zu fordern haben, dass man ihr Vertrauen doch mit Wahrhaftigkeit bezahle, unter ihren Augen muss der Lehrer mit dem Lehrling wandeln.

Noch Jahresfrist bedingen wir uns; wenn die Beihülfe von aussenher uns zur Seite bleibt wie bisher, wenn die menschlichen Kräfte treu bleiben wie bisher, wenn der höhere Segen uns begleitet wie bisher, dann (so hoffen wir mit Zuversicht) sollen unsere Früchte gereifter sein und keines Richters Auge scheuen.

Und was für Früchte wollen wir dann bieten können? Keine andern als welche die Vorschrift, von der neuen Ordnung mitgebracht, uns pflegen heisst. Ihre Forderungen sind nicht klein, ihre Gesetze nicht schlaff, und wer gewohnt ist, nicht bei der nächsten Nöthigung seiner Pflicht stehn zu bleiben, der darf sich beeilen, das zunächst Geforderte zu überbieten. Und so mögen denn wenig Worte, von einfacher

Art, auszusprechen versuchen, was diese Vorschrift fordert und welche Gedanken denn der neuen Ordnung zu Grunde liegen, die wir rühmen, der wir folgen; sie mögen ein Zeugniss sein, ob es uns gelungen, in die Seele dieser Ordnung hineinzublicken und so eine wahre Freundschaft mit ihr zu schliessen; und wenn sie ein Ohr fänden, dem sie auch Belehrung zu bieten vermöchten, würden sie unsere künftigen Richter, redende und schweigende, desto leichter zu einem gerechten, billigen, umsichtigen Spruche stimmen; vor allem aber ist unser Wunsch, dass solche Väter, welchen ohne ihre Schuld, ohne unsere Schuld, nur durch die strenge Handhabung des Gesetzes wehe geschehen ist, ihr Ohr gegen die Wahrheit nicht absichtlich verschliessen mögen, wenn diese Worte sie zu überzeugen suchen, dass wir thaten was wir mussten, für unsere Pflicht, für ihr und ihrer Kinder Bestes, und für das Wohl des Ganzen.

Denn wir sind des Glaubens, dass unser ganzes Verfahren, welches in den Augen der Ununterrichteten oder der Verwundeten vielleicht bisweilen nicht frei von dem Vorwurf des Gewaltsamen blieb, in zwei Rücksichten seine Rechtfertigung findet; darin, dass die Anstalt eine öffentliche, und darin, dass sie eine Gelehrten schule ist. Gern möcht' ich hier nach Kräften die Bedeutung dieses doppelten Namens vollständig darlegen und mit dieser Ausführung ein treues Bild entwerfen, welch unabsehbaren Einfluss auf Volksbildung und Besserwerden eine treue lückenlose Befolgung aller jener Vorschriften üben müsste; aber die Fülle des Gegenstandes im Verein mit dem Drang der Stunde beschränken diesen Vortrag, dass er nur wenige Grundgedanken zur Erläuterung sich ausersieht.

Alles was die Menschen thun, sagt ein kluger Mann des Alterthums, wird vollbracht durch körperlicheThätigkeit oder durch geistige; die geistige aber sei die edlere. So viel Wahres auch in den letzteren Worten liegt, so leicht sind sie zu missdeuten,

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