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Pöbel Sand in die Augen streuten.» Aber keiner von beiden hat diesen Gedanken auf die Erklärung der Worte Plena ipso angewendet. Man muss sich nämlich die Sache so vorstellen: Matho hatte sich, um seine Armuth zu verbergen und wohlhabend zu scheinen, eine neue Sänfte machen lassen; diese war aber so klein und eng gerathen, dass sie schon von ihm allein voll war und ihn kaum fassen konnte, während doch die lecticæ, welche geräumiger waren, als die ebenfalls zum Austragen eingerichteten sellæ, sogar zwei Personen fassen konnten. Suet. Ner. 9. Heinr. II, S. 42. W. E. Weber. S. 247. Ein Armer, der den Reichen auf eine Art spielt, dass man gleich beim ersten Blicke gewahr wird, er wolle es diesem nur nachthun, ohne es zu können, erregt allezeit Lachen; aber Unwillen und Mitleid gesellen sich zum Lachen, wenn man als die Ursache solches Thuns eine so grosse Verdorbenheit des Publikums anerkennen muss, wie sich diese als die damaligen Bewohner Roms charakterisirend aus Juvenal nachweisen lässt. Dadurch wird denn unser Matho eine für die Juvenalische Satire so recht geschaffene Person. In der ersten Satire, welche die Vorrede und Einleitung zu allen übrigen bildet, setzt der Dichter die Ursachen, warum er Satiren schreibt, und den Stoff, den er abhandeln will, auseinander; daher finden wir in derselben kurz zusammengedrängt, was nachher in den einzelnen Satiren besonders und weitläuftiger abgehandelt wird, und es ist dem Dichter genug, als Kepräsentanten jener Klasse von Armen, auf welche er später noch öfter zu sprechen kommt, uns hier den Matho in seiner neuen engen Sänfte vorbeitragen zu lassen. Das Sprachliche hindert diese Erklärung nicht. Den Griechen ist es ganz geläufig, autós statt μovog zu sagen, Matth. A. gr. Gr. II. § 468, 5. Kühner A. Gr. der gr. Spr. § 630 Anm. 3., und dass auch die Römer zuweilen ipse brauchen, wo man solus erwartet, sieht man aus Cic. Harusp. resp. 17: «Hoc quid sit, per se ipsum non facile interpretor: sed ex eo, quod sequitur,

suspicor de tuorum judicum manifesto perjurio dici. >> und Cic. de fin. 1, 19. «Rerum natura cognita non conturbamur ignoratione rerum, e qua ipsa horribiles exsistunt sæpe formidines. » Ramshorns lat. Gr. § 157. 1. e.

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SAT. I. V. 81 fgg.

Ex quo Deucalion, nimbis tollentibus æquor,
Navigio montem adscendit sortesque poposcit,
Paulatimque anima caluerunt mollia saxa,
Et maribus nudas ostendit Pyrrha puellas:
Quidquid agunt homines, votum, timor, ira, voluptas,
Gaudia, discursus, nostri est farrago libelli.
Et quando uberior vitiorum copia? quando
Major avaritiæ patuit sinus? alea quando
Hos animos?-

Die in der Jenaer Lit. Zeitung vom Jahre 1822. April. 20. vorgeschlagene Versetzung der Verse, wonach der Abschnitt mit V. 85 beginnen, nach dem am Ende des Verses 87 stehenden quando ein Comma gemacht und dann die vier ersten Verse (V. 81-84) als Parenthese eingeschaltet werden sollen, ist durchaus unstatthaft, wie schon E. W. Weber S. 142. genügend dargethan hat. Ueber die Absicht, in welcher der Dichter V. 84 bemerkt, dass Pyrrha die Mädchen den Männern nackt gezeigt habe, äussert sich Nic. Rigaltius in seiner Dissertatio de satira Juvenalis, die zu Anfange seiner zweiten Ausgabe des Juvenal (Lutetiæ. 1616. 8°) steht, folgendermassen: <«<Inter narrandum innuit (Juvenalis), futile esse ac perabsurdum, quod poëtæ fabulantur, exstinctis olim diluvio ceteris animantibus, Deucalionem et Pyrrham conjuges, ob morum sanctitatem, servatos tanquam exempla reparandæ posteritati, aitque nec Pyrrham quidem ulla fuisse castimonia commendabilem, sed potius magam et lenam, quæ

projectis post terga sua saxis nudas puellas ediderit, quas maribus conciliaret.» Ruperti billigte diese Bemerkung in seiner ersten Ausgabe des Juvenal, nachdem aber Heinecke (Animadverss. in Juvenal, satiras. Halis Saxon. 1804. 8°. S. 55) darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ein solcher Ausfall auf die gute alte Zeit ganz ungereimt wäre, scheint Ruperti in seiner zweiten Ausgabe der Ansicht Heinecke's beigepflichtet zu haben. Und mit Recht. Denn es stand nicht nur nicht in der Macht der Pyrrha, gleich völlig bekleidete Mädchen zu erschaffen, sondern Pyrrha wusste, wie uns Ovid Metam. 1, 384– 397. erzählt, nicht einmal, ob sie den Befehl der Themis richtig verstanden habe und ob die rückwärts geworfenen Steine irgend einen Erfolg haben würden, mithin konnte Juvenal dieselbe schon deshalb nicht wohl als eine maga und lena hinstellen. Nach der Erzählung des Ovid (Metam. 1, 348-415) erfüllten nämlich Pyrrha und Deucalion nur das Geheiss der Themis, welche von jenen um Rath gefragt, auf welche Weise an Stelle des in den Fluthen untergegangenen Menschengeschlechts ein neues hervorgebracht werden könnte, ihnen den dunklen Befehl ertheilt hatte, dass sie mit verhülltem Haupte und losgegürteten Kleidern die Gebeine ihrer grossen Mutter hinter sich werfen sollten. Und Juvenal scheint hier ganz der Erzählung Ovids gefolgt zu sein, wie man daraus wohl abnehmen kann, dass die von ihm V. 81-83 gebrauchten Ausdrücke grösseren auf einander folgenden Stellen in Ovids Erzählung ganz genau entsprechen. Man vergleiche nimbis tollentibus aequor mit Ov. Met. 1, 260-315, navigio montem adscendit mit Ov. Met. 1, 316-321, sortesque poposcit mit Ov. Met. 1, 367-383 und V. 83 bei Juvenal mit Ov. Met. 1, 400-413. Nur die Schlussbemerkung Juvenals V. 84 ist eine ganz andre, als die bei Ovid Met. 1, 414 fgg. Denn während der letztere daher, dass die Fabel das neue Menschengeschlecht aus Steinen entstehen lässt, die Härte und Arbeitsnoth der Menschen herleitet, sagt

