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ander anhält, dringt, wie man zu sagen pflegt, durch Mark verwendet, und das Söhnlein des Schiffcapitäns begleitet und Bein, und man kann sich durch die wärmste Bekleidung den Vater auf seiner Reise. Dieser nautischen und Realvor Frost kaum schüßen. Lehranstalt ist ein eigenes schönes Gebäude auf dem Leipziger

Von den Sehenswürdigkeiten Triests schweige ich, da Plage gewidmet. Mit ihr ist das seit wenigen Jahren ans Sie selbe aus Jennys trefflichem Handbuche für Reisende in gelegte Museum vereint, welches eine Bibliothek, eine zoos dem österr. Kaiserstaate kennen lernen mögen. Zu meinem logische und mineralogische Sammlung vereint. Die BiblioVergnügen vernahm ich, daß die Handelsthätigkeit in Triest thek ist von ziemlich kleinem Umfange, und das Fach deutscher seit ein Paar Monathen, wegen des Steigens der Preise von Literatur ist in ihr am kargsten bestellt. Das Ganze ist eis Colonialwaarèn ungemein zugenommen habe. Der Hafen gentlich erst im Werden, und bey der regen Thätigkeit des war voll Schiffe, und täglich segelten welche nach allen Rich. Herrn Directors von Volpi läßt sich viel Gutes erwarten. tungen ab. Die Ausfuhr von Triest zur See ist überhaupt Man muß sich über das bisher Bestehende um so mehr ers beträchtlicher als jene zu Land. Die österreichischen Schiffe freuen, da eine kaufmännische Einwohnerschaft einer Stadt befahren alle Küsten und Inseln des adriatischen, mittellän- in der Regel sich um das literarische Fach nicht kümmert, und dischen und schwarzen Meeres. Fahrten in die transatlan- ein großer Theil der Kaufleute überdieß in Triest-Ausländer tischen Länder sind feltner, doch segeln alle Jahre mehrere sind.

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(Die Fortsegung folgt).

Bilder aus der
der Näh c.

(In Briefen).
IV.

