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führt. Im Allgemeinen ist der Verfasser der Chaussée d'Antin in dem gleichen Alter von etwa fünfzehn oder sechzehn Jahren, hier nicht mehr ganz wieder zu finden: die innere Wärme, die im Gedränge von ihrer Begleitung getrennt. Junge, ungeso= Frische des Geistes, der kecke, mahlerische Pinsel fehlen, und gene Männer dringen beleidigend auf Beyde ein. Emilie fällt statt dessen stoßen wir häufig auf Plattheiten, Künsteleyen, in Ohnmacht, auch Valérie ist nahe daran, die Besinnung zu Kleinlichkeiten: die eingestreuten Erzählungen sind ohne Inte- verlieren. Da eilt plößlich Ernst zu ihrer Vertheidigung her. reffe, ohne Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit, und vor allem bey, unter welchem einfachen Nahmen sein Stand verborgen fehlt ihnen der moralische Nerv. Eine derselben, die wir bleibt. Gabriele fühlt sich tief durchdrungen von dem Zauber bereits auszugsweise im deutschen (Weimar'schen Journal für seiner beruhigenden Worte. Als im nächsten Augenblicke, Degen Lurus ic.), und englischen (Lit. Gazette) Zeitschriften überseßt klirren, glaubt sie Ernst in Gefahr, stürzt zur Hülfe herbey, gefunden haben, ist ohne Charakterzeichnung und ohne die ent- ergreift glücklicher Weise seinen Arm, wird aber zugleich ge, fernteste Wahrscheinlichkeit in den Nebenzügen, obgleich die ihr fährlich in die Schulter verwundet. Er selbst hat in der verzum Grund liegende Sage, zu Grenoble wirklich erzählt wird. wirrenden Hiße des Kampfs den Streich gegen sie geführt. Die in dem Buche reichlich hingeworfenen Sentenzen sind we- Einige Wochen darauf, nach überstandenem Wundfieber, er. der neu noch anziehend. Der kleine Liebeshandel zwischen der scheint Ernst, ohne sich weiter zu entdecken auf dem gräflichen lieblichen Lise und Claude, ist am eigenthümlichsten behandelt Schlosse als Lehrer. Sein Unterricht, sein Umgang, entwickelt und trägt am meisten das Gepräge der Localität und der dor- und befestigt die edelste Neigung. Die Liebenden dürfen sich tigen Sitten. Die Persönlichkeit des Verfassers kömmt zu oft nicht mehr allein sehen, nach dem Willen der besorgten Gräs in das Spiel, und ermüdet, da sie keine neuen Seiten dar finn. Nur ein Blumenstrauß, des Morgens von Ernst empfan. biethet. Manche Unzartheiten, welche in Deutschland die allge gen, des Abends ihm wieder zurückgegeben, sest still und sinnig meinere Verbreitung eines solchen Werkes hindern würden, das geheime Verhältniß fort. Ernst vergißt über der Liebe die machen den Franzosen so ein Büchlein - pikant. Referent Ehre nicht; aus Pflichtgefühl verläßt er Valerien mit dem festen hofft, daß, troß der Bemühungen mancher Buchhändler, die Versprechen wieder zu kehren, ganz und auf immer der Ihrige. auf solche pikante Lectüre speculiren, dieses Übel bey uns nicht zu dieser Zeit der schmerzvollsten Einsamkeit findet sie einigen um sich greifen werde.

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Dr. Adrian.

Trost an der Ankunft und dem Umgange ihrer liebenswürdi. gen Cousine, Caroline von Blumfels, wir sagen Witwe, des ren innige Freundschaft sie von Olbruck weg nach dem Aufents halt führt, wo die scenische Handlung spielt.

