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derben diefer barbarschen Horden entriffen und gerettet worden Königs, sich aus der Stadt zu wagen, achtet Jaroslaw nicht, ist, bearbeitet für die Bühne, von Joseph Linden, dessen «Záre sondern macht den Ausfall kurz nach Mitternacht, greift das nad pohanstim” Lichtstrahl des Heidenthums, schon einige Mahl feindliche Lager mit unvermutheter Schnelligkeit, gerade an in öffentlichen Blättern vortheilhaft erwähnt wurde. Unserem jenen Puncten an, wo es vom Zatran aufgestellt, am Schwäch3wecke gemäß, wollen wir das historische Originalwerk nur an- sten beseßt war. Auf das gegebene Signal war der Feind auch zeigend hier behandelu, und bemühen uns zuerst den Charak im Rücken von denen am Berge Hosteynow Verschanzten ange ́ter, und die Situation einiger handelnder Perfonen erheblich dar- griffen, und der Sieg war entschieden. Die Liebesepisode der dem Wneslaw verlobten, aber den Weston liebenden Jaros, zustellen. lawjna ist mit der Stimmung dieser Helden in das Ganze verwebt, und trägt zur Entscheidung des Sieges viel bey. Zur Beurtheilung führen wir einzelne überseßte Stellen

Jaroslam Sternberg, der Oberfeldherr des böhmischen und mährischen Heeres, ein Mann zwischen 46 bis 50 Jahren, ver. suchter Held, dabey sehr bescheiden, kurz im Reden, festen Willens, kühn und klug in Unternehmungen, und seine Polis an: Böhmische tie nimmt sogar oft die Zuflucht zur Verstellung. Mladiken.

Wratislaw, , ́ein bejahrter, higiger und tapferer Krieger, mehr zur Ausführung als zur Anordnung geeignet, eifriger Vers ehrer seines Oberfeldherrn, doch noch eifrigerer Anhänger der anscheinenden Grundsäße, den Kampf heftig zu verfolgen.

Wneslaw, ein blühender Mann, heimlicher Nebenbuhler Jaroslaws, ruhmgierig ohne Gränzen, kühn bis zur Verwe genheit, prachtliebend, ansehnlich und mit der Tochter des Jas

roslaw verlobt. Diesem Charakter entgegengesezt ist jener des Weston.

Jaroslawina, Jaroslaws Tochter, ein blühendes Mäd. chen, höchst unglücklich als Verlobte des Wneslaw.

Zatran, ein Landstreicher, dermahl im Sold der Tataren, eine häßliche Körpergestalt und noch häßlichere Seele. Ausspä, her der Tataren.

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«Wneslaw zum Wratislaw und Skrbensky, als er beyde afür seinen Plan gewinnen will (Seite 25); Jaroslaw, ein vors «trefficher Geist, aber durch das Alter abgekühltes Blut. O Jas | aroslaw! hier in Olmüß, als wäre ers nicht! - Sonst so gere. er konnte keine Zeit leiden, höchstens ei: «gelte Heftigkeit, anen Augenblick zwischen Vorsaß und That. Übergewöhnlic »cher Heldensinn thut hier Noth. Ein gewöhnlicher Mensch geht «nur so weit, als er sichere Schritte gezählt. — Gewagt, wer et. awas Merkwürdiges ausführen will; auch auf überzahl gibt es «eine verborgene Möglichkeit, dort beginnt der Ruhm unge=

«wöhnlicher Männer.”

Zatran als gefangener Ausspäher vorgeführt zum Jaroslaw, und befragt, wer er wäre; gibt sich nach hartnäckigem Schweiz gen so zu erkennen (Seite 21). Wer will, ich soll mich umsehen, muß aufrufen Zatran! Aber mit vollkommenem Nahmen, bin ich ein Rabe hinter dem Heere der Tataren, vor ihm ein witternder Hund, an der Seite eine listige Schlange, zur Beute ein Wolf. Was meine Nase auswittert, vor dem laß ich meine Stimme erschallen, «Chon der Tataren." Dieß ist die Posaune, die sämmtliche Tataren bewegt. Und da hageln die Köpfe herab. Das Entseßen fliegt uns voran, hinter uns schleppt sich der Hunger, die Fluren röthen sich mit Blut, Nachts leuchten uns Städte, Burgen und Dörfer. Töchter und Weibchen erschlagener Väter und Männer, sind unsere Kurzweil, sind sie erst halbtodt, so bleibt die Nachlese tatarischen Hauern.

