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und durchdringt, der Focus der Receptivität und Spontaneität, des Erkennens und Wollens. In das Gefühl und aus demselben muß Alles kommen, was wahrhaft unser seyn soll. Das nur in den Kopf Aufgenommene ist so nur ein rein Objectives, welches mit uns und unserm Leben in keine weitere Berührung kömmt, was aber im Gefühle und Herzen ist, das ist Eins mit uns geworden, das haben und sind wir 1). Das bloß im Verstand Vorfindliche int todt und kalt, wie eine mathematische Formel und Figur; was im Gefühl ist, treibt zu herrlichen Thaten und heroischer Ausdauer. In dem Gefühle ist die unmittelbarste, vollste Präsenz des Objects, vollkommenste Wechseldurchdringung mit dem Subject, dasselbe also in uns das Subjectivfte und Objectivste zugleich.

§. 3. Möglichkeit der Religion.

1) Die Frage nach der Möglichkeit der Religion ist durch deren factische Wirklichkeit schon gelöst. Das Menschengeschlecht war gleich im Anfang seiner Eristenz in Religion. 2) Die Möglichkeit der Religion ist einerseits aus der Macht, Weisheit und Liebe Gettes, womit er zu dem Menschen sich herablassen und ihn zu sich erbeben kann und will, und andererseits aus der Intelligenz und Freiheit, womit der Mensch in das ihm dargebotene Verhältniß eingeben kann, leicht zu begreifen. Wer die Möglichkeit der Religion läugnet, der muß 1) die absolute Freiheit und Macht Gottes, wonach er uns seine Wesenheit, seine Werke und seinen Willen offenbaren, seine Gnade uns mittheilen kann, und 2) die relative Freiheit und Macht des Menschen, die göttliche Offenbarung und Gnade anzunehmen, in Abrede stellen, so wieder den Begriff Gottes als absoluten und den des Menschen als relativen Geistes für nichtig erklären.

Daß in der Religion Gott nicht verendlicht, die Creatur nicht verunendlicht wird, Vereinigung keine Vereinerleiung, Verkehr mit einem Andern keine Verkehrung in das Andere ist, leuchtet ein. Wer aus einer Beziehung Gottes zum Endlichen für dessen Unendlichkeit irgend Gefahr besorgen möchte, der müßte von vorne herein

1) Vgl. Hegel Encyclop. S. 409.

Alec's Dogmatik. 1. Dritte Aufl.

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die Existenz alles Endlichen läugnen, da Gott sonst zu diesem durch die Schöpfung, Erhaltung und Regierung nothwendig in Verhältniß steht, und so nach seiner Erkenntniß, seinem Willen und seiner Eristenz wegen ihrer Beziehung auf das Endliche durch die Schöpfung von Anfang in die Endlichkeit eingegangen wäre, und durch die Erhaltung, Regierung fortwährend darin verbliebe. Auf der andern Seite möchten Manche von der Religion eine Beeinträchtigung der Rechte und Hoffnungen der Creatur, Vernichtung ihrer Freiheit, Moralität und Seligkeit besorgen. Umsonst. In der Religion kömmt der Mensch eben zu all diesem, was er haben und seyn soll und kann, durch Gott, der all dieses per eminentiam hat und ist. In Gott, der absoluten Wahrheit, Freiheit, Heiligkeit, Seligkeit, hat der Mensch seine relative; in Gott ist der Mensch in seinem ersten Grund und legten Ziele; in 3hm hat er die Entwickelung und Erfüllung seiner Erkenntniß, seines Willens, seines Begriffes und Lebens als Geist. Die Freiheit ist die rechte Entwickelung und Bestimmung des Geistes als solchen. Nicht die Unentwickeltheit und Unbestimmtheit der Erkenntniß und des Willens, sondern die ganze und reine Entwickelung und Erfüllung, die rechte Bestimmtheit des Geistes ist dessen Freiheit. Unbestimmtheit oder falsche Bestimmtheit im Erkennen, nicht wissen nämlich oder falsch wissen, und eben so Unbestimmtheit oder falsche Bestimmtheit des Willens, nicht wollen oder falsch wollen, ist keine Freiheit. Wer die Freiheit in das Vermögen, alles Falsche zu denken und zu wollen, segt, dem muß allerdings die Religion, als worin dieses aufhört, als der Tod der Freiheit, dagegen aber die Bestialität und Diabolität als höchste Stufe der Freiheit erscheinen. Der Unwissendste kann eben darum Alles, weil nichts, denken, oder vielmehr Alles sich einbilden, weil er nichts weiß, da der Wissende nur die Wahrheit denkt; und der Unsittlichste kann Alles wollen, da der Sittliche nur das Rechte will. Mit der Entwickelung der Erkenntniß nimmt die Möglichkeit der wilden Abschweifung in alles Falsche, und mit der Entwickelung des Willens die Möglichkeit der Abschweifung in alle Erbärmlichkeiten und Schändlichkeiten ab.

