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innern Leben, seiner absoluten Selbstheit an und für sich in ihrer immanenten Selbstoffenbarung, der zweite hingegen Gott nach seiner äußern Thätigkeit, seine absolute Selbstheit in ihrer Offenbarung und Reflerion nach Außen in der Schöpfung, Erhaltung, Regierung, Erlösung, Heiligung, Vollendung betrachtet.

Zur Veranschaulichung des Entwickelungsganges der Dogmatik mag folgender Grundriß dienen. Gott ist das absolute Selbst (Ich, der Geist). Als dieses ist Gott 1) einfach, 2) lebendig. Als einfach ist er qualitätslos und quantitätslos; als quantitätslos ist er unräumlich (fo ausdehnungslos und unermeßlich), und unzeitlich (so dauerlos und ewig). Als lebendig ist Gott Selbstseyn, Selbsterkennen, Selbstwollen, somit dreifach und damit absolut vollkom= men personirt. Gottes als des absoluten Selbst Gegensatz ist die Creatur, die Welt und der endliche Geist, von denen erstere absolut ein Nichtselbst, legtere relativ ein Nichtselbst und wegen der Nachbildlichkeit zugleich ein relatives Selbst ist. Kein nothwendiger, sondern ein mit Freiheit gesezter Gegensaß Gottes ist die Creatur, eben als dessen Gegensag. Im Gegensatz zu der innern, nothwendigen Lebendigkeit Gottes ist seine äußere Thätigkeit in Schöpfung, Erhaltung, Regierung, Herstellung, Vollendung der Dinge, eine durchaus freie, machtvollkommene, so eine lautere Aussprache der absoluten göttlichen Selbstheit. Als Nichtselbst und relatives Selbst ist die Creatur von Gott zu regieren und besonders nach dem Falle zu erhalten, aus dem Fall herzustellen und zu vollenden, wie sie als relatives Selbst sich selbst producirt und reproducirt, zu ihrer Erhaltung und Herstellung und Vollendung concurrirt. Die intelligente Creatur hat sich als eine durch und für Gott als das absolute Selbst seyende theoretisch und praktisch anzuerkennen, dadurch ihre Freiheit zu entwickeln, und zu festigen und ihre Schöpfung zu vollenden. Die Unterlassung dieses Opferungs- und Schöpfungsaktes, dieser Subjection, wodurch sie sich zu einem wahren Subject (Geist) machen sollte, die widernatürliche und selbstmörderische Affirmation ihrer als eines absoluten Selbst, und so die Negation Gottes als des absoluten Selbst, ist das Böse; die Ohnmacht, ein Wahrhaftes, sich als Wahrhaftes zu sehen, ist der Tod; die Empfindung der absoluten Isolation und Desolation und Nichtigkeit, wachsend mit der fort

währenden Segung des Abgrunds des eigenen Nichts, ist die Hölle, die wesentlich eins mit der Sünde, formell von ihr verschieden ist. So ganz gefallen ist als reiner (gegensagloser, unorganischer) Geist der Teufel, nicht so ganz der Mensch, der als organischer Geist den freilich noch nicht zum Widerspruch entzündeten Gegensag an sich und den Teufel zum Verführer hatte, dessen Fall der Leib, wie bei des Teufels Sollicitation veranlaßte und vermittelte, so wiederum auch durch Gottes Gnade zu hemmen diente. Die Erlösung geschah durch das Eingehen Gottes in die mit der falschen Selbstheit und ihren Folgen behaftete Creatur, wodurch diese wieder in den Grund ihrer wahren Selbstheit eingeführt wurde, und als ihr Hauptmoment in ihrer objectiven Vollbringung ist die feierlichste, vollkommenste Affirmation Gottes als des absoluten Selbst, die vollkommenste Negation des creatürlichen Selbst, des EigenLebens, die Ausgießung des Bluts im Kreuzesopfer. Subjectiv vollbringt sich die Erlösung in der Heiligung des Einzelnen, indem dieser sich seiner falschen Selbstheit begebend in Christum sich einsegen läßt durch Glauben und Taufe, durch Essen seines Leibes und Erfüllung mit seinem Leben, durch wahrhaftiges Leiben und Leben in der Kirche, wodurch sie in ihr wahrhaftiges Selbst, in ihren Mittelpunkt, Gott, so in ihre wahrhaftige Ruhe und Bewegung einkehren (Heiligkeit, Freiheit), deren Gipfelung und Bewußtseyn der Himmel ist. In dieser Zeit hat der Proceß, wodurch die falsche Selbstheit zu vernichten, und die wahre zu sehen ist, sein Schwanken. Mit dem Schlusse dieser Zeit wird die Creatur in ihrer falschen Selbstheit und deren Folgen, oder im göttlichen, wahren Selbst und dessen Herrlichkeit auf ewig beschlossen und besiegelt.

