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and endigte wie fein Vorfahrer, der von der berüchtigten Peter der Äginete, Pico von Mirandola (jenes Wunder Markgrafinn Marozzia durch Waffengewalt unterdrückte und von Gedächtniß und von Gelehrsamkeit), Angelo Politias in den Kerker geworfene Johann X. no, Marsiglio Ficino, Cristoforo Landi. Daher kam in den

Leo VII. ein Römer (936 — 939) erregte durch Ver- jungen Giovanni da Medicis jener scharfsinnige Blick, groß. besserung der Kirchenzucht und Wiederherstellung des gesun- artige Sinn und edle Geschmack, der die größten Geister, kenen päpstlichen Ansehens die erfreulichsten Hoffnungen und der einen Raphael, Leonardo, Michelangelo und Rom versank in Trauer, als sein allzufrüher Tod ihn der viele andere um ihn versammelte und Rom, auch in seinem Verwirklichung derfelben entrieß. Witwenstande zur Königinn der Städte und zum dritten Leo VIII. (963 965) krönte Otto den Gros Mahle zur Weltbeherrscherinn erhob, nachdem es längst aufBen zum Symbol der Wiedervereinigung Ita- gehört hatte, durch Waffen die Welt zu regieren, und liens und Deutschlands, wie Leo III. Carl den auch die Bliße des Himmels in der Hand seines Großen gekrönt und als Augustus gegrüßt hatte. Wie Statthalters auf Erden, die alte Macht immer mehr Carl Leo den III., so mußte auch Otto Leo VIII. wieder verloren, über das, durch die Reformations - Controversen als Papst einsehen, da der abgeseßte Johann XII. sich auf einem åndern Wege zur Barbarey wiederkehrende, im neuerdings zur höchsten Würde der Christenheit eingedrängt Besiß und Genuß des Augenblicks ertrinkende Geschlecht.— und nach seinem Tode Benedikt nach der Tiare griff, den Von Leo ist St. Peters wundervoller Dom. Der gelehrte aber der Kaiser gefangen nach Hamburg schickte. Britte Roscoe hat sein und seines Vaters Lorenzo Leben

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Leo IX. einer der wenigen deutschen Päpste, Graf beschrieben. von Dachsburg, Bischof von Toul (1049-1054) erschien Als sein Vorfahrer, der kriegerische Julius II. (1508) gleichfalls als „ein Engel des Friedens” zwischen Heinrich III. zum Untergange Venedigs, die Ligue von Cambray und dem tapfern Herzog Gottfried von Lothringen, kam zusammenbrachte, und eben so schnell wieder davon zurücks mehrmahls nach Deutschland, erhielt vom Kaiser zu Constantis trat, war Giovanni als Legat ben dem påpstlich - spanischen nopel die Wiederherstellung des heiligen Grabes zu Jerusalem. Heere und wurde in dem berühmten Treffen bey Ravens In einem Streit mit den Normannen ward er gefangen, na, das er an der Seite der beyden Oberfeldherrn Pros die sich in scheuer Ehrfurcht vor ihm auf die Knie warfen. spero und Marcanton Colonna mitfocht, von den Franzos Leo X. Sohn des großen Lorenz von Medicis, sen gefangen (11. April 1512), entkam aber auf der Reise Vaters der Mufen, welcher ein Enkel der reichen nach Frankreich, und sah die Wiedereinführung seiner von Wollenhändler von Florenz, von allen gekrönten Häuptern Floren vertriebenen Familie. Am 21. Febr. 1513 Europas, wie von den mohamedanischen Gläubigen Asiens starb Julius 11., und die Cardinale, nicht ohne Sorge vor und Afrikas, Gesandte empang, das Monopol der Levante der Grille K. Maximilians, ihm auf dem heiligen Stuhle und des occidentalischen Gewerbfleisses in seiner Hand ́trug, zu folgen, wählten schon am 11. März Johann von Medis das ganze unruhige Italien im Zaum hielt, so daß sein Tod cis, der sich Leo X. nannte. Zur Krönung bestimmte die Losung zu dessen unaufhörlichen Unruhen und blutigen er den Jahrestag feiner Niederlage und Gefangenschaft zu Umwälzungen ward, eine Menge stolzer Palläste, Kirchen Ravenna. Leo war ein ausgezeichneter Dichter in der und Klöster (angefüllt mit Kunstwerken jeder Art) als das Sprache der Römer und des neueren Italien, ein gelehrs fprechendste Denkmahl seiner Freygebigkeit und seiner Pracht ter Alterthumsforscher, ein großer Kenner, und ein liebe hinterließ, und dem Jahrhundert seinen Nahmen, des begeisterter Verehrer der Kunst. — Unter ihm begann die Jahrhunderts der Medicis, gab. — Giovanni Reformation, da der sächsische Augustiner Martin Lu da Medicis wurde schon im dreyzehnten Jahre seines Al- ther, 1517 den Mißbrauch der Lehre vom Ablaß und defters Cardinal (1488) durch Innozenz VIII., feinen Anvers sen Versteigerung durch den Dominikaner Johann Teyel wandten. Zwey Jahrzehende vor Leos Geburt hatte Mus öffentlich und kühn angriff, und die päpstliche Verdam hamed II. Constantinopel erobert. -Loren mungsbulle sammt den Bühern des canonischen Rechtes zos Pallast war die Freystätte der flüchtigen (10. Dez. 1520) vor dem Thore zu Wittemberg unter groMusen Griechenland. Darum waren auch die sem Zulauf den Flammen übergab, die bald hernach ganz Lehrer der ersten Jugend Johanns, des nachmahligen Paps Europa ergriffen. Leo X. starb 46 Jahre alt (2. Dezb. stes Leo, Demetrius Chalkocondylas, Bürger 1521) man vermuthete an Gift. Er hatte Parma und von Athen, der dem Abendlande, mehr als dritthalbtausend Piacenza dem heiligen Stuhle wieder unterworfen, die papstJahre nach dem Brande Trojas den Homer mitbrachte; liche Hoheit in seinem lateranensischen Concilium neu erhos

