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als Ethik auszubauen und seine theoretischen Grundlagen durch die Ergebnisse für die Sittlichkeit zu bewähren strebte. So treibt auch die Dogmatik aus sich die Ethik hervor. Die Dogmatik ist die Wurzel der Ethik, diese die Krone und Frucht der Dogmatik. Wenn aber der Dogmatik nie einseitig ein Werth zugelegt worden ist, so ist in neuerer Zeit bisweilen vorgekommen, daß man die Ethik einseitig hochgeachtet, gegen die Dogmatik durch Schnödigkeit sich versündigt hat, von ihr, als wäre ihr Inhalt ungewiß und am Ende ziemlich gleichgültig und nicht mehr recht zeitgemäß, abftrahiren zu dürfen glaubte. Es beruht aber das wahre Leben auf der wahren Einsicht, was Gott ist und wir sind, was er will und wir sollen, das wahre Ethos auf dem wahren Dogma, die Ethik auf der wahren Dogmatik. Was ich thun soll, verkündet die Ethik, warum ich es thun soll, verkündet nur die Dogmatik. Die respective Tiefe und Reinheit der Dogmatik gibt sich nothwendig in der Ethik wiederum fund. Eine andere Ethik ist darum die der Katholiken, eine andere die der Protestanten, eine andere die der Gläubigen, eine andere die der Rationalisten.

Die Homiletik hat, so glauben Viele, mit der Dogmatik eben sehr wenig gemein, sie soll mehr rühren und erbauen, als belehren, hat mehr die Anweisung und Ermahnung zum rechten Leben, als die Pflege und Förderung des rechten Glaubens zum Zwecke; wohingegen Andere Homiletik und Dogmatik so nahe mit einander verwandt seyn lassen, daß sie den ganzen dogmatischen Stoff mit seiner eigenthümlichen, wissenschaftlichen Form ohne weiteres zum homiletischen Verbrauch herübernehmen. Daß das chriftliche Leben nur zugleich mit dem christlichen Glauben gepflegt werden kann, die von den christlichen Mysterien abstrahirende Homilie sich dessen begibt, worin ihre Kraft und Weihe, der einzige tüchtige und nachhaltige Nährstoff des christlichen Geistes und Gemüthes besteht, ist aus dem vorhin Gesagten offenbar. Daß aber das homiletische Interesse nicht auf gleiche Weise das mehr zur wissenschaftlichen Bearbeitung Gehörende fodert, wie das zu den Fundamental - und Vitaldoctrinen als solchen Gehörende, ist gleichfalls offenbar, und kann von Niemanden in Abrede gestellt werden, daß die Homiletik als solche sowohl des rein wissenschaftlichen Materials

als auch bei dem dogmatischen Material der strengen wissenschaftlichen Form gerne, leicht und gar mit Vortheil enträth.

Wie die Function des Katecheten nach Object, Form, Standpunkt von der des Dogmatikers sich unterscheidet, ist eben so evident, wie auf der andern Seite gewiß, daß sehr oft Dogmatiker sich wie Katecheten gebehrden, wie les hinwiederum auch vorgekommen ist, daß Katecheten durch eine unbegreifliche Verkehrtheit in die Rolle des Dogmatikers hineinfielen, und manchem eine neue und schlechte und noch schlechter begriffene Kathederweisheit als die einzig wahre und allein seligmachende Lehre vortrugen.

Die Kirchengeschichte zeigt wie die Gestaltung des christlichen Lebens und die Thaten und Schicksale der Kirche, so auch die entfernteren und näheren Bedingungen und Veranlassungen, unter welchen die allzeit im unmittelbaren Glauben und Leben vorhandenen Dogmen ihre bestimmte Aussprache und Formulirung, die wissenschaftliche durch die Schule, die dogmatische von der Kirche empfangen haben, und zeigt hinwiederum, wie das kirchliche Leben auf Grund der Dogmen sich gestaltet, mit ihnen sich entwickelt hat. Die Dogmengeschichte ist eben die spezielle Darstellung des zeitlichen Entwickelungsprocesses der einzelnen Dogmen, und Veranschaulichung des bestimmten Hervortretens der einzelnen Merkmale oder Momente ihrer Eristenz und Wahrheit im Fortgang der Zeit. Daß die Substanz der Dogmen bei ihrer innern und bleibenden Identität mit sich dennoch ihre äußere Entwickelungsgeschichte hat, ist wie an und für sich als Factum unläugbar, eben so in jeder Beziehung vollkommen begreiflich. Die hohe Wichtigkeit und respective Unentbehrlichkeit der Dogmengeschichte für den Dogmatiker, und der Dogmatik für den Dogmenhistoriker springt zu sehr in die Augen, als daß es einer weitläufigen Auseinanderseßung oder gar Beweisführung bedürfte, um dieses wechselseitige Bedürfniß zur Anerkennung zu bringen. Der Unterschied der Geschichte der Dogmatik von der Dogmengeschichte, welcher schon durch die Benennung sich ankündigt, ist dahin zu bestimmen, daß jene die mehr oder minder gelungenen Versuche der Zusammenfassung aller Dogmen zur Einheit und Totalität eines Systems zu ihrem Gegenstand hat. Daß es aber dem Dogmatiker zieme,