In dem Bewußtseyn der höchsten Gefahr, in welchem 'ihr heißgeliebter Weston am Berge Hofteynow vom Feinde umrungen, schwebt, bricht Jaraslawina in Wehmuthstöne beym Klange eines Saiteninstruments aus :

Die Scene in Damüß und in der Umgebung. Die Beges benheit im Jahre 1241. Die ganze Handlung dauert vier Tage, und die nachfolgende Nacht hindurch. In Damüß mußte Jaro, flaw seine über den Anblick der Tataren entseßte Krieger vor als Iem erst wieder zur Besounenheit bringen, und ihre Blicke all mählig an jene gewöhnen. Der ruhmgierige Wneslaw will hier Diese Gelegenheit zu seinem Nuhme benüßen. Jaroslaw erlaubt ihm einen Ausfall zu machen, aber die Art und Weise ordnete er selbst an, nähmlich in einer Phalanx den bey Olmüß liegen. den Berg Hosteynom zu erreichen und von dort erst nach geges benen Signal weiter zu agiren. Während dem stürmten die Tas taren unaufhörlich gegen die Stadt, doch traf Jaroslaw gute Maßregel für die Belagerten, und wußte schlau die Absicht des herbeygeschlichenen Ausspähers zu seinem Vortheile zu benüßen. Die Tataren zur Eroberung fester Pläße weniger geschickt, konn. ten auch nicht den verschanzten Berg Hostegnow erstürmen. Was bisher geschehen ist, war Ales, die einzige heimliche Ab. sicht des Jaroslaw; selbst die Faction des Wneslaw und aller übrigen wußte er nach serschiedenen Richtungen zu seinem Zwecke zu leiten. Kurz vor jenem Hauptausfalle reißte Jaroslaw den fonst einige Mahl reichlich belohnten Zatran plößlich zur Rache. Diesem schwaßte der mit Betrunkenheit maskirte Blude, Jaros laws Plan zum Ausfalle aus. Zatran schleicht sich zur Stadt heraus, und stellt die Tataren so auf, um ihre Dislocation «Fahre hin du Todter, den Würmern nun Leben zu geben, zu einer Falle der Belagerten zu machen. Ronomjn sieht den «du Fels wider meine Himmel! Dein Tod betrübt die Hälfte beabsichtigten Ausfall Jaroslawe zu einer entscheidenden «meines Herzens; die Hälfte beseelt er mit einem Strahle der O Seligkeit! mit Gedanken unerreichbar ·Dei Schlacht als ein reines Verderben an, den Muth faffend sich zu «Hoffnung. widersehen. Er wird verhaftet, und Jaroslaw gewinnt seinen «ne Größe endet im Himmel! Du Tatar, freue dich mit mir! Anhang wieder für sich. Auch auf das verschärfte Verboth des «Jaroslaw erlöse Länder, und die Freude der sämmtlichen

»Dort sinkt die Blüth' und Kraft, gesunken ewig,
"Dort lebt des Sturmes Wuth der Wuth entgegen,
»O Mädchen! dorthin dein Jüngling verschwand!
„Dort wo der Tod mit Leben Kurzweil treibt,
"Der Menschen - Haufen sich umstürzen in Gräber,
„O schrecklich! schrecklich! dort ist mein Weston!"

Nachdem am Berge Hosteynow von einem feindlichen Pfeil Wneslaw getödtet, und dessen Körper an einem entlegenen Dr. te zur Erde bestattet ward, spricht der heimliche Nebenbuhler im Monolog (Seite 117).

«Menschheit, wird kaum ein Anlächeln seyn, gegen meine Wonne."

Jaroslaw, nachdem er Gott für den so herrlichen Sieg knieend gedankt hat, steht auf, und spricht zu seinen Hel

den:

Als man in Spanien noch glaubte, der Guadianafluß ftrö me io französische Meilen weit unter der Erde fort und käme dann wieder hervor, fagten die Spanier prahlend zu den Frem den, in ihrem Lande sey eine Brücke, auf der 15,000 Schaafe weiden könnten.

