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vorbereitet und befähigt war, dem Gedankengang dieses abstrusen Forschers zu folgen. Um so mehr zog ihn Fries an. Er war ein unverdrossener Zuhörer und stand ihm besonders durch Privatumgang selbst als Hausfreund nahe. In späterer Zeit entsagte er seinem System, wenigstens eine Zeit lang völlig, während er jederzeit für ihn als scharfen Denker und edlen Menschen die grösste Hochachtung und für seinen Einfluss auf seine geistige Entwickelung die innigste Dankbarkeit bewahrte. Fries war es auch, der ihm, nachdem er seine Individualität genauer kennen gelernt, den Rath gab, den Aristoteles und dessen Philosophie zum Mittelpunkt seiner Studien und zu seiner Lebensaufgabe zų machen. Dem gewöhnlichen Studentenleben blieb er fern, theils wegen der Beschränktheit seiner Subsistenzmittel (sein Staatsstipendium, auf das er ausschliesslich angewiesen war, betrug nur 400-500 fl.), theils wegen seiner Altersreife (er war schon 23 Jahre alt), theils aus Abneigung gegen laute, rauschende Freuden und sinnliche Genüsse, und aus Vorliebe für rein geistige Beschäftigung oder stilltraulichen Umgang. Ausser seinen alten Freunden und Landsleuten Birnbaum, jetzt Gymnasialdirektor in Köln am Rhein, und Mittermaier, jetzt Gymnasialrektor in Aschaffenburg, welche mit ihm von der Regierung nach Heidelberg geschickt waren, beschränkte sich sein Umgang auf mich und einen jungen Schweizer, den er mit fast leidenschaftlicher Liebe ins Herz schloss, sein ganzes Leben hindurch seinen liebsten Freund nannte, und, wie oben erwähnt, auf dem Todtenbette zum Gegenstand seiner Phantasien machte den nachmaligen Bürgermeister Melchior Hirzel in Zürich. Zu den norddeutschen Naturen fühlte er sich in der Regel nicht hingezogen und konnte sich nicht entschliessen, das freundliche Entgegenkommen des gastlichen Joh. Heinr. Voss, dem er von München aus empfohlen war, zu erwiedern und zu benützen. Er war in seinen Zuneigungen und Abneigungen von vorn herein entschieden, und zu charakterfest, zu bedürfnisslos, auch wohl zu stolz, um der Convenienz ein Opfer zu bringen.

4) Der Kreis, dem er damals in München als Freund angehörte, war derselbe, den der ehrwürdige Präsident der Akademie, Friedr. Heinr. Jacobi, um sich gebildet hatte und fast alltäglich in den Abendstunden in seinem gastfreien Haus um sich versammelt sah, der Oberstudien- und Oberconsistorialrath von Niethammer, dessen Hause er als Hausfreund oder vielmehr als Kind vom Hause angehörte, der jetzige Oberconsistorialpräsident Fr. v. Roth, der Generalsecretär v. Schlichtegroll,

Thiersch,

Thiersch, Martius u. a. Dort fand er auch Gelegenheit, die fremden Gelehrten kennen zu lernen, welche ihre Verwunderung nicht verbargen, einem Mann von so umfassenden gründlichen Kenntnissen und von so selbständigen, reifen, originellen Ansichten zu begegnen, der an einer Elementarschule verwendet war und es verschmähte, die gelehrte Welt durch irgend eine Spende seines reichen geistigen Besitzes von seinem Dasein in Kenntniss zu setzen. So Schleiermacher, Niebuhr, Brandis, Hegel u. a. Mit Schelling befreundete er sich erst später, aber desto inniger.

Ausserdem gedachte er oft mit Liebe und Dankbarkeit der traulichen Stunden, die er in dem Familienkreis des Finanzdirektors von Annetsberger verlebt hatte; dann seines innigen Zusammenlebens mit Emil Jacobs, der gegenwärtig ein Maler von ausgebreitetem Ruf, damals sich zu seiner künstlerischen Ausbildung in München aufhielt und in Kopp's Haus und Pflege lebte, und dem er so das werden konnte, was sein Vater ihm selbst gewesen war, ein väterlicher Freund. Auch der Arzt und nachmalige Professor Gmeiner und der Forstmann Kropf gehörten zu seinem nähern Umgang, denn gelehrte und philosophische Bildung und Interesse war nicht das, was er bei seinen genauen Freunden vor allem suchte; wo er einem Gemüth von besonderer Einfalt, Kindlichkeit und Liebeswärme begegnete, da fühlte er sich augenblicklich und zugleich auch für die Dauer hingezogen und knüpfte die innigste Freundschaft; wogegen strenge Charactere, bei denen er kein Gemüth und keine Milde wahrzunehmen glaubte, sie mochten so rechtlich, edeldenkend, gebildet, geistreich sein, wie sie wollten, für ihn etwas durchaus abstossendes hatten, und seinem Herzen immer fremd blieben, so wenig er ihrer Begegnung auswich und so willig er seinen Geist durch sie anregen, bereichern und bilden liess.

