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ausforschlichkeit des Geoffenbarten als den Stempel seiner Abkunst und Natur, als Mittel, wodurch unser Glaube, unsere Hoffnung und Liebe und unsere Sehnsucht herausgefordert, geübt und geprüft werden soll, ansehen. Daß, was über unsere gegenwärtige Bildungsstufe sich erhebt, darum nicht über jede künftige und mögliche Entwickelung unseres Geistes unerreichbar fern hinaus liegt, geschweige über jede mögliche endliche und gar über die unendliche Vernunft, geschweige wider die Vernunft ist; daß nicht begreifen, daß und wie eine Sache wahr ist, nicht dasselbe ist, mit einsehen, daß und wie sie falsch ist, dieses einzusehen, dürfte wohl auch einem ungeübten Denker nicht sonderlich schwer fallen.

I.

Coroll a r.

Also erhellt die Abgeschmacktheit des Indifferentismus.

Der Indifferentismus hält das Factum der Offenbarung, oder deren Inhalt, diesen entweder ganz oder zum Theil, für gleichgültig oder überflüssig. Er heißt ein grober, allgemeiner, wenn er sich auf das ganze Factum und den ganzen Inhalt der Offenbarung bezieht, ein feiner, particulärer, wenn er sich nur auf einen Theil des Offenbarungsinhaltes bezieht.

Der Indifferentismus ist eine Sünde gegen Gott, deffen Auctorität er verläugnet, gegen uns selbst, da wir so einen geistigen Selbstmord an uns begehen, gegen die Societät, welche dadurch in ihren tiefsten Grundlagen erschüttert wird. Wer Gottes heiligen Willen ignorirt, der wird auch sonst nichts für heilig halten, und wenn Andere seinem Wort und Beispiele folgen, ist der Ruin der Societät gewiß. In dem Indifferentismus wird Wahrheit und Irrthum, Verstand und Unsinn für gleich gut erklärt. In dem Gebiete des materiellen Lebens ist man nichts weniger denn indifferent, man hält Speise und Gift, Wohlstand und Misere, Wohnung und Bekleidung oder Verfrieren nicht für gleich gut; auf dem höhern Gebiete des Geistigen soll aber alles das ganz gleichgültig seyn! Jedermann muß sehen, daß solche Weisheit nicht für Jedermann, eigentlich für keinen Menschen ist.

II.

Corolla r.

Also erhellt die Falschheit des Naturalismus.

Der Naturalismus erkennt keine andere Offenbarung als die in und mit der Welt und Natur gesezte. Nach ihm beschränkt sich Gottes Macht auf die Schöpfung der Natur, welche nachher ganz selbstständig ist, so daß von einer weitern Thätigkeit Gottes in ihrem Gebiete feine Rede seyn kann. Es leuchtet ein, wie mit der Beschränkung der Macht und Rechte Gottes über die Creatur dessen Begriff und Eristenz vernichtet ist, und wie die Welt durch Zulegung einer solchen Selbstständigkeit für eine Gottheit erklärt wird. Auch hat der Naturalism (z. B. Dupuis) fie förmlich als den einzig wahren Gott proclamirt. Der Naturalism tödtet die Freiheit und Moralität, Alles geschieht nach Naturgesehen, alles Einzelne ist bestimmt durch eine unüberwindliche Causalität.

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Also erhellt die Falschheit des Rationalismus. Der Rationalismus erklärt als höchste und respectiv einzige Offenbarung die individuelle menschliche Vernunft. Von Gott haben wir unsere Existenz, unsere Erkenntniß- und Willensvermögen. Für's Weitere zu sorgen ist des Menschen eigene Obliegenbeit, Denken und Wollen reines Product seines Geistes, also meint der Rationalist. So wird also Gottes Macht und Recht in Beziehung auf den Geist in Abrede gestellt, seine Herrschaft von dem Gebiete des Menschen ausgeschlossen. Wie damit Gott verläugnet und der Mensch als ganz souverain neben Gott gesezt wird, ift einleuchtend. So tritt also der Rationalismus an die Seite des Naturalismus. Auch ist er beim Lichte gesehen nur eine besondere Art derselben Gattung; er ist nur Naturalisirung des Menschen, wie der Naturalismus nur eine Ausdehnung des Rationalismus auf die ganze Natur ist. Der Nationalismus tödtet, wie er die Freiheit Gottes läugnet, auch die Freiheit der Creatur, die er von der Quelle ihrer Kraft und Lebendigkeit abschneidet, und macht so im Namen der Intelligenz die Menschen dumm. Der Naturalis3

