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Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Freytag den 5. December 1823.

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Gallerie scenischer Künstler *).

Drittes Bild.

Sophie Schröder.

Von F. C. Weidmann:

ihren beyden Töchtern bey verschiedenen deutschen Bühnen umber, als sie endlich einem Rufe nach Petersburg zur Lilly'sen deutschen Gesellschaft folgte. Das beschränkte Personale der damahligen Bühnen ist bekannt. Die Überse

Antonia ntonia Sophie Ludovika Schröder, ward am 28. Bungen französischer Tragödien, die damahls an der TagesFebr. 1781 in Paderborn geboren. Ihre ältern waren ordnung stehenden deutschen Lust und Schauspiele erforders Schauspieler. Ihr Vater, C. F. Bürger, eines Predigers ten keine großen Massen. Noch war es Gott sey Dank, nicht nöthig geworden, ganze Nationen, vielleicht bald auch noch Sohn, durch Leidenschaft zum Theater gezogen, war auf selbem dieser Vorliebe ungeachtet, unbedeutend erschienen, die ganze thierische Bevölkerung von Noahs Arche?? auf Aber bedeutender, in jener Zeit der Entwicklung des deutz der Bühne ersteinen zu lassen. Natürlich griff aber auch bey schen Theaterwesens und nicht ganz würdig erkannt, war ihre den damahligen Gesellschaften, der Todfall eines Mitgliedes Mutter, welche sich nach Bürgers Tode mit dem bekannten weit störender in die Verhältnisse der kleinen Bühnenwelt Schauspieler Keilholz vermählte. Aus der Che mit Bür. als jezt. Ein solcher Fall ereignete sich nun bey der Tilly. ger lebten ihr zwey Töchter, unsere Sophie, und noch schen Gesellschaft. Mad. Stollmers, die erste Gattinn eine Schwester, deren Erziehung, bey dem damahligen No: des nachherigen ersten Gatten unserer Sophie Schröder, madenleben auch der bessern Truppen, ziemlich vernachlässigt ward vom Koblendunste eines Ofens erstickt gefunden. Sie ward. Was Sophie erlernte war durchaus nur aus eigenem batte ausschließlich und mit Beyfall, das Fach der jugendli Antriebe, und, an gütiger Behandlung der zweyten Schwe, en Liebhaberinnen begleitet, die Verlegenheit der Direction ster ziemlich nachgeseḥt, begann schon in der jartesten Ju war groß. Augenblicklich mußte ein Ersatz geschafft gend für sie eine ernste, unfreundliche Lebensweise. Ohne werden, und anderweitige deutsche Schauspieler fanden sich eben für die Bühne bestimmt zu seyn, (die Mutter verwens in ganz Petersburg nicht. Da warf die Direction ihr Auge dete eben sie mehr zu den häuslichen Verrichtungen) betrat auf die damahls dreyzehnjährige Sophie Bürger, und sie doch auch schon als Kind in mancher kleinen Rolle jene machte der Mutter den Antrag, den Versuch mit ihr zu was Bretter, auf denen sie später ihren Nahmen zu solchem gen. Ungerne willigte diese ein. Endlich gab sie den Bitten Glanze erheben sollte. Noch erinnert sich die Künstlerinn nach, und Sophie betrat im Rothkäppchen als Fraue nicht ohne Vergnügen des Umstandes, daß sie im Jahre lein-Lina zuerst in einer größern Rolle die Bühne. Das 1789 (al ́o acht Jahre alt) in dem Kogebueschen Trauer- Loos ihres Lebens war entschieden, und durch Beyfall aufe spiele: „delheid von Wulfingen", als einer der gemuntert, schritt sie nun muthig vorwärts auf der betretes beyden Knaben auf der Bühne erschien. Es dürfte übrigens nen Bahn. Die jungen Liebhaberinnen und nais nicht unmerkwürdig seyn, daß das Talent des Kindes schon ve Rollen im Schauspiele wie in der Oper, waren damahls sich so entschieden zeigte, daß in dem Intelligenze bald ihr ausschließliches Fach. Bald darauf zog die Gesell. blatte der Schwerinerzeitung, des ausgezeichneten Spieles schaft nach Reval. Dort verband sich Sophie mit ihrem der kleinen Bürger, als einer seltenen Erscheinung aus ersten Gatten, dem Witwer der vorerwähnten Mad. Stoll. drücklich erwähnt ward. Nach 4 Jahren zog die Mutter mit mer s. Dort lernte sie auch Koße bue kennen, dessen Scharf*) Die Künstlerlaufbahn Kochs und Costenobles in Nr. 69 blick das feltene Talent dieser Frau ahnete, wenn es schon -80. 102-107.-Hierzu folgt das Bildniß der M. Schröder. damahls eine Richtung hatte, welche die Bedeutsamkeit,