österreichische Schiffe nach Rio Janeiro, und öfter auch nach Unter den vielen ausländischen Industrie Waaren, der Insel St. Thomas. Die österreichischen Schiffe sind welche ich in Triest gesehen habe, fielen mir besonders die größtentheils mit Seeleuten aus den dalmatischen und istris englischen Eisen Gußwaaren auf, als z. B. herrlich gear. schen Küsten bemannt, und nur wenige Capitäns haben beitete inwendig verzinnte Töpfe, Casserole, alle Gattun italienische Mannschaft auf ihren Schiffen. Es wird daher gen Messer, Gabeln u. s. w. zu ungemein billigen Preisen, auf Schiffen mehr slavisch als italienisch gesprochen, doch ist welche in ihrer Vollkommenheit keinen Wunsch mehr übrig das Schiff- Commando italienisch, und der Slave versteht bey- lassen, und meine in der steyermärkischen Zeitschrift ausges de Sprachen. Man bedingt das Schiffsvolk gewöhnlich nur sprochenen Ansichten über den schlimmen Zustand der Eisenvon einer Reise zur andern. Ein Schiffjunge (mozzo), Industrie Steyermarks noch mehr bestätigen. Mein nächster wenn er schon einige Seereifen gemacht hat, erhält monath- Bericht wird die Hauptstadt Dalmatiens zum Gegenstand lich 2 bis 3 Collonate (spanische Thaler), ein Matrose (ma- meiner Bemerkungen haben. rinaro) bekömmt 5 bis 8 Thlr. Der Steuermann (nostr. uomo) hat 12 bis 15 Thlr. Die Schiffkost (panatica) be kommt er ebenfalls. Sie besteht hauptsächlich in Wein, Schiff brot (Biscotto), Reis und getrockneten Fischen. Zu meiner großen Verwunderung vernahm ich, daß der mit der E. E. Realschule vereinigte Lehrkurs der Nautik noch nie mehr Schüler, als 3 zählte, so lange diefe herrliche Anstalt bes steht. Die Nautik sollte nach meiner Meinung für jeden gebildeten Anwohner an der See ein hohes Interesse haben. Im Allgemeinen machte dieser Blick in die Coulissens Ein Seeschiff ist das kühnste und kunstvollste, Gebäude, welt, welche in nuce die ganze Bühnenprosa mit den grellsten das je der Mensch hervorgebracht hat, und das der Eskimo Farben darstellte, wieder all' unsre Vorurtheile gegen das noch heut zu Tage als eine überirdische Erscheinung anstaunt. Bühnenleben rege. Was ich dabey gedacht und wahrhaft Mit dem Baue dieser Riesenwerke des menschlichen Geistes übelgestimmt vor meine Seele gerufen, kannst du dir bekannt zu werden, und mit ihnen der Wuth empörter Eles leist denken, lieber Freund, da ich dir meine Meinung mente Troß zu biethen, und sie nach einem bestimmten Gefeße über diesen Punct oft und warm mitgetheilt habe. Die ers Tenken zu können, muß sowohl für den Kaufmann, welcher ste Bühne Deutschlands wird und muß sich im Raum und dem Meere so viel von seinem Eigenthum anvertraut, als in der Zeit zur ärmlichsten Winkelbühne, wie Bild zum den Schiffcapitân selbst höchst wichtig seyn. Allein die Tries Abbild, wie Klang zum Nachklang verhalten. Daß nun bey fter Kaufleute und Capitáns scheinen diese Wichtigkeit nicht letterer der Nimbus conventionellen Weihrauches fehlt: zu fühlen, und immer nur die Practik, nie die Theorie daß die dort übergoldete Gemeinheit hier als Frazze, nackt vor Augen zu haben, daher wird der Knabe, wenn er kaum und schminklos, dasteht; daß die dort gütigerweise so gemoch fertig schreiben kann, im Comptoir oder Magazin nannte Lebensgenialitát hier als wahre Sittenarmuth er.

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(Beschluß).

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scheint, und jede wahrhaft reine Seele *), die wir dort ehren, seyen, welche nach Wien fahren, um von dort aus, tüchhier als ein über dem Abgrunde schwebendes Kind, unser tig beseßt, um sechs Uhr Morgens wieder abzufahren. Bedauern und Mitleid und den schwer zu befriedigenden Nach fünf Uhr machten wir uns auf den Weg. Wunsch, es zu retten, und dem Himmel der Kunst einen Der weite Morgenhimmel war blau; nur. kleine Nebelfles Engel zu schenken, erregt: versteht sich von selbst, und cken umkräufelten, wie Schneeflocken, den hellfarbigen wird dir meinen Ernst vor einem Bild erklären, aus wels Äther. Kühl und rein athmete die Luft, der Sonne junge chem ein Langbein durch bloße Copie den herrlichsten Strahlen dienten nur erst zur Beleuchtung des herrlichen. komischen Roman gestalten könnte. Kein Stand biethet Felsengemähldes, welches sich beym Eintritt in die Klause vielleicht so viel Zermalmendes und hinwieder so viel Er. vor uns aufthat. Es war Sonntag. Die stille Ruhe, wel hebendes, als der Schauspielerstand. Für ein Paar Dreyer che weithin verbreitet lag, und nur durch das ferne Läuten erkauft sich der bildungsloseste Laugenichts das Recht, seis des Horaglöckleins in dem hinteren Brühl unterbro nen Mann schonungslos zu verspotten und auszuhöhnen. chen wurde, beurkundete den Tag des Herrn.