Valérie, Comédie en trois actes et en prose, par. M. M. Scribe Mélesville. A Paris, chez l'Advocat, libraire. 1822. Ohne Vermögen und Unterstüßung, bloß auf seine Kraft, Decembre. Dieses Schauspiel, denn in die Gattung der sein Talent, seine Liebe angewiesen, hat Ernst beschlossen, Als Lustspiele, will es, streng genommen, nicht passen, hat in der les aufzubiethen, um der erblindeten Gabriele das Licht der Gunst des Pariser Publicums ein glänzendes Glück gemacht, Augen wieder zu geben. Er reist unter großen Anstrengungen nicht minder durch seinen einfach rührenden Inhalt, als durch nach Paris, sucht hier den berühmtesten Augenarzt auf, wird das aufgezeichnete Spiel der Dale. Mare, in der Rolle der Va. fein Diener, sein Sclav, denn der gränzenlose Ehrgeiß des · lérie. Die Künstlerinn fey in derselben Darstellung so neu, Wundermannes machte ihn unzugänglich für den Unterricht von als fange sie erst an zu spielen; sol die schmeichelhafte Pointe Schülern. Ernst erkämpft sich nach zwey Jahren unablässiger einer französischen Kritik lauten. In Deutschland muß eine Ars Anstrengung, das ganze Geheimniß der wohlthätigen, ihm so tigkeit handgreiflicher zugeschrieben werden, wenn sie den star. unendlich schäßbaren Kunst, und macht die beste glückliche Proken Geschmack schwacher Schauspielerinnen nicht beleidigen will; be an einem bejahrten, armen, fast ganz blinden Deutschen, um nie aufhören zu dürfen, fangen manche gute Kinder lieber Ambros, Carolinens Bedienten. Herr von Blumfeld hatte kurg gar nicht an. Zum bessern Verständniß des Folgenden, dient die vor seinem Tode denselben aus langer Gewohnheit und verBemerkung, daß die Scene der Handlung nach Deutschland kannter Theilnahme mit sich nach Paris genommen, obschon er verlegt ist "). ihm wegen seines zunehmenden Augenübels nur schwache Dien

Ernst, Graf von Halzburg, der jüngste Sohn einer ste leisten konnte. Ernst ist nach zahlreichen, durchaus gelun. zahlreichen Familie, ohne Ansprüche auf besondere Glücksgü, genen Kuren, seiner Kunst vollkommen gewiß, und eilt jeßt, ter, kommt bey einem öffentlichen Feste in Olbruck mit Va. davon an Valérien den zärtlichsten Beweis zu geben. Diese lerien zuerst in Berührung, und zwar auf einem außerordent. Thatsachen sind dem Anfange der scenischen Handlung voran lichen Wege. Valérie, früh verwaist, seit ihrem vierten Jahre gegangen.

blind, erzogen in dem genannten Orte von der Gräfinn Nins- Das Glück erklärt sich noch auf andere Weise für den burg in Gesellschaft ihrer Tochter Emilie, wird mit dieser Grafen Ernst von Halzburg. Durch den Tod seiner Brüder und einiger Cousinen, ist ihm ein bedeutendes Vermögen zuge.

*) Es ist die Absicht, mehrere interessante vielbesprochene Producte der fallen. Zugleich hat ihn sein verstorbener Oheim zum Univers ausländischen dramatischen Literatur in diesen Blättern zur Sprache salerben eingefeßt, unter der Bedingung, die Witwe Caroline zu bringen. Man wird sich bemühen, den jedesmakligen Auszügen

so viel als möglich die Auszeichnung einer angenehmen Grjah, von Blumfeld zu heirathen, damit durch diese, einst von ihm tung zu geben. Wir kennen das Stück aus der glücklichen Bears selbst gesuchte Verbindung, ein abschreckender Erbschaftsprozek beitung des Herrn Castelli, unter dem Nøhmen Gabriele. mit ihr niedergeschlagen werde. Unter diesen Verhältnißzu