«Helden von unerhörter Tapferkeit, unerhörte That, ist heute vollbracht! An unfern Schwertern zerschlug sich die Pitt, der Besißer des berühmten Diamanten, der von ihm adurch Europa tobende Fluth der Tataren! Meine Herzlichkeit den Nahmen erhielt, veränderte aus Furcht, wegen den Berift heftig und mächtig, so wie es unser Kampf war, so daß ich sie dieses Kleinods ermordet zu werden, sowohl seinen Nah.

aalle!! alle!!"

men, als seine Wohnung unzählige Mahl.

Im Dom zu Halberstadt befindet sich der Grabstein eines Domherrn mit einigen Reimen und der Jahrszahl 1242. Die Sage erzählt, er habe Semeca geheißen, und am Sonntag Lätare Anno 1230 in Halberstadt, Kölln und Mainz zu glei= cher Stunde Messe gelesen.

«befürchte, euer Gehör zu beleidigen, und doch weiß ich, ich «müßte haben die Beredsamkeit des Himmels, und spre«chen mit der Stimme des Donners; foll ich mich erkühnen «Euch zu danken? Eure Herzen, die Herzen der Felsenlöwen, «waren zu schwach unter solchem Lobe, das Ihr verdient habt Der Faden dieses dramatischen Stückes ist, eine von Jaroslaw erdachte und ausgeführte Kriegslist, und die feltene Kunst, mit Wenigen Viele zu schlagen. Das Ganze ist dem Charakter der Böhmen gemäß mit kurzen Unter den fremden Wörtern, die wir durch langen Gebrauch Gesängen, und dem angedeuteten Sinne für Dichtkunst und Musik durchgewebt. Jaroslaw commandirt nur mit dem Schall falsch schreiben, gehört das Wort: Contredanse. Es ist ja aus der Trompeten, so daß jeder einzelne Anführer, feinen Ruf dem englischen genommen, bedeutet einen ländlichen Kranz und und Befehl, aus den Accorden des Schalles verstand. Die foll country-dance geschrieben werden. . Siegesgefänge uralter Ezechen nd bisher noch gebräuchliche Kirchengesänge «Swaty Wáclawe” and «Hospodine pomilug” mit

Erasmus Francisci, ein berühmter Schriftsteller des 17

ehrwürdigen Melodien beschließen das Ganze. (Es bedarf keis Jahrhunderts, spricht in einem seiner Werke über eine Bild. ner Bemerkung, daß das Bestreben der wörtlichen Treue der fäule, welche die Tugend: der Unschädlich keit vorstellt! übersehung, der Schönheit des Ausdrucks, Eintracht thue der ächt nationale Schwung des böhmischen Originals nicht in sei. ner Fülle und in seinem Feuer wiedergegeben werden könne).

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Bey Gelegenheit der Klage über einen Hofmeister sprach eine Dame von Bildung: Owenn doch alle Jugendlehrer, Salzmänner und Gläße wären!

Viele vor unsern jungen Leuten möchten wohl dem Schwa. benspiegel Gesezeskraft wünschen, wo geschrieben steht: «Wan der jüngling zu vierzehen jaren kompt, mag er wol ein elich Weyb nemen, an seines Vatters willen, also ein Tochter die zwelf jaren kommen ist, mag ein eemane nemen."

Alter Schwank. Es sagte einer, man folle den Donas tus (Die lateinische Sprachlehre), andere, und zuerst das Audio, dann lego, dann doceo und endlich Amo seßen, weil die Stu. denten jeßt gewöhnlich mit dem Amo und doceo anfangen, und nicht ans legere und audire denken.

Die Tuneser und Algierer fürchten die Pest sehr, und has ben daher ein Sprichwort: Wenn die Pest von dir einen Pfennig fordert, so gib ihr zwey, daß sie sich nicht bey dir aufhält.

In dem ehemahls sehr berühmten Garten zu Salzdahlen, ftand ein Pegasus von Stein gehauen. Im Jahre 1699 erklet. König Heinrich IV. von Frankreich, sagte zu dem Landterte ein reformirter Prediger aus Frankreich in einem Anfal grafen von Hessen, als lekterer nach Paris kam: «Ihr Deutvon Geisteszerrüttung den Hügel, seßte sich auf den Pegasus, „schen thut wohl, daß ihr zu uns kommt, feine Sitte und und wollte gegen Himmel reiten, so daß der Gärtner ihn kaum «Sprache zu lernen, was sollten wir aber wohl von den Deut. «schen lernen?" Bescheiden helt, Sire! antwortete der mit Lebensgefahr herabbrachte. Landgraf.

