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Balladen ihren Ursprung den spanischen Romanzen verdanken. Feste Anhänglichkeit an dem Geiste und den Formen der romantischen Poesie und an der Geschichte des Vaterlandes war es, was in England, wie in Spanien, dramatische Dichtungsarten hervors rief, die weder vollkommene Comödien, noch volls kommene Tragödien, in der griechischen Bedeutung dieser Wörter, seyn sollten. Mit dem spanischen Theater bildete sich das englische zu gleicher Zeit. Beide waren ganz unabhängig von einander. In der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts fas men in Spanien, wie in England, noch keine ans deren Schauspiele zum Vorschein, als rohe Versus che. Als nachher Lope de Vega,` der Unerschöpflt: che, das spanische Theater durch Schauspiele in der Form beherrschte, die nachher die nationale blieb, fesselte Shakespear die Bewunderung und den Ges schmack seiner Nation durch Werke, aus denen ein ganz anderer Geist spricht, als aus den Werken des Lope de Vega. Dieser spanische Dichter starb neuns zehn Jahre später, als Shakespear, nachdem Beide, unabhängig von einander, und jeder von ihnen auf seine Art, die romantischen Formen ausgebildet und veredelt hatten, die sie auf den Theatern in ihrem Vaterlande eingeführt fanden °). Vor Shakespear wußten die dramatischen Dichter in England viels leicht nicht einmal etwas von der Existenz eines spas nischen Theaters. Die Quellen, aus denen sie den Stoff zu ihren Dichtungen schöpften, waren Aneks doten, Volkssagen, Chroniken, alte classische Auto,

ren

o) Vergl. die ausführliche Geschichte der Entstehung des spanischen Theaters im dritten Bande dieser Ges schichte der Poesie und Beredsamkeit.

ren, und italienische Novellen. Aus den italienis schen Novellen stammen seit dieser Zeit die vielen Nahmen mit italienischen Endigungen in den englis schen Schauspielen. Das englische Drama selbstaber ist ein Nationalgewächs, das seine erste Pflege von mehreren, in jeder Hinsicht sehr verschiedenen Köpfen erhielt, deren einige dem classischen Alters thum vieles, andere wenig, oder gar nichts, abges lernt hatten.

Wenn wir bis auf die Zeiten des Königs Heinrich's VIII. zurückgehen, so erblicken wir in der dramatischen Kunst der Engländer kaum einen schwachen Anfang, sich von den eingeführten geistlis chen Schauspielen und den Farcen, die als Zwischens spiele gegeben wurden, zu entfernen. DerselbeTM John Heywood, genannt der Epigrammas tist, dessen oben in dieser Geschichte gedacht wors Den P), schrieb unter andern Farcen und Interlus Dien auch einige komische Charakterstücke, die damals etwas Neues gewesen zu seyn scheinen und deßwegen, aber mit Unrecht, von einigen Litteratos ren als die ersten englischen Lustspiele im neueren Styl angeführt werden. Heywood ließ in diesen Charakterstücken Personen von verschiedenen Ständen auftreten und einander gegenseitig ihre Thorheiten vorwerfen. Ja einem dieser Stücke, das man in den Sammlungen alter englischer Schauspiele findet, disputiren und wiheln auf diese Art, zuweilen ziems lich treffend, im Ganzen aber sehr platt, ein Pilger, ein Krämer, ein Ablaßhändler, und ein Apotheker in langen Gesprächen mit einander. Das Stück hat den Titel Die vier P's (the four P'), nach den

p) Siehe oben S. 165.

Ans

Anfangsbuchstaben des Gewerbes dieser converfirenz den Personen 4). Über die ganze Posse ist kaum dramatisch zu nennen, ob sie gleich beinahe so lang ist, wie ein gewöhnliches Lustspiel von fünf Acten. Sie hat weder Verwickelung, noch Auflösung, und übers þaupt keine Handlung. Sie steht in jeder Hinsicht tief unter einigen der ålteren französischen Fars cen, die sich erhalten haben ').

Die Anzahl der geistlichen Schauspiele im Styl der alten Mysterien und Moralitäten zu vermehren, fand selbst der Erzbischof John Bale, zu seiner Zeit, unter Heinrich VIII. und noch in den ersten Jahren der Regierung der Königin Elisabeth, ein sehr geachteter Mann, nicht unter der Würde seines Berufs. Doch theilte er seine Theaterstücke dieser Art, vielleicht um ihnen ein gelehrteres Ansehen zu geben, ordentlich in fünf Acte ab ). Eine al: legorische Moralität, Der neue Brauch (New custom), von einem ungenannten Verfasser, wurde noch im Jahre 1573 gedruckt und vermuthlich auch gespielt *).

