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um so willkommener war er und so entschiedener sein Beyfall. ohne daß er sich durch raffinirte Künfte umgestaltete, erkannte Sollen nun einmahl wieder ältere Charakterstücke, oder tra- man ihn nicht wieder; man fühlte sich im Kunstwerk und gifche Rollen gegeben werden, so ist es nicht befremdend, vergaß doch im Augenblick den Schauspieler; alles, was wenn die entwöhnten Spieler ihnen dieselbe unbefangene er leistete, war groß, auch sogar nichts von Nebensache, Natürlichkeit beyzubringen wissen, da ste überdieß in dies Zufälligkeit und Willkühr, oder gar Angewöhs fer Manier auch gefallen. In den neuern Zeiten hat man wie. nung, sondern alles diente zu dieser Rolle und paßte ju keider das Wunderbare und Große auf die Bühne bringen ner andern; jeder Schritt, Accent und jede Bewegung machte wollen, dieses aber ist für die darstellende Kunft gewissermaßen mit der deutlichsten Bestimmtheit einen Zug am Gemählde, und noch gefährlicher geworden, weil diese Hervorbringungen sich verschmolz zugleich die um ihn stehenden, geringern Talente fo ebenfalls durch ihre Situationen, Theatercoups und Effecte von zu einem Ganzen, daß die Darstellung eines solchen Schau. selber spielen und dadurch des Beyfalls gewiß sind, daß sie je. spiels zu den höchsten Genüssen gehört, die wir von der Kunst nur erwarten können. Wie ein solcher Künstler mit dem größder Weichlichkeit, Verwöhnung und Albernheit der Menge ten Dichter wetteifert und das wahrhaft erschafft, was die. schmeicheln, Unfre Vorfahren wurden von jenen alten Tragödien fer oft nur andeuten kann, so ergänzt er zugleich jene mißin Alexandrinern, durch die Kunst und Declamation ihrer Schaurathene Wesen schwächerer Geister, indem er für ste dichtet, spieler hingerissen, von denen die unfrigen auch nicht einen Act daher es eine der ungegründetesten Behauptungen ist, daß die dem Publicum erträglich machen könnten; aber den Schuß schlechte Poesie, sich nicht meisterhaft darstellen ließe. geist und die Octavia sehen sie, wenn auch schlecht gespielt, Nie werde ich zum Beyspiel Schröders alten Gouverneur im mit Freude und Rührung: und kann man wohl behaupten, Benjowsky vergessen, die leßte Scene ward durch sein Spiel diese und ähnliche Schauspiele seyen im Ganzen oder Einzelnen zum Erhabensten und Herzrührendsten, was die Kunst nur here. besser, als jene veralteten und vergessenen Stücke? dazu kömmt, vorbringen kann; eine Scene und eine Rolle, mit welcher der wie schon gesagt, daß so selten ein Auge der Kennerschaft über unvergleichliche Fled, gar nichts anzufangen wußte, die er, die darstellende Kunst gefunden wird, auch ist wenig Brauchba- möchte man sagen, um einen Ausdruck vom Mahler zu borgen, res über diesen Gegenstand im Druck erschienen. Aber alle nur sudelte. Sah man Schröder im Komischen, so zweifelte ·Zeitungen, alle Journale enthalten Kritiken der Stücke wie der man, ob man ihn hier nicht noch größer und origineller nennen Spieler, diese sind der Inhalt der täglichen Gespräche, und sollte? Diese Ruhe und Behaglichkeit, diese Weise durch diese allgemeine Verbreitung der Liebhaberey hat eben auch einen Ton oder Blick, eine Tiefe des Lächerlichen aufs eine allgemeine Seichtigkeit herbeygeführt, und ist zudecken, diese Gemessenheit, ohne jene moderne Furcht die Ursache, daß in dem schwaßenden Getümmel keine vernünfs vor der Übertreibung, läßt sich schwerlich in Worten tige Stimme sich hören läßt. Jede Stadt hat ihre Spieler, an ausdrücken, alle können nur demjenigen eine Erinnerung erwe die sie gewöhnt ist, und empfindet meist deßhalb eine so kleins den, der diesen Genuß selber erlebt hat. städtische Vorliebe für sie, daß der Fremde, der nicht mit bes wundern kann, sich den Haß, vorzüglich der Frauen zuzieht. Endlich hat noch ein talentvoller Künstler, (ich spreche von Iff. Iand,) gewissermaßen eine Schule gestiftet, die ihn ohne Talent, auf die ärmste Weise nach a hmt, sich eine Einbil. dung eines feinen gewählten Spieles macht und jenen Ausspruch der Alten vorzüglich in Acht zu nehmen scheint, das Gesicht durch keinen Ausdruck der Leidenschaft zu verunstalten und bey deren steifen und engbrüftigen Ungelenkheit, mir im, mer die englischen Clowns einfallen, wenn sie Leute von Stande darstellen wollen. Sie sind recht der Gegen faß einer großartigen Schule, die Schröder in seiner besten Zeit stiftete, und aus der so viele große Talente hervor gingen.

