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Was Måcen in seinem eigentlichen Privatleben, in seinem Hause,” in seiner Lebensweise, in seinem Geschmack, in der Wahl seiner Gesellschafter, und in seinen Vergnůgungen war, wird uns vielleicht über das, was wir (mit einem Worte, dessen Urbild nicht Duns oder Occam, fondern kein geringerer als Cicero selbst ") erfunden hat) seine Måcenitåt nennen möchten, noch nähere Aufschlüsse geben.

Das Haus eines Römers von Stande und großen Reichthümern glich damals mehr einer prächtigen Hofhaltung, als der Wohnung eines Privatmannes; und Måcen hielt vielleicht ein größeres Haus, als irgend ein andrer Römer, gewiß ein weit größeres, als August selbst. Wir lassen uns hier weder in die Vorwürfe ein, die ihm Seneca unter allen Sterblichen der, aus dessen Munde diese Vorwürfe am anstößigsten find - wegen feiner Ueppigkeit macht, noch in die Rechtfertigungen oder Entschuldigungen, womit seine Lebensbeschreiber solche abzulehnen suchen. Genug, daß der Grund jener Vorwürfe nicht geläugnet werden kann.

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Måcen baute sich auf den Exquilien einen Palast, eine Art von Colosseum, (molem vicinam nubibus arduis, nennt cs Horaz) der, vermuthlich seiner Höhe wegen, gewöhnlich der Thurm des Måcens genennt wurde. Man findet eine Abbildung davon auf dem 104ten Blatt des Ilten Theils von Lauri Splendor antiquae Urbis, die wenigstens eine Idee giebt, wie dieses Wundergebäude ausgesehen haben könnte. Måcen hatte daraus die Aussicht über die ganze Stadt und Gegend von Rom, bis nach Tivoli, Tusculum, Palästrina u. s. w., eine der Herrlichsten, die sich denken läßt, und die ihm, mitten

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1) Epistol. ad Familiar. L. III. 7. ullam Appietatem aut Lentulitatem valere apud me plus quam ornamenta virtutis existimas?

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in den wollüftigen Gårten, zu welchen er den vorher höchst ungefunden Exquilinischen Berg umgeschaffen hatte, die Annehmlichkeiten der schönsten Villa zu genießen gab. Hier überließ er sich, nach den Arbeiten und Unruhen der Bürgerkriege, und nachdem er endlich den Zweck aller seiner Bemühungen im 727sten Jahr der Stadt Rom (welches ungefähr das vierzigste feines Lebens seyn mochte) erreicht hatte, und Auguften in ruhigem Besig einer Macht und Würde, welche gewissermaßen sein Werk war, gesezt sah hier überließ er sich nun gänzlich seinem natürlichen Hang zur Ruhe, zum Vergnügen, und zu den Künsten, welche Töchter und Mütter des Vergnügens find. Sein Haus, seine Tafel, seine Gårten, waren der Sammelplatz aller wißigen Köpfe, Virtuosen, Baladins, fröhlichen Brüder, und angenehmen Müßiggånger in Rom. Alles athmete da Freude, Scherz und Wohlleben. Es war eine Art von Hof des Alcinous, wo jeder willkommen war, der zum Vergnügen des Patrons und der Gesellschaft etwas beyzutragen hatte.

Macenas war der Epikurischen Philosophie zugethan, fagen die Meibome. Dieß mag von einem Theile der Theorie des Epikurs gelten. Sie war die natürlichste für Günftlinge des Glücks, die ihr Leben so fanft als möglich über die Blumen des Vergnügens hinrinnen Lassen wollten, und auch im Philosophieren die Bequemlichkeit liebten. Aber in der Ausübung raffinirte er die Wollust gewiß ganz anders, als sein angeblicher Meister, der seine Mahlzeit mit etwas Brod und Kåse hielt, und die Wollust, die ihm eine so schlimme Reputation gemacht hat, in bloße Freyheit von Schmerzen feßte. Måcen glaubte vermuthlich, daß Epikur an seinem Plaße sich selbst eben so verstanden haben würde, wie Er. Er dehnte die negative Wollust bis auf Frey

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heit von allem Zwange dessen, was nach den ältern rdmischen Sitten Anständigkeit geheißen hatte,-und bis auf die ausgesuchtesten Gemächlichkeiten aus: und er that noch so viel von der positiven hinzu, als er dienlich glaubte, den Geschmack des Lebens zu erhöhen und zu mannigfaltigen, ohne sich eben sehr genau an das goldne NE QUID NIMIS zu binden. Ueppigkeit und Frivolitåt bezeichnen auf eine sehr augenscheinliche Art den Charakter seiner liebsten Ergöhungen und Zeitvertreibe. Unter allen. Schauspielen zog er die pantomimischen Tänze vor. Er war's, der sie zuerst öffentlich in Rom einführte: und jener feiner Kunst und Schönheit wegen so berühmte BathylIus war sein Liebling 12). Wir sehen aus einer Stelle des Plinius, daß sogar die culinarische Philosophie ihm eine neue Erfindung zu danken hatte; denn er war der erste, der auf den Einfall kam, Füllen von Eselinnen 23) als ein leckerhaftes Gericht auf die Tafel zu bringen.