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die unsre Künstlerinn einst dem Kothurn verleihen wür ausgesprochen hatte. Sophie Stollmers ging nuw de, durchaus nicht vermuthen ließ. — Der göttliche Funke nach Breslau, woselbst sie vorzugsweise für die Oper welcher ihr im Busen glühte, konnte dem gewandten Auge engagirt ward. Als Hulda im Donauweibchen zog aber auch nicht entgehen, als noch der Soccus ihre Sohle sie allgemein die Aufmerksamkeit an sich. Ihr häusliches Les beflügelte. Kogebue war 1797, vom Freyherrn Peter von ben ward schon in dieser Zeit durch vielerley Unfälle getrübt, Braun zur Leitung der Hofbühnen nach Wien berufen und sie wurde hier von ihrem Gatten Stollmers geschieden. worden. Kaum dort angelangt, und in Wirksamkeit ge: Noch blieb sie bis 1801 in Breslau. In diesem Jahre ertreten, og er mit Koch und Roose, auch Sophie hielt sie einen Ruf nach Hamburg und folgte demselben. Stollmers an die Wienerhofbühne. Sie verließ Res Ihr erstes Debüt auf dieser Bühne war Chatinka im val, und wir führen hier als eine drollige Anekdote noch Mädchen von Marienburg. Noch immer begleitete den Umstand an, daß die Künstlerinn eines Abends in Iff: fie vas naive Fach vorzugsweise, obschon der innere Drang lands Jägern die alte Wirthinn gegeben hatte, (Sos ihres Geistes sie mächtig, und immer mächtiger nach der phie war 15 1/2 Jahr alt) indessen ihre Mutter an Bahn hinwies, welche ihr eigenthümlich war, und welche demselben Abend, das Riekchen spielte!! sie nun bald betreten sollte. Ihre Erfahrungen im Leben,

