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ZWEITES BUCH.

I

V. 18. hoc, wie die Scholiasten lasen und der codex ex collegio Trinitatis erhalten hat, ziehe ich mit Bentley der Lesart der übrigen Handschriften hic vor. So ausdrücklich auf das gegenwärtige Volk Roms hinzuweisen war kein Grund, besonders da eine Unterscheidung bereits durch tuus gegeben war. Wohl aber konnte ohne hoc der Satz mifsverstanden werden, als ob Weisheit und Gerechtigkeit darin bestehe, dafs die Römer den Augustus allein allen Uebrigen vorziehen, während offenbar die auch von den Scholiasten richtig verstandene Meinung ist, dass sie nur in diesem einen Punkte, der Verehrung des Kaisers bei Lebzeiten, jene Eigenschaften bewähren.

Zugeben muss man Gruppe (Minos 265 f.), dafs V. 19 entbehrlich, ja verwerflich ist. Denn was hat mit der Aufstellung von Altären für den Herrscher ein Vergleich seiner Vortrefflichkeit mit griechischen Feldherrn zu thun? Zumal da seine Ueberlegenheit schon in V. 17 einen viel prägnanteren Ausdruck gefunden hatte.

V. 28. Der Auctorität des ältesten Blandinius und des Gothanus, die Graiorum statt Graecorum bieten, ist wohl nachzugeben, da Horaz diese Form in gehobnerem Tone anwendet, wo er bewundernd von den Thaten oder dem Genie der Griechen spricht: Graiae.. camenae carm. II 16, 38, fortium Graiorum IV 8, 4, Graia victorum manus epod. 10, 12 (mit epischer Färbung), und besonders a. p. 323 = 303. Auch hier werden also die Griechen durch diese Namensform gleichsam auf ein höheres Niveau versetzt, auf dem sich die Römer mit ihnen nicht messen können. Dagegen finde ich keinen genügenden Grund, V. 90 (88) und 161 (= 185) gegen die Ueberlieferung Graecis in Grais zu verwandeln, da man nicht nur epist. II 2, 7

litterulis Graecis verächtlich, sondern auch anerkennend exemplaria Graeca a. p. 268 (= 296) wie vestigia Graeca 286 (=324) liest (vgl. auch serm. I 5, 3. 10, 35. 66).

V. 31. olea nach Bentley's eleganter Verbesserung (die auch durch zwei sonst unbedeutende Handschriften bestätigt wird) für oleam. Das Bild mufs einem von der Schule geläufigen Beispiel des Fehlschlusses entlehnt sein: negant manifesta', sagt Porphyrion.

c

Die fruchtlosen Bemühungen, V.32=118 f. in diesem Zusammenhange zu erklären, sind endlich aufzugeben. Auch aus dem ironischen Zugeständnifs, dafs, weil die ältesten Gedichte der Griechen die besten sind, dasselbe auch auf die Römer anzuwenden sei, folgt nimmermehr die Ueberlegenheit der jetzigen Römer über die Griechen in Malerei, Citherspiel und Athletik. Der von Döderlein durch das Fragezeichen nach unctis erzwungene Gedanke: „die Blüthe unseres Staates bedingt eine solche Ueberlegenheit nicht" ist in diesem Zusammenhange, wo nur das Vorurtheil für das Alte zu widerlegen ist, ganz ungehörig. Nur dieses Thema wird im unmittelbar Folgenden behandelt: si meliora V. 34 ist das zweite Glied in der Kette, die mit si quia Graiorum V. 28 anhub. Geht man unabhängig von dem Voraufgehenden und Folgenden nur auf den in V. 32 f. angeschlagenen Ton ein, so sollte man gerade im Gegentheil eher einen Ausspruch der Zuversicht erwarten, dafs es dem glücklichen Römer nun auch mit dem Versemachen leicht von der Hand gehen werde.