ANN 799

ben, die pragmatische Sanction Carls VIII. von Frankreich Ober- Confiftorialdirectors Peucer, und bildet den ersten vernichtet, und ein neues Concordat zu Stande gebracht. Band eines Werkes, welches im obenerwähnten Jahre, im Leo XI. auch ein Medicäer, Erzbischof zu Florenz, Brockhaus'schen Verlage, unter dem Titel: Classisches berühmt durch seine Kenntniß der Geschichte und der Bibels Theater der Franzosen erschien.

sprachen und durch den auf seiner Diocesanfynode bewährten Herr Peucer eröffnete dieses Werk mit einer Einlei Eifer wurde um seiner feltnen Tugenden willen, schon ein tung, (CII Seiten) in welcher er seine Ansichten über das Greis auf den Stuhl Petri erhoben (1. April 1608), den tragische Theater der Franzosen und die Grundfäße, nach er zum allgemeinen Bedauern schon am 27. desselben Mo welchen er bey der Übertragung derselben in deutsche Zunge nats wieder verließ. zu Werke gehen will, weitläufig auseinanderseßt. Es kann nicht geleugnet werden, daß Hr. Peucer hier viel Schönes

Die neuesten Erscheinungen im Gebiethe der dra, und Wahres sagt. Er hat sich, wie sich's geziemt, ziemlich

matischen Literatur.

II.

Von F. C. Weidmann.