kommt der Neffe im Haufe Carolinens an. Der Rath Hein- Der Styl dieser Erzählung, der ein ursprüngliches Fac rich Milner empfindet gegen dieselbe eine stille, lebhafte Liebe, tum zum Grunde liegen soll, ist geschickt unter die drey wagt aber nicht sich zu erklären, und überläßt sich sogleich der Acte vertheilt, so daß die Spannung im Allgemeinen lebendig Ehrfucht gegen den angemeldeten Grafen. Valerie kommt in erhalten wird, und jeder einzelne Act mit einem interessanten einem freundschaftlichen Gespräch mit Milner hinter sein Ge. Wendepunct schließt. Die edeln Charaktere der beyden Hauptheimniß, sie verspricht bey Carolinen für ihn das Wort zu füh, personen, dargestellt im lebendigen Wechsel anziehender Situa ren. Diese, unbestimmt, wie sie ist, sucht dennoch den Grafen, tionen, erregen eine würdige Theilnahme, die sich nicht selten der unverzüglich nach Olbruck reisen will, um einen Tag auf zur Rührung erhebt, ohne der gesunden, unverfälschten Natur zuhalten. Ambros ihr Diener erkennt im Grafen den jungen Gewalt anzuthun. An einigen Stellen könnte die Ausführung Pariser - Arzt, den Retter seiner Augen. Er erzählt diesem in des Gegenstantes wirksamer seyn, das bloße Factum steht mits Folge der überraschenden Entdeckung, veranlaßt durch Fragen, unter zu nackt da. Auch die Gemähldeschilderungen der erblins dak Valerie gegenwärtig hier in der Wohnung der Frau von deten Valerie, möchten nun tiefere Wahrheit fordern, die durch. Blumfels lebt. Der erstaunende, entzückte Liebende beweist jezt gehende Schlichtheit des Ausdrucks, der überall nur das Nothauf einmahl keine Lust mehr zur Abreise, läkt vielmehr heim- wendigste bequem hervorhebt, ohne die Camera Obscura und lich einen Notar bestellen, um nach seiner Absicht die bewußte Clara der Seele, psychologisch zart zu berühren, fördert indess Erbschaftsangelegenheit, durch vollkommene Verzichtleistung von fen auf der andern Seite den raschen Gang der Entwickelung, feiner Seite, schnell in Ordnung zu bringen. Valerie ruft nach an welchem der französische Sinn ungleich stärker hängt als der Ambros, glaubt seine Hand zu fassen, erkennt aber auf der deutsche. Einzelne charakteristische Bemerkungen sind von ges Stelle, ihren Eraust an dem Eindruck der erschütternden Bewegung. fälliger Feinheit. Darüber läßt sich mancher Anflug des Un. Er biethet ihr mit aller Beredsamkeit der treuesten Liebe seine wahrscheinlichen vergessen, an welches sich der öffentliche Ge. Hand an, und sucht sie mir zärtlichen Bitten zu der Augenope. schmack ohnehin bereits längst gewöhnt hat. Heinrich Milner, ration zu überreden. Ein Freund soll angeblich das Werk ver- der Rath, ist der Nothnagel des Stückes, den man ohne Zährichten. Valerie widerstrekt anfänglich, indem sie sich auf der ne herausziehen kann. Er heißt Rath, ist aber bey jeder Geeinen Seite die Lage einer blinden Gattinn ausmahlt, und auf legenheit, durchaus rathlos. Auf der Bühne hat das nichts zu der andern, das Gewicht der zerschmetterten Hoffnungen vor- bedeuten, da der Dichter schlauer hinter dem Rath steckt. hält, wenn der gewagte Versuch mißlänge. Wenn der Graf noch In Hinsicht auf Darstellung fordert das Stück zu einer denselben Abend einen Blumenstrauß erhält, das früher bedeu, flüchtigen theilweisen Vergleichung zwischen der französis tungsvolle Zeichen ihrer Liebe, dann hat sie eingewilligt; un- schen und deutschen Bühne auf. In den Göthischen Proter dieser Übereinkunst trennen sie sich. Milner, der im Grafen pylä en, findet sich ein schäßbarer Auffaß über den großen den Ernst übersteht, an welchem Valerie hän t, sucht ihr durch Tragiker TaIm a *), bey welcher Gelegenheit das Eigenmehrere Gründe zu beweisen, daß jener Carolinen heirathen thümliche der französischen und deutschen Darstellungskunst, in wolle, womit auch Ambrosens Aussagen zusammenstimmen. mehreren feinen Bemerkungen zur Sprache kommt. Darüber Valerie schwankt erst schwächer, nach und nach stärker, zuleßt kann unter Keinem kein Zweifel seyn, daß die französischen gibt sie sich, ihr Glück und jeden Gedanken an die Operation Schauspieler in nationaler Art und Weise, ihren deutschen Brüauf. Milner hat endlich Carolinen seine Liebe gestanden. Der dern oder Vettern weit überlegen sind. Die vernünftige Fein. Graf verlangt eine geheime Unterredung mit ihr. Neuer Grund heit der Kritik, der strenge Geschmack des gebildeten Publis der heftigsten Unruhe. In einem anstoßenden Cabinet hört Va. cums, diese beste Waffe gegen die egoistischen Umtriebe der lerie die ganze Unterredung zwischen dem Grafen und Caroli. Histrionen, der heilsame Nachdruck der herrschenden Öffent. nen an, in welcher er mit edler, hinreißender Wärme erzählt, lichkeit, welche nach andern Seiten hin, in sehr verderbli. wie er seit längerer Zeit einzig und allein an der Rettung der che Wirkungen ausarten kann, für die Bühne aber, jederzeit erblindeten Geliebten gearbeitet habe, und nun auf dem Punct höchst wohlthätig, und ihr eigentlicher Lebensgeist ist, die res stehe, unmittelbar Hand an das heißersehnte Werk zu legen, gelmäßige Schule, der sich jeder Schauspieler unterwerfen muß, weßhalb sie denn ihre Freundinn zu dem besprochenen noth• sobald er einige Ansprüche macht, und wozu Kenntnisse, Sta. wendigen Schritt bestimmen möge, indem er sich ihr unter dem an- dium, Vorbereitungen gehören, die oft selbst die sogenannten genommenen Nahmen eines fremden Arztes zu der festgesseßten besten deutschen Schauspieler kaum dem Nahmen nach ken. Zeit zeigen würde. Jezt tritt Valerie, überwältigt von der nen, das natürliche körperliche Gefchick, welches durch Erzie= großmüthigsten Liebe aus ihrer Verlegenheit hervor, und wil. hung, Beyspiel, Auszeichnung noch mehr gehoben und aus. ligt unbedenklich und furchtlos in die Operation, unter dem gebildet wird, die angeborne einzelne Beweglichkeit, worin Scheine, daß sie Ernst nur als Zeugen, und nicht als Arzt bey dieses Volk bald zu seinem Ruhme, bald zu seinem Unglücke, es derselben erwarte. Die Wiederherstellung des Organs ist in jedem andern zuworthut, diese Einwirkungen zusammengenomdem angränzenden grünen Gemach glücklich von Statten gegan- men, erklären hinlänglich die stete, große Vortrefflichkeit der gen. Valerie schwankt irren Trittes hervor, aeblendet von der französischea Bühne. Dahin geht das Ganze von einem gewissuströmenden Luftmaße, erblickt den Geliebten, und sinkt dans kend in seine Arme.