Sophie og also nach Wien. - Ihre erste Rolle waren meist ernster, düsterer Natur gewesen. Von den daselbst, war die Margarethe in den Hagestolzer, Kinderjahren an, hatte ihr die Freude nur selten gelächelt, die zweyte, das Gretchen in den Verwandtschaften. fast alle Verhältnisse des Lebens hatten ihr nur die trübe In beyden ward sie mit Eepfall aufgenommen. An der Seite zugewendet, als Kind, als Jungfrau und als Gats Wiener Bühne batte sich übrigens eben damahls jene Ver- tinn, und so erhielt ihr Geist jene ernste Richtung, welche bindung der sämmtlichen ältern, mit Koßebues Verwaltung ihr zuerst die Sehnsucht nach dem Kothurn in der Brust ers unzufriedenen Mitglieder gebildet, welche in der Geschichte schloß. Zudem war die Zeit erschienen, wo Schillers edle der Bühnen Epoche machte. Ihren Beweggründen zu Gebilde über die Bühnen zu geben begannen, wo sein Gefolgen; ihre Motive zu entschleyern, gehört durchaus nicht nius eine neue Ära der dramatischen Wirksamkeit vorberei in den Bereich dieses Aufsates. Hier wird diese Verbins tete und herbeyführte. Mächtig wirkte der Zauber dieser dung nur in so ferne erwäht, als sie Beziehung auf das Dichtungen auf das für alles Schöne und Große so ems Schicksal der Künstlerinn hatte, welder diese Zeilen geweiht pfängliche Herz Sophiens. Zwar erlaubte ihr ihre damahfind. Die Gehässigkeit der ältern Mitglieder, welche zum lige Stellung noch nicht jene Wirksamkeit, nach welcher ihr Theile noch große Wirksamkeit in den innern Verhältnissen ganzer Geist strebte, aber schon sprach sich in ihrem ganzen des Bühnenwesens hatten, traf nebst Koßebue selbst, Wesen jene Hinneigung zum Höchsten der Kunst wirksam natürlich auch die von ihm berufenen Mitglieder, und aus. Mad. Herzfeld war damahls im Besize des tragis es fehlte ihnen nicht an Gelegenheit, dieß zu bemerken. schen Faches. Sie erschien als Maria Stuart, indes Nahmentlich ward Sophie Stollmers sehr zurückgeseht, sen Sophie als Klage frau sich zeigte. Länger ließ sich und man brachte sie fast ganz aufer Thätigkeit, was dem aber nun der aufgeregte Geist nicht zügeln, sie machte ih em portretenden Geißte der ehrliebenden jungen Künstlerin ren ersten Versuch in der ernsten Gattung, als 3 i me sehr schmerzlich fiel. Es dürfte merkwürdig seyn zu bemers mermeisterstochter Henriette Spindler im ken, daß, so wie einst Minna von Barnhelm die Trauerspiele Julius von Sassen, und war äußerst Ursache des Abganges Brockmanns von der hiesigen glücklich in diesem Versuch. Bald folgten nun mehrere Role Bühne war, weil er die ihm zugetheilte Rolle des Feldjä: len dieser Gattung. Schon ertheilte man ihr die Agnes. gers als eine vorsägliche Zurückseßung ansab, dasselbe Stück Sorel in Schillers Jungfrau, welche lettere in Mad. Herzauch die Veranlanung des Abganges unserer Künstlerinn feld eine ausgezeichnete Darstellerinn fand. Sophie weihte nun ward. Man ertheilte ihr nähnlich darin die Rolle der ihr ganzes Streben, die volle Kraft ihres Geistes der neuen Dame in Trauer, und auch sie fühlte sich, wie einst Richtung, welche sie sich gegeben hatte, und ihre Fortschritte Brockmann in ähnlichem Falle sehr dadurch gekränkt, und waren rasch und entscheidend. Ein Zufall aber, der auf ihverließ bald darauf die Bühne. Auch der ihr freundlich ger ren regen, aller Eindrücke so empfänglichen Geist, störend sinnte Kobebue erlag dem Andrange seiner Gegner und hatte einzuwirken drohte, hätte sie fast ihrer Bestimmung wieder seine Stelle niedergelegt, nachdem er in einer interessanten entfremdet, und es ist das Verdienst des wackern Hofschau. Druckschrift sich öffentlich über seine Verwaltung, und die fvielers Costenoble und seiner Gattinn, mit welchen Ursachen und Beweggründe seines Rücktrittes von derselben Sophie schon damahls ein inniges Freundschaftsband ges

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knüpft hatte, daß die Wirksamkeit dieses Ereignisses be- duldete, was so viele Herzen im Vaterlande schmerzlich beugschwichtigt ward. - Einer der berühmtesten Künstler, gleich te. Doch nun begann der französisch russische Feldzug des geachtet als Darsteller und Schriftsteller, gastirte in Ham- Jahres 1812. Mit dem Flammenopfer Moskaus begann burg. Man gab den Hausfrieden. Nach geendeter die Morgenröthe der Erlösung der Völker aus dem Joche Vorstellung ertheilte der Fremde allen Schauspielern Lob des Fremdlings, aus der Herrschaft einer zügellosen Sols und Ermunterung, nur Sophien überging er mit sichtlicher dateska. Endlich ermüdet durch den endlosen Übermuth, Vernachlässigung. Man wollte die Ursache dieses Betragens regte sich im Norden Deutschlands der aufgeregte Geist einer in dem Beyfalle finden, welchen das Publicum unserer im Innersten verwundeten Nation und endlich erschien auch Schröder spendete, und welcher dem Fremden, der bey seinem der Tag der Erlösung für Hamburg. Tettenborn, jener Ruf, auf die Ehrenbezeugungen des Abends ganz allein unwillkommene Geleitsmann der Franzosen aus dem tiefAnspruch zu machen verwöhnt war, unangenehm erschienen ten Rußland bis an den Rhein und an die Seine, rückte mit sey. Genug, Sophie war über diese gänzliche Vernachläffi. russischen Truppen in die befreyte Hanseestadt. Der Jubel gung außer sich; sie erblickte darin bloß eine stille Hinweis war gränzenlos. Man gab im Theater den „Russen in sung des berühmten Mannes auf ihre gänzliche Untauglich, Deutschland". Sophie Schröder erschien als Gräfinn Eeit, und, wie gesagt, nur Costenobles Freundeszuspruch, Pauline mit der russischen Cocarde an der Brust!! welcher ihr die freylich etwas gemeinen Motive dieser Ver. Enthusiastisch war der Beyfall bey ihrem Auftritt. Bald nachlässigung auseinandersezte, erhielt den Muth der ihre ward das Tragen der Cocarde allgemein. Alle Damen ers Kunst leidenschaftlich liebenden Künstlerinn aufrecht. schienen des nächsten Abends mit demselben Zeichen in ihren