Sie scheinen ja heut fagte Clara, Schröder ihrem ge= liebten Fleck vorzuziehen, und doch verstand ich sie neulich anders?!

Liebste Freundinn, fuhr Lothar fort, jeder von ihnen hatte Vorzüge vor dem andern, und ich will versuchen, ihnen meine Ansicht deutlich zu machen. Schröder hatte jene schaffende Phantasie im höchsten Sinne des Wortes, die das uns erläßlichste Erforderniß des Schauspielers ist, und er war sich dieser vollkommen bewußt, er war fähig, mit seinem Scharfs finn und Verstande alle ihre Tiefen zu durchdringen, und Ent. deckungen zu machen, die sein Studium und seine Kunst zu einer zusammenhängenden Entwicklung und Reife führten, das her seine Vielseitigkeit, seine Sicherheit im Tragischen und Kos mischen, wie in den Characterrollen; deßhalb er alles, was er übernahm, vortrefflich ausführte, aber auch mit voller Kennt Ich wünsche, ich hätte Ech of sehn Lönnen, sagte Emilie. niß seiner selbst nichts versuchte, was ihm nicht gelingen Ponns Nach allem, was ich von ihm weiß, sagte Lothar, muß er te. Außerdem kam ihm die Schule feiner Jugend zu statten, er vortrefflich gewesen seyn, ob ich mir gleich nach den Be- hatte in Balletten getanzt und in Opern gefungen, und schreibungen, die Art seiner Darstellung nicht vergegenwärtigen so war er der vielseitigste, gewandteste, sicherste, und da kann. Auch Reine de muß zu den besten Künstlern gehört has er alles im großen Style zeigte, in diesem Sinne wohl der ben, so wie Beil in Mannheim, und es thut mir sehr leid, größte Schauspieler seiner Nation geworden. daß mir diese Anschauungen mangeln. Doch freut es mich, Schröder noch in einigen seiner vorzüglichsten Rollen gesehen

Nun, und Fleck? fragte Clara wieder.

Haben Sie Geduld mit meiner Weitschweißigkeit, antwor

zu haben. Sein Organ war heiser, sein Ton etwas durch die tete Lothar lächelnd, der Verliebte spricht von seiner Liebe leicht Nase, feine Figur etwas zu lang und hager, und hatte im Al- zu: viel. Konnte Schröders Kunst ganz aus dem Verstande ter wenigstens keine schöne Proportion. Aber so wie er auftrat, hervor gegangen scheinen, wenn seine Phantasie sein Stu.

Nun wahrlich, rief Clara aus, eine treffliche Schilderung eines großen Schauspielers.