Wie blikt und blinkt auf Gras und Laub
Bom Morgenthau der Silberstaub !
Wie weht die freye, frische Luft
Boll Morgenkraft und Blüthendust!
Und alles ist so still dazu,

Nichts stört des Sonntags heil'ge Nuh;
Man hört im Dorf nicht Hüst und Hott;
Nur guten Tag, und dank dir Gott,
Und 's gibt Gott Lob 'nen schönen Tag,
Ist alles, was man hören mag.

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Die erste Höhe, welche wir in dieser Morgenfreund

Und wenn nun ein Mitglied folch' eines Landtheaters, wundgezerrt in dem Prokrustesbette seiner Rolle nach Hause kommt, da stiert ihn, als Lohn, der Mangel von den kahlen Wänden feines Kämmerleins an; da rollt ihm die nächste Rolle, wie ein tückisches Gespenst, auf dem dreyfüßigen Tisch entgegen; da schalt tragisches Versgepolter in das Knarren der Kaffehinüble; da schilt Gläubiger und Theaterdiener an der Kammerthüre, während das Töchterlein, zierlich ges pugt, am Arm eines Galans, dem Fenster vorübereilend, den Vater lauter anklagt, als Gläubiger und kahle Wände. -Wie steht hingegen der wahre Roscius siegreich, eis nem Triumphator gleich, auf dem Capitole seiner Bühne. lichkeit erstiegen, war die alte Burg Mödling selbst. stadt. Noch schwebt ein stummes gepreßtes Staunen über Seit mehr als sechshundert Jahren troßt dieses Felsennest dem Sturme der Zeiten, und sieht nun, wie ein Bürger die weiten Hallen; aber plößlich bricht das Gefühl los; Kränze fliegen, Hände klatschen, begeisterte Kehlen schreven zweyer Epochen, mit seinen modernen Verschönerungen auf ihr „Bravo" zwang und regellos heraus, und aus all die Mühle des Vorder- Brühls hinab. Auf einer diesem Gejubel bilden sich Schwingen für den Mimen, die Verlängerung, des südlichen Ai chkogels hängt es mit ihn dorthinauf heben, von wannen er im Selbstbewußt: feinem Mauerhaupte und der Mooskrone darum, und bilseyn der inneren Kraft und Reinheit, befcheiden und freu, det mit der öftlichen Nachbarhöhe ein Brautpaar, dessen dig, der Kunst die Stirne zum Kuße reicht. Dieß Gebild Felfentreue Jahrhunderte nicht erschütterten. Auf dem Steis belebte uns wieder, und leuchtete uns gleichsam auf dem ge, welcher nun die goldene Stiege heißt, lomm Wege, als wir aus dem Theater stiegen. Die Nacht war schon des ersten Babenberger Herzoges Sohn Heinrich schwarz und stürmisch geworden, kein Lämpchen im wei wohlgewapnet, unter Fanfarenklang zu dieser seiner Burg ten Umkreise flimmerte, und wir mußten, im vollsten hinan, wo jest der Städter in zierlichem Stugerfräckchen Sinne des Wortes der Straße zutappen. O Wiener Bes mit Guitarre und Flöte hinanhüpft. Wir weideten uns an leuchtung! riefen wir mit einem wehmüthigen Seufzer der der herrlichen Aussicht, und machten eine Bemerkung, die Dankbarkeit, als wir uns am Thore unseres Gasthofes fast uns schon bey unseren frühern Ausflügen nicht entgangen die Nasen wund stießen, ohne zu erkennen, daß wir dar war. Der Bergsteiger fühlt einen eigenen Trieb in sich, an sepen. An guten Betten und gesegnetem Schlafe raftlos höher und höher zu klimmen, und hat er eine Felliefen es Wirth und Morpheus nicht ermangeln. Nur um senzinne erreicht, und verstellt ihm eine ferne höhere die. jwen Uhr früh weckte uns ein gewaltiges Rasseln; wir Aussicht, so erklimmt er jene und wiederhohlt diese Necke. sprangen auf und sahen, daß es Mödlinger - Wagen rey der Phantasie so oft, bis die Lust am Schönen in Mate tigkeit ihr Grab findet. So standen wir auch dieses Mahl kaum auf der Mödlingburg, als es uns bereits raftlos auf den steileren Tempelberg hinübertrieb.