Anmerkung. Wie Einige eine volle Trennung Gottes ftatuiren möchten, so die Religion aufheben, so haben Andere eine

Identität Gottes und des Endlichen in ihrer Alleinslehre statuirt, und so bei all dem, daß sie es nicht Wort haben wollen, die Neligion aufgehoben, welcher die Vereinerleiung wie die Vereinzelung gleichermaaßen, wenn gleich von einer andern Seite, widerspricht, wie effenbar ist. Wie kann der Mensch, das Jch, welches Gott selbst, und zwar in seiner höchsten Erscheinung, in seinem Beifichieyn, seiner Entwickelung als Geist und Persönlichkeit seyn soll, zu Gott in einem Verhältniß gedacht werden, welches uns als Religion erscheinen und gelten könnte? Und wie soll man's begreifen, daß man ältere und neuere Pantheisten als die religiösenten aller Menschen zu bezeichnen sich vermaß, die in legter Instanz und folgerecht nur sich selbst als höchste Manifestation Gottes verehren und anbeten fonnten?

§. 4. Nothwendigkeit der Religion.

Die Nothwendigkeit der Religion erhellt aus der Natur und Abicht des Endlichen. Das Endliche, Relative eristirt wie nicht durch sich, sondern durch den Unendlichen, Absoluten, so auch nicht für sich, sondern für den Unendlichen, Absoluten. Das Endliche sell eine Aussprache der Wahrheit, Freiheit und Herrlichkeit des Unendlichen seyn, wie es in ihm hinwiederum die Entwickelung und Offenbarung seiner Wahrheit, Freiheit und Herrlichkeit allein haben kann. Und so ist die Religion nothwendig 1) weil und wie die Erfüllung des Willens des Unendlichen, 2) wie und weil die Erfüllung der Bestimmung und des Begriffs des Endlichen. Der Mensch ist ein Erkennender für und durch die Wahrheit, ein Wollender für und durch die Güte, der Mensch also dieses, was sein Begriff sagt, nur für und durch die Religion.

Die Religion ist mehr als eine Pflicht, was bewiesen zu haben Manche als etwas Großes ansehen, sie ist aller Pflichten Inbes griff, Grund, Ende, und ist ein Bedürfniß des höhern, wahrbaft menschlichen Lebens. Das Gefühl dieses Bedürfnisses kann von Menschen erweckt, aber nicht erzeugt, Religion nicht andemonstrirt werden. Wer kein Bedürfniß der Wahrheit und ihrer Erkenntniß, des Guten und der Theilnahme daran hat, wer überhaupt kein Bedürfniß einer reinen und vollen menschlichen

Existenz hat, diesen zur Religion zu bringen ist kein Mittel in unserm Bereich.

§. 5. Würde der Religion.

Die Würde der Religion erhellt 1) aus ihrem Begriff, 2) aus der Würde der beiden Factoren, Gottes nämlich, der zum Menschen sich herabläßt, und des Menschen, der von Gott erhoben sich zu demselben erhebt, 3) weiter aus ihren Folgen, die da sind äußere Verherrlichung Gottes in der Creatur, und innere Verherrlichung der Creatur in Gott. Religion ist der höchste Act Gottes nach Außen und der höchste Act des Menschen, Religiosität am Menschen das, was ihn hauptsächlich vom Thiere unterscheidet 1). Irreligiosität und Barbarei gilt bei Verständigen so ziemlich als Eines, und ohne Religion seyn in aller Welt als der größte Vorwurf, so daß die, welche es wirklich sind, dessen in der Regel feineswegs geständig seyn wollen. Ohne Religion keine ächte probehaltige Moralität, kein Bestand der gesellschaftlichen Ordnung. Darum ist aber doch die Religion nicht als Mittel für die Ethik und Politik zu betrachten, eben weil sie höher als beide steht, das Höhere aber nicht als Mittel für das Niedrigere zu gebrauchen ist. Wo man die Religion bloß gebrauchen wollte, würde sich eine solche Umkehrung der Ordnung sogleich rächen, das Mächtigste und Edelste dieses zu seyn und als dieses zu wirken aufhören.