Alec's Dogmatik. I. Dritte Aufl.

mus hat vor dem Rationalismus noch etwas voraus, da letterer in der Subjectivität gefangen ist, wohingegen der Naturalismus doch noch objectiv ist, an einer realen Welt festhält.

Anmerkung. Nachdem der Naturalismus in Mißcredit kam, nahm der Rationalismus seine Stelle ein. Und nun ist auch dieser fast überall um seine Ehre gekommen, die Philosophie desavouirt ihn. Viele, die Rationalisten sind, wollen es nicht Wort haben. Sie haben das Princip beibehalten, sind aber in der Entwickelung der Consequenzen subtiler.

§. 5. Erkennbarkeit der Offenbarung.

Da die Offenbarung nothwendig ist, so muß sie eben darum auch von Allen, welche ernstlich wollen, leicht und mit Gewißheit erkannt werden. So erkennbar wird und ist sie aber durch ihre äußere, in die Sinne fallende Verkündung und Bezeugung. Der Mensch ist nun einmal sehr sinnlich und äußerlich, wie aus der Erfahrung evident ist, und wie er es bis zu diesem hohen Grade geworden ist, wissen die, welche den Fall glauben und wissen. Eine rein innerlich und geistig Statt findende Offenbarung würde für den so Sinnlichen nicht die Bestimmtheit, Gewißheit und Festigkeit haben, wie die vor seinen Sinnen auftretende, mit allen zu fassende; dann wäre eine rein innerliche eben darum eine rein individuelle, subjective, wie umgekehrt eine äußerliche objectiv und allgemein, von allen Gegenwärtigen, mit allen Sinnen zu ergreifen und festzuhalten ist, eine Vergleichung und Bewährung der Wahrnehmung Aller dadurch möglich wird. Eine rein innerliche und geistige Offenbarung wäre nicht ohne Gefahr der Täuschung und Verfälschung von Seite des Menschen, dem sie zu Theil geworden, und so für die Uebrigen jenes Charakters beraubt, welcher den Verstand und den Willen und alles Leben unter sich zu beugen im Stande ist. Denn wie manches göttlich Eingegebene könnte nur für ein dem Boden der menschlichen Subjectivität Entsprungenes, und wie manches Subjective für ein göttlich Mitgetheiltes genommen und ausgegeben werden? Wie leicht könnte etwas von der innern Eingebung wegräsonnirt, und wiederum etwas dazu phantasirt werden? wohingegen die derbe, feste Wirklichkeit der äußern

Offenbarung sich vor jedem Einzelnen und Allen insgesammt conftant, gleichförmig und unüberwindlich geltend macht. Die innere Cfenbarung müßte in jedem Einzelnen sich wiederholen und ins Unendliche sich vervielfältigen, wohingegen die Eine äußere Offenbarung für Alle genügt. Es wird aber allgemein zugestanden, daß tie Mittel und Wege der Weisheit die einfachsten und zugleich fruchtbarsten sind. Aus diesem Allem erhellt, wenn nicht grade eine strenge Nothwendigkeit, dennoch die höchste Congruenz einer äußerlichen Offenbarung. Wie die Offenbarung, um nach ihrem Inhalte mit Gewißheit für Alle erkennbar zu seyn, mit äußerlicher Berkündung auftritt, so auch mit besondern unzweideutigen Kennzeichen und Bezeugungen, wonach und wodurch die wahre Offenbarung als solche mit Gewißheit zu erkennen, von einer nur vorgeblichen und falschen mit Gewißheit zu unterscheiden ist.