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*) Welche Liebe für die Kunst fühlt und einsicht, daß ste, die Göttliche nicht ein verzehrender Medea Mantel, fon, dern eine Ägide für ihr Schooskind wird.

Der Weg zum Tempel führt durch ein wahrhaft a re

kadisches Thal, das runde Thal genannt. Eine gehauen ist. Ein schmuckloser Marmor mit einer Urne und hellschimmernde Villa mit einem ländlichen Mayerhofe, einfachen Inschrift versehen, birgt die Leiber der Helden, eine Schweizerhütte und eine Baumgruppe jenseits des die im Kampfe für's Vaterland ihrem Feldherrn das Leben Mödling oder Nonnen Baches umlagern diese blutend ersiegten. Der Gedanke, das Grab solcher Helden Ebene, durch welche nordwestlich ein Weg nach Spar hoch oben in den freyen Lüften anzubringen, hat etwas Er bach führt. Die südliche Bergwiese ist von einem Grün be: hebendes;

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kleidet, welches das Aug' entzückt; weißlich glänzende Fuß steige durchkreußen sie und schlängeln sich zum Tempel hinan. Ein Duften einfacher Wiesenblumen,

Ein kühles freyes Weh'n ist da,

Wie's kaum hiernieden gibt:
Kein kahles Fleckchen fern und nah;
Den Plaß hat Gott geliebt.
Gesenkte Räume reichen traut
Ihm ihre grüne Hand,

Und spielen mit dem weichen Kraut

Und streicheln seinen Rand.

Und Stille herrscht, wie beym Gebeth,

Wann Alles kniet und schweigt:

Man weiß nicht, ob's vom Himmel weht,

Ob's aus der Erde steigt.

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Nur das Gebrüll, welches aus dem Mayerhofe hers außer einer noch freyeren Aussicht, weiter nichts Bemers überscholl, und einzelne Flötenklänge sich ergehender Musik kenswerthes darbiethet. Der Weg, welcher von hier aus liebhaber gaben uns das Geleit auf dem steilen Pfade zum in die Ebene führt, läuft in der Mitte des Hinter Tempel, welchen wir auf einem Seitenwege bald erreich- Brühles mit der Fahrstraße zusammen, und leitet an ten. Wie kräftig blies es uns da entgegen. Die Sonne der Seite des Föhrenwaldes bis zur Hilderich'schen stand jeßt in voller Pracht über den östlichen Bergfernen. Mühle. Die nordwestliche Umgebung besteht aus einem ge= Im Süden und Westen lag ein ruhiges Meer buntfarbiger räumigen von buntem Gebirg' eingeschlossenen Thale, wel. Gipfelwogen ausgegoffen. Der hohe Anninger, die ches der Nonnenbach von Weiden, wildem Rosenges Badner Berge, der Sandriegel erhoben sich in büsch, Rüstern (Ulma campestris) und Obstbäumen goldgrünfarbigen Waldgewändern vor unseren Blicken, wäh- umschattet, durchrieselt. Ländliche Gärten, niedliche Häuser rend im Norden dieselbe Fläche, die tausend Mahl über- in buntem Kranz um die Kirche gereiht, üppige Rebenhü schaut, tausend Mahl entzückt, über die Brunner- Hö gel, mit Kellern und Wächterhüttchen besett, Felder und ben uns entgegen lächelte. Wir wandelten auf und nieder Waldsteige geben dem sonnigen Kessel die ergöglichste Abe in dem freyen Tempelraume, fogen die stärkende Bergluft wechselung. Da es noch früh an der Zeit war, ließen wir ein, und verdammten die Gemeinheit derjenigen, welche die Mühle zurück, und pilgerten längs der frischgrünen die mitten inne stehende Minervasaule und die Wän. Nonnenwiese zur Seite der Berge weiter bis an den Scheis de des Tempels mit ihren ungereimten Reimen und Schel- deweg, welcher rechts nach Sparbach, geradezu nach lenorden bekleksen und behängen. Wie herrlich es auch ist, dem Zielpunct unseres dießmahligen Ausfluges nach Gaain einem Gedenkbuch auf irgend einer herrlichen Berg - oder den führt. Zwischen Kalköfen, Holzschlägen und BretterThalstelle seinen Nahmen nach Jahren wieder zu finden, mühlen dehnt sich die Straße wohl eine Stunde lang fort, und an dieser Wiederfühlung des vormahls Empfundenen, ehe die Bergkette sich zum legten Mahl öffnet, und mit als einem untrüglichen Maßstabe zu prüfen, was seither an ihrem weiten Riesenringe das herrliche Gaadener, Thal unserem Herzen vorübergerauscht: so ärgerlich ist es, zu sehen, umschlossen hält. Weißenfelder umwogen in fröhlichem Ge= wie die Leute, oft mit wahrer Virtuositat, ihre Nahmen an deihen die Südseite der Ebene, die westliche Höhe des den höchsten Standpuncten anbringen, um an den Nach: Sandriegels sieht mit ihrer majestätischen Waldung kommenden Ihresgleichen Nachahmer zu erhalten. Eis auf sie nieder und verschlingt den Bergsteig nach Sies nen schauerlichen Eindruck macht der Eintritt in das Tods genfeld und dem Hellenen Thale, während nordtengewölbe, welches an der Südseite tief in die Tempelfeste westlich der Johannesstein durch die Waldfugen herab