vertraut gemacht mit allem, was über seinen Gegenstand ges schrieben wurde. Daß Lessing und A. W. Schlegel in dieser Hinsicht vorzüglich benügt wurden, ist natürlich. Herr Peucer citirt beyde fleißig, führt aber oft, z. B. S. LXIII ganze Säße von Schlegel als eigenes Resultat an. Auch einige Im verflossenen November fahen wir auf dieser Bühne, historische Verstöße, welche an diesem Plage ganz und gar welche durch die hohe Gediegenheit des Personals, wie durch nicht gleichgültig sind, erscheinen. So führt er z. B. S. XXII, eine glückliche Beseßung selbst älterer Stücke und durch ein nie das Jahr 1733 an, als in welchem Voltaires Zaire zuerst gesehenes Zusammenwirken, unstreitig alle antern deutschen erschienen sey. Dem ist nicht also. Zaire ward zum ersten Bühnen überragt, eine neue Übersetzung der Voltair'schen Mahle aufgeführt Mittwochs den 13. August 1732, Die Zaire, und zwey kleine Lustspiele: Sympathie, von Lebrün, und den „Großpapa" nach Scribe und Meless Hauptrollen gaben Dile. Gauffin, (3aire) Mr. Dufresne (Orosmann) Mr. Sarrazin (Lusignan) Mr. Grandval villes von Castelli, dann: das Hotel von Wiburg *). (Nereston). Voltaires Zaire, unstreitig eines der bedeutends Es kann nicht bezweifelt werden, daß die Franzosen den sten Meisterstücke der französischen tragischen Bühne, war Werth der Zaire überschätten. Man pries sie allgemein in bereits seit länger denn einem halben Jahrhundert in sehr Frankreich als das höchste Vorbild tragischer Gestaltung der mittelmäßigen Überlegungen auf den deutschen Bühnen Liebe und Eifersucht. Das kann von einer Nation, und heimisch gewesen. Diejenige welche vorzugsweise in Anwen einem Zeitalter nicht befremden, in welchem Voltaire felbst dung kam, war von Gotter. Es ist dieß dieselbe, welche äußern durfte,,Hamlet scheine von einem betruns auch stets auf dem Wiener Hoftheater gegeben ward, bis Eenen Wilden herzurühren! Wenn auch Lessing vor ein paar Jahren eine neue, dem Vernehmen nach, von vielleicht zu streng über Voltaire, und über die französische einem erlauchten Kunstfreunde, (dem Herrn Fürsten Eduard Tragödie überhaupt urtheilen mochte, so bleiben doch seine Lichnowsky, Verfasser des Trauerspiels: Rodrigo) herrührende Bearbeitung sie verdrängte; die neueste überfeßung Bemerkungen über diesen Theil der Zaire ewig wahr und endlich, von welcher eben hier die Rede ser foll, erschien treffend. Er sagt (Dramaturgie Nro. XV.); „Wir hören im Orosmann einen Eifersüchtigen reden, wir sehen ihn im Jahre 1819. Sie ist ein Werk des Großherzogl. Sachs. die rasche That eines Eifersüchtigen begehen, aber von der

*) Im Laufe des Decembers harrten unfer auf der Hofbühne Eifersucht selbst lernen wir nicht mehr und nicht weniger, einige höchst anziehende Erscheinungen. Auf den Lear, als wir vorher wußten. Othello hingegen ist das volls (in welchem selbst mehrere Engländer, die mit dem

brittischen Original in der Hand, deutscher Zunge unkundig, ständigste Lehrbuch über diese traurige Raferen. Da können der unerreichten Darstellung uniers Anschuß folgten, ihn wir alles lernen, was sie angeht, sie erweckt u. s. w." für den echten «Shakespeares Spieler" erklär Wenn nun schon an Tiefe der Charakteristik Voltaires

ten, der selbst in England keinen Nebenbuhler in dieser

Rolle habe, und dessen Hamlet, deutschen Kunstrichtern Tragödie natürlich weit hinter den Schöpfungen, des unsterblider Vorwurf interessanter Zergliederung wurde), folgte nah

langer Ruhe wieder der Shakespeare Schillersche Macbeth. chen Britten zurückbleibt, wenn wir schon heut zu Tage so weit Bald darauf Heinrich Collins Regulus, deffen herrliche gekommen sind, die französische Unmaffung in der Entgegen. Besetzung uns das edle Werk in erneutem Glanze zeigen

"

wird. Im Gebiethe des Lustspieles wird, dem Berneh. stellung ihrer tragischen Dryas: Corneille, Racine und Vole men nach, der Wunderquell von Frau Helmine taire, an die drey großen antiken Tragiker zu belächeln, so. von Chezy, und die «verschleyerte Dame", von stimmen wir doch vollkommen Herrn Peucers Meinung beg,, Deinhardstein erscheinen.

