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einer verlacht, der sich immer schön ausdrücken will, und Mart. VII, 10, V. 3 fg. heisst es, dass er in der Liebe ausschweifend gewesen ist, was auch aus Mart. VI, 33 entnommen werden kann, da Matho dort auf das Elend des Sabellus aufmerksam gemacht wird, den auch alles Unglück, das über ihn hereinbricht, nicht von den gröbsten Ausschweifungen abhalte. In allen diesen Stellen erscheint Matho eben nur als ein heruntergekommener causidicus, der,nicht der beste Redner ist und sich seine Ausschweifungen etwas hat kosten lassen; die Fehler aber, die dort an ihm gerügt werden, hatte er mit gar vielen seiner Zeitgenossen gemein, und sie sind gegen die ungeheuren Laster und Vergehungen, wie sie uns Juvenal als in jener Zeit ganz gewöhnlich schildert, wirklich sehr unbedeutend.

Heinrich sagt ferner S. 42. «Matho lebte einst, aber nicht mehr zu Juvenals Zeiten; hier ist es ein Mann wie Matho». Um so übersetzen zu können, - muss man allerdings annehmen, dass Matho zur Zeit der Abfassung dieser Satire nicht mehr gelebt habe. Woher wusste denn aber Heinrich dies so bestimmt, dass er darauf sogar seine Erklärung stützte? Zeugnisse hat er für seine Behauptung nicht angeführt. Wenn aber der bei Martial oft vorkommende Matho immer eine und dieselbe Person ist und wieder derselbe, dessen Juvenal hier und noch an zwei andren Stellen erwähnt hat, was nicht nur von W. E. Weber (in dem seiner Uebers. angehängten Commentare S. 247.) und Heinrich (II, S. 42.) zugegeben, sondern in der That dadurch sehr wahrscheinlich wird, dass Martial und Juvenal ganz genaue Zeitgenossen waren, und dass beide im Matho offenbar einen und denselben Charakter schildern; so geht wiederum aus Mart. VII, 90 ziemlich deutlich hervor, dass man den Matho als einen Zeitgenossen beider Dichter betrachten kann; denn er wird dort als Beurtheiler eines Buchs des Martial genannt. Ferner spricht weder Juvenal noch Martial irgendwo von Matho wie von einem Ver

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man

dem

storbenen; vielmehr lassen sich alle auf den Matho bezüglichen Stellen in beiden Dichtern viel leichter erklären, wenn man sich ihn als ihren noch lebenden Zeitgenossen denkt; man müsste denn annehmen, Matho sei ein für einen solchen Charakter fingirter Name, was jedoch nicht wohl angeht, wenn nicht zugleich annehmen wollte, dass beide Dichter darin mit einander übereingekommen seien, einen schlechten, dickthuenden Advocaten Matho zu nennen, oder dass der eine diesen Namen von andren entlehnt habe, da doch an eine zufällige Uebereinstimmung in dem für einen bestimmten Charakter fingirten Namen bei zwei Dichtern nicht zu denken ist. Da ferner Juvenal und Martial öfter dieselben Charaktere unter denselben Namen, die nicht anderswoher bekannt sind, schildern, so müsste man eine solche Annahme eben so oft wiederholen. Gesetzt aber, Matho habe nicht zu Juvenals Zeiten gelebt, wann soll er denn gelebt haben? Mir scheint, man könne nicht annehmen, dass er vor oder zu der Zeit, da Horaz seine Satiren schrieb, gelebt habe. Denn da Matho eine in Rom so bekannte und mehr für den lachenden als für den zürnenden Satiriker geschaffene Person war, wie man es aus der Schilderung Juvenals und Martials wohl abnehmen kann, so hätte ihn gewiss auch Horaz irgendwo in seinen Satiren aufgeführt, wenn er ihn gekannt hätte. Wir finden aber seinen Namen nirgends bei Horaz: mithin könnte er, wenn anders Heinrichs Behauptung richtig ist, nur in der Zeit gelebt haben, die zwischen der Abfassung der Satiren des Horaz und der der Satiren des Juvenal liegt. Wo sind aber die Zeugnisse für eine solche Annahme? Obgleich endlich Juvenal am Ende dieser Satire sagt, er wolle nur solche Personen in seinen Satiren angreifen, die bereits unter der Erde liegen, weil diese nicht mehr beissen können, so ist das doch nur von solchen Leuten zu verstehen, deren Rache ihm leicht gefährlich werden, nicht aber von solchen, deren Zorn und Hass ihm allezeit völlig

gleichgültig sein konnte. So ist denn gar kein Grund vorhanden, warum Juvenal einen armen, heruntergekommenen Advocaten, den in seiner Satire aufzuführen, er nun grade für geeignet hielt, nicht hätte bei seinem wirklichen Namen nennen sollen, zumal wenn seine Darstellung dadurch an Deutlichkeit gewinnen musste. Denn die Anspielung auf einen mächtigen Zeitgenossen fühlt leicht jeder Leser heraus, auch wenn der Name des Gegeisselten nicht genannt ist, sollen aber minder wichtige und minder zu fürchtende Personen dem Gelächter preisgegeben werden, so gewinnt die Darstellung ohne Zweifel an Kraft und Deutlichkeit, wenn auch die wirklichen Namen derselben genannt werden. So glaube ich denn, dass der causidicus Matho ein unsrem Dichter wohlbekannter Mann war, den er noch selbst in seiner neuen Sänfte in Roms Strassen umherprunken gesehen hatte.