Zu seinen Schülern zählte er unter anderen den berühmten Meister Schwanthaler, mit welchem er auch ferner die freundschaftlichsten Verhältnisse unterhielt; und einen andern, den Rechtsphilosophen Stahl, führte ihm später das Geschickals Collegen in Erlangen zu.

5) Seine erste Gattin, die er im Niethammerischen Hause kennen lernte, war Charlotte Dörner, Tochter eines würtembergischen Geistlichen in Rohracker bei Stuttgart. Er verlor sie an den Folgen des zweiten Wochenbettes. Nachdem er bei einem ganz unerwarteten bedenklichen Anfall selbst fortgeeilt war, um den Arzt zu holen, fand er sie schon als Leiche, als er zurückkehrte. Später vermählte er sich mit Emilie, verwittweter

Eckemann-Allesson, geb. Frisch aus Stuttgart, einer Cousine seiner ersten Frau.

6) Dass unter seinem Busenfreund in Erlangen Friedrich Rückert zu verstehen sei, der in den letzten zwölf Jahren seinen täglichen Umgang bildete, ist aus den Werken des berühmten Dichters selbst als bekannt vorauszusetzen. Diesem Umgang verdankte Kopp auch die Anregung, sich noch in seinen späteren Jahren mit der ganzen Energie seines Geistes und Fleisses auf die orientalischen Sprachen, namentlich das Sanskrit zu werfen und sich mit der Sprachenvergleichung zu beschäftigen, wovon mehrere seiner Recensionen Zeugniss geben.

7) Seine schriftstellerischen Leistungen sind in der That im Verhältniss zu seiner Fähigkeit, seiner Arbeitslust und seiner Lebensdauer wenige. Die erste bestand in einer kleinen Denkschrift auf Fr. Heinr. Jacobi bei dessen im J. 1819 erfolgten Tode. Im J. 1826 erschien Damascii philosophi Platonici quaestiones de primis principiis ad fidem codd. Mss. nunc primum edidit Jos. Kopp, ein Anecdoton, das die Kenner der neuplatonischen Philosophie hoch willkommen hiessen, das aber bei dem beschränkten Kreis der Gelehrten, die sich für diesen Theil der späteren griechischen Literatur interessiren, nicht geeignet war, ihm einen weit gekannten Namen zu verschaffen. Erst später, als die K. Academie der Wissenschaften, welche ihn zu ihren Mitgliedern zählte, unter dem Namen „,Gelehrten Anzeigen“ eine bayerische Literaturzeitung für die allgemeinen Wissenschaften gründete, im J. 1835 gelang es seinem Freunde, dem Oberconsistorialpräsidenten Fr. v. Roth, der an der Spitze dieses Unternehmens stand und noch steht, ihn zur thätigen Theilnahme an derselben zu vermögen, und seine Abneigung gegen Schriftstellerei zu besiegen. Die zum Theil mit J. K. oder P. K. oder auch gar nicht unterzeichneten Recensionen, welche zum Theil Nachfragen vom Ausland nach dem vollen Namen dieses gründlichen Recensenten und Kenners der alten Philosophie veranlassten, sind folgende:

In den Münchner Gelehrten Anzeigen:

De la Metaphysique d'Aristote par V. Cousin. 1836, Nr. 27. Brandis Geschichte der griechischen Philosophie. 1836, Nr. 110 bis 113.

Philosophie des Aristoteles von Biese. 1836, Nr. 131 und 242, und 1839, Nr. 187.

Aristotelis Politica ed. Stahr. 1836, Nr. 85. 86 und 1839, Nr. 87. Fischer de Hellenicae philosophiae principiis. 1837, Nr. 83 — 85.

W. von Humboldt über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues. 1837, Nr. 162-171 und 176–183.

Documenta philosophiae Arabum ed. Schmeller. 1837, Nr. 116. 117.
Rückert's Gedichte. 1837, Nr. 1. 2.

Aristotelis Ethica Nicomachea ed. Michelet. 1837, Nr. 6-9.
Cicero qikonlárov ed. Heusde. 1837, Nr. 91–94.

Ritter's Geschichte der Philosophie. 1837, Nr. 99. 100 und 1839,
Nr. 187. 188.

Geppert's Darstellung der grammatischen Kategorien. 1837, Nr. 98. Philosophorum Graecorum reliquiae, ed. Karsten. 1837, Nr. 131–133 und 1839, Nr. 186.

Rückert's Weisheit der Brahmanen. 1837, Nr. 136—139.
Trendelenburg elementa logices Aristoteliae. 1837, Nr. 144. 145.
Fischer's Lehrbuch der Logik. 1838, Nr. 192–194.