*) Frau v. Stael über T al ma haben Wir in diesem Archive bereits vernommen.

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fen Typus aus, der allerdings viel zu conventionell ist, um wahrlosten Blinden, zeigen bem aufmerksamen Beobachter in ihn der Natur gleichstellen zu dürfen. Allein man unterscheide Bewegung, Sprache, Betastung, Mienenspiel, etwas Sansdie französische Natur endlich einmahl von der deutschen, und tes, Gleichschwebendes, Zartes. Der Mangel des einen Organs überhaupt von jeder andern, man lasse die Nationalität inner- sucht sich gleichsam in der verfeinerten Reißbarkeit der übrigen halb ihrer gesetzmäßigen Schranken, auch auf der Bühne, mit zu erseßen, so lange nähmlich nichts Außerordentliches einwirkt, billiger Rücksicht gewähren, denn ausrotten läßt sie sich doch und selbst in diesem Falle, löset sich der Zustand der stärkern Benicht, man stelle die Vergleichung zwischen den künstlerischen lebung von dem Horchenden viel anders ab, als bey dem Se. Darstellungen verschiedener Völker beständig nach dem Grund- henden, die ganze Charakteristik der Empfindungsweise ist ver faß an, daß man die Größe, den Umfang, die Beschaffenheit schieden accentuirt. Doch so viel weiß gewiß jede deutsche der Geschmacksforderungen jederzeit nach dem höchsten indivi. Schauspielerinn, wenn fie Augen hat, und Mißgriffe sind von duellen Ziele einrichtet, das dem allgemeinen Charakter gleich, der Seite, bey der aufmerksamen Wißbegierde unseres Volkes, sam angeboren ist. Unter diesem Gesichtspunct, wird die Bes zumahl vielversprechender Künstlerinnen, auf keiner mittelmäßi hauptung keinen Anstoß finden, daß der französische Schauspies gen, viel weniger vorzüglichen deutschen Bühne zu besorgen. ler, in und nach den nationalen Elementen sei. Schwer ist es freylich, die gemachte Beobachtung zweckmäßig ner Bühne, sobald von seinem Stande als einer Gesammt. anzuwenden, besonders im Ausdruck des Gemüthlichen. Juheit die Rede ist, entschieden über dem deutschen steht, woge, dessen wird sich keine deutsche Schauspielerinn von einigem Sinn gen aber dieser, um der tiefern Wahrheit und dem mehr poe. so weit vergessen, daß sie in die stille und reine Seele Valeriens, tischen Sinne seines Volkes streng und kunstgemäß zu entspres die härtesten Contraste legen, und diese mit erkünstelter Graus chen, einen viel mannigfaltigeren Aufwand der außerordent= samkeit bis zum offenen Trok, zur vollen Empörung gegen die lichsten Kräfte und Mittel zu machen hat, in Falle des Gelin» blinden Augen steigern sollte. Dahin würde z. B. das Studie. gens aber aus den französischen Künstler in demselben Maße ren der Stimme gehören, in Momenten der Anstrengung, das übertrifft, als die Schöpferkraft der Natur, die Reproduction übermäßige Lächeln, welches besonders beym fehlenden Augene der Einseitigkeit überwiegt. licht so leicht zur Grimace wird, statt ins Graziöse zu spielen,

