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Menschengeschlecht berechneten Offenbarung begründet, die eben, weil sie alle die gegenwärtigen wie die künftigen Generationen umfaßt, nie unterbrochen seyn kann, da sonst das erhabene, von einem Gottmenschen gegründete und durch seinen Tod besiegelte Werk, durch Ueberantwortung an bloße Sterbliche, schnell allen Nach= theilen menschlicher Schwäche und Irrthümer ausgeseht und dadurch vernichtet wäre, was gegen die Voraussetzung ist. Diese Folgerungen aus dem obersten Grundsage sind unabweisbar, und es gibt keinen Artikel der katholischen Dogmatik, welcher nicht aus jenem Principe auf das Bündigste gerechtfertigt werden könnte 1).“ So hat auch Rousseau eingestanden, daß, wenn es eine Auctorität gibt, der man sich in religiösen Dingen unterwerfen soll, nichts übrig bleibt, denn katholisch zu werden 2), und ist, wie hart es flingen mag, nichts wahrer, als was Fenelon bemerkt, daß es zwischen dem Atheismus und Katholizismus keine Mitte gibt. Das Eine ist ein consequenter Unglaube, das Andere consequenter Glaube.

Wie man bei aller Verwerfung des Protestantismus in seinem Princip und System gegen alle Jene, welche in ihm, und ich erlaube mir zu sagen, troß ihm so viel Tugend und religiöse Gesinnung entwickelt, durch so große wissenschaftliche Leistungen sich ausgezeichnet haben und auszeichnen, alle Hochachtung, und allen Christen, welche in dieser unglücklichen Trennung sich befinden, seine aufrichtige, christliche Liebe bewahren kann und muß, brauche ich hier nicht auseinander zu sehen. Wie Vicle kennen wir, von denen wir im Stillen unserer Seele sagen: talis cum sis, utinam noster esses; wie Viele, welche durch ihr aufrichtiges Verlangen. nach der Wahrheit und Kirche Christi dieser innerlich implicite bereits angehören, von welcher fie, durch einen falschen Schein getäuscht, sich äußerlich noch entfernt halten. Da sie jezt schon solche find, was würden sie erst seyn, wenn eingegangen in die Völle

1) Kritische Geschichte des Urchristenthums. I. Band. Vorrede S. XV. und XVII.

2) Qu'on me prouve, qu'en matière de foi je suis obligé de me soumettre au décisions de quelqu'un, de demain je me fais catholique et tout homme conséquent et vrai fera comme moi. Lettre de la Montagne II.

der Wahrheit und Sakramente Chrifti, in die Fülle seiner Einen großen Kirche! Ja, bei der entschiedensten Verwerfung des protestantischen Princips, bei der entschiedensten Nichtanerkennung der darauf beruhenden Gemeinen, achten und lieben wir viele darin befangene Individuen, die durch eine glückliche Inconsequenz viel besser sind als ihr Glaubenssystem, wie bei uns Viele, leider sehr Viele durch eine unglückliche Inconsequenz unendlich tief unter unferm Glaubenssystem stehen, Niemand aber daffelbe, weil es eben göttlich ist, erreichen, geschweige sich darüber erheben kann. Diese aufrichtige Liebe zu unsern Brüdern in der Trennung und diɑoлóça' diese innige Sehnsucht wiederum Eins mit ihnen zu werden 1) und vor aller Welt und im Angesicht des modernen Unglaubens und Libertinismus Chrifto Zeugniß zu geben, seinen mystischen Leib, so viel an uns ist, in einer neuen Glorie sich offenbaren zu lassen, ist's, warum wir die Trennungsfeste, welche noch immer gefeiert werden, nur mit der tiefsten tragischen Erschütterung betrachten können, wobei das Schauerlichste noch dieses ist, daß selbst von und mit solchen die Feier der Trennung begangen wird, welche in derselben bereits allem Glauben an Christus entsagt, denselben als unerträglichen alten Aberglauben verworfen haben, und die Kirche verhöhnt wird, welche den Glauben an Christus durch alle Zeiten gerettet, und denselben zu bewahren allein im Stande ist.

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Die Dogmatik ist die wissenschaftliche Erkenntniß und Darstellung der Dogmen.

. 1. Inhalt der Dogmatif.