dium nicht zur schönsten Einheit verschmolzen hätte, so mußte war er bezaubernd, am meisten als Infant Pedro in Jues de diesem klaren Bewußtseyn und dieser, Vielseitigkeit gegenüber, Castro, der, wie das ganze Stück, sehr schwach und schlecht Fleck unbedingt verlieren. Eine gewisse Gattung des Komischen geschrieben, von ihm gesprochen aber, jedes Wort wie die Bes war diesem ganz fremd, seine Phantasie gab ihm hier fast geisterung des edelsten Dichters erklang. Sein Organ war von gar keine Bilder, er spielte gern und mit Anstrengung den Flicks der Reinheit der Glocke und so reich an vollen klaren Tönen in wort, aber es war trübfelig, die edle Gestalt sich hier selbst der Tiefe wie in der Höhe, daß nur derjenige mir glauben wird, entstellen und parodiren zu sehen. Mit manchen tragischen Rols der ihn gekannt hat, denn wahres glötenlispelu stand ihm in len mußte er eben so wenig etwas anzufangen, der Odoardo der Zärtlichkeit, Bitte und Hingebung zu Geboth, und ohne je in der Emilie imponirte ihm wegen seiner Berühmtheit. Er in den knarrenden Baß zu fallen, der uns oft so unangenehm wandte sein eifrigstes Studium auf ihn, und konnte nichts Les stört, war sein Ton in der Tiefe wie Metall klingend, konnte bendiges aus ihm erschaffen. Im Rolla war er in dem vers in verhaltener Wuth wie Donner rollen, und in losgelassener wünschten Federnaufpuk trok der Anstrengung seines Organs, Leidenschaft mit dem Löwen brüllen. Der Tragiker, für den fast komisch. Sein Tellheim, den er auch bald wieder ab- Shakespeare dichtete, muß nach meiner Einsicht viel von gab, war nicht zu ertragen, und in solche langweilige Stücke Flecks Vortrag und Darstellung gehabt haben, und Personen, wie den deutschen Hausvater, legte er einen wenn diese wunderbaren Übergänge, diese Interjectionen, diewillkührlichen, frohen und ganz manierirten Humor, weil er ses Auhalten und dann der stürzende Strom der Rede, so wie sons gar nichts mit ihnen anzufangen wußte, und wohl über- jene zwischengeworfenen naiven, ja an das Komische gränzens haupt nicht begriff, wie dergleichen unterhalten könne? den Naturlaute und Nebengedanken gab er so natürlich wahr, daß wir gerade die Sonderbarkeit des Pathos zuerst verstanden. Sah man ihn in einer dieser großen Dichtungen auftreten, fo Lassen Sie sich dies nicht irren, sagte Lothar, ich habe umleuchtete ihn etwas Überirdisches, ein unsichtbares Grauen feine ich wächste Seite vorangestellt: um zu zeigen, wie wenig ging mit ihm und jeder Ton seines Lear, jeder Blick ging dieser Künstler jenes Bewußtseyn von sich, noch jene bewuns durch unser Herz. In der Rolle des Lear zog ich ihn dem dernswürdige Bielseitigkeit hatte. Eine Menge von Charass großen Schröder vor, denn er nahm sie poetischer und teren, die mit vorwiegender Hülfe des Verstandes, oder dem Dichter angemessener, indem er nicht so sichtbar durch diesen allein zu einer Wahrheit und Wirklichkeit auf das Entstehen und die Entwickelung des Wahnsinnes hingestempelt werden sollten, versagten ihm völlig, denn hier arbeitete, obgleich er diesen in seiner ganzen furchtbaren Erha. · Fonnte ihm jene producirende Phantasie allein wicht helfen. benheit erscheinen ließ. Wer damahls seinen Othello fah, Diese war es aber, die ihm, ohne klares Bewußtseyn, ohne hat auch etwas Großes erlebt. Im Macbeth mag Zerlegung eines Characters in seine einzelnen Theile, ohne ihn Schröder übertroffen haben, denn den ersten Act gab er darüber etwas sagen oder lehren zu können, beym Studium nicht bedeutend genug, und den zweyten schwach, selbst un. und am meisten in der Darstellung so begeisterte und ihn so gewiß, aber vom dritten war er unvergleichlich und groß fehr aus sich selbst entrückte, daß er buchstäblich in der Tragöz im fünften. Sein Shylock (obgleich nach einer ganz die, das Übermenschliche leistete und hervorbrachte. schlechten Bearbeitung) war grauenhaft und gespen= Soll ich sie nicht der Übertreibung beschuldigen? wandte stisch, aber nie gemein, sondern durchaus edel: fein Laers Clara schüchtern ein. tes im Hamlet entsprach wohl nicht der Absicht des Dich: Sie thäten mir Unrecht, antwortete der Freund, aber ich ters, er hätte den Geist übernehmen sollen. Viele der Schil. danke Ihnen für den Wink, um nicht zu sehr von meiner Er. lerschen Charactere waren ganz für ihn gedichtet. Wallens innerung hingeriffen zu werden. Jedes Kunstwerk leistet in stein hat ihn späterhin auch denen bekannt gemacht, die früs einem andern Sinne das Übermenschliche, ich meinte aber hier her das Theater nicht wichtig finden wollten: Leicester dage. etwas anderes und Höheres, nahmentlich im Gegensaß zu gen wurde durch ihn undeutlich, diefer sch wa nkende Cha. Schröder. In jenen Schauspielen, die Flecks Sinne jus rakter war seinem starken Naturell nicht angemessen; Fiesco fagten, floß ihm der ganze Strom der hellsten und edelsten gab er nur stellenweise vortrefflich, vom Ferdinand in Poefte entgegen, umfing und trug ihn in das Land der Wun▪ Kabale den Shluß des zweyten Actes so, daß die Erinnerung der. Als Vision trat alles auf ihn zu, und diese Poesie und davon nie erlöschen kann: aber der Triumph seiner Größe Begeisterung fchufen, ihn tief bewegend, durch ihn so große war wohl, so groß er auch in vielen feyn mochte, der Räus und erhabene Dinge, wie wir schwerlich je wieder sehen wer her Moor. Dieses titanenartige Geschöpf einer jungen und den. Hauptsächlich spreche ich hier von seiner frühern Zeit, denn kühnen Imagination erhielt durch ihn solche furchtbare fo groß er bis zum Tode blieb, mußte doch späterhin vieles von Wahrheit, edle Ergebenheit, die Wildheit mit so rührender diesem idealischen Glanze verloren gehn. Er war schlank, nicht Zartheit gemischt, daß ohne Zweifel der Dichter bey diesem Uns groß, aber vom schönsten Ebenmaß, hatte braune Augen, de- blick, felbst über seine Schöpfung hätte erstaunen müsfen!! Hier ren Feuer durch Sanftheit gemildert war, fein gezogene Brau. konnte der Künstler alle seine Töne, alle Furie, alle Verzweifs nen, edle Stirn und Nase, sein Kopf hatte in der Jugend lung geltend machen, und entseßte sich der Zuhörer über dieß Ähnlichkeit mit dem Apollo; in den Rollen eines Esser, Tan. ungeheure Gefühl, das im Ton und Körper dieses Jünglings ared (nach der alten übersehung), Ethelwolf (nach Slechter) dis ganze volle Kraft antraf, so erstarrte er, wenn in der furcht.