Verbesserung.

In Nr. 89 Seite 468 Spalte 2, lies: Rittersberg, statt Suttersberg.

Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr. Verleger: Franz Härter.

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Gedruckt Sey Franz Ludwig.

für

Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Montag den 18. und Mittwoch den 20. August 1823.

(99 und 100).

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Die Reife Ihrer Majestät, der Frau Erzherzoginn immer herrlicher, und die Nachmittagssonne warf aus unMaria Louise, und Herzoginn von Parma, über getrübtem Blau ihre segnenden Strahlen auf die geliebte

den Jauffen.

(Verspätet eingesendet).

Fürstinn. In Meran war die nach dem Abkeigwirthshause
Ihrer Majestät führende Hauptstraße auf geschmackvolle Weis
fe mit Blumen, Reisig und mehreren Bögen geschmückt.
Die Behörden und die Ortsgeistlichkeit, empfingen Sie

Schon seit Frühlings Anbeginne glühte manche wackere vor dem Hause, wo eine Compagnie Meraner Scharfschü

Tyrolerbrust von tiefer Sehnsucht, da sich, zuerst in unges ben und Kaiserjäger, Sie mit klingendem Spiele und freus wiffem Gerüchte, dann in bestimmter Kunde unter dem Vols digem Vivat bewillkommte. Es war ein erhebender Anblick, ke die freudige Neuigkeit verbreitete, daß Maria Loui, die hübschen, gefunden und vollkräftigen Männer in brüders se, des hochgeliebten Vaters hochgeliebte Tochter, nicht nur lichem Vereine mit den regulirten Kriegern, den hohen Emdas Land mit ihrer Durchreise beglücken, sondern sogar die pfang feyern zu sehen, die Freude in ihren Blicken, und selbe durch das ewigdenkwürdige Thal Passeyr über des die gespannt. anschauende Erwartung, bey welcher ihren alten schneebedeckten Jauffen kahlen Scheitel nehmen Adleraugen kein huldreiches Lächeln der gütigen Fürstinn, würde. Man muß Tyrol und seine Bewohner kennen, ih und kein zufriedener Blick verloren ging. Bis nach neun ren Nationalstolz, ihr für jede Auszeichnung so empfängli▪ Uhr schenkte Ihre Majestät den abwechselnden Märschen und ches Gemüth, und vor allem ihre so häufig erprobte Erge. Fahnenschwingen der Schüßen eine geneigte Aufmerksam. benheit an das geliebte Kaiserhaus x. um sich von den Erwar- keit. Während der Abendtafel exequirten die dortigen Musik. tungen, Vorgefühlen und Freuden der Landleute — denn dilettanten ein eigens zu diesem Ende auf eine Melodie die Herzlichkeit und Empfänglichkeit der Städter ist in des rühmlich bekannten Tonsegers Gänsbacher zu Innss Tyrol, wie allüberall! cine entsprechende Vorstellung zu bruck geschriebenes Lied.

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machen. Ende May ward den Tyrolern diese Auszeichnung Am andern Morgen begann der große Zug, welcher zu Theil. Bereits an der Landesgränze, in Roveres über den Jauffen wallte, sich zwischen 6 und 7 Uhr langs do und Trient mit Jubel empfangen, fuhr die höchste sam in Bewegung zu sehen. Für die höchste Reisende und Reisende am letzten May d. J. zwischen 4-5 Uhr Nachmits ihre beyden Hofdamen standen Wägelchen, Tragsessel und tags in Bogen ein. Seit mehreren Tagen, vorzüglich aber Pferde in Bereitschaft. Hierauf kamen die nächsten Begleis am leßten Morgen, schwebte Alles des durch längerere Zeit ter und das übrige Gefolge Ihrer Majestät auf 10-15 anhaltenden Regenwetters wegen in banger Erwartung, be- Roffen. Eine große Menge Volks aller Stände strömte fonders, seit unlängst vom Jauffen angelangte Nachrichten, nach. Nach einer kurzen Morgenandacht in der dortigen die dort lastende Schneebecke über mannshoch schilderten. Pfarrkirche, ging der Zug über einen nordöstlich von Merán Aber, wie durch ein schönes Wunder weggezaubert, zerriß gelegenen Berg, an dem Schloße Zenoberg vorüber, und zerflatterte die neidische Wolkendecke in demselben Augen- in das Thal Paffeyr. Der nach Möglichkeit bequem ge blicke, als freudige Pöllerschüße vom heiligen Berge her machte Fahrweg führte über herrliche Wiesen und schattende die sehnlich erwartete Ankunft verkündeten. Gehölze, bald am rechten, bald am linken Ufer der Passer Nach kurzem Pferdewechsel erfolgte unverzüglich die sich schlängelnd, bey der auf einer freundlichen Anhöhe ges weitere Ubreise nach Meran. Der Himmel verklärte sich legenen Ortschaft Siffian, vorüber, nach Saltauss

an der Gränze des Landgerichts Passeyr.

