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klärt sich denn auch, warum kein schottisches Theater empor fam. Noch unter Jakob V. schien es, als ob in Edinburgh die theatralischen Vorstel: lungen nicht weniger, als in London, zum Glanze des Hofes beitragen sollten. Dem Dichter Lindsay war die Direction dieser öffentlichen Vergnügungen und Festlichkeiten aufgetragen. Aber Lindsay selbst war, wie oben erzählt worden, nur der Mann, die alt: romantische Kunst aufrecht zu erhalten. Niemand war weniger, als er, geneigt, an die Stelle der alten dramatischen Mysterien und Farcen solche Schauspiele, wie bald nachher in England entstans den, auf dem schottischen Theater einzuführen. Wie sehr indessen das schottische Publicum nach Lustspies len verlangte, sieht man aus den Nachrichten, die sich von den stehenden Rollen mehrerer beliebten Lus stigmacher erhalten haben, die in den alten Farcen auf dem schottischen Theater glänzten. Uber nur eines einzigen eigentlichen Lustspiels in schottischer Sprache, des Philotus, der um das Jahr 1542 geschrieben und gespielt seyn soll, wahrscheinlicher aber ist das Zeitalter der Königin Maria gehört, ers wähnen die schottischen Litteratoren. Bald nachher kamen englische Schauspieler mit ihrer neuen Kunst nach Edinburgh. Nun, da die englischen Schauspiele mit Beifalle vor einem schottischen Pub. licum aufgeführt wurden, verschwand die lehte Hoffs nung für die Fortschritte der dramatischen Poesie in schottischer Sprache. Bald nachher verlor Edins burgh auch den königlichen Hof. Die Hauptstadt des Landes war nicht mehr Residenz des Monarchen. Von London aus wurde Schottland nun nur noch als eine Provinz der englischen Monarchie angesehen. Das alte Selbstgefühl der Schotten mußte der politischen

Klugs

Klugheit weichen. Die englische Sprache wurde auch in Edinburgh Sprache der feinen Welt, und nach und nach allgemeine Umgangssprache des ges bildeten Theils der ganzen schottischen Nation **).

Hier nimmt die allgemeine Geschichte der neues ren Poesie und Beredsamkeit Abschied von der schots tischen Litteratur. Aber zu der schottischen Nation kehrt sie zurück, wenn sie bis auf das Zeitalter vors gerückt ist, da schotrische Schriftsteller anfangen, in englischer Sprache Werke zu liefern, die auch in ästhetischer Hinsicht zu den vorzüglichsten der englis schen Litteratur gehören.

Drittes Capitel.

Geschichte der englischen Poesie von Spenser und Shakespear bis auf Milton.

Mit dem leßten Viertel des sechzehnten Jahrs

hunderts war das goldene Zeitalter des Ges nies in der englischen Poesie nach langen Vorübuns gen gekommen. Der neu romantische Geist, der sich in dem Conflict der älteren Poesie und der Eins flüsse des fortdauernden Studiums der alten classis schen und der italienischen Litteratur entwickelt hatte, wirkte jeßt auf die poetischen Köpfe in England mit feiner ganzen Kraft; und nach einer Menge von Dichs

zz) Die besten und vollständigsten Nachrichten zur Ges schichte des schottischrn Theatees finden sich in Jr. ving's Differtation on the early Scotifh Drama, vor dem ersten Bande seiner Lives of the Scotifh poets.

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Dichtern, unter denen keiner war, dessen Nahme von der Nachwelt mit auszeichnender Bewunderung genannt werden sollte, traten die eminenten Måns ner auf, die sich einen unvergånglichen Ruhm, gleich dem der alten Classiker, erwarben.

Aber ehe von dem großen Dichter Spenser, dem ersten in dieser glänzenden Reihe, ausführliche Nachricht gegeben wird, muß der Geschichtschreiber der englischen Poesie von Spenser's Gönner Ph is lipp Sidney reden, einem der herrlichsten Mens schen unter den vielen Großen und Edeln des sechs. zehnten Jahrhunderts. Wäre dieser außerordentliche Mann auf dem Wege, den er als Dichter betrat, nur noch einige Schritte weiter vorgedrungen, so würden seine poetischen Werke neben denen von Spens ser und Shakespear stehen müssen. Aber auch mit dem untergeordneten Range, den er unter den enge lischen Dichtern behauptet, verdient er doch bei der Bezeichnung des zweiten Abschnitts in der Geschichte Der neu, romantischen Poesie der Engländer zuerst ges nannt zu werden.