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Die Worte Plena ipso beziehen Ruperti und C. L. Struve (Commentar. ad primam Juven. satiram ed. Dorpati. 1807.), der Erklärung des Scholiasten sich anschliessend, auf die Wohlbeleibtheit des Matho; dagegen ist E. W. Weber (S. 136.), indem er aus Sat. VII, 129 folgert, dass Matho mager gewesen sei, der Meinung, es werde mit dem Zusatze Plena ipso die eitle Aufgeblasenheit und das Dickthun des Matho geschildert, der sich in seiner neuen Sänfte so breit mache, dass er sie ganz ausfülle und nicht Platz genug in ihr zu haben scheine. In dem Sinne, wie der letztere, wollen auch Heinrich (II, S. 42.) und W. E. Weber (Anmerk. zu sein. Uebers. S. 247.) die Worte Plena ipso genommen haben; nichts desto weniger könnte auch die Erklärung des Scholiasten richtig sein; wenigstens steht der Zulässigkeit derselben keineswegs. wie E. W. Weber zu glauben scheint, Sat: VII, 129 entgegen, welche Stelle, wie schon Nobbe a. a. O. S. 10. fgg. und Madvig (opuscc. acadd. edd. a. 1834. S. 32. Anm.) mit vollem Rechte gerügt haben, von E. W. Weber falsch verstanden und angewendet worden ist, da dort nur

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von der Zahlungsunfähigkeit des Matho die Rede ist und man auf keine Weise aus den Worten «Matho deficit» folgern darf, dass Matho mager gewesen sei. So schlägt denn auch Nobbe a. a. O. S. 12. vor, beide Erklärungsarten zu verbinden, und nimmt an, Juvenal habe in der vorliegenden Stelle sowohl auf die Wohlbeleibtheit als auch auf das Dickthun des Matho hindeuten wollen. Indessen lässt sich gegen die Erklärung des Scholiasten eine andre sehr triftige und nahe liegende Einwendung machen, dass nämlich die Frwähnung der Wohlbeleibtheit Matho's an dieser Stelle und auf solche Weise durchaus ohne Witz und Kraft wäre, mithin als ein ganz müssiger Zusatz erscheinen müsste, während man doch gleich auf den ersten Blick sieht, dass die Worte Plena ipso hier nicht ohne Absicht gesagt sein können. Deshalb ist denn auch E. W. Webers Erklärung derselben unstreitig besser, doch hat, glaube ich, der Dichter mit denselben weder die Dicke, noch das Dickthun des Matho, sondern einzig und allein die Enge und Kleinheit der Sänfte selbst bezeichnen wollen; es muss nur dargethan werden, in wiefern ein solcher Zusatz dazu dienen konnte, das zugleich Lachen und Unwillen erregende Bild, welches uns der Dichter hiermit vorführen wollte, noch zu verstärken. Zu den zahllosen Missbräuchen und Verkehrtheiten, an denen das Zeitalter des Juvenal litt, gehörte auch die thörichte Gewohnheit, dass man den Menschen nicht nach seiner Tugend und seinem Verstande, sondern lediglich nach seinen Ahnen und seinem Gelde abschätzte. Schon frühe scheint man in Rom den Geburtsadel höher geachtet zu haben, als den sich durch Tugenden und Grossthaten kundgebenden Adel der Seele; denn schon Sallustius lässt den Marius (bell. Jugurthin. cap. 85.) sehr treffend über diese Verkehrtheit sprechen: wie gewöhnlich aber diese Art der Beurtheilung zu Juvenals Zeiten in Rom gewesen sein muss, sieht man deutlich aus dessen achter Satire, in welcher darüber weitläuftig gehandelt wird. Später als dieses

kam es in Rom auf, den Werth der Menschen nach ihrem Vermögen abzuschätzen, und wie weit man darin zu Juvenals Zeiten ging, kann man aus dessen Sat. I, V. 110 fgg. und noch besser aus Sat. III, V. 126 fgg. lernen. Wer die meisten Ahnen und das meiste Geld aufzuweisen hatte, galt damals für einen Ausbund von Tugend und Verständigkeit. Als Meister in allen Dingen gepriesen, wurde ein solcher nicht nur mit unverdientem Lobe überhäuft, sondern mit dem steigenden Ansehen strömte ihm auch reicher Gewinn von allen Seiten zu. Die nächste Folge davon war, dass nun ein Jeder wenigstens reich scheinen wollte, auch wenn er es nicht war. Der Arme zumal, um nicht alles Ansehen und damit alle Hoffnung auf Gewinn zu verlieren, sah sich genöthigt, es den Reichen in äusserem Prunke nachzuthun. Allein ein solcher Kunstgriff konnte natürlicher Weise nur Wenigen helfen, beiweitem die Meisten geriethen dadurch tief in Schulden hinein und richteten sich nur um so schneller zu Grunde. Mit lebhaften Farben und mit allem Unwillen, den solches Treiben verdient, ist es von Juvenal Sat. VII, 105 fgg. und III, 126 fgg. geschildert worden, und zwar geht aus VII, V. 129. deutlich hervor, dass auch Matho zu der zahlreichen Klasse jener armen Advocaten gehörte, die sich durch glänzendes Auftreten und äusserlichen Prunk, wozu sie die Mittel zusammengeborgt hatten, Kundschaft zu verschaffen suchten und mit einem Bankrott endeten. Dasselbe hatte schon Heinrich II, S. 42 richtig aus Sat. VII, 129 gefolgert, indem er sagt: "Matho ist ein causidicus, der nichts hat, aber äusserlich was vorstellen will, um sich Credit zu machen. Daher nova lectica, wofür die Rechnung vielleicht noch nicht bezahlt war.». Ebenso sagt W. E. Weber S. 247; «so müssen wir die neufertige Sänfte nicht als Zeichen unrühmlich erworbenes Reichthums, sondern als eines der hohlen und lächerlichen Ostentation ansehen, mit welcher Sachwalter, die in Ruf zu kommen suchten, dem

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