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baren Rede an die Räuber nach Erkennung seines Vaters noch Auguste ein; hat er denn nie gewöhnliche, bürgerliche gewaltiger derselbe Mensch raset, ihn aber nun das Gefühl Menschen dargestellt?

des Ungeheuersten nieder wirft, er die Stimme ver Viele, antwortete Lothar, es war eine Beit, wo er fast liert, schlucht, in Lachen ausbricht über seine Schwäche, täglich spielte, und man ihn in bedeutenden und unbe. sich knirschend aufrafft, und nun noch Donnertöne aus, deutenden, ihm passenden und unpassenden Personen fah. stößt, wie sie vorher noch nicht gehört waren!! Alles Die sogenannten Charakter Rollen, jene fürnenden, eigensins was Hamlet`von der Gewalt sagt, die ein Schauspieler, der nigen Väter, die alten Militärs, viele unbestimmte Bür. felbst das Entsetzliche erlebt hätte, über die Gemüther haben germeister und wohlthuende Menschen, auch wackere müßte, alle jene dort geschilderten Wirkungen traten in dieser Landschulzen und handfeste Bauern gab er tüchtig, edel und Scene wörtlich und buchstäblich ein. brav, und mischte ihnen einen Humor bey, der ste höchst lies Wohl ist der glücklich zu nennen, sagte Clara, der diese benswürdig machte. Von den rührenden Figuren war der großen Erscheinungen gesehen und oft von ihnen bewegt ist. Oberförster in den Jägern eine seiner schönsten, launigsten