Übrigens bildeten sich ihr nach und nach in Hamburg Logen. Dog in weniger als drey Monden führte der Drang die angenehmsten Verhältnisse. Sie war mit dem Schaus der Umstände eine veränderte Lage der Dinge herbey. Die spieler Schröder zur zweyten Ehe geschritten. Die Ents verbündeten Truppen mußten die Stadt räumen, die Franwicklung ihrer künstlerischen Größe in ihrem eigentlichsten zosen beseßten sie wieder, und nun begann die SchreckensBerufe, der Tragödie, ging freudig vorwärts. Nach dem periode, die in Hamburgs Annalen nicht viel minder uns Tode der Mad. Herzfeld in ihr Fach getreten, konnte vergeßlich seyn wird, als Magdeburgs jüngster Tag durch sie sich ihrem Streben ganz hingeben, und auch ihre äußere Tilly. Bald hatte Marschall Davo ust den Umstand in lichen Verhältnisse hatten sich zum behaglichen Wohlstande Erfahrung gebracht, daß Sophie Schröder beym Einmarsch erhoben. Sehr interessant sind die wahrhaft demofthenis der Russen, ihre Gesinnung auf so glänzende Weise an den schen Übungen, welche sie mit sich vornahm, um einige Tag gelegt hatte. Das konnte nicht ohne Bestrafung bleis Schwierigkeiten in der Aussprache, welche sie, stets die ben. Sofort erging an die Theaterdirection der gemessene Bes strengste Richterinn ihrer selbst, an sich zu bemerken glaubte, fehl, dieselbe Mad. Schröder habe zur Genugthuung am zu besiegen. Sie studierte Schillers Lied von der Glocke nächsten Abende mit der französischen Cocarde zu ers mit Steinen zwischen den Zähnen! u. d. gl. Welch ein scheinen, und zwar bey Androhung strengster Strafe. Der beachtenswerther Zug des regsten, kräftigsten Wollens, trog Regisseur benachrichtigte Mad. Schröder von diesem Befehl, aller Hindernisse das Höchste zu erreichen! und im ersten Überwallen des raschen Blutes erklärte diese,

So weihte sie sich ganz dem Streben nach dem Wah- das würde sie nimmermehr thun, harre ihrer auch die Guilren und Schönen ihrer so unendlich vielseitigen Kunst, als lotine. Den Vorstellungen der Direction und Regie, wele plöglich ein Ereigniß eintrat, mächtig wirkend auf ihre Gegen- che ihr ans Herz legten, welche Folgen ihre Weigerung für wart und Zukunft, sie gänzlich aus ihren bisherigen Vers alle Mitglieder der Bühne haben könnte, daß die Sperhältnissen schleudernd, ihren blühenden Wohlstand zerrüttend, rung des deutschen Theaters die nächste dieser Folgen seyn ihr Leben selbst, und die theuersten Interessen desselben ge- müffe, wo sodann durch ihre Schuld so viele Menschen in fährdend, und eben in diesem Conflict der widerwärtigsten so harter Zeit ihres Dienstes beraubt, der Verzweiflung Elemente, die Stärke ihrer innwohnenden Kraft bewährend. hingegeben würden, den Bitten ihres Gatten, welcher ihr Es war nähmlich über Hamburg jene unselige Zeit die Rücksichten für ihre Familie in Erinnerung brachte der französisch en Zwingberrschaft hereingebrochen. Nur wenn sie auch jene für sich selbst gänzlich vergessen wolle, mit Unwillen ertrug die wahrhaft deutsch gesinnte Bevölke- diesen vereinten Bemühungen gab sie endlich nach und erz rung und darunter auch die gleichgesinnte Frau diese Ver- klärte, sich dem erhaltenen Befehle zu fügen, doch nur un= anderung der Verhältnisse. Aber durch viele der wichtigsten ter zwey unerläßlichen Bedingungen: Erstens daß sie eine Rucksīten an die Mauern Hamburgs gefesselt, trug sie und stumme Rolle für diesen Abend gebe, da sie überzeugt

wurde!