eine klare Anschauung von der progressiven Gestaltung seiner Wissens schaft zu haben, und aus den Bestrebungen und Leistungen der Vergangenheit den Zustand der Wissenschaft in der Gegenwart, so wie deren Aufgabe für die Zukunft zu begreifen, dieses zu läugnen, fann Niemanden in denn Sinn kommen.

Die sogenannte volle Unabhängigkeit der biblischen Eregese von der Dogmatik hat ersterer nicht sonderlich genugt, wie sie auch an und für sich auf einer falschen und ungereimten Voraussegung beruht, nämlich dieser, als sey zwischen dem Kirchenglauben und der Lehre der h. Schrift fein Verhältniß der Zusam mengehörigkeit und substantiellen Einheit, sondern vielmehr der Fremdheit und Feindschaft, ein förmlicher Dualism auf dem Offenbarungsgebiete. Auf der andern Seite war diese Freiheit der Eregese von aller Dogmatik, beim Lichte betrachtet, nichts weniger als dieses, denn diese freien Eregeten hatten alle ihre Dogmatik, anstatt der positiven und kirchlichen, eine negative und rationalistische, in deren Namen und zu deren Absicht die für frei erklärte Schrift auf das ärgste tyrannisirt wurde. Noch eine falsche Voraussetzung der vorgeblichen vollfreien Eregese darf hier nicht übergangen werden, die Einbildung nämlich, als erheische ein wahres Schriftverständniß nicht eben so gut Bekanntschaft mit den Sachen wie mit den Worten, und als sey das Zeichen auch dem, welcher die Idee nicht hat, erfaßlich, thörichter als welches es doch nichts geben kann'). Dogmatik und Eregese stehen in einem sehr innigen Nerus, der nicht geläugnet werden kann, wie er nicht aufgehoben werden darf. Chne dogmatischen Ausgang und ohne dogmatisches Interesse hört Eregese auf Theologie zu seyn und sinkt zur bloßen Philologie und Kritik herab. Die Degmatik enthält die Ideen, welche der Eregese als Leitsterne dienen, an der Dogmatik hat die Eregese ihr Kriterion, inwiefern, was gegen die formellen Dogmen der wahren Kirche ist, unmöglich als wirklicher Schriftsinn gelten kann.

§. 7. Quellen der Dogmatif.

Die Quellen, woraus die Dogmatik zu schöpfen hat, find 1)

1) Aug. Rebus ergo cognitis verborum quoque cognitio perficitur, verbis vero auditis, nec verba discuntur. De magistro. c. XI. n. 36.

die hh. Schriften, zuerst die des neuen, dann auch die des alten. Testaments, 2) die Ueberlieferung der Kirche, wie dieselbe in den Schriften der ältern Väter, Kirchenvorsteher und Theologen, in den Concilienacten enthalten und in den feierlichen dogmatischen Entscheidungen, den Negationen der Häresie gegenüber authentisch erklärt worden ist. Das in feierlichen Entscheidungen der Kirche als zur Substanz ihres Glaubens gehörig Erklärte ist das förmlich und eigentlich Dogmatische, und die Quelle, woraus es zu schöpfen, find hier eben die erlassenen Beschlüsse und verfaßten Symbole; alles Uebrige, wie klar es in der Schrift und Tradition enthalten zu seyn scheint, hat Mangels einer positiven Erklärung des von Christo in seiner Kirche gefeßten unfehlbaren Magisteriums für uns nicht die strenge dogmatische Qualität. All dieses Dogmatische im weitern Sinne ist eben aus dem ganzen langen und breiten Strome der Kirchengeschichte zu schöpfen. Aber auch bei dem eigentlichen Dogmatischen hat die Wissenschaft, wenn sie ihrer Aufgabe genügen will, außer dem Beschluß, wodurch dessen kirchlichdogmatische Qualität constituirt wird, auch die Spuren seiner Eristenz weiter hinauf aufzusuchen, seiner genetischen Entwicklung nachzugehen, und das kirchliche Bewußtseyn von dieser Lehre bis zum Punkte seiner feierlichen Aussprache zu verfolgen.