In diesen Dichtungen, fuhr Lothar fort, so wie im Wit, und tiefsten Darstellungen. Kogebue konnte sich glücklich telebacher, in den er eine erhabene Naivetät legte, wie in schäßen, daß dieses Talent ihn dort zuerst bekannt machte, so vielen andern, war er durch die Kraft seiner Phantasie gleich wie denn überhaupt in den achtziger und Anfang der neunziger auf den wichtigen und höchsten Punct gestellt, und es war, Jahre, das Berliner Theater so zusammengefeßt war, daß sich als wenn ein höherer Genius aus ihm sprach und sich gebehr. schwerlich jemahls wieder so ausgezeichnete Talente dort vereis dete. Und so kann man vielleicht sagen, daß er seine Darstel. nigen werden. Fleck stand in dieser Reihe obenan. Sein erlung nicht erfand und schuf, mancher möchte es vielleicht greifendes Spiel als Meinau, schaffte dem Stück einen fols lieber ausdrücken, daß das Gedicht und die Art es auszudrüs chen Beyfall, wie lange vor und nachher keinem anderu. " den, ihn geschaffen ́haben? Will man nun hieran den Eben so vortrefflich war als Eulalia die Unzelmann. Sie alten Streit knüpfen, daß ein solcher kein Künstler zu nen. war erst kürzlich nach Berlin gekommen und es ist nicht auszus nen fey, will man diesen Nahmen jenen Besonnenen aus. sprechen, welchen Zauber, welche Grazie sie über die Gurli und schließlich beylegen, so weiß ich hierauf nichts zu antworten, andere Dichtungen ergoß. Ihr gegenüber stand die Baras aber das weiß ich, daß der Besonnene auf feinem Wege nius. Diese beyden Frauen ergänzten sich so in Schönheit nie erfinden und bilden kann, was ich von diesem gese- und Anmuth, in Reiß und Naivetät, daß man sie sich kaum hen und erlebt habe. So erfüllen, nach meiner Meinung, getrennt denken konnte. War die eine die muthwillige Figur, Schröder und Fleck, das Höchste der deutschen Kunst, so war jene die ernste. Nahm diese den stillern Charakter an, jeder den andern übertreffend. Nur muß ich noch hinzufügen, so tändelte jene als Bauernmädchen oder als Dienerinn. Die daß, wie Schröder sich nie vernachlässigte, sich Fleck Baranius hatte nicht das große Talent der Unzelmann, dieß nur zu oft zu Schulden kommen ließ, denn es traf sich aber wo sie auch stand, war sie immer sehr anmuthig, war ihr wohl, daß ein Fremder seine s ch ö ʼn st en Darstellungen schlecht Spiel stets erfreulich. Man wollte sie auch einmahl in der Tras von ihm sah, oft verlor er auch plößlich die Laune, und mit gödie bewundern, aber hier war sie nicht an ihrem Plaß. ihr die Einsicht in seine Rolle, wenn er auch guten Willen Unzelmann war trefflich in komischen Alten, in phantastis, behielt, oft spielte er wie zufällig nur eine Scene unnach- schen Charakteren. Man sah ihm eine gute Schule an, und eine ahmlich groß, und das ganze Stück schlecht. vielseitige Practik. In manchen Ritterstücken, in denen er nicht Seine Stimmung vermochte Alles über ihn. Oft wurde gefiel, machte er mir große Freude und erinnerte oft an Schröz auch zu viel von ihm gefordert, so daß er wohl ermüden der. Czech tißky, den man nicht im Tragischen oder Leis mußte. denschaftlichen sehen mußte, war Muster in der Darstellung eines feinen Manues, in jungen Militärrollen, in Charakteren, die nur einen Anflug vom eigentlich Komischen haben, wie Sas muel in Kogebue's Indianern. Er war selbst ein schöner Mann. Freylich, sagte Lothar, denn ich möchte meinen Liebling Mattausch, größer und voller, aber in allem Glanz der nicht als einen Rasenden, sondern als einen Begeisters Jugend trat als Carlos auf, und obgleich sein Organ nicht` ten schildern, der in der Begeisterung wohl wußte, was voltönend war, und die Kritik manches Einzelne mit Recht er that, aber freylich ohne diese wenig leisten konnte! tadelte, sah ich doch diesen Charakter, nie in einer schönern Wie sehr alles aus seiner poetischen großen Natur Begeisterung darstellen. Fasir, u. a. dgl. schwarze und hervorging, zeigte sich auch in jenem Unterschiede, den Gö. weiße Naturkinder schienen eigens für ihn geschrieben. the im Meister so richtig angibt, das Vornehme war ihm Sie wurden in seiner Darstellung so herzlich, wahr und lies so fern, daß er linkisch wurde, wenn es in einer seiner benswürdig! und dieselben Figuren erschienen mir, später Rollen zu sehr vorherrschen mußte, wie ihm auch der Anstand von Andern, als leere Affectationen. Sehr brav war in einis bey Theaterreden nie ganz gelang, dagegen das Edle, so fein gen komischen Alten, Kafelis, und es gab noch andere Tas Wesen war, daß Könige von ihm wandeln, stehen und sizen lente, die ihre Stelle lobenswürdig ausfüllten, und in mans lernen founten! ! chen Darstellungen blieb nichts zu wünschen übrig. Freylich So ein ungeheueres Wesen wäre mir lästig geworden, fiel tadeltë man auch damahls, sprach auch damahls viel von Ge,

Sie nannten die Besonnenheit, warf Clara-ein: Sie neho men sie doch unmöglich im allgemeinen Sinn, sondern bedingt, um jene beyden Künstler besser gegenüber zu stellen.