Diese Kriterien (Kenn- und Unterscheidungszeichen) der Offenbarung find entweder innere, an der Sache, dem Factum und Inbalt der Offenbarung selbst hervortretende, oder äußere, nämlich außerordentliche Qualificationen der Person, welche die Offenbarung verkündet, und außerordentliche, von einer höhern Causalität hervorgebrachte Wirkungen, nämlich Wunder und Prophetie. Ferner sind die Kriterien wiederum entweder negative, nämlich Abwesenheit alles Unsittlichen, Unvernünftigen, sich in sich selber oder einer evidenten Wahrheit Widersprechenden, oder positive, nämlich Erhabenheit der Verkündung über die Bildung der Zeit und des Volkes, welchem der Verkünder angehört, und im Allgemeinen über Alles, was sonst von den weisesten Menschen vorgebracht worden ist, ausgezeichnete Sittlichkeit, vollkommene Heiligfeit, unvergleichliche Schönheit und Erhabenheit der Lehre, des Cultus, der Lebensvorschriften, Harmonie derselben mit sich selber und mit allem Andern, was evident und unzweifelbar gut, wahr und heilig ist, welches Alles dadurch eine neue Bestätigung und tiefere Begründung erhält, volle Befriedigung der Anforderungen unsrer höhern Natur, und aller Bedürfnisse unseres Geistes. Von den negativen Kriterien ist zu bemerken, daß sie, wo sie nicht vorhanden sind, ausreichen, eine vorgebliche Offenbarung der Falschheit zu zeihen, wo sie aber vorhanden sind, nur dieses erkennen

laffen, daß die Offenbarung wahr seyn kann, aber nicht, daß sie es wirklich ist. Was unvernünftig ist, kann unmöglich geoffenbart seyn, aber was nicht unvernünftig und nicht unsittlich ist, braucht darum noch nicht geoffenbart zu seyn. Was die innern positiven Kriterien betrifft, so machen diese die Wirklichkeit und Aechtheit der Offenbarung höchst wahrscheinlich und fast gewiß. Volle Gewißheit bewirken aber nur die äußern Kriterien, und zwar nur die Wunder und Weissagungen; denn wenn aus der ganz schlechten Qualification der eine Offenbarung verkündenden Person sich mit Sicherheit auf die Nichtigkeit seiner Verkündung schließen läßt, so ist aus der ausgezeichneten Beschaffenheit der Person in Beziehung auf Geist, Gemüth, Leben, und in Beziehung auf Klarheit und Festigkeit der Ueberzeugung und Reinheit der Intention nur mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Wahrheit seiner Sendung und Verkündung zu schließen, dieselbe aber nicht mit voller Gewißheit zu ersehen.

Anmerkung. Nach Kantischen Principien ist VernunftmäBigkeit das einzige Kriterion der Offenbarung. Falsch soll nach Kant jede Offenbarung seyn, 1) die Wahrheiten enthält, welche bloß unsere theoretischen Kenntnisse erweitern, 2) die Sittengeseze als neue verkündet, und in welcher Belohnung und Strafe als Motiv vorkommen, 3) ferner, die Gottes Daseyn als Glaubensartikel lehrt, Geheimnisse mittheilen will.

I.

Wunder.

A.

Bestimmung des Wunders.

Wunder 1) ist nicht subjectiv zu bestimmen: als dasjenige, was das Staunen der Menschen erregt, worin die Tendenz enthalten ist, die Unkenntniß als Grund der Annahme eines Wunders und

1) Ν. ΠΙΝ, ΠΑ. ΠΕΙΡ. θαύμα, θαυμάσιον, σημειον, δυνάμεις, Tépaτa, ĕpya. Epya Wunder sehr oft Matth. XI, 2. Joan. V, 36. X, 25. XIV, 12. XV, 24. Heb. III, 9. Num. XVI, 28. Ps. XLIV, 2. XCV, 9.

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