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fen, der Sturm ihrer Empfindungen werde ihr die Darstel- noch keine tragische Künstlerinn von größeren Gaben ger Tung auch der kleinsten sprechenden Rolle durchaus nicht ge zeugt. Mit wahrhaft Shakespearischer Kraft, mit echter an☛ statten, zweytens daß sie nach dieser Vorstellung nie mehr tiker Größe beherrscht sie ihre Darstellungen. Eine Un diese Bühne betrete. Die Direction gestand gerne alles zu, deutung, höchst interessant den Geist bezeichnend, welcher und so erschien nun die Künstlerinn als Rose in dem Sings das ganze Sein dieser Künstlerinn durchglüht, steht hier spiele die zwey Worte" oder die Nacht im Walde mit am rechten Plate; bekanntlich besteht die, unter dem der französischen Cocarde, und um auch jest noch ihren Nahmen der Niobe bekannte antike Gruppe aus einzelnen äußersten Unmuth zu zeigen, mit einer ungeheuern Cocars Figuren, welche im Florentiner Museum längs den Wände, so auffallend, daß das Ganze vielmehr lächerlich den aufgestellt sind. Von jener Figur, welche unter dem Das Parterre war durchaus nur von frans Nahmen des „Hofmeisters" bekannt ist, ist es sogar noch zösischen Offizieren beseßt. Seit diesem Abend hielt problematisch, ob sie wirklich zur Gruppe gehört? Zahlsie sich denn zurückgezogen von allen äußern Verhältnissen lose Hypothesen wie die Gruppe im Alterthum gestanden ruhig in ihrer Wohnung. Vergebens waren alle Versuche habe? sind aufgeworfen, vertheidigt, und getadelt worden. der Direction sie von ihrem Entschlusse abzubringen. Davoust Nach einstimmiger Meinung der Kunstverständigen, ist jene selbst, welcher auch davon benachrichtigt war, gerieth außer des Engländers Cockerell die gewichtigste. Er beweiset die sich vor Wuth über diese „freche Widerseßlichkeit", Gruppe habe im Giebel eines Tempels gestanden. Er gab (wie er es nannte) gegen den ausgesprochenen Willen der ein Werk darüber heraus, und gerade so wie in dies großen Nation. Bald schien selbst die persönliche Sicherheit sem Werke, hat bereits vor 6 Jahren, in einer Abends der Künstlerinn hart bedroht. Freunde warnten sie und unterhaltung, Sophie Schröder, nach eigener Idee, mahnten sie auf ihrer Huth zu seyn; in jener Periode galt bloß von ihrem wahrhaft scharfsinnigen Geiste geleitet, die es kein Säumen. Ihre beyden Kinder an der Hand, in eis Gruppe der Niobe dargestellt. Gewiß ist dieser Zug höchst bes nem kleinen Bündelchen die nöthigste Wäsche tragend, ver achtenswerth. Eine feltne Erscheinung im Leben und Charakter ließ Sophie die Stadt, welche ihr seit zwölf Jahren so lieb dieser Künstlerinn, dürfte auch die, bey der Gluth ihres geworden war. Sie ging nach Ultona. Ihr Gatte blieb noch Geistes, bey jenem überströmenden Feuer in ihrem ganzen zurück, um alle ihre Habe, so gut es unter diesen Umstän- Wesen, die eiserne Beharrlichkeit und Ausdauer seyn, wo den angehen wollte, zu Gelde zu machen, und folgte ihr mit sie Alles, was sie einmahl umfaßt, festhält, eine Beharre sodann für einen Paß hatten sie glücklicherweise schon lichkeit, wovon sie in den verschiedenen Verhältnissen ihres früber gesorgt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Al- Lebens und ihrer Studien, ehrenwerthe Beweise ablegte. tona traten sie sodann eine Kunstreise an, gingen nach Bre Wir gehen nun auf die Darstellungen dieser großen