2 *

Baire sey ein ausgezeichnetes Werk, welches seinen Ruhm beynahe ein Jahrhundert an dieser Tragödie vorüberging, zu allen Zeiten behaupten werde. Wie er ganz richtig be: von der Zaire behaupten mag: sie sey das Urbild des Auss merkt, so hat Voltaire in dieser Tragödie manche Feffel ge- druckes aller Zärtlichkeit und Liebe. Mir däucht Voltaire sprengt, manchen Hebel in Bewegung geseßt, welcher vor- felbst habe dieß ziemlich gefühlt, denn in der Zueignung der her als unzuläßig bey der Tragödie feines Volkes erkannt Zaire an den Engländer Fakener äußert er sich folgender worden wäre, und eben diese Umstände verleihen der Zaire Massen über die Gaussin:

Car le Prophéte de la Mecque
Dans son Serail n'a jamais eu
Si gentille Arabesque ou Grecque.
Son Oeil noir, et bien fendu
Sa voix et sa Grace intrinsècque
Out mon Ouvrage defendu,
Contre l'Auditeur qui rebecque;
Mais quand l'Auditeur morfonda
L'aura dans sa Bibliothecque
Tout mon Houneur sera perdu!

einen ganz eigenen Reiß. Manche gerügte Mängel Zairens rühren wohl auch von der Schnelligkeit der Arbeit her. Vol. taire schrieb diese Tragödie in a chtzehn Tagen!! Sie entstand durch einen Vorwurf, welchen ihm einige Damen in einer Gesellschaft machten, daß in seinen Trauerspielen zu wenig Liebe sey. Er wollte ihnen nun einen ganz liebenden Helden schildern, und so entstand der türkische Franzose Orosmann, und also die Zaire. Herr Peucer Doch genug über die Mängel der Tragödie. Man muß vertheidigt endlich auch den Drosmann gegen die Einwürfe gerecht seyn und gestehen, daß die Schönheiten derselben sie A. W. Schlegels, welcher äußerte: Im Orosmann sey weit überwiegen. Der zweyte Aufzug, die Erscheinung Luz der Tartar nur überfirnißt, er bekäme häufige Rück- fignans, das Wiederfinden seiner Kinder u. 1. w. bleis fälle in sein robes Wüthen, und seine despotischen Anges ben unbestritten den glänzendsten Scenen aller Tragödien wöhnungen. (Vorlesungen über dramatische Kunst und Li. würdig an die Seite gestellt. Es ist immer ein Beweis des glänzenden Talentes Voltaires auch im dramatischen Fache, teratur, 2. Theil, S. 215.) Herr Peucer bestreitet das daß er nach einer Reihe fast mißlungener Versuche, in fols ganz, und meint, jeder Europäer von lebhaftem Naturell cher Schnelligkeit ein Werk wie Zaire zu schaffen im Stans würde sich in gleichem Falle eben so benehmen. Er gesteht de war. 1718 war nähmlich sein Oedip erschienen, und auf indessen selbst, der ganze Charakter Drosmanns sey unorien die glänzendite Weise aufgenommen worden. Alle folgenden Tragödien, besonders Brutus, mißlangen ihm, schon glaube talisch. Wie ihn indessen Voltaire für seinen Zweck gebraucht te man seinen tragischen Lorbeer gänzlich verwelkt, da weckt habe, hätte ihm mit Saladin nicht gedient seyn können. Schles ein Wort den Funken unter der Asche wieder auf, und der gel (a. a. D.) schlägt nähmlich den Charakter Saladins vor, Dichter schuf in 18 Tagen ein Werk, welches man nun, welcher als ein großmüthiger saracenischer Fürst bekannt sey, Cid und Racinens Pbádra, als Typus der Gattung in nebst der Merope und dem Oedip, mit Corneilles Herr Peucer meint die bestimmten historischen Umriss Frankreich aufgestellt hat.