Wenden wir das Gefagte im vorliegenden Fall auf die die öftere Demonstration der Zähne, und wären sie auch die zwey Hauptrollen des besprochenen Stückes, auf Valerie und schönsten, denn sie erregen bey einer Blinden den Gedanken an den Grafen an, um die deutsche Eigenthümlichkeit, der fran. Geistesschwachheit, Mangel des Schicklichen, Vorhersehen der zösischen gegenüber, näher zu beleuchten. Dem außerordentlis sinnlichen Organisation. Wir halten eine solche Berirrung bey chen Beyfall zufolge, den Dlle. Mars, als Valerie davon ge, guter Schule und wahrer Naturanlage für unmöglich; wir wie. tragen hat, sollte man glauben, es müsse diese Rolle im Be. derhohlen ungern, um der deutschen Kunst nicht unverdienten fiße einer ausgezeichneten Künstlerinn, auch eine ausgezeichnete Verdacht zu erregen, denn gegen eine Französian müßte man hinreißende Gewalt auf deutsche Zuschauer ausüben, ja auf die, nach Maßgabe ihrer nationalen Sinnesart, im Puncte der ers se eine noch beträchtlich größere, da der darzustellende Cha. wähnten Fehler auf jeden Fall rachsüchtiger seyn. Es ist die rakter lebhaft in die schöne Tiefe und Wärme unsers Volkes Frage, ob die bewunderte Dale. Mars, nicht von dieser Seite eingreift *). einem deutschen Zuschauer mißfallen könnte? Ein solcher hat das Die Rolle Valeriens will ernsthaft studiert seyn. Der Vergnügen, an seinen deutschen Landsmänninnen auf dem Theas Deutsche versteht sich besser auf das Studium, als seine Nach. ter, sich deßhalb zu erhohlen, denn wie gesagt, das Gemüthliche barn, nahmentlich der Franzose. So können wir also Valerien ist ihre Profession vom Hause aus. Die Deutschen sind ferner ab. in Deutschland das beste Glück versprechen, denn eine Schau, gelagte Feinde des Conventionellen auf der Bühne, sie wollen spielerinn, die nicht sludieren wollte, wäre eo ipso keine edle Natur mit Beachtung aller ihrer Geseze, Forderungen, Deutsche. Wie ist das Große und Schwere hier zu studieren? Eigenthümlichkeiten, Zeichen. Eine deutsche Valerie kann den. Viel und Mancherley. Den meisten, nicht ganz und gar ver. noch als solche keinen Augenblick conventionel erscheinen. Wie? Sie dürfte gefticuliren, als wäre sie sehend, als habe sie die Bewegungen in Gesellschaft, oder wohl gar im Spiegel

