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Die ersten Versuche sind fast nur Nachahmungen, ja oft wörtliche Uebersetzungen griechischer Vorbilder. Vergl. z. B. Od. I 9. 18. Aber auch in den ganz selbständigen Gedichten der Blüteperiode ist die Sprache nicht blos in Hinsicht auf die Wahl der poetischen Bilder, der Herübernahme griechischer Worte, der Nachbildung der Attribute bei Homer u. a. Dichtern, sondern auch in Bezug auf die grammatischen Constructionen von der Sprache der Griechen beeinflußt. Beispiele: indocilis pauperiem pati, audax perpeti, notus animi paterni, decertantem Aquilonibus, dissidens plebi, desinere mollium querelarum, Parca dedit mihi spernere vulgus, decipi laborum, abstineto irarum, urges summovere, callidus condere. Horaz sah es als sein Hauptverdienst an, die griechische Lyrik nach Rom verpflanzt, ihr in seiner Muttersprache zu würdigem dichterischem Ausdruck verholfen zu haben. Wegen dieses Verdienstes glaubte er auf Unsterblichkeit hoffen zu dürfen. Od. III 30:

Non omnis moriar, multaque pars mei

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princeps Aeolium carmen ad Italos
deduxisse modos.

Und doch ist er als Liederdichter immer nur ein Dichter zweites Ranges, ist und bleibt ein, wenn auch sehr talentvoller Nachahmer, während er als Satiriker ein originaler Dichter ist und diese Dichtungsart von den unvollkommenen Anfängen, wie sie sein Vorläufer Lucilius zeigt, zur höchsten Vollendung emporgehoben hat.

B. Die Oden.

1. Das Epos ist die erste Entwickelungsstufe der griechischen Poesie. Seinem Inhalt entspricht der ruhig einherschreitende versus herous. Als in den Zeiten des Verfalles des patriarchalischen Königtums politische Ereignisse die Gemüter erregten und man nicht mehr blos objektiv erzählte, was geschehen war, sondern auch der eigenen

Art, die Ereignisse zu betrachten und den durch die Ereignisse hervorgerufenen Empfindungen Ausdruck verlieh, entstand:

2. Die Elegie. Die größere Mannigfaltigkeit des Inhalts erforderte auch eine weitere Ausgestaltung der Form. Daher trat zum versus herous der versus elegiacus in regelmäßigem Wechsel hinzu, und dies war der erste Ansatz zu einer Strophenbildung. Die Stoffe der Elegien waren zunächst noch die des Epos, aber die erzählten Thatsachen wurden doch schon mit Rücksicht auf die Gegenwart des Dichters behandelt. Mehr und mehr trat allmählich die Empfindung des Dichters in den Vordergrund, und so bildete die Elegie den Übergang vom Epos zur Lyrik. Sie ging gleich dem Epos von den Ioniern aus. Ihre Hauptdichter sind:

Kallinus aus Ephesus um 700, der als Erfinder der Elegie galt;

Tyrtaeus aus Sparta um 675, der größte Dichter

der politischen Elegie. 'Eußarnoia, Marsch- und Schlachtlieder.

3. Die Iamben. In den Zeiten der politischen Umwälzungen, als die Aristokratie mit der Demokratie im Kampfe lag, beide zuweilen mit der siegreich ihr Haupt erhebenden Tyrannis zu ringen hatten, ergriff viele der Edleren Unmut und Bitterkeit über Thorheit und Bosheit der Menschen, wie sie in erregten Zeiten besonders grell zu Tage zu treten pflegen. Diesen Empfindungen des Grolles gaben sie in dem lebhaften choreischen Metrum Ausdruck. Von der Bezeichnung der mit Auftakt versehenen Choreen erhielten diese Gedichte den Namen Iambi, die Dichter hießen Iambographen. Sie sind die Vorbilder für Horaz als Epodendichter. Unter den Dichtern

ragt hervor:

Archilochus aus Paros, um 675, Horazens Vorbild. Er galt als Erfinder der Iambendichtung. Durch allerlei Mißgeschick, Armut, Verweigerung

Q. Horatius Flaccus.

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der versprochenen Braut gereizt soll er in seinen Gedichten seine Gegner so arg geschmäht haben, daß manche von ihnen, darunter auch Schwiegervater und Braut, sich das Leben nahmen. Er fiel im Kampfe gegen Naxos.

4. Aus der Iambendichtung entwickelte sich allmählich das Melos, das eigentliche lyrische Lied, dessen Zweck der unmittelbare Ausdruck alles dessen ist, was das Herz bewegt. Es erreicht seine höchste Blüte in der glorreichen Zeit der Perserkriege, als die Gemüter aufs tiefste erregt waren. Seinem reichen Inhalt entspricht die reichgegliederte Form der Strophe als Ausdruck der wechselnden Empfindungen. Die dorische Lyrik war für Chöre bestimmt und mit Tanz verbunden, die a eolische für den Vortrag durch Einzelne unter Begleitung der Saiteninstrumente. Von den Dichtern sind zu nennen:

A. Aeolische.

Er

Alcaeus aus Mytilene auf Lesbos um 610.
war leidenschaftlicher Aristokrat und als solcher
Gegner der Demokratie wie der Tyrannis. Vom
Tyrannen seiner Vaterstadt vertrieben machte er
Reisen, kam auch nach Aegypten, scheint sich aber
später mit dem edeln Tyrannen Pittacus von
Mytilene ausgesöhnt zu haben. Als die Athener
auf Lesbos sich festsetzten, kam es zu einem
Kampfe, in dem die Mytilenaeer unterlagen.