se Saladins seyen Voltaire im Wege gewesen. Dieß ist Wir geben nun auf die Bearbeitung des Herrn Peucer eine durchaus falsche Ansicht. „Die Tragödie, (sagt unser über. Auch über die Form, in welcher er dieselbe bewerkstele größter Kunstrichter), ist keine dialogirte Geschichte. Die ligte, frricht er sich in der oft erwähnten Einleitung aus. Man muß gestehen, daß er hier viel Gutes und Schönes Geschichte ist für die Tragödie nichts als ein Repertorium fagt, und beurkundet, daß er sich das Wesen der Metrik von Nahmen, mit denen wir gewisse Charaktere zu verbin- curdaus eigen gemacht hat. Manches aber, worüber Herr den gewohnt sind. Findet der Dichter in der Geschichte meh- Peucer uns hier belehrt, erscheint als gänzlich überflüßig Es rere Umstände zur Ausschmückung und Individualisirung bedarf wohl keiner weitern Erläuterung mehr, daß der fünfe füßige Jambs seit der Vollendung, welche ihm Göthe und feines Stoffes bequem, wohl, so brauche er sie. Für alle Schiller verliehen, als dem Ernst der Tragödie, welchen er Fälle aber wäre es in der Zaire ganz thunlich gewesen, den so würdig ausspricht, am angemessensten erscheint. Die Saladin aufzuführen, sey es auch nicht ganz in jener Form, Übertragung einer französischen Tragödie in deutsche welche ihm die Geschichte verleiht."

Alexandriner, dürfte wohl heut zu Tage niemanden mehr einfallen. Die Ursachen entwickelt Herr Peucer selbst Noch mancherley und vieles wäre uns zu sagen übrig auf das breiteste, nur ist die ganze Sache eben überflüßig, über die Gestaltung, in welcher Voltaire seine Zaire selbst weil man über diesen Gegenstand bereits einig ist. Nach sehr erscheinen läßt. Sie erscheint in mancher Beziehung se ge löblicher Weise hat Hr. Peucer Zeile für Zeile übersegt. ziert und abgemessen, der Wahrheit der Empfindung ist Das Original zählt 1650 Verse, die übersehung eben so viele. Gleiche Genauigkeit im Ausdrucke meint so wenig Naum gelassen, daß wohl nur das treffliche Spiel Herr Peucer aber, sen nicht immer thunlich. Dieser der Schauspielerinnen, welche sets im Besite dieser Rolle Meinung kann ich durchaus nicht denstimmen, und ich wer waren, derselben jene Färbung und Gluth verliehen, wel de sogleich zeigen, daß es oft, wo Herr Peucer es überche auf das Publicum der französischen Bühnen einen fol, fab, thunlich war, den Ausdruck beyzubehalten. Dieses eben dürfte einer der wesentlichen Bestandtheile einer guten Übers den Eindruck machten, daß dasselbe noch jest, nachdem fegung genannt werden. Wir sind selbst der Meinung, daß der

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Französische Vers vieles hat, was nur tönt und füllt, daß allzu ängstliche Treue leicht in Steifheit und Undeutsch ausartet. Das Bild, oder die Idee des Originales, muß aber durchaus wiedergegeben werden. Herr Peucer erzählt, er habe fein Manuscript an Wieland und Göthe zur Durchsicht ge= geben, und führt an, was dieselben zu ändern fanden. Es sey nun, daß den beyden erwähnten Heroen unserer Litera tur bey vielleicht allzuschneller Durchlesung manches entging, denn Ref. kann nicht umhin zu bekennen, daß ihm außer diesen Stellen noch eine Menge andrer auffielen, welche mit leichter Mühe hätten verbessert werden mögen. Zum Beweise dieser Behauptung folgen hier einige dieser Stel. len, welche man leicht mit ungefähr drey Mahl so viel hätte vermehren können.

1. Aufzug. 1. Scene. Voltaire.

Peucer.

I
Preferez vous Solym, aux ri- | Verwischt Solym der Seine
ves de la Seine?
| heitres Bild?

Warum nicht ganz gleichlautend dem Original:
Ziehst du Solym der Seine Ufern vor?

19

Der Nahme Orosman wird häufig, und oft sehr störend bald als rosman und Drosman gebraucht. Bey den meisten dieser Stellen wäre dieser Übelstand doch sehr leicht zu vermeiden.