Das erste wahre Nationallustspiel in englischer Sprache ist das alte drollige Stück Frau Guts

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q) Im Englischen: Pedlar, Poticary, Pardoner und Pal mer. Das lehte Wort bedeutet einen Pilger, der ims mer fort pilgert und keine Heimath hat.

r) Das ganze Stück The four P's steht abgedruckt in Dodés ley's Collection of old plays, Tom. I.

•) God's Promifes, ein solches geistliches Schauspiel vom Erzbischof Bale, ist zu lesen bet Dodsley in der anges führten Sammlung.

1) Es steht in derselben Sammlung, Tom. L

Gurton's Nähnadel (Ganimer Gurton's need. le), zum ersten Male gedruckt im Jahre 1551, und bald darauf von den Studenten zu Cambridge aufs geführt "). Der Verfasser ist unbekannt geblieben. Das Stück selbst ist äußerst roh, voll unsauberer Possen, aber auch voll komischer Kraft. Es hat

eine Verwickelung und Auflösung, zwar nicht im Geschmacke, aber doch im Geiste des wahren Lustø spiels. Die Charaktere sind nach der Natur gezeich: net, die Situationen interessant. Auch ist es regele mäßig in fünf Acte und in Scenen abgetheilt. Die Sprache, in einer barbarischen Art von Alexandris nern, ist nichts weniger, als elegant, aber in ths rer jovialischen Derbheit kräftig, bestimmt, und nas türlich. Wie vielen Einfluß das Studium des Tes renz auf die Entstehung dieses Lustspiels gehabt has ben mag, läßt sich nicht wohl errathen; denn aus der ordentlichen Vertheilung der Partieen des Gans zen blickt etwas von der Regelmäßigkeit des antiken Theaters hervor; aber die Handlung des Stücks, die Charaktere und die Situationen sind ganz eng lisch und aus dem gemeinsten Leben im Geiste des Zeitalters genommen, in welchem der unbekannte Verfasser lebte. Er läßt, um den komischen Knos ren zu schlingen, eine ehrliche Hausfrau in der Eile ihrer Geschäftigkeit die Nähnadel verlieren, mit der

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u) Nicht Frau Gammer Gurton's Nähnadel, wie Blankenburg in seinen litterarischen Zusäßen zu Sulzer's Wörterbuche der schönen Künste es überseßt; denn Gammer, vielleicht verwandt mit dem `dånischen Gammel (alt), heißt im alten Englischen eine Frau oder Matrone. Das ganze Stück findet sich abgedruckt sowohl bei Hawkins (Origin of the English drama, T. I.), als bei Dodsley (Collection of old plays, T. II.).

sie die Beinkleider ihres Hausknechts ausflickt. Ein lustiger Gesell benußt dieses Ereigniß, die gute Frau mit ihrer Nachbarin zusammen zu heßen, welche die Nadel gestohlen haben soll. Das ganze Haus geź råth in Aufruhr. Der Pfarrer und noch andere Personen mischen sich in das Spiel. In einer Folge yon burlesken Scenen wird die Handlung immer vers wickelter, bis der muthwillige Stifter dieses häuss lichen Unfugs auf ein Mal alle Räthsel löset, indem er dem Hausknecht einen so tüchtigen Schlag von hinten auf den Theil giebt, der in den zerrissenen Beinkleidern steckt, daß die Nadel, die auch darin stecken geblies ben war, tief genug in das Fleisch eindringt, um zu verrathen, wo sie sich bis dahin verborgen. Eben so niedrig, wie der Stoff, sind fast alle Späße, mit denen das Stück gewürzt ist. Gleichwohl vers dient es eine rühmliche Auszeichnung in der Ges schichte der komischen Litteratur. Man veredele den Stoff und die Späße, und geben den Charakteren eine feinere Zeichnung, so wird ein Werk entstehen, das in den meisten wesentlichen Eigenschaften der Idee des wahren Lustspiels entspricht. Ein lustiges Trinklied, das den zweiten Act eröffnet, erhöhet noch das poetische Leben des Stücks, und ist das erste Lied dieser Art, das sich aus den Zeiten der åls teren englischen Poesie erhalten hat *).

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x) Da es nicht wohl möglich ist, aus diesem alten Luft. spiele eine für sich verständliche dialogische Stelle auszu heben, so mag der Anfang des Stücks wenigstens als Probe der Diction hier stehen. Diccom, der lustige Bos gel, spricht:

Many a mile have I walked, divers and fundry waies,

And

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