Hier geruhte geliebten Vater Gefallenen, lange und gerührt emporsah! Ihre Majestát eine halbe Stunde zu verweilen, und dem — Immer mehr und mehr belebte sich das einsame Thal, Jubel des andringenden Volks ein geneigtes Ohr zu schen- je näher der Zug seinen Hauptsigen, St. Martin ûnd ken. Es war eine Freude, die wackern, starken Passey Leonhard kam. Schon während der ganzen Reise von rer beysammen zu sehen, wie sie bey der allgemeinen Freu- Meran hatten einzelne Gruppen neugieriger Landleute, de die Gläser nicht vergaßen, sondern beŋ jedem Schlu- die, gutmüthig lächelnd ihre Käppchen zogen, und ihr herzcke herzlich auf die Gesundheit der guten Fürstinn zusam- lich gemeintes Vivat riefen, die Hausthüren, Gärten- und menklinkten. Hinter Salta us fenkte sich der Weg, und Wiesenzäune anmuthig belebt; vor St. Martin fammels führte in mannichfachen Krümmungen das steinige Bette der ten sich die hocherfreuten Bewohner prozessionenweise um mit den Spuren seiner Verwüstungen das halbe Thal ein- den Tragsessel. In der Ortschaft selbst standen mehrere nehmenden Passer entlang nach dem ungefähr eine Stunde Triumphbögen aufgerichtet. Die Geistlichkeit im Festentfernten Dorfe St. Martin. Der Tag war unterdessen ornate und mit den Kirchenfahnen, die Schulkinder in bedeutend vorgerückt, und die Sonnenstrahlen prallten glü- weißen Gewändern und mit Blumenkörbchen, und vor allem hend von den Felswänden auf den erhißten Kieselsand des der herzliche einstimmige Freudenruf von Alt und Jung, Uferweges. verkündete der guten Fürstinn den allgemeinen Enthusiasm.