Die Überseßung der zwey berühmten Verse, welche Schlegel, wie mir scheint, ohne haltbaren Grund, als besonders lächerlich erklärt:

Je sais que notre loi, favorable aux plaisir Ouvre un champ sans limite, a nos vastes desirs. etc. welche Hr. Peucer folgendergestalt wiedergibt:

In unserm Glauben, dem die Freude blüht!! Geh'n unsre Wünsche ins Unendliche, u. f. w. ift durchaus tadelnswerth. Sie gibt dem Original einen ganz andern Sinn als dasselbe ausdrückt. Es heißt :

Ich weiß, daß unser Glaube, hold der Freude,
Ein gränzlos Feld eröffnet, unsern Wünschen.
Ferner S. 45.

Mais parmi ces chretiens que ma bonté delivre
Lusignan ne fut point reserve pour te suivre
De ceux qu'on peut te rendre, il est seul excepté.
Dieß überseßt Hr. Peucer:

Doch zu den Christen, die ich mild entlasse
Gehört nicht Lusignan, er bleibt zurück
Alein zurück von allen die dir folgen.

Dieß ist fast Unsinn. Von denen die Nerestan folgen bleibt natürlich keiner zurück, und Orosmann sagt eben, daß ihm Lusignan nicht folgen darf. Solche leichtere oder schwerere Verstöße finden sich fast auf jeder Seite, den zweyten Aufzug ausgenommen, welcher wirklich meisterhaft überfest ist. Um nun nicht zu ermüden, führen wir nur noch den allbekannten Schluß der Tragödie an, welche folgender maßen überseßt ist:

(Guerrier infertuné, mais moins encore, que moi etc.)
Peucer.

Du junger Held, Gefährte meiner Trauer?
Flich diesen Boden, den der Mord befleckte

In ihre Heimath führe sie zurück. (Wen?)
Und wenn das Land, wo deine Christen wohnen

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Und du,

Unglücklich auch, doch minder noch als ich,
Flieh' diesen blut'gen Ort! Zurück zur Heimath
Bring' dieses Opfer meiner blinden Wuth.
Dein König, deine Christen alle werden
Die Thräne deinem Unglück nicht versagen,
Doch wird durch dich die Wahrheit offenbar,
Dann wird, obschon verwünstend meine That,
Ihr Mitleid mir. Bring ihnen diesen Dolch
Womit den reinsten Busen ich durchbohrte.
Sag ihnen, daß der edelsten der Frauen
Vom Himmel selbst mit Reißen ausgestattet
Mit eig'ner Hand den herbsten Tod ich gab!
Daß ich mein Reich zu ihren Füßen legte,
Daß in ihr Blut ich diese Hand getaucht,
Daß ich fie angebethet und geracht. (Ersticht sich.)
Ehrt diesen Helden. Leitet seine Schritte.
Nereftan.

Almächt'ger leite mich! Mein Sinn verwirrt sich!
Muß ich bewundern Sultan, deine Wuth,

Und selbst vom Schmerz gebeugt, noch dich beklagen? Einzelner Härten in der Überseßung, welche durchaus nur der nachtsamkeit zuzuschreiben sind, und welche wir mit der gerühmten Feile, welche Hr. Peucer seinem Werke gegeben zu haben versichert, nur nicht zusammenreimen köns nen, da ihre leichte Abhülfe bey dem ersten Blick in das Auge springt, wollen wir hiermit nur bey der einzigen S. 139 für alle gedenken:

wo

Les parfums de l'encens remplissent la mosquée
Herr Peucer überseßt:

Düfte des Weihrauchs füllen die Moschee

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13

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Wie leicht ist die Abänderung in:

Des Weihrauchs Düfte füllen die Moschee.

der Rhythmus vollkommen hergestellt ist.

Durhaus irrig ist ferner die Meinung des Hrn. Peus cers (Einleitung . XCVIII.), daß die berühmten Worte: Zaire vous pleurez (3aire du weinst ?), wirksamer auf der Bühne werden dürften, wenn Orosmann in seinem kalten gekränkten Benehmen vorher Zairen immer mit Sie anspricht. Diese Höflichkeitsform in die Zeit der

In dein Gefchick mitleid'ge Thränen weint, (in das Kreuzzüge verseßt, wirkt stets störend auf der Bühne. Die

Geschick?)

