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fchien, machte Epoche in dem Herzen des Volfs, wie in der Geschichte des englischen Staats. Nun erst fing der Engländer an, stolz zu werden auf den Nahmen seiner Nation. Durch die kühnen Expedio tionen unter der Anführung der Admirale Frans cis Drake, Forbisher, Howard, und Haws fins erhielt die englische Seemacht, so unbedeutend fie auch übrigens noch war, zuerst ein Ansehen. Es erwachte das Verlangen, durch Bekämpfung der spanischen Macht in der neuen Welt auch den Hans del Englands zu erweitern. Unter der milden und doch kräftigen Regierung der verehrten Königin blüh; ten Gewerbe und Manufacturen auf. Bei diesem alls gemeinen Wohlgefühle der Nation war es natürs lich, daß auch der poetische Enthusiasmus, der durch den Einfluß der alten classischen Litteratur aufgeregt war, mit voller Kraft sich ergoß. Und ohne mit den Litteratoren zu streiten, die die Res gierung der Königin Elisabeth nicht das goldene Zeitalter der englischen Poesie nennen wols len, weil es den Geisteswerken aus dieser Periode zu sehr an classischer Correctheir fehlt, darf man ohne Bedenken sagen: Es war das goldene Zeitr alter des Genies in der englischen Poesie.

Unter den Königen aus dem Hause Stuart, durch welche die englische Krone mit der schottischen vereinigt wurde, stimmte die politische Lage der Nas tion nicht mehr so glücklich mit den Bedürfnissen der emporstrebenden Geister überein. Aber der Stamm der englischen Poesie des sechzehnten Jahrs hunderts war von so frischem und kräftigem Wuchs, daß er auch unter ungünstigeren Umstånden im si e ba zehnten Jahrhundert neue Zweige trieb, und

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nun erst in voller Blüthe prangte. Die zwei und zwanzigjährige Regierung des schwachen Jakob's I. (vom Jahr 1603 bis 1625) war nicht glänzend, aber ruhig. Der politische Factionsgeist, der immer sichtbarer aus den Disputationen und Anmaßungen Der Religionsparteien hervorging, erhielt die Nation in innerer Thätigkeit, ohne durch gewaltsame Auss brüche den Frieden der Musen zu stören. Die Dich's ter mischten sich noch nicht in die Angelegenheiten des Staats und der Kirche. Jakob selbst war, bei aller seiner Unfähigkeit, die Würde des Throns zu behaupten, ein Mann von gebildetem Verstande, und seine schulgerechte Gelehrsamkeit ließ dem Ges nie Anderer freien Spielraum. Shakespear selbst. trug noch seinen Nahmen in das siebzehnte Jahr: hundert - hinüber. In den letzten zehn Jahren seines Lebens, unter der Regierung Jakob's I., schrieb er mehrere der vorzüglichsten Werke, durch die er unsterblich geworden ist. Die dramatischen Dichter Ben Jonson, Beaumont und Flets cher, und Andere schlossen sich an Shakespear an. Massinger, der etwas spåter lebte, folgte ihrem Beispiele. Damals nahm das englische Theater den Nationalcharakter an, den es seitdem nie vers leugnet hat. Im ganzen Gebiete der Poesie war kein Stillstand zu bemerken.

Auch in den ersten zehn Jahren der Regierung des unglücklichen Königs Carl I. wurde die zunehs mende Gährung der Staats- und Religionsparteien den Wissenschaften und der ästhetischen Bildung der englischen Nation noch nicht verderblich. Aber als zwischen dem Könige und einem großen Theile seis. ner Unterthanen der bürgerliche Krieg ausbrach,