Die Sprachphilosophie der Alten von Lersch. 1838, Nr. 208. 209.
Aristoteles Staatspädagogik von Alex. Kapp. 1838, Nr. 246. 247.
Historia philosophiae Graeco-Romanae ed. Preller. 1838, Nr. 257.
Rückert's Rostem und Suhrab. 1839, Nr. 1—3.

Philosophie von Ph. W. van Heusde. 1839, Nr. 54. 55.

Wüllner über Verwandtschaft des Indogermanischen, Semitischen und Tibetanischen. 1839, Nr. 62-64.

Necker de Saussure die Erziehung des Menschen, übersetzt von
Hogguer und Wangenheim. 1839, Nr. 146—150.

Platonis Timaeus et Critias ed. Stallbaum. 1839, Nr. 162–165.
Schleiermacher's Dialektik. 1839, Nr. 207–209.

Ed. Schmidt's Umrisse zur Geschichte der Philosophie. 1839,
Nr. 215-218.

K. Fr. Hermann's Geschichte der platonischen Philosophie. 1840, Nr. 27. 28.

Ritusanhâras ed. P. a Bohlen. 1840, Nr. 192.

Platonis Parmenides ed. Stallbaum. 1840, Nr. 194–197.

Hartmann de diis Timaei Platonici. 1840, Nr. 251. 252.

Grässe's Literärgeschichte der alten Welt. 1840, Nr. 252-258. Geschichte der inductiven Wissenschaften nach Whewell mit Anmerkungen von Littrow. 1841, Nr. 45.

Stern's Lehrbuch der allgemeinen Grammatik. 1841, Nr. 63. 65. Physici et medici Graeci minores ed. L. Ideler. 1841, Nr. 170. 171. Logische Untersuchungen von Trendelenburg. 1841, Nr. 116—121 und Nr. 209–212.

Beneke's System der Metaphysik und Religionsphilosophie. 1841, Nr. 175-179.

Ausserdem befinden sich mehrere Anzeigen von ihm in der Hallischen Literaturzeitung und in den Heidelberger Jahrbüchern.

Um so reicher ist sein schriftlicher Nachlass, worunter ein ausgearbeitetes Lexicon Aristotelicum, zu dessen Herausgabe ihm von mehreren Buchhändlern dringende Aufforderungen und Anerbietungen zukamen, die er jedoch entweder ablehnte oder unberücksichtigt liess. Doch ist gegründete Hoffnung vorhanden, dass diese Riesenarbeit und mehreres andere als opus postumum werde erscheinen können.

8) Kopp war von kleiner Statur, aber nach der Art des kräftigen Volksstammes von Altbayern, gedrungen und wohlgebaut, in den spätern Jahren fast korpulent. Seine ganze Natur, seine leidenschaftslose Lebhaftigkeit und seine früher ununterbrochene Gesundheit schienen ein hohes Alter zu versprechen; allein mit Eintritt des Winters glaubten seine Freunde ein überraschend schnelles Altern an ihm wahrzunehmen. Sie schoben die Schuld dieser Erscheinung auf den neuerlichen Verlust seiner Zähne, bis sie durch ein mit einem Katarrhfieber beginnendes Uebelbefinden im April 1. J. besorgt wurden. Dasselbe steigerte sich zu einer ernsthaften Krankheit, die den Character bald eines Leber - bald eines Lungenleidens annahm und bei dem sie begleitenden Zehrfieber keinen guten Ausgang verhiess. Körperlich gelitten hat er nicht besonders viel, und sein ungetrübter, immer thätiger Geist half ihm die Pein der gezwungenen Unthätigkeit tragen, so dass er seine Freunde in den erträglichen Stunden eben so, wie in seinen gesundesten Tagen, durch anspruchslose mit stetem Humor gewürzte Gespräche über Gegenstände der verschiedensten Wissenschaften unterhielt. Sein herannahendes Ende scheint er, wenigstens in den wachen Stunden des Bewusstseins, nicht geahndet zu haben; aber die Hoffnung, dass er ein höheres Lebensalter erreichen werde, hatte er sich und den Seinen schon früher abgesprochen: ,,seine Jugendzeit sei „allzuhart gewesen!" Es war der 7. Julius 1842 Abends 6 Uhr, als diese seine Voraussagung in Erfüllung ging.

Das Nähere über seine letzten Lebenstage enthalten folgende von den Seinen aufgezeichneten Mittheilungen:

,,Im Begriff, seinen Freund Rückert in Coburg auf einige Wochen zu besuchen in der Mitte des Aprils, zog er sich Tags zuvor eine Erkältung zu, und die Reise ward auf den 3ten Tag verschoben; frühere, unbeachtete rheumatische Schmerzen fühlte er und nahm sich vor, dieses Jahr, das erstemal, eine Erholungsreise oder ein Bad zu brauchen; es trat starker Katarrh, heftiger Druck und Kopfschmerz, Mangel an Esslust, fieberhafter Zustand

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