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gen, ist die geographische; ein verfahren, das um so mehr gebilligt werden muss, als die beliebte systematische ordnung zu absurditäten führt und durch indices leicht ersetzt werden kann; während umgekehrt die systematiker all den reichen gewinn, der für geschichte und topographie aus einer geographischen zusammenstellung erwächst, durch nichts ersetzen können. Die südlichsten provinzen, also Bruttium, Lucanien und Calabrien machen den anfang, Apulien, Kampanien und das Samniterland bilden das herz der sammlung, worauf die jüngste italische provinz, Valeria (Paeligni und Marsi) deren vor 399 n. Chr. keine erwähnung geschieht, mit Picenum suburbicarium den schluss bilden. Jedem dieser abschnitte, sowie in der folge den ein. zelnen städten, gehen inhaltreiche prolegomena voraus, worin meist über die epigraphische litteratur, fleiss und zuverlässigkeit der einzelnen autoren gehandelt ist, zuweilen auch notizen über die ortsgeschichte aus klassikern und inschriften zusammengestellt werden. Bruttium ist ohne frage die für die epigraphik am wenigsten ergiebige provinz. Jahrhundertlange blüthe grie chischer kultur und nach deren untergang die grosse vernachlässigung von seiten der Römer, sowie die entfernung von der stadt mögen diese armuth an inschriften verschuldet haben. Schon 1625 gab Gualterus in Messina etwa ein drittel der jetzt bekannten anzahl heraus, die mit ausnahme des testaments von Petelia (79) sämmtlich fast ohne bedeutung sind. In Lucanien, dessen inschriften durch die bemühungen Roselli's und des barons Joseph Antonini di S. Biase zum vierten theil gefälscht sind, besuchte Mommsen nur die städte Salerno und Grumentum. Hier aber treffen wir zum erstenmal reiche spuren eines volksthümlichen dialects die bis jetzt allgemein und auch in diesem werk so sehr verkannt wurden, dass sie fast regelmäs sig mit einem ironischen sic " bezeichnet sind. Eine feste reihe von beispielen: 254 castresis, 263 Costanti, 291 Cresēs, 299 monumentă, 318 mecũ, 423 animă Fortunẽs(e)s, schon 66 (in Bruttium) infâs und das sehr häufige cōiuæ, in denen allen ich fehlendes M oder N durch ein portugiesisches til ersetze, beweist das vorhandensein von nasallauten gegen alle einwürfe; und in dem (ächt volksmässigen) distichon von Salerno 166:

quis

وو

وو

Quisque huic tumulo pos[s]uit ardente lucernam,

illius cineres aurea terra tegat,

macht dies nasale m (ähnlich wie 3169 wo an unächtheit kein gedanke ist) nicht einmal position. 354 zeigt die schreibung visit (für vixit) dass x wie s ausgesprochen ward, und liefert also ein neues exempel zu den ITC p. xxx von mir beigebrachten; benmerenti und laborait 318 sind sehr schöne belege mundartlicher verkürzung, das Ibrittiorum 166 (neben Brittiorum 3) dagegen kann bis jetzt nur durch wenig beispiele aus dem al

terthum selbst geschützt werden. In der dritten provinz, Kalabrien, existieren wieder nur wenig titel, oder es hat sich Mommsen, der den südlichsten theil nicht selbst bereiste, durch diese behauptung, wie bei dem Mazochi'schen apparat, nur über die lücke getröstet. In jedem fall reicher ist aber Apulien, wo schon die kolonien Venusia und Luceria, sowie die früheren municipien Canusium und Aeclanum sich durch grosse inschriftliche schätze auszeichnen. Besonders bemerkenswerth macht sich 635 die venusinische bronzetafel mit dem decurionenverzeichniss [jetzt in Florenz] von 223 n. Chr., deren abdruck Mommsen nach Joh. Lami wiederholte. Auch die durch neuere controversen +) berühmt gewordenen sog. Kapuaner municipalfasten erscheinen 697 und sind jetzt durch Mommsen aus ihrer argen zeilenverwirrung so hergestellt, dass man sie ohne austoss lesen kann. Der fundort dieser inschrift ist bekanntlich von ihm zuerst aus einem briefe des Pomponius Laetus 1488 an Politian festgestellt worden, wobei aber abgesehen von der seltsamen latinität und gräulichen irrthümern auch zu bewundern, dass die antwort auf ein schreiben vom 17. märz schon am 26. februar erfolgte. Wie dem auch sei, das denkmal ward später in die königliche residenz, das castel Capuano, nach Neapel verbracht, und hierauf muss die notiz der farnesischen scheden Muratori's,,apud ducem Calabriae in castro Capuano" nothwendig bezogen werden, während ein übles missverständniss bei Pighius daraus Capuae in castro apud ducem Calabriae" gemacht hat. Die fasten begannen mit dem marsischen krieg (tabella facta a bello marsico), als Venusia das bürgerrecht erhielt, aber unser fragment reicht nur von 720 bis 726, und die recensionen weichen zudem so bedeutend von einander ab, dass eine bestimmung über die gemeinschaftliche quelle für jetzt wohl nicht möglich scheint. Wenig. stens haben alle anstrengungen de Rossi's die Mommsen'sche vermuthung, dass Fra Giocondo diese quelle sei, mir um nichts gewisser machen können.