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schimmert. Wir lagerten uns unter einem einzelnen Obst- heiten der Brühler-Gegend heute recht schwer zu baum, auf der schönen Bergwiese hinter der Kirche, und machen.

fammelten uns Kräfte zum Rückwege nach der Hilderich'- Wir seßten uns in unsere Caroffe, und steuerten, öh. fchen Mühle, wo wir unser Mittagsmahl einzunehmen ne Neid und Leid, unserem Wien entgegen. Ich hatte gesonnen waren. mich still in meine Wagenecke gekauert, und während Hi

In dieser Mühle vereinigt sich die Wienerwelt, welche larius und Severus dieß und jenes dem Räderges ihren Landsit in Mödling und der Umgegend aufge rolle zum Troße plaudertén, durchflog ich im Geiste noch schlägen, und keine Lust hat, im Gasthause zu den drey einmahl das Gesehene. Man ist nie entzückter, als wenn Raben (unweit des runden Thales) recht rabenartig ge, man von einem Hochgenusse, behaglich heimfährt, dem blauen prellt zu werden. Der Mühlgarten, welchen nordwestlich Himmel ins Auge schaut, und der Fantasie und dem Herzen der Mödlingbach begränzt, an dessen jenseitigem Ufer eine ihr Hausrecht läßt. Ich sprach meine Rückerinnerung in recht schöne Villa fern vom Bergfaume herüberwinkt, ist folgenden Zeilen aus, welche wohl nirgend inniger empfundemnach gleichsam die Musterkarte, nach welcher man auf den werden können, als in dem Umkreise, deffen einzelne die Qualität der Mehrzahl des vorhandenen Wienerpublis Schönheiten sich in ihnen zum Ganzen verschmolzen. cums schließen kann. Wir spionirten an den Tischen, um

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her, fanden einzelne schlichte Bürgersleute, jokose Ladendiener und wohin muß man nur gehen, um der Kunst los zu werden? ein Trüppchen dramatischer Künstlerinnen von treuherzigen Mäzenaten bewirthet. Wir schlugen insgesammt demüthig an unsere Herzen, und dankten Gott, daß wir keine Recensenten sind. Die Bühnenbeherrscherinnen besigen für diese Todtfeinde einen ganz subtil ahnenden Tact, und Orpheus Schicksal an uns verdreyfacht zu sehen, wäre eben kein erbaulicher Schlußeffect unserer idyllischen Scenenreihe von Heute gewesen.