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der dem sanften und edeln, nur durch falsche Grund. fäße in das Verderben geführten Monarchen den Thron und das Leben koftete, da mußten sich freis lich die guten Köpfe, die an liberalen Studien mehr Geschmack fanden, als an theologischen Zån: kereien, in ein Dunkel zurückziehen, wo der finstere und antipoetische Fanatismus der herrschenden Pus ritaner und Independenten sie nicht bemerkte', oder nicht erreichte. Es war ein glückliches Ereigs niß von besonderer Art, daß unter diesen Zeloten, die nur immer das Wort Gottes im Munde führten und alles Wissen, das sich nicht auf Theologie und Politik bezog, gering schäßten, ein Milton sich bildete. Håtte die so genannte englische Ree publik sich länger erhalten, so würde ohne Zweis fel die ganze Cultur der Nation rückgängig gewors den seyn. Auch erhielt sich dieses monstrose Staatss gebäude die zehn Jahre lang, während deren es der Nation von einer siegreichen Partei aufgedrung gen blieb, nur durch den energischen Despotismus Cromwel's, des schlauen, unermüdeten und für die Befriedigung seines Ehrgeizes Alles wagenden Anführers jener Partei. Der größte Theil der Engländer und Schotten von allen Ständen erwars tete mit Sehnsucht die Wiederkehr der alten Vers faffung. Hatte Carl II. durch seine persönlichen Eigenschaften sich auch noch weniger dem besseren Theile der Nation empfohlen, so würde er doch mit Freuden aufgenommen seyn, da die Wiederherstels Tung der föniglichen Würde in seiner Person das einzige Mittel schien, das Reich der Indepens denten und Cromwellianer zu zerstören. Kaum war die Restauration, wie dieses Ereigniß bet Den englischen Politikern und Geschichtschreibern

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heißt,

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heißt, gelungen, so suchte man im ganzen Lande, besonders aber in der Hauptstadt, mit schwelgerischer Begierde nachzuhohlen, was man unter Cromwel's Regierung an freiem Lebensgenusse versäumt hatte. Die Dichter folgten dem Beispiele des Hofes, wo Ueppigkeit, Wih, und eine fast schaamlose Frivolt tắt nach dem Wunsche des Königs den Ton angas ben. Die englische Poesie gerieth also wieder auf einen Abweg. Aber auch auf diesem Abwege hatte Sie keinen Zug von Erschöpfung. Während die res publikanischen Grundsäße, die aus den Zeiten Crom, wel's übrig geblieben waren, sich durch die Er fahrung läuterten, von dem theologischen Aberwiße der Independenten sich entfernten, und immer merks licher den constitutionellen Freiheitsgeist bildeten, der erst seit der Restauration in der Ges schichte von England deutlich erscheint, wurden die englischen Dichter eine Art von poetischen In: dependenten. Sie gefielen sich in den Ausbrůs chen eines poetischen Freiheitsgeistes, der noch we: niger, als im Zeitalter Shakespear's, sich einer bes stimmten Norm des Geschmacks unterwerfen und selbst die Geseße des fittlichen Unstandes nicht achs ten wollte. Dieser Uebermuth herrschte in der engs lischen Poesie, bis der feinere Theil der Nation aufs merksamer auf die französischen Dichter und Schriftsteller wurde, deren Werke den englischen Ges schmack zu beschämen schienen.

III. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Verhältniß der ästhetischen Cultur der Engländer zu ihren kirchlichen Angelegenheiten während dies ses Zeitraums.

Båre

Wäre der Protestantismus auf der britannischen Insel nicht unter ganz andern Umständen und auf eine ganz andere Art eingeführt worden, als in Deutschs land und andern Ländern des festen Landes von Europa, so würde vermuthlich kein Shakespear aufgestanden, und die englische Poesie überhaupt während des sechzehnten und siebzehnten Jahrhuns derts nicht weiter vorgerückt seyn, als damals die deutsche. Denn es lag in der Natur des Protestans tismus bei seinem ersten Ausbruche, das höhere Ins teresse der Völker, die sich von der katholischen Kirs che trennten, vorzüglich auf theologische Angelegen: þeiten hinzulenken, die Phantasie überhaupt zu läh men, und aller freieren Geistesthätigkeit eine un poetische Richtung zu geben. Besonders zeichnete sich die Partei der Reformirten nach den Grundsåts zen Calvin's durch einen pietistischen Rigorismus in der Bestreitung aller Ergößlichkeiten aus, die der Phantasie und den Sinnen schmeicheln. Luther's fröhliches Herz räumte der Phantasie und den Sing nen so viele Rechte ein, als er vor seinem Glaus bensbekenntnisse verantworten konnte; und sein fyriš sches Gefühl, das sich in trefflichen Kirchengesäns gen ergoß, weckte auch unter seinen Anhängern einen neuen Geist der religiösen Liederdichtung. Aber aus ßerhalb der Beziehung auf den lyrischen Ausdruck religiöser Gefühle

fo geringe, wie Caliber von der Poesie eben

ob er gleich nicht mit demselben Eifer, wie Calvin, die dramatische Poesie verfolgte, und die Theater niederriß. Die Luthe raner sowohl, als die Calvinisten, suchten eine Ehre in der unpoetischen Nüchternheit des Verstandes, weil sie durch eine solche Nüchternheit den Glauben, der ihnen der wahre zu seyn schien, zu befestigen

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