Die Dogmatik kann bald mehr biblisch, bald mehr patristisch, überhaupt historisch, bald mehr speculativ gehalten seyn; aber in feiner darf eines dieser Elemente fehlen, und besteht in ihrer vollkommenen Harmonie und Durchdringung eben die wissenschaftliche Vollkommenheit der Dogmatif.

Anlangend die Sprache, so hat mit der Wissenschaft sich im Laufe der Zeit auch deren Sprache entwickelt und immer schärfer der Gedanke sich ins Wort ausgeprägt †). Dem von den Meistern

in der Wissenschaft gebrauchten Ausdruck hat dann öfter auch die Kirche feierliche Gutheißung ertheilt, so daß demselben außer der wissenschaftlichen Qualifikation auch noch symbolische Dignität zufommt. Es darf aber von der einmal wissenschaftlich firirten Sprache nicht so leichthin abstrahirt und dafür nach eines Jeden Einfall und Belieben eine ganz neue ausgemünzt werden, damit nicht so die Continuität wissenschaftlicher Entwicklung und selbst aller Zusammenhang der Gleichzeitigen unterbrochen werde; ganz besonders aber ist darauf zu achten, daß in den eigentlich dogmatischen Punkten streng an den in der Kirche gebräuchlichen, von ihr gutgeheißenen und festgeseßten Formeln und Ausdrücken gehalten werde'). Außer dem mag aber der Dogmatiker von jeder wahren Bereicherung und Fortbildung der Sprache durch das Leben und die Schule Gebrauch machen behufs einer concisern und lichteren Darstellung des Gegenstandes in seiner logischen Entfaltung, und zum Zweck einer besseren Verständigung desselben für seine Zeit, und zur Bekämpfung der in ihr auftauchenden falschen Philosopheme. Es sind jedoch hierbei allzeit die Geseße der Einfachheit, Sparsamfeit und des Maaßes wohl im Auge zu behalten'). In dem be

+) ὁμοούσιος, transsubstantiatio. Ἕως μὲν οὖν ἀγωνίζεσθαι πρὸς τὰς ἐπισταμένας κατὰ καιρὸν αἱρέσεις ἐχρῆν, ἐπόμενος τοῖς προειληφόσιν ἀκό λουθον ἡγούμην τῇ διαφόρᾳ τῆς ἐπισπειρομένης ὑπὸ τοῦ διαβόλου ἀσεβείας τοῖς ἀντιθετοῖς φωναῖς κωλύειν ἢ καὶ ἀνατρέπειν τὰς ἐπαγομένας βλασφημίας. Basil. de fide n. 1.

1) Aug. Liberi enim verbis loquuntur philosophi, nec in rebus ad intelligendum difficillimis offensionem religiosarum aurium pertimescunt. Nobis autem ad certam regulam loqui fas est, ne verborum licentia etiam de rebus, quae his significantur, impiam gignat opinionem. Civ. dei X, 23.

2) Cyr. Κηρυττέτω δὲ τὴν εὐαγγελικὴν ὁ λόγος πίστιν ἁπλοϊκῶς οὕτω καὶ διδασκαλικῶς, μὴ διαλεκτικῶς μηδ' ἀντιλογικῶς, ἀλλ ̓ ἐκ κλήσεως Θεοῦ προσφόρως, κατανυκτικῶς μὴ ἐπιδεικτικῶς, διδακτικῶς μὴ δικανικῶς, τεχνολογίας ἀπηλλαγμένος, θεολογία κεχρημένος· μὴ πολυπραγμονῶν τὰ ἀνέφικτα, μὴ ἐρευνῶν τὰ ἀπερινόητα, μὴ νῷ καὶ λόγῳ τὰ ἀχώρητα περιγράφων, μὴ τεχνικαῖς τόν ἀριστοτέχνην ὑποβάλλων μεθόδοις, μὴ τὴν πίστιν ἑῶν καὶ τὴν ἀπόδειξιν ἀπατῶν . . . . μηδὲ τῶν οἰκείων λογισμῶν ἀναμιγνύς, πάντα δὲ τὰ τοῦ παναγίου πνεύματος ὑφαίνων διδάγματα. Capit. de Trinit. c. II. (Maj. VIII, II. p. 28.)

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sondern temporellen und localen Bedürfnisse kann auch eine Ausnahme von dem mit Recht als Regel geltenden Gebrauche der lateinischen Sprache hinreichend motivirt seyn.

§. 5. Würde der Dogmatik.

