ut noceant homini, credas memor illius escae, quae simplex olim tibi sederit: at simul assis miscueris elixa, simul conchylia turdis, dulcia se in bilem vertent stomachoque tumultum lenta feret pituita. vides, ut pallidus omnis 75 cena desurgat dubia? quin corpus onustum hesternis vitiis animum quoque praegravat una atque adfigit humo divinae particulam aurae. alter, ubi dicto citius curata sopori membra dedit, vegetus praescripta ad munia surgit. 80 hic tamen ad melius poterit transcurrere quondam, sive diem festum rediens advexerit annus, seu recreare volet tenuatum corpus, ubique accedent anni, tractari mollius aetas inbecilla volet: tibi quidnam accedet ad istam, quam puer et validus praesumis, mollitiem, seu dura valetudo inciderit seu tarda senectus? rancidum aprum antiqui laudabant, non quia nasus 85 illis nullus erat, sed, credo, hac mente quod hospes 90 tardius adveniens vitiatum commodius quam integrum edax dominus consumeret. hos utinam inter heroas natum tellus me prima tulisset! das aliquid famae, quae carmine gratior aurem occupat humanam: grandes rhombi patinaeque grande ferunt una cum damno dedecus; adde iratum patruum, vicinos, te tibi iniquum et frustra mortis cupidum, cum derit egenti as, laquei pretium. „,iure" inquit,,Trausius istis iurgatur verbis: ego vectigalia magna divitiasque habeo tribus amplas regibus.“ ergo, quod superat, non est melius quo insumere possis? 95 100 105 uni nimirum recte tibi semper erunt res, o magnus posthac inimicis risus! uterne ad casus dubios fidet sibi certius? hic qui quo magis his credas, puer hunc ego parvus [Ofellum integris opibus novi non latius usum 110 115 120 125 saeviat atque novos moveat Fortuna tumultus: quantum hinc imminuet? quanto aut ego parcius aut vos, o pueri, nituistis, ut huc novus incola venit? nam propriae telluris erum natura neque illum nec me nec quemquam statuit: nos expulit ille, 130 135 3. Wider die stoischen Tugendschwätzer. In jedem Stande und Berufe finden sich Menschen, in denen die durch den Beruf besonders erforderten und begünstigten Eigenschaften und Thätigkeiten zum Zerrbild werden. Der tapfere Offizier wird zum bärbeißigen Eisenfresser (miles gloriosus), der würdige Geistliche zum herrschsüchtigen Pfaffen, der gewissenhafte Lehrer und Erzieher zum kleinkrämerischen Pedanten, der weitblickende Kaufherr sinkt zum niedriggesinnten Krämer herab. In derselben Weise gestalteten sich auch Lehre und Leben der Philosophen in gemeinen Menschen zu Zerrbildern. An die Stelle des ernsten Skepticismus trat der gegen alles Höhere und Ideale gleichgiltige Indifferentismus des Philisters (Vgl. Od. II 14), die heitere, vorzugsweise feinen, geistigen Genüssen zugewandte Lebenslust des Epikureers wandelte sich um in die Gier, die nur nach Befriedigung der gemeinsten Sinnenlust trachtete (Epicuri de grege porcus. Epi. I 4, 16; vgl. I 2, 26 und II 2, 75), der sittenstrenge Stoiker endlich sinkt zum hohlen Tugendschwätzer, doetahóyos, herab, der aller Welt mit seinen Kapuzinerpredigten lästig fällt, nicht selten aber einen Beleg zu der Redensart, die man solchen Schwätzern in den Mund gelegt hat, liefert: Richtet euch nach meinen Worten, nicht nach meinen Thaten. Zu Horazens Zeit lebte in Rom ein gewisser Stertinius, ein Anhänger der Stoa und nach, freilich nicht sehr zuverlässigen Berichten ein Vielschreiber. Der hatte einen gewissen Damasippus vom Selbstmorde zurückgehalten. Damasippus war ein Krämer, der mit allem möglichen, Kunstschätzen sowohl (Cic. ad fam. VII, 23), wie auch Grundstücken Handel trieb (ad Attic. XII, 29. 