Auf unserem Rückwege besuchten wir noch die Ruine des Amphitheaters auf dem Kalenderberg, und erfreuten uns einer neuen herrlichen Aussicht auf die nordöstlichen Niederungen. Der alte und der neue Lichtenstein, welche wir nächstens auf einem Ausfluge nach Schellenhof, Petersdorf, Brunn c. zu ersteigen gedenken, ragten im erhabenen Contraste vor uns empor. Eben so großartig ist die Ansicht des tief im Keffel ruhenden Marktes Mödling selbst von den obersten Felsen des Kirchberges. Alle Straßen liegen vor dem Blicke des dort Gelagerten ausgebreitet. Das bunte Lebensgewühl windet sich in kleinen Gestalten über die Pläße, und das Dächermeer erregt das Verlangen nach einem zweyten hin, kenden Teufelchen, welches die neidische Giebeldecke weghebend, einen Blick in das innere Treiben so vieler Wohnungen vergönne. Dazu noch der beengende Gedanke: wenn die Steinkoloffe plößlich ihre tausendjährigen Schlummerpläge verließen, und erwacht hinabdonnerten auf die Häuser; dazu die herzerweiternde Luft des Abends und der Berge, die hinabsinkende Sonne und der aufsteigende Mond, die Vesperglocke und das Hirtenhorn, das Alles schien sich gleichsam verbunden zu haben, um uns den A5schied von diesen unerschöpflichen Schönheiten und Erhabens

Welch' eine Freyheit rings umher!--
Dort Üthermeer, hier Blumenmeer!
Dort krängt ein liebend' Felsenpaar
Mit Tannen sich sein dunkles Haar;
Und mancher alte Mauerndamm
Umkrönt den ernsten Schmuck als Ramm.
Manch' eine gold'ne Hochzeit schon
Begingen sie auf ihrem Thron,
Es pocht ein Herz in ihrer Brust
Jahrhunderte sich wohl bewußt!

Da sieh! Was schau'n sie plöhlich mild,
Fast jung, fast sehnend auf's Gefild?
So hörst du's nicht aus tiefem Thal
Herklingen nun und abermahl?
Es ist der Sonntagsglocken Klang
Und bringt das Leben in den Gang.
Da ist kein Steig, kein Steg so klein,
Um nicht belebt, bewegt zu seyn;
Und aus des Waldes Riesenthor
Stolzirt es frisch und froh hervor;
Und durch die Wiese kommt's daher,
Ein bunter Strom im bunten Meer',
Mit Fähnlein, Kreußen, heil'gen Kraut,
Umwogt von fernem Orgellaut.

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Böhmische Chroniksagen und Legenden..

Mitgetheilt von W. J. Gerle,
III.

Der Zwerg mit der rothen Müße.

und der freygebige Zwerg kam durch mehrere Nächte mit ders nähmlichen Geberden, Worten und Handlungen wieder; aber in der vierten Nacht erwachte die Frau, als Meister Franz eben beschäftigt war, mit der Nachtlampe das Geld zusammen zu lesen, und auf ihre Frage gestand der Schreiber den gan. zen Verlauf. Apollonia war eine sehr andächtige Frau, und konn. te nicht Ruhe finden, bis ihr Mann zur Beichte ging; aber des Pater schüttelte mit dem Kopfe bey seiner Erzählung und woll, te ihm nicht eher die Absolution ertheilen, bis er das verdächs tige Geld zu frommen Werken verwendet habe, worauf Meister Franz sich an Gewissen und Säckel erleichtert fühlte; aber der Zwerg hatte das Mißtrauen über die Maßen übel genommen, und als er in der nächsten Nacht wieder kam, frug er gar nicht

mehr, ob Franz Geld wolle, sondern schlug mit seinem langen Stabe so stark und gewaltig auf den armen Schreiber los, als man es von einem so kleinen Kerl wohl nimmermehr erwartet hätte, wobey er immer fort scrie:

«Ein andermahl sen wieder mißtrauisch!"