§. 6. Prozeß der Religion.

Das Bewußtseyn der Eristenz und Wesenheit Gottes und seiner Nothwendigkeit, welches in der tiefften Natur des Menschen gegründet liegt, nicht von ihm und von keiner Creatur herrührt, sondern von dem Urheber des Menschen selbst demselben eingepflanzt, mit seiner Anlage zur Vernünftigkeit, Freiheit, Persönlichkeit und Seligkeit zugleich gesezt ist, entwickelt sich durch die Einwirkung seines ersten Urhebers und das Mitwirken der Creatur zur Re

1) Agrippa a Nettesheim. Religio autem a natura sic hominibus insita est, ut plus illa, quam rationalitate a caeteris animantibus discernamur. De vanitate scientiae. c. LVI.

ligion, wird aus einer Religion der Anlage und Potenz nach zu einer wirklichen.

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Das Bedürfniß der Selbsterkenntniß, welches der intelligenten, versönlichen oder zur Intelligenz und Persönlichkeit bestimmten Creatur als solcher beiwohnt, enthält die Nothwendigkeit der Erfenntniß des absoluten Selbst, ohne welche die des relativen Selbst unmöglich ist; mit und in dem Imperativ: ,, erkenne dich selbst," macht der andere höhere: „, erkenne Gott," sich zugleich geltend. Zunächst liegt allerdings die Frage: Wer bist du, was kannst du, was sollst du?" aber die höhere und in Bezug auf die Entscheis tung die erste und nothwendigste ist: woher bist du?" Denn von dem wir haben, daß wir sind, von dem haben wir auch, was wir find, können, sollen, durch den allein können wir die Erkenntniß und Gewißheit von all dem haben 1). Hat unser Urheber uns nicht in und zu der Wahrheit gemacht, und sind wir nicht vor Allem hiervon überzeugt, so müssen wir das Schwert des Geistes in der Scheide lassen und auf die Eroberung der Weisheit auszuziehen ist Thorheit.

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Aus dem Gesagten erhellt, wie der Anfang der Weisheit, und damit der Religion, als der höchsten oder vielmehr einzig wahren Form derselben, im Selbstbewußtseyn 2) anzuerkennen ist, aber nicht in dem abstracten, sondern in dem, welches das Gottesbewußtseyn in sich enthält, dadurch die hinreichende und nothwendige

1) Tert. Certe nullum alium potiorem animae demonstratorem, quam auctorem reperiet (Socrates). A deo discat, quod a deo habeat; aut nec ab alio, si nec a deo. Quis enim revelabit, quod deus texit? Anim. c. I. 2) Orig. Οὐ γάρ ἐστι ἐπιστρέψαι προς κύριον τὸν ἑαυτὸν ἀγνοήσαντα. Select. in Thren. III, 4. Anton. (330). Tanquam rationalibus vobis scribo, et qui potuistis cognoscere vosmetipsos. Scio enim, quod quicunque cognoverit semetipsum, cognoscet et deum. Epl. VI. n. IV. Cf. Chrys. Τὸ ἑαυτοὺς ἀγνοεῖν ἐσχάτης μανίας καὶ φρενίτιδος χαλεπώτερον. In Ps. ΙΧ. 1. 9. Nil. γνώθι σαυτὸν πρὸ πάντων . . . ὅταν δὲ σαυτὸν γνῷς τότε δυ νήσῃ καὶ θεὸν ἐπιγνῶναι, καὶ τῷ λογισμῷ ἐπελθεῖν τὰ κτίσματα, ὡς προσήκει. LIII. Epl. 314. Bernard. in Cantic. Serm. XXXVI. n. 5. Plotin. Οὐ δέ γε παῖς αὐτοῦ ἔξω ἐν μανίᾳ γεγενημένος εἰδήσει τὸν πατέρα, ὁ δὲ μαθῶν ἑαυτὸν εἰδήσει καὶ ὄποθεν. Enn. VI. I. IX. c. VII.

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