den, da der „Unzeiger für Literatur und Kunst,” nur diese, niemahls

*) Haben die folgenden Bemerkungen, ganz und gar nichts gemein, mit g e′ studiert? Würde sie nicht z. B. scheinbar ihre Kopflosigkeit be. wöhnlichen Theater kritiken, so ist es nicht überflüssig zu bez weisen, wenn sie bey der mindesten Gelegenheit, die Hand aufs merken, daß sie damit auch gar nichts gemein haben wollen und werz Herz legen wollte? Doch das thut auch keine Deutsche, dar. eine individuelle Vorstellung im Auge haben kann. Diese Blätter um legen wir deßhalb ruhig die Hand auf den Mund. Wer nehmen auch ehestens den einft von Stoll und Leo von Seckendorf nimmt auf Verhältnisse genauer, man köante fast sagen, ängst. im Prometheus hingeworfenen, aber eben so bald wieder abges licher Rücksicht als ein Deutscher? Die deutsche Valerie wird nicht rissenen Faden einer: „Gallerie scenischer Künstler" wies aus der Art schlagen. Sie ist nicht umsonst so lange Zeit an einem der auf, die mit dem unübertroffenen Veteran der Mimenkunft, und demselben Ort, sie hat sich bereits vollkommen accentuirt, Herrn Koch beginnen soll, mit allgemeinen Kunstblicken und in wie einer verständigen Blinden zukommt, sie wird also auch reinsbiographischer Tendenz, so wie die „Wanderung durch Die Ateliers unserer bildenden Künstler," biographische auf der Bühne nicht überflüßig, langsam, unst her, prüfend Notizen derselben, die Hauptmomente ihrer artistischen Laufbahn einhergehen, sie wird, sie kann das nicht, denn sie ist eine und ein Verzeichniß ihrer vorzüglichsten Werke geliefert hat, Deutsche. Mit diesem Triumpfe antworten wir jeder Einwen.

Friedrich Wähner.

Wienerisches Alterthum.