Des Schreibers fürchterliches Geschrey erweckte schier die ganze Nachbarschaft, nur seine Frau blieb an seiner Seite in tiefem Schlafe liegen, und ächzte, als hätte sie schwere Träus erst als der Zwerg wieder verschwunden war, erwachte fie, und fand den ohnmächtigen Mann neben sich im Bette,

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-

IV.

Die Wette mit dem Zeufet

Zu dem Pfarrer Wenzel Kral auf dem Wischehrad, wurde eines Tages eine besessene Weibsperson gebracht, aus welcher den Teufel auszutreiben schon viele Priester fruchtlos versucht In der kleinen Stadt Melnik an der Elbe, lebte vor lan. hatten, weil ihre Mutter ihr solchen mit der Muttermilch ei 11ger Zeit ein armer Mann, mit Nahmen Franz Wesely, wel geflößt, und sie dem bösen Geiste zugeweiht hatte. Der Pfar cher seinen Fargen Unterhalt dadurch erwarb, daß er für jene, rer legte ein Riftlein mit den kostbaren Reliquien der heiligen welche des Schreibens nicht kundig waren, Briefe an ihre ent- Rofalia auf das Haupt der Kranken, worauf der unreine Geist fernten Freunde und Verwandte für geringen Lohn schrieb, zum ersten Mahle zu reden begann, und mit dem Priester die wovon er freylich nur schmale Bissen essen konnte. In einer Wette abschloß, er solle sein Eigenthum mit Leib und Seele Nacht zwischen 11 und 12 Uhr lag Meister Franz mit seiner seyn, wenn er nicht, ehe der Teufel ihm eine Säule aus der Frau im Bette, welche schon fest schlief, als die Thüre der Kam- St. Peterskirche zu Nom bringen würde, mit- Lesung einer hei. mer sich öffnete, und ein kleines Männchen von etwa zwey Fuß ligen Messe zu Ende komme.

Höhe eintrat, welches eine rothe Müße auf dem Kopfe und eis Der Pfarrer ging die Wette ein, und der arglistige Teu. men langen Stab in der Hand trug; um den Hals hing ihm fel, welcher den Besitz eines frommen Priesters für einen gro an einer Schnur eine breite Tasche. Der Kleine fing an beym ßen Triumph der Hölle erkannte, mußte zu Anfang der Messe Schein des Nachtlichts herum zu fpringen, und gar verwunder, bey den Worten: «Introibo ad altare Dei." aus der besessenen liche Capriolen zu schneiden; er stüßte sich dergestalt auf seinen Weibsperson ausfahren, und sich auf den Weg nach Rom be. Stock, daß er sich mehrmahls über das breite Ghebette hin und geben; doch gelang es dem Pfarrer durch den Schuß des Him. her schwang, und jedes Mahl, wenn er über den armen Schrei. mels, daß er mit der Messe zu Ende kam, und er sprach mit ber wegflog, frug er:

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gebogenen Knien die Worte des Evangeliums St. Johanni: «Et verbum caro factum est, et habitavit in nobis."

Da kam der Teufel mit seiner Last vor die Kirche, und wie er seine Wette verloren sah, gerieth er in solche Wuth, daß er die Säule durch das Dach und Gewölbe in die Kirche warf, wo sie in drey Stücke zersprang, und mit verbissenem Grimm dazu rief: «Wenn mir Petrus sie nicht drey Mahl ins Meer geworfen hätte, so wärest du mein.”

Auf diese Weise hatte der Pfarrer nicht nur die bosessene

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