Nun heifst es weiter unten (93=91 ff.) von den Griechen: als sie nach Beendigung ihrer Kriege (mit dem Auslande, besonders mit den Persern) sich auf müfsigen Zeitvertreib zu legen begannen et in vitium fortuna labier aequa (vgl. 32 venimus ad summum fortunae), da waren sie für den Ringkampf (athletarum studiis 95: vgl. luctamur 33), für Pferderennen begeistert, liebten Sculptur und Malerei (97: vgl. pingimus 32), hatten ihre Freude an Flötenspielern und Tragöden: das war die Frucht des Friedens und glücklicher Zeiten (ventique secundi 102). Aehnlich, so heifst es nachher von V. 103 an, ging es in

Rom. Nachdem das Volk lange ernsthafte und trockne Geschäfte getrieben (bis 107), hat es seinen Sinn geändert und nur noch Interesse für Schriftstellerei: puerique patresque severi fronde comas vincti cenant et carmina dictant (110). Die Parallele wird vollständig, Zeit und Ursache dieses Umschwunges tritt vermittelnd hinzu, wenn wir V. 32 f. nach 107 einsetzen. Dies ist in der That die einzige Fuge, wo diese unstäten Zeilen vollkommen ungezwungen und zum offenbaren Vortheil der Umgebung unterzubringen sind. An keiner anderen Stelle gelingt es. Die Scholiasten freilich lasen die Verse bereits an ihrem jetzigen Platze. Uebrigens ist die Lesart des Eutychius II 8 p. 2179 P. (scitius oder vielmehr citius von zweiter Hand in der Handschrift von Bobbio, von erster dictionibus V. 33 für doctius) ohne Gewähr, da er aus dem Gedächtnifs citirt, wie sein saltamus für luctamur beweist.

V. 41 39 Bentley's schöne Emendation probosque für poëtas wird ungebührlich verschmäht. Nach poëmata (34) war eine ausdrückliche Nennung der Dichter als Kategorie ganz überflüssig, durchaus wesentlich aber in diesem Sorites die wiederholte präcise Betonung des Begriffs, auf dessen Definition es ankommt: vgl. 37 perfectos veteresque, 39 vetus atque probus. Besonders aber erfordert der Gegensatz in V. 42 quos spuat aetas gebieterisch ein Wort, welches die Billigung hervorhebt.

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V. 67 65 cedit mit Bentley und einer Londoner Handschrift statt credit. Auf das Urtheil, nicht auf den Glauben der Menge mufs es dem Verfasser hier ankommen: vgl. videt V. 63, miratur laudatque 64, das genau entsprechende fatetur 67, iudicat 68.

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V. 94 92 vitium, vom Standpunkte des strengen Altrömers (wie nugari 93) gesagt, wenn auch Horaz denselben nicht ernsthaft theilt, sondern in Beziehung auf den litterarischen Geschmack sogar widerlegen will, ist nicht anzutasten. Lehrs Rhein. Mus. XVII 489 verlangte lusum.

Derselbe greift auch V. 10098 mit Unrecht an. Nicht

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allein zum Muster in der Beweglichkeit" will der Dichter Griechenland den Römern aufstellen, sondern die glückliche Naivetät des griechischen Genie's, das spielend die Blüthen aller Künste, von einer zur andern flatternd, gepflückt habe, immerhin mit einem Anfluge überlegenen Lächelns, wie der ernste Mann dem anmuthigen Spiele des Kindes zusieht, dem geschäftsmäfsigen Eifer seiner Landsleute gegenüberstellen, die nun auch das Versemachen mit gewohnter Beharrlichkeit und Hingebung in Angriff genommen haben. Entschieden verwerflich dagegen ist die magere, elend ausgedrückte Sentenz, mit der V. [101] den Zusammenhang unterbricht und das Verständnifs von hoc V. 102 verdunkelt. Mit richtigem Blick hat Schütz sie als unecht erkannt opusc. p. 246, obwohl schon die Scholiasten sie in ihren Texten lasen.