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schmack und von Verbesserung, hatte aber doch keine Ahnung hervorschimmerte, von manchen Gebildeten vorgezogen wurde von der Dürre, die späterhin eintrat. In dem nähmlichen Stück ward der Peter von Hasenhut vorges

Diese Bühne hatte schon einige Schritte von ihrer Höhe stellt, und dessen Darstellung mit Weidmanns Laune vereinigt, herunter gethan, als Iffland auftrat. Sein großes, glån, gewährte mir den erfreulichsten Genuß. Hasenhut hatte sich eine jendes Talent erregte neue Aufmerksamkeit, und wirklich war Manier eigen gemacht, der sich mehr oder weniger alle Chas er in einigen Gattungen einzig, vorzüglich in leicht. raktere, die er übernimmt, fügen müssen; diefe Manier war gefärbten flüchtigen Charakteren (oder in Karrikatu aber (in seiner guten Zeit) die lieblichste und graziöseste, die ren, in musivisch zusammengefeßten Porträts). man sich nur vorstellen kann. Von ihm möchte ich einige Aber er war nie groß, nie gewaltig. Er konnte es seis Clowns des großen englischen Dichters vorgestellt sehen. ner Natur nach nicht seyn. Von seiner Unfähigkeit zum höhern Eßlair ist jezt vielleicht beg uns der einzige Heldenspieler, Tragischen (z. B. zu shakespeareschen Charakteren) wurde schon ich habe ihn zu wenig gesehen, um ihn zu beurtheilen, so wie oft gesprochen. Aber auch im Komischen, wenn er sich oft am ich auch nicht von Devrient sprechen kann, der ein herrliches meisten bemühte, war er zu weilend, zu ermüdend. Er hatte Talent zu entwickeln scheint. Aber ich bin beschämt, daß ich

die Züge zu seinem Gemählde zu vereinzelt, zu absichtlich, zu mich so zum Schwaßen habe hinreißen lassen; doch drängt sich mühsam zusammengesucht. Daher sah man zuweilen die Stel. uns der rührende Gedanke auf, daß vom Werke des len, wo die Farbe die zusammengefeßten Theile nicht hatte Schauspielers so gar nichts übrig bleibt, als die vereinigen können. Seine Lieblingsrollen zeigten auch, wohin dankbare Erinnerung und ein ungenügen des er allzueinseitig strebte. Wie oft und an wie vielen Orten gab Lob, so werden meine Freunde mir vergeben. er nicht Merciers Effighändler? gewöhnlich zu seiner er. Wir haben also in Deutschland, fagte Manfred, treffliche ften Rolle und gerade in diesem Stück, möchte ich sein Spiel, Künstler gehabt, besißen noch einige, und hoffentlich werden befonders in der lehten Hälfte, ein gekniffenes, ein gezwacktes neue entstehen; es liegt eben so sehr an den Dichtern, an nennen. Man wurde nicht froh dabey. Schröder gab densel den Directoren, am Publicum, an den Umständen, ben Charakter, als einfachen, würdigen Landmann, dessen Tüch, wenn aus unserm deutschen Theater nichts Sonderliches wird. tigkeit, besonders in der lesten Häfte imponirte: nichts von Das Schlimmste wäre wohl, wenn wir den Franzosen ihre diesen Pausen, nichts von diesen gezogenen Interjectionen. ausgebildete Manier in ihrer declamirenden Tragödie, oder ihre Zu Prag zog der Schauspieldirector Liebich vorzüglich die vollendete im Lustspiel nachzuahmen fuchten. Dean ohne Zweijoviale Naivetät hervor und ich sehe seine Darstellung entschie. fel haben wir ein anderes Lustspiel und Trauerspiel, als sie den über die Jffländische. War in unsern so lobreichen Zeis und müssen`es auch anders darstellen. Das fühlte auch Schrö. ten von dem ausgezeichneten Liebich nur so selten die Rede, der, und spielte eben deßhalb französische Charaktere auf so konnte ich es nie begreifen. Liebich war in Anstandsrollen deutsche Weise.