Sir Philipp Sidney, von vornehmer Ab Funft, war geboren im Jahre 1554. Seine Els tern, die sich selbst durch liberale Bildung auszeich neten, schickten ihn schon in seinem Knabenalter auf Die Universität zu Oxford. Als er kaum achtzehn Jahr alt war, trat er unter der Aufsicht eines gelehra ten Begleiters eine große Reise nach dem festen Lande an. Zu Paris befand er sich während der Ermors dung der Protestanten in der Bartholomäusnacht, Er rettete sich in das Haus des englischen Gesands ten. Aus Frankreich reisete er nach Deutschland, hielt sich einige Zeit zu Heidelberg und Frankfurt Bouterwek's Gesch, d, schön, Redek, VII, B.

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am Mann auf, machte viele Bekanntschaften mit Gelehrten und an den Höfen, ging dann nach Wien, besuchte einige Gegenden von Ungarn, blieb in Italien beinahe ein Jahr, und kehrte, nach einer Abwesenheit von drei Jahren, über Deutschland in sein Vaterland zurück. Er war nun ein Jüngling von ein und zwanzig Jahren, an Leib und Seele ges bildet nach dem Ideal eines Ritters im Geiste des sechzehnten Jahrhunderts;) stark und gewandt in rits terlichen Uebungen und Waffenspielen; bescheiden und einnehmend in seinem Betragen; unerschrocken und großmüthig in seiner ganzen Denfart; voll Ens thusiasmus für alles Vortreffliche; reich an Kennts nissen der alten und neueren Litteratur. Mit diesen Vorzügen verband Sidney eine poetische Phantasie und eine Cultur des Geistes, die am Hofe der Kd, nigin Elisabeth nicht lange unbemerkt bleiben konn ten. So jung er noch war, wurde er schon an den Kaiser Rudolph nach Deutschland abgesandt, um die Condolenz der Königin wegen des Todes des Kais sers Maximilian's II. zu überbringen. Seit dieser Zeit lebte und wirkte er in der großen Welt, bald als Staatsmann, bald als Soldat, und immer bes müht, die Verhältnisse, unter denen er lebte, ju benußen zur Erweiterung seiner Kenntnisse und zur Ausbildung seiner Talente. Besondres fesselte seinen Geist die italienische und nachher auch die spanische Poesie. In den Niederlanden, wo er die Bekannts schaft des Vicekönigs Don Juan de Austria machte, hatte er Gelegenheit, mit der spanischen Sprache und Litteratur vertrauter zu werden. Andere merfs würdige Begebenheiten seines Lebens zu erzählen, ist hier nicht der Ort. Sidney war der Erste, der das Genie Spenser's gehörig würdigte und belohnte.

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Aber

Aber seine politische und militärische Bestimmung rief ihn bald wieder in das Ausland. Wohin er kam, wurde er als einer der vorzüglichsten und sels tensten Menschen geliebt und bewundert. In dem niederländischen Kriege that er sich bei mehreren Ges fechten gegen die Spanier hervor. Die Königin Elis sabeth ernannte ihn zum Gouverneur der festen Sees stadt Fliessingen, die von den Staaten von Seeland als Pfand des Zutrauens und der Treue an die engs lische Macht übergeben worden war. Ein Mal sols len ihm selbst die Polen ihre Krone angetragen haben. Er starb im Jahre 1586 an einer Wunde, die er auf dem Schlachtfelde bei Zutphen erhalten hatte. Die Bravour und der Edelmuth, den er noch bei dies fer Gelegenheit bewiesen, vollendeten seinen Ruhm. Wenige früh gestordene Helden der neueren Zeiten sind mit solcher Vorliebe von ihren Zeitgenossen bes trauert, wie Sir Philipp Sidney. Die Staaten von Seeland verordneten ihm ein feierliches. Leichens begångniß auf ihre Kosten. Über Elisabeth wollte keiner auswärtigen Macht erlauben, mehr, als sie felbst, dem Andenken eines Mannes zu huldigen, der der Stolz seines Vaterlandes war. Sein Leichs nam wurde nach London gebracht ́und mit fürstlichem Pomp in der Paulskirche begraben a).

Philipp Sidney's Leben erinnert an den Grafent von Surrey, der unter der Regierung Heinrich's VIII. als Dichter und tapferer Ritter glänzte ). Aber Sid:

a) Das Leben Philipp Sidney's ist oft erzählt. Ein ziems lich guter Auszug aus einer älteren Biographie steht vor der Ausgabe der Works of the honourable Sir Philip Sidney, London, 1725, in 3 Octavbänden.

b) S. oben S. 152.

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