Die Vernunft ist feine Quelle, woraus die Dogmatik geschöpft wird – sondern ein Princip oder Mittel, womit der dogmatische Stoff aus seinen Quellen entnommen und darnach streng wissenschaftlich gefaßt und geordnet, die Angriffe der falschen Wissenschaft oder die falschen Auffaßungen der Wissenschaft abgewiesen werden, was als ihr Recht, sowie als ihre Pflicht, in der Kirche allzeit anerkannt war. Zu einem, und zwar dem einzig wahren Quell der Dogmatik machen die Vernunft eben nur die Pseudorationalisten, und gegen allen Vernunftgebrauch in religiösen Dingen find eben nur die Pfendomystiker.

§. 8. Summarische Geschichte der Dogmatik.

Die Anfänge und ersten Versuche eines dogmatischen Systems oder einer systematischen Theologie hat man gesucht in des Theophilus von Antiochia†) drei Büchern an Autolykus, in den Hy

potyposen des Clemens von Alexandrien, von welchen wir freilich, außer dem was Eusebius und Photius darüber berichtet, nicht viel wissen'), in den Principien (лɛọì ảẹxóv ll. IV.) von Origenes2), welche wir bis auf einige Bruchstücke nur in der freien und fälschenden Uebersehung Rufins haben, in dem „Zeugnisse“ betitelten Werke (testimoniorum ll. III.) von Cyprian, in dem großen katechetischen Werke des Cyrillus von Jerusalem), in dem nach dem Gleichniß der juristischen Institutionen benannten Werke des Laciantius (institutiones divinae II. VII.), in mehreren Schriften Angustins ), in dem Buche von den kirchlichen Dogmen (de dogmatibus ecclesiasticis des Gennadius von Marseille, in den Sentenzen (sententiarum . III.) des Ifidor von Sevilla, in einer Schrift (de part, divinae legis II. II.) des afrikanischen Bischofs Junilius. Allein alle diese Schriften machen keinen Anspruch darauf, den ganzen und reinen dogmatischen Steff in einer streng wissenschaftlichen Form zu fassen und darzustellen. Weit mehr nähert sich der Idee eines dogmatischen Systems Johann von Damaskus († 754) mit seinem Werk über den orthodoren Glaubens), welches in der griechischen Kirche als normal betrachtet wurde; Tajo (VII. sec.)

+) In einem Pariser Cod. betitelt: Пept the tv xpiotiavāv пioTEWS. Sei Eus. H. E. IV, 24 Τρία τὰ πρὸς Αὐτόλυκον στοιχειώδη συγγράμματα.

1) Eus. Ἐν οἷς (ben @ypotypofen) ὀνομαστὶ ὡς διδασκάλου τοῦ Πανα ταίνου μνημονεύει, ἐκδοχὰς τε αὐτοῦ γραφῶν καὶ παραδόσεις ἐκτιθέμενος. Η. Ε VI 13. Ἐν δὲ ταῖς ὑποτυπώσεσι ξυνελόντα εἰπεῖν πάσες τῆς ἐνδια θήκου γραφῆς ἐπιτετμημένας πεποίηται διηγήσεις, μὴ δὲ τὰς ἀντιλεγομένας Tapε. Ibid. 14. Achnlich Phot. Cod. CIX. Ueber die in den wahrscheinlich alterirten Hypotyposen vorkommenden Irrthümer S. Phot. Cod CIX.

2) Die ersten Bücher sind dogmatischen Inhaltes. Das vierte ist eine Art Hermeneutik, der Schluß davon eine Recapitulation der in den drei ersten Büchern enthaltenen Lehren vom Logos, Geift, Gott, der Seele 2. 3) Cat. ad Compet. XVIII. mystagogic. V.

4) Enchiridion ad Laurentium, de fide, spe et charitate. De civitate Dei. De Vera Relig. De doctrina Christiana

8) Ἔκθεσις ἀκριβὴς τῆς ὀρθοδόξου πίστεως 11. IV. Μad ber son Shees doret Div. dogm. epitom. (Haer. Fab. I. V.) beobachteten Ordnung, 1. I. von Gott, 1. II. Anthropologie, 1. III. Chriftologie, 1. IV. Charitologie und Lehre von den Sakramenten.

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