33). Er war bankerott geworden und wollte sich in der Verzweiflung töten. Davon hielt Stertinius ihn zurück und hatte dadurch an ihm einen begeisterten Schüler und Anhänger der Stoa gewonnen, der mit der aus seiner Krämerperiode ihm gebliebenen Schwatzhaftigkeit jedermann die Grundsätze der Stoa in aufdringlicher Weise auseinandersetzte und anpries. Horaz stellt es nun so dar, als habe dieser Mensch ihn zu einer Zeit, da der Dichter auf seinem Sabinum durch allerlei bauliche Änderungen dringend in Anspruch genommen war (V. 308), besucht und ihn in der übertriebenen Weise dieser Schwätzer von der Wahrheit des stoischen Satzes, ötɩ nus ἄφρων μαίνεται, daß jede Torheit nichts als Verrücktheit sei, zu überzeugen gesucht. Zeit. Agrippa war 33 Aedil und suchte die hauptstädtische Bevölkerung durch bessere Kanalisation und Wasserzufuhr, wie auch durch prächtige Spiele für Octavian zu gewinnen. In diesem Jahre hatte Horaz sein Sabinum erhalten und richtete es sich wohnlich ein (V. 308). Da er den angeblichen Besuch des Damasippus in den December und zwar in die Zeit des Saturnalienfestes, verlegt, so wird die Satire Ende 33 oder Anfang 32 verfaßt sein. Inhalt. I. Der Besuch. V. 1-36. 1. Damasippus überfällt Horaz auf seinem Landhause und macht ihm Vorwürfe darüber, daß er aus Faulheit seinen Dichterberuf vernachlässige. V. 1-18a. 2. Er giebt Horaz über sein früheres Leben, seinen Entschluß sich zu ertränken, wie Stertinius ihn davor bewahrt und ihn zum Stoiker gemacht habe, Auskunft. V. 18b-36. II. Der Vortrag des Stertinius. V. 37-295. 1. Damasippus hat sich töten wollen, weil er wegen seines verkehrten Verhaltens als Kaufmann für verrückt gehalten wird und das nicht ertragen kann. Stertinius weist nach, daß außer den wenigen Weisen alle Menschen Dummköpfe und als solche auch Verrückte seien (ὅτι πᾶς ἄφρων μαίνεται). V. 38b-81. 2. Er führt den Nachweis an einer Reihe von Bei spielen: V. 82-295. A. am Geizhals, V. 82-160. B. am Ehrsüchtigen, V. 161–223. E. am Abergläubischen. V. 281-295. III. Auch Horaz sei wahnsinnig, erklärt Damasippus, weil er sich ein viel zu üppiges Haus baue, dem Maecenas nachäffe, Satiren mache, die ihm nur Feindschaft eintragen, großen Aufwand treibe und verliebt sei. V. 296-326. Damasippus: Sic raro scribis, ut toto non quater anno membranam poscas, scriptorum quaeque retexens, iratus tibi, quod vini somnique benignus nil dignum sermone canas. quid fiet? ab ipsis Saturnalibus huc fugisti. sobrius ergo 5 dic aliquid dignum promissis: incipe. nil est : culpantur frustra calami, inmeritusque laborat iratis natus paries dis atque poetis. atqui voltus erat multa et praeclara minantis, si vacuum tepido cepisset villula tecto. quorsum pertinuit stipare Platona Menandro? Eupolin, Archilochum, comites educere tantos? invidiam placare paras virtute relicta? 10 contemnere, miser! vitanda est improba Siren desidia, aut, quicquid vita meliore parasti, 15 ponendum aequo animo. Hor. di te, Damasippe deaeque verum ob consilium donent tonsore. sed unde tam bene me nosti? Dam. postquam omnis res mea Ianum ad medium fracta est, aliena negotia curo, excussus propriis. olim nam quaerere amabam, quo vafer ille pedes lavisset Sisyphus aere, quid sculptum infabre, quid fusum durius esset. 20 |