Da nun aber Horaz zeigen wollte, wie eben jene Erfindsamkeit der Griechen und ihre Empfänglichkeit für das Neue die Litteratur und namentlich die Poesie bereichert und die bewunderten classischen Muster geschaffen habe, so mufs der Leser sich etwas kurz abgefunden halten mit dem einzigen V. 98, der nach Erwähnung gymnastischer und darstellender Künste auch die musischen nur obenhin berührt, wenn auch in sehr prägnanter Auswahl: tibicines als die Begleiter der alten dithyrambischen Chorgesänge (vgl. Athenaeus XIV 617 B), der Vorläufer der Tragödie. Um zu überzeugen, welche Fülle eigenthümlicher Schöpfungen eben aus dem Wettstreit der Nachkommen mit ihren Vorfahren gerade auf diesem Felde in Griechenland aufgesprossen sei, bedurfte es eines genaueren Eingehens in die Geschichte der Poesie. Das Vermifste, eben so erschöpfend für diesen Zweck als gedrungen, findet sich in der ars poetica von V. 73—85, und zwar so, dafs die Erfindung der metrischen Formen als mit der Entstehung der entsprechenden poetischen Gattungen zusammenfallend behandelt wird: der epische Hexameter und Homer, das Distichon für Elegie und Epigramm, der Iambus bei Archilochus und im Drama, endlich das Melos in seinen mannigfaltigen Formen und Anwendungen (Hymnen, Epinikien, Liebe und Wein). Zu beachten ist, wie gleich zu Anfang auf den Erfinder

der Nachdruck gelegt wird (monstravit Homerus 74), und wie gerade durch diese Tendenz die gelehrte Anmerkung über die Controverse wegen des Schöpfers der Elegie (quis tamen exiguos elegos emiserit auctor 77) ihr richtiges Licht erhält. Auch dafs den Archilochus seine rabies mit einer eigenen Waffe, dem Iambus, versehen hat (proprio.. armavit iambo 79) gehört hierher. Ein einzelner Erfinder des Melos konnte nicht namhaft gemacht werden: an dessen Stelle tritt das ihm eigenthümliche Saiteninstrument. Denn unzweifelhaft, wenn man nicht etwa vor V.83 eine Lücke annehmen will, ist fidibus als Dativ mit dedit zu verbinden. Das waren also lauter Novitäten, welche Griechenland eine nach der andren schuf und anerkannte, das sind jene antiquissima scripta (28 f.) der Griechen, die zugleich zwar optima, aber zu ihrer Zeit doch Neuerungen waren.

In den Handschriften freilich ist dieses Capitel verschlagen an eine Stelle, wo es gänzlich unstät und haltlos unter anderen Trümmern schwimmt. Nachdem dort Aufkommen und Verschwinden der Worte nach der Laune des usus durch die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge, der Blätter des Waldes wie der menschlichen Werke erklärt ist (a. p. 60-72), sollen nun (doch nicht zur Veranschaulichung dieses Satzes?) die verschiedenen Gattungen der griechischen Poesie und ihre Versmaafse, noch dazu mit Berücksichtigung gelehrter Probleme über den muthmasslichen Erfinder, hergezählt werden? Und gleich darauf wird nicht etwa die allerdings triviale und überflüssige, aber in diesem Zusammenhange doch noch am ehesten zu erwartende Regel gegeben, für jedes Gedicht die seiner Gattung entsprechende metrische Form zu wählen (bei welcher Auffassung sich auch Vahlen Zeitschr. für österr. Gymn. 1867 S. 13 beruhigt), sondern die stilistischen Farbentöne (colores) der verschiedenen Gattungen,, namentlich der Tragödie und Komödie, auseinanderzuhalten (86=134 ff.). Wie wenig aber jener Abschnitt von V. 73—85 überhaupt in die Epistel an die Pisonen pafst, wird weiter unten klar werden, wo wir über deren Inhalt und Composition zu reden haben. Dass ihn nicht nur Plotius p. 2634 P., sondern nach

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