dung. Noch weniger verläugnet sie sicher das angeborne deut- Wirklichkeit, von solchen Ausartungen, wie von unmöglichen sche Nachsinnen über interessante, verborgene, räthselhafte Wire Dingen reden können. kungen und Wunder der Natur. Sie sucht sich vielmehr deutli cher, genauer, vollständiger als die Schwestern des Auslandes, besonders an der Seine, über die nähern Umstände und nächsten Folgen eines Factums, wie die Augenoperation ist, zu unterrichten, sie fragt kenntnißreiche, denkende Männer, und Wiens alte Gestalt und Anfang, das Verhältniß wenn sie auch nicht gerade einen Augenarzt deßhalb zu Rathe der Stadt zu den Vorstädten, läßt sich nach den Zerstö, sieht, so fordert sie gewiß in ihrer Umgebung die gründlichste rungen zweyer Belagerungen, kaum mehr aus den Kirchen Auskunft, da allgemein bekannt ist, daß die deutschen Thea und aus deren, zumahl in den Stürmen der Reformation, van. ter, insonderheit die Directionen, in strenger wissenschaftlicher dalisch mitgenommenen Urkunden entnehmen. Vier heut zu Tas Kenntniß im antiquarischen, historischen, anthropologischen Fach ge, dem größern und gemischten Publicum nicht mehr verständ. dem Auslande bestimmt vorgehen. Selbst das französische Ori liche Localbezeichnungen, erscheinen beynahe auf jedem Blatte: ginal verräth im Punet der eben vollzogenen Augenoperation werd, Point oder Peunt, & u chen, Lucken, und Gries, eine talentwerthe charakteristische Vorschrift, die eine deutsche deren ersteres, Insel oder Halbinsel, wasserumgebene Schauspielerinn leicht noch besser ausführt. Es wird von Vas Auen, wie Ufer, Gries, ein kiesiges Ufer 2c. bedeutet, z. B. lerien gefagt: Elle fait quelque pas au milieu du théâtre; elle der untere Werd (die Judenstadt und seit deren Vertreibung, s'arrette en chancellant et comme éblouie du rayon de lumiére 1669, Leopoldstadt) der obere Werd (Rossau) das Werderthor qui la frappe. Nach einigen Zwischenworten heißt es wieder: (jest Neuthor), Schottenpeunt, (Schottenhügel zwischen Ouvrant de nouveau les yeux et étendant la main comme pour der Rossau und Wahringergasse) Hirschpeunt, Kälberpeunt, auf saisir l'air et la lumière. Hier ist ein Glanzmoment für eine der heutigen Landstraße, Ungergasse, Grasgasse, — die O fe n. ausgezeichnete deutsche Künstlerinn, und wer wird an ihrem [ucken, Ofenloch, Schaufellucken, heutige Schauflergasse, Siege über die französische Mars zweifeln, wenn sie die deuts Salzgries, Heugries 2c. wo diese beyden Artikel ausgela, sche Minerva um Hülfe angeht? Der deutsche Apollo, sonder, den wurden, jenes vor dem Werder oder Neuthore unterhalb lich bey den Bühnen, ist manchmahl weniger leicht zu spre Maria. Stiegen, Maria am Gestade, unterhalb der Fis chen, er hat aber seine Vicare. fcherstiege und des uralten Kirchleins S. Rupprecht, da der das Heugries vor dem Die Rolle des Grafen läßt sich gleichfalls nach dem frans Donauarm noch so nahe floß, zösischen und deutschen Standpunct individualisiren. In der An, Kärnthner. Thore, weit links gegen das Stubenthor zu. näherung zu einer blinden Geliebten, in ihrem Unschauen, ih, Die Capelle S. Johanns vor dem Werderthor ist wohl uralt rer Berührung, muß natürlich überal, besonders in der Spra- und mag mittelbar dem Andenken S. Severins, dieses Apoche, die sanfte Bartheit eines edeln Gefühles vorwalten. Ein stels und Retters an unserer norisch - pannonischen Donau ans lieberfülltes Herz fühlt sich gedrungen, auf eine bedachtsame gehören. 1441 hatte der Pfarrer Wolfgang ein Burgrecht Weise, uns dasjenige auf andere Art zu übersehen, was das auf des Freinstätters Haus in der Neuburger Straße (jest drey 1446 ist Thomas von Mistelbach, Kapellan der Auge dem Auge nicht unmittelbar dolmetschen kann, betrachtet Mohrengasse). doch schon eine Mutter den schlafenden Säugling mit andern ewigen Messe, welche Meindl der Fischer gestiftet hat, — 1507 Augen als den wachenden. Es wäre interessant, einen franzöft geschehen fromme Gaben auf den Alerheiligen - Altar in der schen und einen deutschen Schauspieler in dieser Rolle zu ver- S. Johanneskirche vor dem Werderthor, — 1534 wird der lehte gleichen. In Paris spielt Armand den Grafen. Wie verschieden Beneficiat Hanns Amann bey der Stiftung des Michael Paum. die Leistung auch ausfällen mag, wegen der verschiedenen Na- gartner, auf sein Haus in der Stadt, neben S. Pankraztionalität, so viel bleibt ausgemacht, kein deutscher Schaus Capelle, (bey der alten Herzogsburg am Hof), übertragen auf spieler, der seinem Volke Ehre macht, wird Valerien nahen, die Capelle der fünf Wunden im Bürgerspital. Wenige Jahre als sähe sie ihn. Zu diesem groben Fehler hält er seine Kunst vor der ersten türkischen Belagerung, ist ein Domherr zu S. Die für zu gut; aus gleichem Grunde hohlt er auch nicht wie sonst Stephan, Pfarrer bey S. Johanu im obern Werd. mit den Armen aus. Dieses Durchsägen der Luft bey jeder Ge, Herzogpeunt, der Herzogthügel, gehörte den Dominikanerin legenheit ohne Unterschied, hat ihm schon der Shakspearsche nen zu Tuln, die Rudolph von Habsburg stiftete zur Erfüllung Hamlet abgewöhnt, vorausgeseßt, daß diese Lection in seinem seines, in der Schlacht wider Ottokar gethanenen Gelübdes. Theaterhamlet noch vorkommt. Eben so hüthet er sich vor der Der Grund war unstreitig schottnerisch und mag 1280 von ihnen Monotonie in der Sprache, in welcher der Liebhaber so leicht stocken abgelöst worden seyn, 1666 wurde dort ein Sanitätshaus oder soll. Wohl uns, daß wir im deutschen Genuß der deutschen Contumazhof erbaut.

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Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr. Verleger: Franz Härter.

Gedruckt Sey Franz Ludwig.

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Die Panoramen des Mahlers Anton Sacchetti.