fein, ohne das Gemüthliche zu verlieren, wie denu überall Die Engländer, fing Lothar wieder an, haben sich, Liebenswürdigkeit seine Darstellungen färbte. Höchst erfreulich wie ich höre, in der Tragödie eine willkührliche Manier ges war er in den leicht komischen Charakteren, sein Humor anmu. macht, in der sie alle Sylben zuzählen und zuwägen. Dieß thig, fein Gefühl so richtig, daß er selbst durch manches über- paßt wenigstens auf den Shakespeare nicht. Von der Sid. triebene Possenspiel wahrhaft ergözte und immer die feine Linie dons habe ich eine große Vorstellung, von den männlichen hielt, die der wahre Künstler nie verläßt, innerhalb welcher er Tragikern nicht. Ihr Lustspiel mag trefflich seyn. In der edel bleibt. So war Vieles in seinem Munde wißig und Tragödie könnte ein neuer Garrik wieder Epoche machen, komisch, was uns wohl von andern Schauspielern gesprochen, wenn er das Pathetische und Große von neuem mit dem Naals Sottise beleidigen würde. Die Dichter nehmen es eben jest türlichen verbände. Garrik scheint im Lustspiel ganz außeror. nicht genau. Aber auch ernste und rührende Charaktere gelane dentlich gewesen zu seyn; troß allen Lobpreisern kann ich es gen ihm. So war nahmentlich sein Oberförster ein Meisterstück. aber nicht so ganz von seiner Tragödie glauben, ich ersehe aus Stand er in den beyden ersten Acten Fleck nach, so war das seinen Panegyrikern selbst, daß er oft manierirt war, seine Atille Bersinken in Schmerz im vierten und fünften Act viel. Bearbeitung des Shakespeare geben mir keinen großen Begriff leicht noch inniger, obgleich er freylich auch noch einige große von seinen Einsichten in die Poene und ob Smollet in seis Momente, nicht so ergreifend darstellte wie Fleck. Tragische nen frühern Ausfällen auf ihn so ganz Unrecht haben mochte? Rollen sah ich von Liebich nicht. Über das Prager Theater war steht noch dahin; auf jeden Fall aber fehlte ihm das os rotundum, zu seiner Zeit sehr befriedigend. die volle Stimme; die einem Tragiker durchaus_unerläßlich ist. Von Langes großartigem Styl in der Darstellung, sprach Ich machte mir von Italien, sagte Ernst da ich es ich öfters. Seitdem starben in Wien der Komiker Weid. allenthalben gehört und gelesen hatte die Vorstellung, daß mann, so wie der berühmte Brockmann. Lestern sah ich es durchaus keine guten Schauspieler aufzuweisen habe, und in Collin's Negulus die Hauptperson so meisterhaft dar. fand mich zu meiner Freude sehr betrogen. Von ihren berühm, stellen, daß man die treffliche Schule und den vielerfahrnen ten Makken hab' ich kaum etwas Mittelmäßiges angetroffen, vollendeten Künstler in ihm erkannte. Diese Tragödie wurde den Pantalon einige Mahl erträglich, doch habe ich Venedig fast durchgehends musterhaft gegeben, Ziegler erreichte als nicht besucht. Den Diener zweyer Herren sah ich in Bologna Tribun, besonders in der Rede, das Vollkommenste, was der und Florens ganz schlecht spielen; jede deutsche Truppe würde Zuschauer erwarten darf. In einigen jovialischen, heitern Rols den Scherz geistreicher und lebendiger geben. Ein Schauspiel len, die Brockmann mit freyer Laune, aber sehr gehalten von Gozzi habe ich leider nirgends angetroffen, diese Fabeln gab, erinnerte er mich an Schröders Spiel. In Weid. find wohl mit der Truppe Socchi untergegangen, eben so in ann hat Wien einen unerfeßlichen, komischen Schauspieler wenig jene geistreichen Poffen und Übertreibungen, von denen verloren, diese Wahrheit und Natur war mir für gewisse Rols ich bey frühern Reisenden so viel gelesen habe, wenn nicht ein. len noch nie vorgekommen. Jeder Schritt, Wink, Ton war Don Juan, der auf dem großen Theater zu Mayland aufge. bedeutend, aber so ungesucht, daß man beym Auftreten jedes führt, und wie es schien, improvisirt wurde, dergleichen seyn Mahl den Schauspieler völlig vergaß, und zu glauben versucht sollte, der aber im Gegentheil das abgeschmackteste und plat. wurde, er spiele sich nur selbst, er sey zufällig gerade ein sols teste Wesen war, das mir jemahls vorgekommen ist. Dagegen cher Mensch; so recht innig, wohl und heiter fühlte man sich, habe ich in Verona, vorzüglich aber in Rom, Lustspiele und fo ganz befriedigt, ohne an Kunst erinnert zu werden. Ich Charakterstücke, so trefflich aufführen sehen, daß dem eigensinfah ibn als Bittermanu, nachdem ich am Abend vorher nigsten Kenner nichts zu wünschen übrig blieb. Ein hoher Ge. Sffland, der damahls in Wien war, in derselben Rolle ge nuß ist es, die bessern der Goldonischen Stücke von einer sehen hatte. Für mich war keine Frage darüber, wer der grös guten italienischen Truppe sich vorstellen zu lassen. — Es ist Bere Komiker sen, obgleich jene gekniffene, an manchen Stel- aber über unsere Erzählungen vom Theaterwesen spät geworden, len scharf accentuirte Manier des berühmten Schauspielers we. sonst könnte ich einiges Bestimmtere davon erzählen, aber die gen der Neuheit, vielleicht auch weil das Studium mehr Damen find müde, und es ist Zeit zur Ruhe Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr Berleger: Franz Herter.