Und meine blut'ge That verdammt, so reat sich

Auch wohl für mich ein Laut des Mitgefühls ?

sinnige Oberleitung der Hofbühne hat, wohl vertraut mit dieser Gesittung, dieses Sie stets gestrichen und in Du vers wandelt. Höchstens dürfte nach unserer Meinung das Vous

Nimm diesen Dolch, bewahr' ihn heilig auf (wo und tu, dessen sich Voltaire ebenfalls bedient, mit dem

steht das im Original?)

jener Zeir angemessenen Ihr und du bezeichnet werden, des welche man zwar nicht durchaus tadelnd absprechen kann, fen sich Drosmann auch wohl bedienen kann. Eben so anstö: welche sogar des Guten viel und mancherley biethet, dem Sig als das Sie, erscheint das Fräulein, womit Oross aber der eigentlich belebende Funke des Lustspiels mangelt, mann Zairen zuweilen anspricht. Das, Madame, welches und welches daher ohne Eindruck zu machen, an uns vors dem französischen Cothurn gleichsam angeheftet ist, will überschreitet. Als eigentliche Piece a tiroir macht es aber auf der deutschen Bühne nun einmahl durchaus nicht ges auch keine großen Ansprüche, und kann daher um so wenis braucht fern. In Lusignans und Farmens Mund erscheint ger einer strengen Kritik unterliegen.

das Wort Fraulein natürlich weniger beirrend, in Oros. Ben weitem drolligerer, aber auch etwas leichtfertiger manns Reden hingegen tritt es durchaus störend ein. — Wir Natur ist der nach Scribe und Melesvilles von Castelli haben uns über die Mängel und Gebrechen des Werkes überseßte: Großpapa. Dieser Großpapa, ein Hr. Frohstreng und mit Extension ausgesprochen, weil der Gehalt, mann, ist ein recht jovialer alter Herr, welcher gerne noch den dasselbe übrigens in sich trägt, vollen Anspruch auf allen Spaß mitmacht.. Seine Enkel nehmen in allen ihren unsere Würdigung macht. Nur das Ausgezeichnete ist der Nothen, selbst in ihren Liebesangelegenheiten ihre Zuflucht hösten Beachtung werth, das Gemeine und Gewöhnliche zu ihm. So hat sein Enkel Adolph, auf seine Güte jäb= gehe unbemerkt zum Orkus hinab. Die Fehler der Überses lend, einen hochst abenteuerlichen Plan ersonnen. Er liebt gung zu rügen und größtentheils anzüführen, war leicht, nähmlich Henrietten, die Richte des geizigen Capitalisten denn ihrer sind nicht viele. Die Schönheiten und das Gute Bohrer, welcher dieselbe schon an einen andern alten ziem hier mitzutheilen, würde den Raum unsers Blattes weit lich reichen Mann versprochen, und von Adolphs, als übersteigen. Wir erlaubten uns die Gebrechen der Überse eines mittellofen, nur von der Güte seines Großvaters le, Bung streng zu rügen, weil sie uns größtentheils, als aus benden jungen Mannes Bewerbung keine Notiß genommen hat. Unachtsamkeit, aus Mangel am Ernste des Wollens das Adolph hat nun in seines Großvaters Nahmen an Behrer Beste zu leisten erschienen. Daß die Kraft dieses zu leisten geschrieben, daß er, der Großvater, selbst Henrietten heis Hrn. Peucer inwohne, davon trägt jede Seite der Überses rathen wolle. Von diesem Coup hier benachrichtigt er nun Bung ehrende Beweise. Er wolle diese Kraft gehörig angens den alten Herrn, bittet ihn, in seinen Plan einzugehen, den, und es unterliegt keinem Zweifel, daß wir ihm Übers und wenn der alte Bohrer eingewilligt, und den andern tragungen verdanken werden, welche wahrhaft zu Zierden Nebenbuhler entfernt baben würde, ihm (Adolph) dann die unsers Parnasses gezählt werden dürfen. Braut mit einem anständigen Brautschaße abzutreten. Der