Die Dogmatik war eine Zeitlang in eine Art Verachtung gerathen durch Schuld Derjenigen, welche sie behandelten und ihr Material nicht ganz oder nicht rein aufnahmen, oder die wissenschaftliche Form vernachläßigten, zumeist aber durch Schuld der Zeit selbst, welche in ihrer Verkommenheit das Christenthum nicht mehr in seiner Tiefe und concreten Einheit zu erfassen im Stande war, und in ihrer pseudorationalistischen negirenden Tendenz das sogenannte Praktische im Christenthume einseitig werth schäßte, und dem ganz Begreiflichen und Handgreiflichen immer mehr huldigend den höhern wahrhaft metaphysischen Inhalt der Offens barung schnöde ignorirte oder frech verurtheilte. Erst jüngst hat der Umschwung zum Bessern begonnen und zwar in recht kräftiger Weise. Der Dogmatik wird wieder die ihr gebührende Achtung erwiesen, zu ihrer Cultur Zeit und Kraft aufgewendet.

Die Dogmatik hat das Höchste, die göttliche Wahrheit zu ihrem Gegenstand, und dessen möglichst klare Erkenntniß und Darstellung zur Aufgabe, und die Verherrlichung Gottes im Menschen und des Menschen in Gott zum Endzweck. Das Urtheil, welches über die Theologie überhaupt gefällt worden ist 1), daß sie die vortrefflichste der Wissenschaften, hat ganz besonders in Beziehung auf die Dogmatik seine Geltung. Sie ist die Königin aller theologischen Disciplinen, in ihr haben alle ihren Mittelpunkt, Grund und Zweck, sie ist Theologie per eminentiam.

Die Dogmatik ist nicht praktisch im gemeinen Sinn des Wortes, aber praktisch im höchsten Sinne. Oder ist das wahrhaftige Denken, das Denken des Höchsten, nicht höchste Thätigkeit des Menschen? Die sogenannte theoretische Mathematik ist als diese nicht die sogenannte praktische, und Niemand erlaubt sich ihr dieses zum Vorwurf zu

1) Arist. Βέλτιστον μὲν οὖν τὸ τῶν θεωρητικῶν ἐπιστημῶν γένος, τούτων δὲ αὐτῶν ἡ τελευταία λεχθεῖσα (θεολογική). Metaph. Χ, 7.

machen; die Wissenschaft als solche ist nicht praktisch (im schlechten Sinne des Wortes) und dennoch als solche mit Recht in Ansehen und Werth; an der Dogmatik aber soll der theoretische Charakter eben eine Unvollkommenheit seyn? Es ist aber, was, wie gesagt, an sich wirklich die höchste innerliche Praris ist, nämlich die intenfive Betrachtung der Wahrbeit, auch die einzige Wurzel der wahren äußern Praris. Denn das Gute ist nur als ein von mir erkanntes nach Aussen im Leben als wahrhaft Gutes zu vollbringen. Die Frage nach der praktischen Bedeutung, nach der Nüglichkeit im gewöhnlichen Sinne des Worts, und die Werthschägung nach diesem Maaßstabe ist eine Blasphemie gegen den Geist jeder wahrhaftigen Wissenschaft, zumeist der religiösen. Muß denn Alles, um unsere Achtung und Liebe zu verdienen, etwas, was gebraucht, gethan werden kann, seyn, der Lebensbequemlichkeit oder Verzierung, oder auch der Sittlichkeit dienen? Soll der Industrialismus die einzige Weisheit und Tugend seyn? Von diesem Standpunkt des Prarismus aus müßte die uns verheißene ewige Anschauung Gottes im Himmel von vorneherein als höchst müßig und langweilig erklärt werden. Daß der Gegenstand der Dogmatik durch mein Thun nicht zuerst wird'), sondern an sich bereits und ewig besteht, ist gerade seine Würde und so auch die der auf ihn sich beziehenden Wissenschaft.

5. 6. Verhältnis der Dogmatik zu den andern theologischen Disciplinen.

Die Dogmatik ist ins Wollen und in die That hinausgeführt - Ethik. Der Geist hat nicht bloß mit seiner Erkenntniß, sondern auch mit seinem Willen und allen seinen Kräften in die göttliche Wahrheit als wahrhaftigen Grund und wahre Form seiner Eristenz einzugehen. Die Wahrheit will nicht seine Erkenntniß nur, sondern sein ganzes Leben erfüllen und gestalten, die höhere Erkenntniß sich durch die Gesinnung und Bethätigung zur Weisheit vollenden. Es gibt kein philosophisches System, welches sich nicht

1) Bernard. Quae quidem supra sunt (id quidem instat) actu non indigent, sed inspectu. Non est quod in eis actites, quae uno modo semper sunt et in aeternum, porro et aliqua ab aeterno. Consid. V, 1. n. 1.

Alee's Dogm. I. Dritte Aufl.

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