Inhalt der Dogmatik sind die Dogmen, und zwar zunächst und hauptsächlich die formellen kirchlich ausgesprochenen, darnach

1) Aug. Turpe enim est mutare sententiam, sed veram et rectam, nam stultam et noxiam, et laudabile et salubre est. Sicut autem constantia non sinit hominem depravari, sic pertinacia non sinit corrigi, proinde sicut illa laudanda, sic ista est emendanda. Epl. LVII. ad Celerem.

auch die materiellen nicht kirchlich ausgesprochenen, aber aus der Schrift oder Tradition mit aller wissenschaftlichen Strenge ge= schöpften Lehren, und die aus den klar erklärten Dogmen mit strenger Evidenz gezogenen sogenannten theologischen Conclusionen. Die Dogmatik findet ihren Gegenstand vor und macht ihn nicht, ist nur das wissenschaftliche Verhalten und Verfahren unseres Geistes gegen das göttlich Mitgetheilte, durch die Kirche Ueberlieferte. Ein selbstgemachter, oder von einem philosophischen System oder sonst irgendwoher entlehnter Stoff läßt sich durch jede mögliche Salbung und alle Verzierung mit Schriftstellen nicht zur dogmatischen Substanz umwandeln, und durch keine, auch noch so strenge Construction zur Dogmatik erheben.

§. 2. Form der Dogmatif.

Die Form der Dogmatik ist die wissenschaftliche Fassung und Darstellung des dogmatischen Stoffes. Die Wissenschaftlichkeit implicirt die Gründlichkeit und Ordnung. Die Gründlichkeit ist einerseits eine historische, genaue Kenntniß des Ueberlieferten als solchen, andererseits eine speculative, nämlich ein genaues Verständniß des Ueberlieferten als im wahren Sinn des Wortes rationalen. Die Ordnung ist die Fassung und Darstellung des gründlich Erkannten nach dieser seiner Gründlichkeit, nach seinem wahren innern Zusammenhang, die Fassung und Darstellung jedes vermittelten Moments mit seinem voraufgehenden vermittelnden Moment, die Anschauung und Veranschaulichung der Entwickelung des Ganzen aus seinem lebendigen Princip und Mittelpunct heraus, die Selbstbewegung und Bestimmung des Ganzen bis zur vollen Entfaltung aus, und vollkommenen ZusammenschlieBung mit sich selbst. Vor der Forderung der speculativen Gründlichkeit beben Manche zurück, wähnend, so werde eine eroterische und eine esoterische Theologie ftatuirt und eine Verschiedenheit des Christenthums eingeführt. Allein es wird damit nur ein unterschiedlicher Grad der Erkenntniß im Christenthum statuirt; denn es ist nur Eine Wahrheit, in der Alle leben und sind, dieselbe Doctrin, welches alle mit mehr oder minder entfaltetem Glauben und Wissen festhalten †), und von Eingeweihten und Nicht

Klee's Dogmatik. I. Dritte Auflage.

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eingeweihten ist keine Rede, sondern von mehr oder minder tief und bewußt in den innern Geist und Grund Eingedrungenen. Schleiermacher, der fürchtet, durch eine wissenschaftliche Erfassung des Christenthums entstehe ein Brahmanismus und eine intellectuelle Hierarchie, müßte folgerecht alle Theclogie verbannen und nur einen Katechismus mit einem einfachen Symbolum zulassen. Dabei muß jedoch zugestanden werden, daß seine Ansicht mit der von den Reformatoren geheiligten Vernunftscheu vortrefflich übereinstimmt, dafür aber mit der in der Kirche von Anfang und durch alle Zeiten herrschenden Ueberzeugung im Widerspruch ist. Die ältesten Väter haben die Vernunftfunction in der Dogmatik_theoretisch) und praktisch anerkannt, und nur vor deren Mißbrauch gewarnt). Gott, der Logos und Geist Gottes kann als Urheber der Intelligenz derselben nicht zuwider seyn. Wie der Logos sie von Anfang nach und zu sich erschaffen, so hat er sie bei seiner

†) Prosper. Doctrina apostolica tam salubris tamque vitalis est, ut pro capacitate utentium neminem sui relinquat exortem, quia sive sint parvuli, sive magni, sivi infirmi, sive fortes, habent in ea et unde alantur, et unde satientur. Epigramm. VIII.