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Es war ein wunderlich schöner Anblick, den langsam Mehr von dem ungestümen Zudrange mehrerer Hunderte, und feyerlich fortschreitenden langen Zug von Trägern, als von den Sänftenträgern fortgeführt, gelangte Ihre Mas Reitern, Wägen und Fußgängern in den verschiedensten jestät nach dem Gränzorte, des Thales Passeyr, St. Leon= Trachten und Uniformen auf dem beständig wechselnden Wes hard, an des Sandwirths Undreas Hofers Hause vors ge, durch diese einsame Wüste jeßt fortziehen, jezt bey einer über, das seiner ungünstigen Lage wegen, ungeachtet der Knittelbrücke oder einer andern bedenklichen Passage zögern, fonstigen Merkwürdigkeit dieser Localität, nicht zum Ausru® jegt unter einem seltenen Gebüsche ausruhen, und dann hen und Pferdewechseln benügt werden konnte. St. Leon wieder mit doppelter Beschleunigung seine Richtung verfol- hard suchte an Feherlichkeit des Empfanges alle früheren gen zu sehen. Eine tiefe Stille, der erschöpfenden Hiße Ortschaften zu überbiethen. In der mit Blumenbögen und wegen, herrschte durch den ganzen Zug; um so feyerlicher Reißige geschmückten Hauptgasse, harrten zwey Reihen Pasunterbrachen sie die Kanonendonner, womit von Zeit zu feyer Scharfschüßen und die Musikbande des Thals der ers Zeit die benachbarten Berge einander die frohe Kunde zu habenen Ankunft. Eine halbe Stunde hindurch waren die riefen. Nach mannigfaltigen Krümmungen erschien endlich wackern Thalbewohner bemüht, das in dem dortigen Addas Passeyr-Thal in seiner ganzen Breite und Herrs lerwirthshause von Ihrer Majestát eingenommene Gabels lichkeit. Die tobende Passer ließ, eines größern Tummel- früýstück durch ihre besten -Weisen zu verherrlichen; worauf plages sich freuend, rechts und links den schönsten Triften sie sich bey gleichzeitigem Aufbrechen der höchsten Reisenhinlänglichen Raum, an welche dunkelgrüne Nadelholzber. den, auf einem kürzeren Seitenpfade nach dem ersten Stände ge, von kahlen, mitunter schneebedeckten Felskoloffen übers chen auf dem Berge begaben. Unmittelbar hinter der Orts gipfelt, sich traulich lehnen. Im fernen Hintergrunde er- schaft wurde der Jauffen beschritten, welchem bereits seit schienen die Dörfer St. Martin und St. Leonhard grauen Jahren vielleicht seit Margarethens Maultasch in Passeyr, das leßte unmittelbar an den breiten Jauf- Übergange, der bey Gelegenheit ihrer zweyten Hochzeit erfen sich lehnend, dessen beschneyter Felsrücken eine düstere folgte, - nicht mehr die Auszeichnung zu Theil geworWaldwand überblickend, den ganzen Norden des Thales den war, ein gekröntes Haupt auf seinem Scheitel zu ereinnimmt und schließt. Besonders mahlerisch schweifen auf blicken. Un dem uralten gräflich Fuchsischen Schloße Jauf. der rechten Seite waldbedeckte Hügel und Berge, mit Weis fenburg vorüber, führte der mit möglichster Sorgfalt auss den untermischt, über einander. Ganz oben auf der Alpe gebesserte Steilweg, långs einer schauerlich schönen Bergbefindet sich die Hütte, wo der fromme und heldenmüthige schlucht, durch deren Abgrund der reißende Waldnerbach Hojer vor der Feindeswuth in die Bergeinsamkeit, und rauschte, über mahlerische Triften und durch schattende. Ges zu einem Crucifire flüchtend, „das ihm kein Leid zufügen büsche nach Walden, dem legten Dorfe des Etsch - KreiLassen werde," von den Franzosen gefangen wurde. Welche ses. Ein freyer Rasenplag in dieser kleinen Ortschaft Gefühle mögen manche Tyroler - Brust bewegt haben, als war zur ersten Ruhestelle ausersehen, und durch eine ges die Kaisertochter nach diesem Zufluchtsorte des für den hoch: schmackvolle ländliche Decoration zu einem niedlichen Arka