men, Hannover, Pyrmont, Caffel und Frankfurt am Main. Künstlerinn über. Wir werden viel oberflächlicher seyn müssen, Überall fand das feltne Talent volle Anerkennung. Ihre als wir gerne gewollt hätten, denn ein analytischer Auffag, Schicksale, die großartige Beharrlichkeit, womit sie sich in auch nur über die vorzüglichsten Rollen der geschäßten Frau, der ebenerzählten Sache benommen hatte, zog überdieß die würde, so durchgeführt, wie es die Meisterschaft der Leistunallgemeine Aufmerksamkeit an. In Frankfurt am Main tras gen verdient, den Raum dieser Blätter weit übersteigen. fen sie den Grafen von Pachta aus Prag, welcher die Überdieß ist die Künstlerinn gegenwärtig noch ganz unser, Künstlerinn für die Prager Bühne gewann, deren Zierde sie noch weilt sie in der Fülle der Kraft und Wirksamkeit in durch anderthalb Jahre blieb. Nach Ende dieser Zeit folgte unserer Mitte, noch erhebt und begeistert sie uns durch die sie dem Rufe an die Wiener Hofbühne, woselbst sie nun Gebilde ihrer Kunst, und wir dürfen annehmen, daß niefeit 8 Jahren dem Publicum die höchsten Genüsse in der mand, der an dem Zauber der Bühne Antheil nimmt, fremd vollen Entwicklung ihres feltnen tragisden Talentes berei sen mit den Gestalten, welchen die Andeutungen, die tet. Die erste Rolle, in der sie die Wiener Hofbühne wir hier geben, geweiht sind. Diese Andeutungen sollen betrat, war Merope. Dann erschien sie abwechselnd auf durchaus nicht als kritische Analysen betrachtet werden, sons der Burgbühne und auf dem damahls vereinigten Theater dern als Beyträge zur psychischen Biographie der Künste an der Wien, als Johanna von Montfaucon, als Jungs lerinn, die bey einer solchen Bedeutsamkeit, bey folcher frau von Orleans, als Ophelia im Hamlet und in Schillers Einwirkung auf ihr Publicum und ihre Zeit, wohl, als der unvergleichlicher Stuart, in der Rolle beyder Königinnen, wichtigere Theil betrachtet werden mag. der unglücklichen Maria und ihrer Feindinn Elisabeth.

Die Art und Weise, wie Sophie Schröder wirkt, if

Bereits ist man darüber einig, die deutsche Bühne habe großartig in intensiver sowohl, als extensiver Hinsicht. Ohne