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den Tod in Ausübung seiner Kunst. Ein Gerüste, aufwele chem er sich befand, stürzte ein, und tödtete den Mahler. Lorenzo übernahm nun alle seine Arbeiten. Schon im JahDieser Künstler hat seit einigen Tagen eine Anzahl pano- re 1787 hatte er sich mit einer Venetianerinn vermählt, ramischer Darstellungen im k. k. Eleinen-Redouten welche ihm im Jahre 1790 (am 8. Jänner) seinen Sohn faale zur öffentlichen Schau ausgestellt, welche in vieler Antonid gebar. Hinsicht Beachtung verdienen, und unter welchen sich bes

1794 kam der berühmte Choreograph und Tänzer, Salsonders das Rundgemählde der Stadt Prag besonders vatore Vigano nach Venedig. Er sehte dort mehrere seiner auszeichnet. herrlichen Ballette in die Scene, und errang wie überall Da dieser Mahler sowohl, als sein Vater Lorenz Sac- ungeheuren Beyfall. Sämmtliche Decorationen zu diesem chetti, obschon beyde in Italien geboren, doch durch einen Ballete mahlte Sacchetti, welcher nun immer mehr als einer langjährigen Aufenthalt in unserm deutschen Vaterlande, der bedeutendsten Decorationenmahler in Italien bekannt gleichsam uns angehören, auch die Leistungen beyder Künst- ward. Noch in demselben Jahre ging Vigano wieder nach ler sich so sehr über das Gewöhnliche erheben, so dürfte in Wien. Er hatte den Auftrag erhalten, für das damahlige diesen Blättern der geeignetste Plaß seyn, zuvörderst einige Wiednertheater (im Freyhause) eine Tänzergesellschaft zu kleine biographische Andeutungen über diese wackern Künst- engagiren, und hauptsächlich einen tüchtigen Decorateur ler zu geben, da man ihre Nahmen, ungerecht genug, in mitzubringen. Die glänzende Kunstfertigkeit, welche Sacs so manchem Künstler Lexicon, an welchen Producten un chetti bey Ausführung seiner Decorationen für die Ballette ser Zeitalter so reich ist, vergebens suchen würde. Vigano's an den Tag gelegt hatte, bestimmten den BalLorenz Sacchetti ist geboren in Padua am 22. Juny lettmeister, Sacchetti den Antrag zu machen, mit ihm nach 1759. Er ist der Sohn eines Färbers. Frühzeitig ent- Wien zu gehen. Mit Freuden nahm dieser den Antrag an. deckte man schon an dem Knaben das Talent zu bildenden Er traf am 24. July 1794 in Wien ein. Als später der Künften, und der Vater beschloß also ihn die Architekturs Freyherr von Braun die beyden kaiserl. königl. Hoftheater Zeichnung lebren zu lassen. Den ersten Unterricht in dieser in Pacht erhielt, ward auch Sacchetti als Decorateur bey Wissenschaft erhielt er von dem damahligen Professor an denselben angestellt. Er verweilte in dieser Anstellung bis der Paduanischen Hochschule, Dominico Eerati. Der Jüng, zum 17. November 1810. Im Jahre 1802, nachdem er ling machte schnelle und erfreuliche Fortschritte in der Kunst, bereits entschlossen war, Wien nie mehr zu verlassen, ließ und zeigte besondere Neigung für die Theatermahlerey. er feine in Padua zurückgelassene Familie zu sich kommen, Der Umstand, daß die in diesem Fache hervorgebrachten und widmete sich nun hauptsächlich der Erziehung und KunstLeistungen den Künstler in den Stand sehen, schon nach bildung seines Sohnes Antonio, in welchem ein bedeuten. wenigen Tagen der Arbeit, die Wirkung seiner Werke beurs des Talent nicht zu verkennen war. An Übung fehlte es dem theilen zu können, wirkte wohl am kräftigsten auf das feu Jüngling nicht, und so entfaltete sich denn dieses Talent rige jugendliche Gemüth. Lorenzo ging also, ein 22jähri: immer wirksamer und erfreulicher. Außer der Theatermahger Jüngling (1781) nach Venedig, und widmete sich das lerey, mit welcher Antonio von dem Vater fleißig beschäf selbst unter der Leitung und Aufsicht des bekannten Domi- tigt ward, mahlte er auch einige Ohlbilder, welche von nico Fassati der theatralischen Mahlerey. Auch in Fresken Kennern sehr günstig beurtheilt, schnell Käufer fanden. versuchte er sich nicht ohne Glück. Co verlebte er seine Zeit Im Jahre 1814 ward Lorenzo nach Brünn berufen, bis in das Jahr 1784. In diesem Jahre fand sein Meister um dort den Redoutensaal, und die an denselben stoßenden

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