Die Schlaffheit des Geistes, welche die natürliche Folge eines wollüstigen Müßiggangs ist, und die sich beym Macen sogar in seiner Kleidung, seinem Gang, in der Art, wie er seinen Kopf trug, äußerte, war auch in seiner Schreibart. Mäcen machte, zum Zeitvertreibe, Prose und Verse; aber der persönliche Umgang mit den besten Schriftstellern des goldnen Ulters der römischen Litteratur hatte wenig Einfluß auf seine Art zu schreiben. Sein Geschmack, sein Styl, seine Affectation sich un gewöhnlich auszudrücken, veraltete Wörter ohne Noth zu brauchen, und neue ohne Noth zu schmieden, fein labris columbari, und was dergleichen mehr ist,

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12) Indulserat ei ludicro (Histrionum) Augustus, dum Maecenati obtemperat, effuso in amorem Bathylli, sagt Tacitus Annal. I. c. 54. mit einer Stärke von Ausdruck, die ich sehr ges mäßigt habe.

15) Pullos asinarum opulari Maecenas instituit. H. N. VIII. 43.

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verrathen (wie Seneca 14) fagt) den Weichling, der sich auf öffentlichem Markt den Kopf mit seinem Pallio bedeckte, und mitten in den Unrühen des bürgerlichen Krieges, da die ganze Stadt bewaffnet war, in einem weiten ungegürteten Rocke, mit zwey Castraten zu seiner ganzen Bedeckung, in den Straßen von Nom hérumging. Es ist sehr möglich, daß Seneca ihm gerade diese beyden Kleinigkeiten schlimmer aufnimmt, als sie gemeint waren. Jenes konnte wohl eine nothwendige Aufmerksamkeit auf seine Gesundheit zur Ursache haben, weil er (wenn Plinius 15) Glauben verdient) sein ganzes Leben durch mit einem ununterbrochenen Fieber behaftet war; und mit dies sem konnte er bloß zeigen wollen, wie sicher er sich, im Vertrauen auf seine gute Sache, mitten in den Verwirrungen der Republik halte, und wie stark er auf die Zuneigung des Volks rechne. Indessen ist nichts gewisser, als daß Måcen ein ausgemachter Wollüftling war 16), und daß sein Beyspiel zu der großen Veränderung in den römischen Sitten, die (nach Tacitus Bemerkung) unter Aus gusts Regierung vorging, vieles beytrug: wiewohl man ! weder einen Sallust, noch Cicero, noch Plutarch gelesen haben müßte, wenn man ihn (wie Seneca zu thun scheint) für den ersten Verderber der Sitten in Rom halten wollte.

Aber etwas, das bey einigem Nachdenken Jedem einleuchten muß, ist die Betrachtung: daß in allem diesem die Politik des Mâcenas mit seinem eignen natürlichen Hang in Einem Punct zusammengetroffen sey. Eine so große Veränderung in der Staatsverfaffung, wie er dem August hatte bewirken helfen, machte eine allgemeine Abspannung der Sitten, bis auf einen gewissen

Grad,

14) Im 1r4ten feiner Briefe.

15) Hist. nat. L. VII. c. 51.

16) Otio ac mollitiis pene ultra foeminam fluens. Vellej. 1.

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Grad, politisch nothwendig; und es wåre ungereimt gewesen, wenn man por dem, was in der freyen Republik anständig geheißen hatte, mehr Respect håtte tragen wollen, als vor den Gefeßen selbst. Die Römer, welche nun dem Willen eines Einzigen' gehorchen lernen, ihre ehemaligen Rechte und Wichtigkeit vergessen und bis auf den bloßen Begriff des Widerstehens verlieren sollten, mußten unter allen Arten von Ergößungen und Zerstreuungen abgeartet, weichlich gemacht, und zu dem kins dischen, parasitischen und selävischen Charakter umgestimmt werden, den der leidende Gehorsam vorausseßt und nothwendig macht. Das unbeschreibliche allgemeine Verlangen nach bloßer Sicherheit des Lebens und Eigenthums, die Ungeduld von den zahllosen Drangsalen der bürgerlichen Unruhen endlich befreyt zu werden, hatte schon viel gethan, ihren ungelehrigen Nacken geschmeidiger zu machen 17): und August, von den Eingebungen Mâcens geleitet, ließ ihnen, in Absicht der Staatsverfäffung, alles, was die Täuschung, daß die Republik noch stehe, verlängern konnte. Eadem Magistratuum vocabula, sagt Tacitus. Aber in Absicht der Sitten mußte alles je bålder je lieber ein neues Gepräge und das Ansehen einer angenehmen Veränderung bekommen: und was man im Senat, im Forum, und im Campus Martius an Freyheit verloren hatte, mußte an Befreyung vom Zwang des strengern Wohlstands, an Freyheit nach seinem eignen Belieben leben und dem Genius indulgiren zu dürfen, erseßt werden. Das waren freylich keine Maximen, die man pro rostris ankündigte, oder in den Schulen lehren laffen konnte. Aber Mäcen lehrte sie durch sein Beyspiel;

und

(17) Was wir in dem leyten Jahrzehend des ächtzehnten Jahrhunderts erlebt haben, und die im Jahr 1804 ohne die geringste Schwierig= keit erfolgte Verwandlung des Republikanischen Generals Bonas parte in den Kaifer Napoleon I. ist der beste Commentar zu dieser Epote der Röinischen Geschichte.

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