Außer der Zaire erschienen, wie gesagt, noch im Laufe alte Frohmann mißbilligt zwar den Plan, aber die Brauts des Monaths November: Sympathie, Luftspiel in zwey werbung in seinem Rahmen ist einmahl geschehen, sein EnAufzügen von Lebrün, und: der Großpapa, Lustspiel kel versichert ihn, ohne Henriette nicht leben zu können, in einem Aufzuge von Castelli. und so willigt er denn endlich ein. Der alte Bohrer, ganz

Das Lustspiel Sympathie bewegt sich ziemlich ein entzückt über den reichen Werber, eilt sogleich herben, die förmig durch zwey Aufzüge. Die beyden Landedelleute von Sache abzuschließen. Seine erstaunte Nichte, welche von Raschwiß und von Horst, haben eine Doppelheirath ihrer seinem Plan zu benachrichtigen Adolph keine Gelegenheit beyden Söhne und Töchter festgesetzt. Von Raschwiß, ein findet, hört mit dem größten Unwillen, Adolph habe diese großer Berehrer des Glaubens an Sympathie, hat diese Heirathsangelegenheit betrieben. Sie steht darin ein Bestres Heirath nach den Temperamenten der jungen Leute geordnet. ben des Treulosen, sich ihrer zu entledigen, und verspricht Die muntere Thekla soll den raschen Christian, die sentimens nun par depit ernstlich dem Großpapa ihre Hand, welcher tale Emina den besonnenen Leberecht zum Gemahl erhalten. darüber nebst seiner ganzen Familie in tie trolligste Verles Der Gang des Lustspieles dreht sich nun um die Intrigue, genheit geräth. Dieß gibt Anlaß zu einigen sehr ergoglichen wie die Liebe dem guten alten Herrn seinen sympathetischen Scenen, bis sich endlich das Mißverständniß löset, und der Plan verrückt. Dem raschen Christian gefällt nähmlich die Großpapa die Liebenden vereint. fentimentale Emma, und dem besonnenen Leberecht die Der Schwank ist recht lebendig und drollig durchgeführt. muntere Thekla besser. Natürlich ist denn das Ende vom Einige ergögliche Nebenpersonen, z. B. die Haushälterinn Liede, daß die jungen Leute Recht behalten, und der alte Cordula Spitig, erscheinen ebenfalls recht wirksam, und Herr von seinem Plan absteht. Herr Lebrun, font als ges so unterhält das Ganze auf ein Stündchen recht angenehm. wandter Lustspieldichter bekannt (die deutsche Bühne dankt Die lehte Neuigkeit, welche im Laufe des Monathes Noihm einige recht artige Originale und geschäßte Überseßuns vember auf der t. t. Hofbühne erschien, war: Das Hotel gen, deren eine „Eine Freundschaft ist der ans von Wiburg, Lustspiel in 4 Aufzügen, von H. Glauren. dern werth," erst kürzlich mit entschiedenem Beyfall auf Der Umtsrath Herbert reiset von seinem Prachtdorfe Weis der Hofbühne erschien), hat diesen Stoff, in welchem wirk lich tomische Elemente liegen, nicht am glücklichsten verars benfelde nach der Residenz, um dort vom König die Erneuerung beitet. Der Gang schreitet nicht rasch genug vorwärts, und seines Pahtkontraktes zu erlangen. Er nimmt seine beyden selbst die Sprache ist nicht so fließend und leicht als in den Töchter mit, um sie zum ersten Mahle die Herrlichkeiten der Res andern Arbeiten des Hrn. Lebrün. Die vielen Sprichwörter sidenz schauen zu lassen. In einem kleinen Städtchen, woselbst sind ein bereits verbrauchter Bühnenspaß. Doch enthält das die Familie zum lehten Frühstück, ehe sie die Residenz erreis Lustspielchen einige gelungene Scenen, z. B. die erste Zus chen, einkehrt, treffen sie mit dem Fahnenjunker Schrott, eis sammenkunft der jungen Leute, welche wirklich recht ergößs nem sehr lebhaften Jüngelchen zusammen. Bey der Nachricht, lich ist. Auch der Gartner Put ist eine ansprechende Gestalt. daß Hr. Herbert in dem Gasthofe zum Bären, einem ganz geIm Ganzen ist das Stückchen eines von jenen Werken, über meinen Gasthause der Residenz einzukehren gedenkt, und

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