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Gedruckt bey Franz Ludwig

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Böhmische Sagen und Geschichten.

VI.

Die Tapferkeit, die Gewandtheit und die Galanterie der fremden Ritter, das Glänzende der deutschen Turniere, die Lieder der Minnesänger von Waffenklang und Liebessehnsucht, die romantischen Kunden von König Artus und König Artus in Böhmen. seinen Helden im Reiche Logres und von den Abenteuern Nicht blos die Nothwendigkeit über den mächtigen Vafal- des fränkischen Roland, das in dem provencalischen Trous lentros durch Theilung zu herrschen, sondern auch noch badourwesen vorherrschende Zartgefühl, endlich, was in ein anderer Umstand bestimmte den großen Böhmenkönig Böhmen, wo sonst das schönere Geschlecht beynahe noch wie Przemißl Ottokar II. deutschen Rittern, ia sogar auch im Morgenlande behandelt wurde, etwas unerhörtes, aber ganzen Colonien deutscher Einwanderer, in Böhmen freunds eben, weil es neu schien, anziehendes war, — das ehre liche Aufnahme zu gewähren. Er kannte zu gut, welche furchtsvolle Benehmen der fremden Ritter gegen ihre Das überwiegende Vortheile Deutschland durch den Kunstfleiß und men, und das feinere Betragen dieser gegen jene, alles die gemilderten Sitten vor seinem Vaterlande voraus habe, das stellte sich am Hofe Ottokars dar, und wirkte bezaubernd und wie schädlich in diesem der alte, blinde Haß gegen als auf die Böhmen. Mit einer Haft, die nicht selten übereilt les, was nur deutsch hieß, auf Kunst und Wissenschaft, alles drollig durcheinander mischte, suchten diese ihrem urs ja selbst auf den Charakter seiner Landesleute zurückwirke. fprünglichen, äußerst einfachen Ritterwesen eine Form aufs Diesen Haß auszurotten, nahm er oft sehr verkehrte Maß- zuzwingen, zu der ihnen König Arthurs Tafelrunde und regeln, doch hatten manche ihre gute Wirkung. Das Vor- die liederreichen Ufer der Durance und der Rhone die Mu-. urtheil gegen die deutsche Sprache sank, als er Mittel ster lieferten. Alles erhielt einen romantischen Anstrich, bey fand, den Böhmen das Übergewicht der Deutschen in al- dem sich das schöne Geschlecht, dem dadurch ein neuer Mor. lem, was Kuhm, Glück und Ehre fördert, anschaulich zu gen eines froberen Daseyns aufstieg, sehr wohl befand. machen, zusehends, die rauhen Sitten der Nation glät- Gern ließ sich Ottokar in Liedern dem großen Arthur verteten sich allgemach an jenen der eingewanderten Colonisten gleichen, seine Gemahlinn Kunegunde, eine zweyte ab, und was das Ausland Schönes, Gutes und Nüglis Genievra -und der, als Sänger und Kampfheld ausgea ces aufweisen konnte, fand nun auch in Löhmen warme zeichnete, schöne Liebling, Zawisch von Rosenberg Verehrer; mit einem Worte, die czechische Nation nahm zelot vom See — unterließen ihrerseits nichts, was diese allgemach einen milderern Charakter an, ohne daß die Grunde *) Der Minnefänger aus Meissen, Mißnere, bricht unter an züge desselben eine wesentliche Veränderung erlitten hätten. dern in die Worte aus:

Unter den fremden Gästen, die der Glanz des Hofes und die Freygebigkeit dieses mächtigen Königs nach Böhmen jog, waren manche vielversuchte Turnierhelden und sanges. reiche Troubadours. Was insonderheit die leßteren für eine Aufnahme am Hofe Ottokars gefunden, lassen die von ih nen diesem Fürsten beygelegten Beynahmen des Goldes nen, des Gastfreyen, und das dankbare Lob, das ihm in so vielen Liedern jener Zeit ertönte, deutlich schließen *).

Lans

«Tvil ieman hyn tzv Bemerlant der fol da gruzen
«Wo myr den hochgelobeten Kvninc der kan wolkvmber buzen
«Mir vn in allen die fyner helfe gern
«Die ungetruwen nyden daz er ist by gute
«By eren vnde by wirdicheit des ist in wol tzv mute
Die vrides geren die kan der Kvninc gewern
«Man fol vnde muz ym danken ez en wart nye
«Keyn bezzer vryde man of der erden.”

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