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Fichtbaren Aufwand von Anstrengung, erreicht sie nicht selten Äußerlichkeit, nicht minder staunenswerth, denn die Sicherdie höchsten tragischen Effecte; der Cothurn ist durchaus ihr heit und Besonnenheit, womit sie die geistigen Stoffe der heimisches Gebieth. Die heroischen Gestalten der Vorwelt Darstellung zum harmonischsten Ganzen verbindet. Diese scheinen der Gruft entstiegen zu seyn, und wenn wir gro- feltne Meisterschaft erstreckt sich bis auf die kleinsten Theile Ben Theils in den tragischen Darstellungen uns wohl an dem der Darstellung. Als Kogebues Schutgeist im Theater an Kunstwerk des Dichters, an einzelnen Theilen der Darstel- der Wien zuerst dargestellt ward, gab Mad. Schröder den Ter erfreuen und erwärmen, so können wir uns doch fast Guido. In der letten Scene entschwebt dieser Genius in nie so durchaus in den Kreis jener, unserer verweichlichten den Lüften. Dergleichen hatte man schon oft gesehen. Selbst entnervten Zeit in jeder Beziehung so fernen Riesengestal- in Balletten waren Flüge nichts seltenes, aber noch kein ten hineintäuschen lassen, als durch Sophie Schröder. Choreograph hatte auf eine solche Körperhaltung gedacht, In allen Theilen des eigentlich Tragischen gleich vollen als jene war, welche der Genius der Kunst unserer Schrödet, weiß sie die höchste Wahrheit, die höchste Täuschung der eingab. Man vergaß die störenden Schnüre und Dräthe, hervorzubringen. Selbst das Ideale wird, ohne daß durch welche in der Bühnenwelt beg ähnlichem Zauber das Auge die Darstellung, der Zauberhauch der Phantasie der Friss des Zuschauers entzaubern, man sah nur die wahrhaft äthe flügel abgestreift würde, durch diese Künstlerinn selbst dem risch dahin schwebende Gestalt. Der Eindruck, den dieser niederen Fassungsvermögen auf eine Weise näher gestellt, Flug machte, war so groß, daß seit jener Zeit diese Hale daß es allgemein empfunden, und also auch allgemein ges tung des Körpers Typus geworden ist. Wir würden dieser würdigt wird. Ich habe Personen aus allen Ständen beobach, scheinbar unbedeutenden Sache nicht erwähnt haben, wenn tet, welchen die feinen Unterscheidungen der so verschieden, nicht darin ein neuer Beweis läge, mit welcher Sicherartigen tragischen Principien der Goethe'schen Iphigenia heit der unserer Künstlerinn inwohnende Geist, ihr in al B. und der Johanna von Montfaucon, durchaus fremd len Pfaden ihres Gebiethes die beste Bahn weiset. Ihr waren, und ich sah sie tief ergriffen in beyden Darstellun. Sprachorgan ist von feltner Fülle, Kraft und Metall. Die gen. Dieß ist der Triumph der Wahrheit. Sie allein ist kräftigen Stellen in den von ihr gegebenen Rollen, die die Seele aller Darstellung, und weil in unserer Schröder, Stellen, wo die Wirksamkeit in der Verstärkung des Tones in ihrem von wahrhaft tragischer Kraft und Weihe durch vortreten soll, dürften schwerlich je auf den deutschen Büh glühtem Innern, sich alle Tragik, sie ruhe auch auf den nen so gesprochen worden seyn, wie denn die Declama verschiedenartigsten Basen, mit der tiefsten Wahrheit ge- tion überhaupt in allen ihren Theilen, ein durchaus vollen. staltet, darum ist sie wohl unstreitig die größte jetzt lebende deter Bestandtheil in den Darstellungen dieser Künstlerinn tragische Schauspielerinn Deutschlands. Ohne diese Weihe, ist. Klingemann in seinem Buche, Kunst und Natur von welcher ihr ganzes Wesen und Seyn durchdrungen ist, (1 Th. S. 333) sagt sehr wahr: Nur die Wolff (in Bers aus welcher aber auch ihre enthusiastische Liebe für die Kunst, lin) würde noch auf der deutschen Bühne eben so schön reden, ihre Sorge und Beachtung aller, auch der geringfügigsten, wenn das Geschick dieser wackeren Künstlerinn, die Kraft und andern Blicken, als durchaus unbedeutend erscheinenden Kleis Gesundheit der Schröder zugestanden hätte. Man kann nigkeiten entspringt, ohne diese Weihe würde es ihr unmöglich wahrlich nur lächeln, wenn man der micrologischen Tadelseyn, auch extensiv so zu wirken, als ihre intensive Kraft sucht gedenkt, welche Hrn. Dr. Müllner verleitete, die sogestattet. Ihre Gestalt, von mittlerer Größe, scheint dem genannten Verstöße dieser Künstlerinn gegen die Accentua Blicke dessen, der sie nicht auf der Bühne sah, durch zu- tion, nach dem Alphabete geordnet zu rügen. Die nehmende Fülle den Anforderungen tragischer Gestaltung Ursache einer solchen Animosität ist durchaus nicht zu bes nicht ganz angemessen. Die Züge des Gesichtes, obschon greifen, und es steht fast zu vermuthen, daß nur der Ums Eräftig, und durch das strahlende Auge den inwohnenden stand, daß M. Schröder an dem Wiener Hoftheater wirkt, Geist verkündend, entbehren auf den ersten Blick, wiewohl gegen welches Hr. Dr. Müllner besonders ungnädig gestimmt nur scheinbar des hohen tragischen Adels. Doch seht sie auf zu seyn beliebt, ihn dazu bewogen haben mag? Der bey der Bühne, und es ist eine durchaus andere Gestalt, denn weitem größte Theil dieser alphabetisch geordneten Ungezojene, in welcher ihr sie am Morgen erblicktet. Das Ant- genheit hat so wenig Grund, daß es wahrlich nicht der Mühe lis, zur antiken Regelmäßigkeit verklärt, ziert einen Körs lohnt, weiter darüber zu sprechen. Wir führten den Umstand per, um den die Gewande in der plastischsten Form schwer auch nur deßwegen an, um zu beweisen, daß auch das ben. Haltung und Bewegung vom Geiste der Antike glänzendste Talent (und vielleicht gerade dieses mehr als beseelt, zeigt die Künstlerinn eine Herrschaft über ihre ein anderes) dem Tadel nicht entgehen mag, nur sollte dersels

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