Alcaeus verlor in der Schlacht Helm und Schild.
Er hat oraotixá, politische Lieder, gegen die
Tyrannis, ovμnotizά, Trinklieder, dowτixá, Liebes-
lieder, gedichtet. Die Alcaeische Strophe ist
nach ihm benannt. Er ist einer der Hauptvorbilder
Horazens, dessen frühere Oden Übersetzungen oder
Nachahmungen der alcaeischen sind. Nicht blos
seine Bedeutung als Dichter, sondern wohl auch
seine Ähnlichkeit im Lebensgeschick hat ihn seinem
römischen Nachfolger besonders teuer gemacht.

Sappho, eine Zeitgenossin des Alcaeus, war an einen Mann auf Andros vermählt. Sie hat innige und anmutige Liebeslieder, Hymenaeen und Epithalamien gedichtet. Die sapphische Strophe hat von ihr den Namen erhalten. Sie war eine strenge und sittenreine Frau. Die Geschichte von ihrer Liebe zu Phaon und ihrem Sprunge vom leukadischen Fels ist eine Fabel. Anacreon, um 550 in Teos geboren, lebte bei Polykrates auf Samos und soll in Abdera im Alter von 85 Jahren an einer Weinbeere erstickt sein. Seine heiteren Wein- und Liebeslieder haben dieser ganzen Gattung der Lyrik levioris plectri den Namen der Anacreontica verschafft.

B. Dorische.

Alcman, um 660, ein freigelassener Sklave in Sparta. Er dichtete Parthenien, d. b. Gesänge für Jungfrauenchöre und Hymnen auf die Götter. Die Alemanische Strophe ist nach ihm benannt. C. Der universale Lyriker der Griechen, zugleich der größte Lyriker des Altertums ist Pindar, 522 in Kynoskephalae geboren, 442 in Theben gestorben. Er schuf, indem er die Sprache des Heldenepos zu Grunde legte und sie durch aeolische und dorische Formen bereicherte, eine allgemeine Sprache für die Lyrik. Alexander der Große, Hiero von Syrakus u. a. waren seine begeisterten Verehrer. Es gab von ihm Lieder und Gesänge jeder Art. Die berühmtesten aber sind die Epinikien, in denen er die Sieger in den Kampfspielen verherrlicht und den Ruhm der Heldengeschlechter singt, aus denen die Sieger stammen, der Städte, denen sie angehören, der Götter, zu deren Ehren die Spiele stattfanden. Es haben sich 14 olympische, 12 pythische, 11 nemeische, 8 isthmische erhalten. Dem großartigen Inhalt kann als Form die Wieder

holung derselben Strophe nicht genügen. An ihre Stelle tritt ein Aufbau von Strophe, Antistrophe, Epodos. Alle diese Lieder sind bestimmt, in Verbindung mit Musik und Tanz vorgetragen zu werden. Horaz hat Od. I 12 dem 2. olympischen Siegesliede Pindars nachgebildet.

C. Die Epoden.

Sie haben mit den Satiren, mit denen zusammen sie zu den frühesten von Horaz veröffentlichten Gedichten gehören, gemein, daß sie vorhandene Schwächen und Mängel geißeln, sind aber stets gegen einzelne, bestimmte Personen gerichtet.

Der Name ἐπῳδοί oder ἐπῳδά ist der Sammlung erst später gegeben. Man bezeichnete so alle Gedichte, die die Verbindung einer längeren mit einer kürzeren Verszeile, Endos orixos, aufweisen, die Elegie ausgenommen, die ihren alten Namen behielt. Horaz selbst nennt diese Gedichte iambi (Epo. 14, 7). Die späteren Epoden nähern sich in Sprache und Inhalt den Oden, während manche der früheren Oden noch starke Ähnlichkeit mit den Epoden aufweisen, z. B. Od. III 15, die mit Epo. 5, 8 zusammen gehört. Man darf daher die Epodendichtung wohl als Vorstufe der Odendichtung ansehen. Des Dichters Vorbild war Archilochus.

D. Die Satiren.

Satira oder Satura (satur, satura, saturum, satt, gefüllt) ist herzuleiten von dem Audruck satura lanx, der eine mit Früchten verschiedener Art gefüllte Schüssel bezeichnet, lanx variis multisque primitiis referta. Satira ist also ein Allerlei (olla potrida, tutti frutti, potpourri). Die silvae, d. h. vermischte Gedichte des Statius, die kritischen Wälder Herders sind analoge Ausdrücke.

Der Name bezeichnet also den mannigfaltigen Inhalt. Es gab kein Gebiet des öffentlichen und privaten, socialen,

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