Juvenal V. 84, Pyrrha habe die neuerschaffenen Mädchen den Männern nackt gezeigt, und es entsteht nun eben die Frage, in welcher Absicht Juvenal hier gerade auf diesen Umstand aufmerksam gemacht hat. Hätte Juvenal die Unkeuschheit der Pyrrha damit bezeichnen wollen, so hätte er dies deutlicher und, nach der Heftigkeit zu urtheilen, mit der er sonst bei jeder Gelegenheit über die Laster und Schwächen der Frauen herzufallen pflegt, wohl auch stärker ausgedrückt, als es mit V. 84 geschehen ist: dann aber würde er solches nicht nur in geradem Widerspruche mit der Fabel gethan haben, da doch Ovid Met. 1, V. 322 fgg. ausdrücklich berichtet, Deucalion und Pyrrha allein seien, eben wegen ihrer Gerechtigkeit und Gottesfürchtigkeit, von Jupiter für würdig erachtet worden, im Untergange des gesammten Menschengeschlechts nicht mit zu verderben; sondern er hätte auch mit offenbarem Unrecht die Pyrrha der Unkeuschheit beschuldigt, indem ein solcher Vorwurf, wenn irgend Jemand, doch einzig und allein nur die Themis treffen konnte, weil sie die Weisung gegeben hatte, wie ein neues Menschengeschlecht erschaffen werden könnte, Pyrrha aber über die Art und Weise dieser Erschaffung völlig im Dunklen war. Ja dürfte man wohl selbst dann, wenn Pyrrha vorher gewusst hätte, dass die von ihr geworfenen Steine in nackte Mädchen, die von Deucalion geworfenen in nackte Männer verwandelt werden würden, die Pyrrha mit irgend welchem Rechte lediglich deshalb der Unkeuschheit beschuldigen, weil der Gedanke an das Unziemliche bei einer auf solche Weise zu bewirkenden Erschaffung eines neuen Menschengeschlechts sie nicht von der Erfüllung des von der Göttin erhaltenen Gebotes zurückhielt? müsste man nicht vielmehr eben darin einen Zug von jener allgerühmten Unbescholtenheit und Reinheit jenes übrig gebliebenen Menschenpaares erkennen? Da nun das, was Juvenal V. 84 von der Pyrrha sagt, keinen wirklichen Beweis gegen ihre Keuschheit abgeben kann, so kann der Dichter

auch nicht so etwas mit jenem Verse bezweckt haben.- Heinrich (Comment. S. 64) meint, in den Worten nudas ostendit sei ein komischer Zug von Naivetät enthalten. «So wie», sagt er, «die Mütter stets auf die Heirath ihrer Töchter bedacht sind, so machte Pyrrha kein Arges daraus, den neuen Erdenbürgern die gleichfalls neugeschaffenen Mädchen, splitternackt, wie sie waren, (denn Modejournale gab es noch nicht,) zur Auswahl zu präsentiren. » Sollen wir glauben, dass Juvenal in V. 84 eine solche Anspielung machen wollte, so könnte das nur unter der Bedingung geschehen, wenn es sich nachweisen liesse, dass schon zu Juvenals Zeiten Mütter ein Lieblingsgeschäft daraus machten, ihre Töchter an den Mann zu bringen. Dies wird jedoch dadurch höchst unwahrscheinlich, dass Juvenal ein so lächerliches, heutzutage freilich oft zu bemerkendes Streben der Mütter nirgends züchtigt und verlacht, was er in seiner sechsten Satire gewiss nicht unterlassen hätte, wenn wirklich schon damals Mütter sich das Verkuppeln ihrer Töchter hätten angelegen sein lassen; auch kann man sich wohl denken, dass der geringe Einfluss, den im AlterthuLe das weibliche Geschlecht überhaupt und gewiss auch die Mutter auf die Versorgung ihrer Töchter hatte, einer so üblen Gewohnheit der Mütter mindestens keinen Vorschub leistete. Verbietet nun schon dies Alles, daran zu denken, Juvenal habe in V. 84 der Pyrrha irgend etwas anhängen wollen, so widerspricht einer solchen Annahme auch der Inhalt und Zusammenhang der ganzen vorliegenden Stelle, in welcher ein gegen eine einzelne Person ausgesprochener Tadel, und wäre er auch noch so begründet und noch so deutlich hervorgehoben, von keinem Gewichte sein konnte. Juvenal will nur sagen: Meine Absicht ist, alle Fehler zu züchtigen, an denen das neue von Deucalion und Pyrrha geschaffene Menschengeschlecht leidet; und zwar, fährt er fort, ist seit jener Erschaffung keine Zeit an Lastern aller Art reicher gewesen, als eben die

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