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Die reihe der kampanischen städte beginnt mit dem municipium der Ligures Baebiani oder Corneliani, das erst in neuerer zeit durch eine 1831 entdeckte bronzene tabula alimentaria Trajans die aufmerksamkeit der gelehrten auf sich wendete. Mommsen hat diese inschrift 1354 aufgenommen und die aufgabe ihrer ungewöhnlich schwierigen lesung so glücklich gelöst, dass ihm auch der frühere herausgeber Garrucci zustimmte. Der Henzen'sche abdruck freilich (6664) ist trotz dessen versicherung,,ego tantum proposui qualem in inscr. neap. Mommsenius nuper exhibuit" in vie.

4) Mommsen in den berichten der Leipziger societät 1850 p. 224 ff. und im rheinischen muscum X, 481 ff. Giambattista de Rossi, i fasti municipali di Venosa restituiti alla sincera lezione. Roma 1853 (estratto dal Giornale arcadico, tomo 133). Dagegen Zumpt, commentationes epigraphicae I im anfang, und in kleineren streitschriften.

ler beziehung anders, indem er die ergänzungen an der linken seite ganz in den text hineinrückt, hin und wieder (z. 5. 42) andre buchstabenfragmente, auch (54) kleine ungenauigkeiten hat, dagegen die undeutlichen buchstaben fast durchgehends sorgfältiger angibt. Ueber die lesung selber jedoch herrscht nirgends mehr ein zweifel.

Die folgenden inschriften Kampaniens weisen mich nun wie von selbst auf nähere betrachtung der metrischen hin, die sich bei Mommsen nur in den seltensten fällen und auch da immer von fremder hand oder gar von ganzen klubbs restituirt finden. Schon 423 lehrt ein cippus von Potentia in Lucanien recht anschaulich die verwendung bereits vorhandener gedichte zu grabschriften, indem der text:

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10 sodales. Fortunes(e)s,

jedenfalls so gebessert werden muss:

Abstulit una dies anima corpusque simul quod
arsit, et in cineres uersum iacet adque fauillă.
Supremum munus misero posuere sodales.

Die verse auf dem grabstein des M. Ennius M. f. Macedo in
Benevent (1603) sind folgendermassen zu restituiren:
Quicumque Albana tendis properare uiator,
paulisper celeres te rogo siste pedes.

Neu graue sit, tenerae cognoscere fata puellae,
neu graue sit nostra morte dolere seni 5).
Bis mihi iam senos aetas compleuerat anuos
spemque dabat talami coniugiumque mihi 6),
Cum mors festinans crescentis contudit unnos,
fleuit et assiduo maestus uterque parens.
Nunc ita in aeterna requiesco pace coacta
et finem fati conqueror ipsa mei.

Das fragment 1704 ergänze ich:

Quod fore morte mea speraram, coniugis ipsa

id cineri infelix constitui ac lacrimans.

Nicht selten wurden jedoch, wie bei den algierischen inschriften besonders gezeigt werden soll, diese verse durch einschiebung des namens oder ehrender prädicate und individueller bezüge verunstaltet, ähnlich wie auf dem cippus des Flacius Agricola,

5) Das original hat (jedenfalls mun dartlich) sini, wofür Mommsen unpassend tibi setzen möchte. Es ist der gegensatz zu tenera puella. 6) Auf dem stein uiri.

den 0. Jahn (berichte der Leipz. soc. III, 178) hergestellt hat. So macht 3133 z. 1 nur das praenomen, 1623 z. 5 nur der familienname eine störung, denn statt Coniuge sum Cadmo fructa Scrateio stand im gedicht selbst etwa:

Coniuge sum Cadmo felices fructa per annos.

Ferner hiess es 1872 für:

Quod licuit Iunianos reparare penates,

Quodque tibi uoui, posui de marmore signum

gewiss: quod licuit patrios reparare penates.— Dazu füge ich auch, dass in den versen 2053, die überhaupt compiliert scheinen, um das acrostichon Lesbilla herauszubringen, z. 4 der ganze erste fuss fehlt. Zuweilen sind nur phrasen aus liedern entlehnt, wie 234 (filio dulcissimo incomparabili et) omní pietate repléto; aber doch erfreuen unter der grossen masse entstellter verse auch wohlerhaltene, unter denen die prächtigen scazonten aus Nola 2001 den ersten rang einnehmen :

luuenis sereni triste cernitis marmor,
pater supremis quod sacrauit et frater,
pietate mira perditum dolens fratrem,
quem fleuit omnis planctibus nouis turba,
quod interissent forma flos pudor simplex.
Dole meator, quisquis hoc legis carmen.