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dien umgewandelt worden. Ein einfacher Thronhimmel von Herz in selige Trunkenheit und Vergessenheit alles irdischen Reifig und Blumen, mit dem kaiserlichen Adler und dem Kummers in den drückenden prosaischen Thälern einzuwieherzoglichen Wappen von Parma geziert, bildete zu der gen. Auch für Befriedigung der niederen Bedürfnisse des daneben befindlichen ächt niederländischen Gruppe von Bauern Magens war durch mehrere auf einer Wiese angemachte köpfen, die neugierig aus einer Tenne hervorguckten, einen Feuer nothdürftig gesorgt, woran große Tyroler - Klöße anmuthigen Gegensaß. Die bereits früher angelangte und Wicken fotten, welche troß ihrer einfachen Zubereitung Musikbande begrüßte von neuem die hohe Reisende, welche, auch mitunter von den Stadtherren nicht verschmäht wurs nachdem sie aus den Händen von vier schönen Bauernmåde den. Es war ein ländliches Fest im eigentlichsten Sinne, chen einige Erfrischungen anzunehmen geruht hatte, fich wie es nur im freyen Alpenlande Tyrol zu Stande gebracht auf dem Thronsite niederließ, und die Huldigungen der bes werden konnte. Zwischen 5 und 6 Uhr Abends wurde die geisterten Menge mit gütiger Herablassung empfing. Die Besteigung der noch erübrigenden legten Höhe angetreten. flinken Schüßen und Musiker waren indessen abermahls auf Eine Viertelstunde ging der nur durch mühsames Ausschaus abkürzenden Alpensteigen, dem eine starke Stunde entfern feln in leidlichem Zustande erhaltene Weg über einzelne ten, und noch ein halbes Stündchen vom Gipfel des Jauf Schneeflecken; aber plößlich führte er, gegen den kleis fen entlegenen Wirthshause Leitneben, wo das Mite neren Gipfel links einlenkend, an eine über 4 Schuh tiefe tagsmahl eingenommen werden sollte, zugeeilt. Nach ein Schneedecke, durch welche jedoch mittelst angestrengter Vore ner Stunde ungeduldigen Harrens, verkündeten endlich Pöl- arbeiten, eine schmale kaum den Tragsesseln gehörigen Raum ferschüße und hundertstimmiges Gejauchze aus der Tiefe die gönnende Straße gebrochen worden war. - Auf einem erfreuliche Ankunft. Es war ein erhebender Anblick, die kah. Sattel zwischen beyden Gipfeln der höchsten Puncte des le, einsame, mit häufigen Schneestreifen bedeckte Lehne des Jauffenberges, wo das Auge zwar mit flüchtigen Bliz Berges den langen frohbelebten Zug sich hinanbewegen zu cken gegen Norden über die Bergrücken des Puster - Thals, sehen, und das tiefe Schweigen der wolkennahen, hoch und südwärts durch das wie eine Landkarte ausgebreitete über mächtige Gipfel der Nähe und der Ferne erhabenen Passeyr Thal hinschweifen kann, stand ein einfacher, aber Flächen von nie erhörtem Jubel verscheucht zu hören. Mit dennoch durch Ihren höchsten Nahmen mit dem bedeuten= einem Mahle tönten Freudenschüße, Musikjubel, Stime desten Schmucke gezierter Triumphbogen. Hier mußten die mengejauchze und frohes Peitschengeklatsche wild durch eine guten Passeyrer von ihrer angebetheten Kaisertochter scheis ander. Beym Eintritte in das zu würdigem Empfang den an der Gränzscheide eines anderen Landgerichts und des höchsten Gastes möglichst geschmückte Einkehrwirths- Kreises. Man sah die allgemeine Rührung hierüber in je. haus, empfingen Sie einige Knaben und Mädchen, die dem feuchten Elicke, und vernahm sie in den gebrochenen ein Prachteremplar eines Gedichtes nebst einem Alpenblu Stimmen des neu erwachenden Vivatrufes. - Die Herz menstrauße überreichten. Die Hofdamen und Ehrencavas rinn war während der ganzen Reise so mild und herablasliere Ihrer Majestät erhielten gleichfalls landesübliche Ges send gewesen, so huldreich für die geringste schuldige Aufs schenke, die ersteren kleinere Sträußchen, die letteren Gems merksamkeit, so erkenntlich und gnädig für jedes ihr darges bärte und sogenannte Huyfedern. Hierauf wurden während reichte Blümchen. — Ach, die Erinnerung an solche rühder Mittagstafel von der zu diesem Ende auf den Berg bes rende Huld macht froh; aber schmerzlich scheidet sich's von stellten von Goldegg'schen Musikbande, der bestbestellten im der wonnereichen Gegenwart! Die Musikbande nebst ganzen Etsch Kreise, Märsche und andere entsprechende den Schüßen postirte sich auf einen über die Straße raMusikstücke aufgeführt. Eine neben dem Wirthshause ste genden Hügel, die übrigen in ihre Sänfte, alle riefen hende Tenne war zum Ausschanke für die häufig herange- ihr ein vereintes, herzliches, hundertstimmiges Lebewohl zu, strömten Landleute hergerichtet. Man mußte in Tyrol be- und sie schied Passeyrer, send stolz darauf! - sie schied reits ähnliche Volksfeste erlebt haben, um sich von dem fröhe auch mit herzlicher Rührung. Der allgemeine Enthusiasmus lichen lebendigen Treiben, das von nun an den alten Jauf äußerte sich in einem schönen Gedanken des begeisterten Lands fengipfel belebte, durch Erzählung einen deutlichen Begriff zu volks. Unweit der Stätte, wo sie geschieden, soll eine Mar verschaffen. Alles fang, tanzte, jauchzte, trank und scherzte. morpyramide zum Gedächtnisse dieses unvergeßlichen Tages Die hohe Gegenwart der geliebten Kaisertochter, und die errichtet werden. Subscription dafür ward sogleich eröffnet, freye gesunde Bergluft, die durch das weite Passeyr Thal und in Kurzem wird ein würdiges Denkmahl für diese und und über hundert Gipfel her fauste, schienen vereint jedes die künftigen Zeiten auf der Jauffenspite prangen. - Uber.

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