1) Orig. Χρεία οὖν ἡμῖν τόν λόγον παραλαβεῖν τὸν καθαίροντα καὶ τὰ δόγματα τὰ λεγόμενα κατὰ ψευδοδοξίαν ἐν ἡμῖν. In Jerem. Hom. V. n. 15. Didym. Κείσθω δέ τι κατὰ φυσικὸν λόγον καὶ ἐκ τῶν ἡμετέρων μαρτυροῦν τῇ ἀνάρχῳ ἐκπορεύσει καὶ τῇ πρὸς τὸν μονογενῆ Θεὸν λόγον ὁμοουσιότητα toũ Deixoú évòç mεúμatos etc. Trin. II, 27. Der dóyos Vernunft ist ihm TWY TÚYTWY TÒ Tóτatov. Trin. III, 1. Aug. Absit ut hoc in nobis deus oderit, in quo nos reliquis animantibus excellentiores creavit. Absit, inquam, ne ideo credamus, ne rationem accipiamus sive quaeramus, cum etiam credere non possemus, nisi rationales animas haberemus. Ut ergo in quibusdam rebus ad doctrinam salutarem pertinentibus, quas ratione nondum percipere valemus, sed aliquando valebimus, fides praecedat rationem, qua cor mundetur, ut magnae rationis capiat et perferat lucem, hoc utique rationis est. Epl. ad Consent. CXX. n. 3.

2) Chrys. Ο γάρ λογισμοῖς φιλονεικῶν τὰ ἐκείνου εὑρίσκειν, οὐ δοξάζει αὐτὸν, τῇ τῶν οἰκείων λογισμῶν ταπεινότητι τὰς ἀφάτους οικονομίας αὐτοῦ ὑποβαλεῖν βουλόμενος. In Ps. CXV. n. 1. Επισφαλὴς ἡ τῶν λογισμῶν ὅδος, ἀσφαλῆς καὶ βεβαία ἡ ἔννοια τῆς κατὰ τὴν πίστιν ὁμολογίας· ἡ ἀληθὴς oopia ʼn miorię lot. Hom. in illud: in qua potest. n. 8.

Menschwerdung in seine hypostatische Einheit aufgenommen, und wie die Möglichkeit, so das Geseß der innigsten Vereinigung aller höheren, so auch der intellectuellen Kräfte des Menschen mit Gott in sich für das Menschengeschlecht und alle Einzelnen ausgesprochen, und sich als den, wie allgemeinen, so alleinigen Weg und Mittler dieser Vereinigung verkündigt und verkündigen lassen. Die Intelligenz, als das Höchste, die Wahrheit im Menschen, das wo= durch er eben Mensch und vom Thiere unterschieden ist'), kann dem Göttlichen, und dieses ihr nicht zuwider seyn. Wenn unser Denken nur auf das Endliche zu gehen hat, warum findet dasselbe hierin keine Ruhe und Vollendung? Warum zieht und drängt es den Gedanken immer über das Endliche hinaus zum Unendlichen hin, grade wie auch der Wille so das Endliche nicht als seine Bestimmung und Heimath anerkennen mag und kann? Von dem Glauben und Wissen und ihrem Verhältniß ist viel Gerede, viel Lärm um eine, wie mir scheint, ziemlich einfache Sache. Glauben und Denken opponiren sich gar nicht so, wie so Viele glauben. Den Menschen, als denkenden, geht die göttliche Wahrheit an, als denkender gibt der Mensch sich der Wahrheit hin. Als denkender untergibt er sich der ihn auffordernden und einführenden göttlichen Auctorität und feiner andern, nimmt er das und nur das von ihr Dargebotene mit göttlich festem und gewissem Glauben auf. Nur für den Denkenden kann es einen wahren Gehorsam, der nach seinem Begriff Bewußtseyn und Freiheit enthält, nur für den Denkenden eine Tugend des Glaubens geben. Glauben ist Erkennen durch wahre Auctorität, unentwickeltes Wis= sen; unser Wissen ein über seinen Anfang discursiv oder intuitiv erhobenes, hinausgegangencs Glauben. Glauben ist ein undeuts licheres, unentwickelteres Wissen, unser Wissen ein deutlicheres, orientirteres Glauben.

§. 3. Methode der Dogmatik.

Durch die Methode soll an dem dogmatischen Stoff die Form der Wissenschaft zu Stande gebracht oder vielmehr herausgestellt

1) Ps. XXXII, 9. XLIX, 13. 21.

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