Wollte man nun der autorität Mommsens unbedingten glauben schenken, so würde 1984 die älteste neapolitanische inschrift (vom j. 546 d. st.) ein marmor des seminars von Nola sein. Sie lautet: M. CL. MARCELLO

ROMANORVM. ENSI

FVGATO. HANNIBALE
DIREPTIS. SYRACVSIS
V. CONS

S. P. Q. NOLAnus

und wurde schon von Gualterus und nach diesem von Remondini „,qui sinceritatem tuetur, recte (!)" copiert; aber wenn Mommsen der sie ja sab, ihr alter nicht wie er sonst pflegt auszeichnet, so muss man wohl annehmen dass er sie trotz jener versicherung stillschweigend für restaurirt hält. Ich selber könnte schon bei der oberflächlichsten betrachtung nicht umhin, sie aus dem angemassten hohen alter mindestens in die kaiserzeit herabzurücken, denn 546 würde, um von allem andern gar nicht zu reden, noch einfache konsonanz geherrscht haben. Ausserdem ist die form Syracusis und gar die abkürzung CONS satt cos entschieden verdächtig, dazu die ganze inschrift voll lächerlicher unrömischer rhetorik, die mehr an ein fabrikat des sechszehnten jahrhunderts als an den zweiten punischen krieg erinIch besitze nun zufällig von dieser inschrift eine ältere kopie, welche die schriftzüge genau nachzuahmen verspricht, und zwei neue papierabdrücke, die mir über die unächtheit des

nert.

titels keinen zweifel mehr lassen. Seine fünf L sind ohne ausnahme rechtwinklig, während die münzen von Larinum und Luceria und noch das SC de bacchanalibus die alte form bewahrten, die M aber und vollends in der letzten zeile so entschieden modern, dass sie zugleich von einer nicht geringen unwissen. heit des falsators zeugniss ablegen.

Mit 2188 beginnen die inschriften von Pompeji, deren pittoreske, nach den fundorten innerhalb und ausserhalb der stadt vertheilte anordnung ein ausnehmend lebendiges bild des ganzen gibt. Wie zu erwarten stand, haben forum, tempel der Fortuna, das grosse theater und die gräberstrasse für die epigraphik das grösste kontingent geliefert; doch kann bei der unglaublichen sorglosigkeit, mit der die ergebnisse der ausgrabungen lange zeit verzeichnet oder nicht verzeichnet wurden, von einem drittel der pompeianischen steininschriften die provenienz nicht bestimmt wer den. Gewiss sind unter den schätzen des museo borbonico viele jetzt nicht mehr als pompeianisch erkennbar, da sie dort unter den vier kategorien der lapides sacri honorarii sepulcrales und miscellanei ungesondert neben den übrigen stehen, und nur zuweilen die brustbild ähnliche form der grabsteine auf Pompeji rathen lässt. Mommsen aber hat auf die bestimmung der prove nienz zum erstenmal alle mögliche sorgfalt verwendet und deshalb auch die officiellen ausgrabungsacten, die rapporti degli scavi (1748-1814) eingesehen, welche Fiorelli jetzt (leider ungenau) herausgab. So bilden die pompeianischen inschriften einen glanz punkt des ganzen glänzenden werks und sind meist mit erstaunlicher accuratesse (p. 117. 118) von ihm selber copiert. Für Herculanum liess sich schon aus dem grunde weniger thun, weil hier ausgrabungsacten wohl nie existiert haben; auch ist die einzige merkwürdige inschrift von da, das namenverzeichniss 2383, in bruchstücken auf uns gekommen, die sich wohl kaum verei nigen lassen. Unter den folgenden sollen nur der ehrwürdige marmo puteolano mit der lex parieti faciundo (2458), die kumanische dendrophorentafel (2559), sowie die zwölf ältesten kapuanischen (3559-3570) aus der zeit vor der koloniegründung Julius Cäsars erwähnung finden. In Minturnä 4060 begeg net uns der stein des konsuls Burbuleius, über den Borghesi 1838 seinen klassischen kommentar schrieb.

Von den resten der volksaussprache sind jedoch gegen alles hoffen in den kampanischen inschriften Mommsens äusserst wenige niedergelegt, und man wird aus ihnen, so lange eine sammlung der kursiven fehlt, keine grossen resultate gewinnen. Bis jetzt können wir nur von den kurzen proben naschen, die das bulletino Napolitano enthält, und diese machen freilich lü stern, einmal aus dem ganzen frischen und reichen born zu schöpfen. Ich setze als probe ein interessantes pompeianisches

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