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archäologischen und kirchenhistorischen Werken ist, so arm ist sie an dogmatischen. Außer Cranmer mit seinen loci communes und, wenn man ihn hieher zählen will, außer dem von Zwingli so stark affizirten Petrus Martyr Vermilio (loci theolog.), und Roger Boyle'), ist kaum ein Name aufzuführen. Die dogmatischen Arbeiten der Sozinianer 2) wollen, was Gelehrsamkeit und Tiefe betrifft, nicht viel bedeuten. An der griechischen Kirche ist schon Vielen als etwas sehr Eigenes aufgefallen, daß sie seit ihrer vollen Trennung von der lateinischen alle Lebendigkeit verloren hat, was zu widerlegen die Erscheinung eines Theophanes Procopowicz und Platon nicht hinreicht.

In der lutherischen Kirche sehen wir nach den Schriften der Melanchthonianer Chemnit3) (welcher aber doch in der Concor. dienformel den Melanchthonismus mit verurtheilen half,) und Victorin Strigel) einerseits, und den streng an der lutherischen Auffassung sich haltenden Heerbrand, Hutter, und so weiter andererseits, endlich Gerhard mit einem ausführlichen, durch große Gelehrsamkeit ausgezeichneten dogmatischen Werke auftreten3). Große Unbefangenheit und versöhnliche Bestrebung charakterisiren den mit Recht berühmten Helmstädter Theologen Calirt wie in seinem Leben, so auch in seinen Schrifen). Gegen seine Richtung (Horne, Henichen) suchten die strenge lutherische Rechtgläubigkeit aufrecht zu halten Hülsemann"), welcher in seine Theologie ungleich mehr von der sogenannten und verschrieenen Scholastik aufnahm, als die Calixtiner, ferner, der durch seine rüstige Polemik gegen die Grotius'sche Auslegungsweise merkwürdige Calovt), und der den

1) Summa theolog. Christianae. Dublin. 1681.

2) Größtentheils in der Bibliotheca Fratrum Polonorum.

3) Martin. Chemnit, loci theologici. ed. Lyser. Francof. (ad M.) 1591. 1599. 1604. Viteb. 1690.

4) Loci theol., quibus loci communes Melanchthonis illustrantur ed. a Christoph. Pezel. Neapol. Nemet. P. I. 1581. II. 1582. III. 1583. IV. 1384.

5) Loci theologic. T. IX. 1610-22.

6) Hierher gehört Ge. Calixti Epitom. Theolog. Goslar. 1610. 7) Hülsemanni Breviarium theologicum. Viteb. 1640.

Gipfelpunct der scholastischen Formation im Gebiet der lutherischen orthodoren Glaubenslehre bezeichnende Quenstedt'). Von der Scholastik und der Auctorität suchten die Theologie zu emancipiren und aus der Schrift, welche ihnen Allen als normativ galt, ein einfaches praktisches Christenthum zu schöpfen die Spenerianer (Breithaupt, Lange, Freylinghausen, Rambach). In ihrem Sinne arbeiten auch Pfaff, Buddeus, Weismann. Als schroffer Gegen= saß zu der Spener'schen Richtung erscheint der in ihrem Hauptsige, Halle nämlich, aufgetauchte Wolfianismus (Carpzov, Schubert, Canz u. f. w.). Auf die Dauer gewann aber die biblische Nichtung immer mehr Freunde (Majus, Büsching, Michaelis 2c.), aber bald auch solche, welche den Kanon und Inhalt der Schrift nach ihren vorgefaßten Meinungen reducirten (Bahrdt, Teller, Semler, Ackermann, Henke.). Der sogenannten biblischen Theologie (welche unter Hufnagel, Ammon, Bauer, Baumgarten-Crusius ihre volle selbstständige Ausbildung erhielt,) zur Seite erhob sich auch wieder die symbolische, jedoch nicht mehr einseitig lutherische oder calvinische Dogmatik, da diese Gegensäge nun zusammengegangen sind (Augufti, Bretschneider, Knapp), wie sich auch wiederum die Philosophie geltend machte, z. B. ein fubtilerer Spinozismus in Schleiermacher (welchen wir nach Aufhebung des lutherischen und calvinischen Gegensages mit den Uebrigen hier anführen können), die sogenannte Friesische Philosophie in de Wette, die Hegel'sche Philosophie in Daub und Marheinecke. Die Richtung Schleiermachers und de Wettes ist vereinigt in Twesten. Sehr beachtungswerth ist auch der in neuerer Zeit gemachte Versuch, die christliche Sittenlehre mit der Glaubenslehre, von welcher dieselbe seit Calirt losgerissen wurde, zu einem System chriftlicher Lehre zu verbinden (Nigsch). Der sogenannte Rationalismus hat, wie bekannt, in Wegscheider die Spige seiner Negativität erreicht.

Die großartige, eben so tiefe wie scharfe und klare Entwickelung der katholischen Dogmatik ist heut zu Tage so ziemlich anerkannt.

+) Abrah. Calovii Systema loc. theol. 12 voll. Viteb. 1655. 1659. 1661. 1677.

1) Quenstedt Theol. didactico-polemica. Viteb. 1685.

Die Anzahl blinder und fanatischer Schmäher der Scholastik ha in der neuern und allerneuesten Zeit abgenommen. Nur die in einseitiger historischer oder mystischer oder spraktischer Richtung Befangenen, nnr die Verächter des Denkens und der Speculation, welche ihnen zu beschwerlich oder zu gefährlich vorkam, waren es, welche gegen sie Chorus machten. Alle fräftigen Denker in und außer der Kirche haben sie immer hoch geachtet, wie Bossuet, so Leibniz, so Hegel. Daß die Scholastik, eben wie sie war, repristinirt werden soll, dieses zu behaupten, kann Niemand in den Sinn kommen; aber daß ihre Wissenschaft und Kraft des Denkens, die Achtung der Wahrheit und ihrer Erkenntniß, diese ritterliche Liebe und dieser Muth für sie wiederkehren müsse, daß die Theolo= gie in demselben Elemente ihre verlorne Federkraft wiedersuche, und das weiter führe, was die Scholastik so kräftig begonnen und schon so weit gebracht hat, daß das historisch Gewonnene zugleich auch speculativ unser werde, mit unserm geistigsten Leben zusammengehe, wer möchte das nicht wünschen?

§. 9. Dogmatische Summa.

Wir glauben an Einen Gott in drei wesensgleichen Personen, Vater, Sohn und Geift. Wir glauben, daß der Geist vom Vater und vom Sohne ausgeht. Wir glauben, daß Gott in der Zeit alle endlichen Substanzen, die geistige und die materielle und die aus beiden bestehende menschliche, aus Nichts, und sie gut erschaffen hat, daß ein Theil der Geister gefallen durch ihre freiwillige That, daß gleichfalls der erste Mensch durch seinen Ungehorsam verderbt, und sein Zustand geistigen und leiblichen Verderbens auf alle seine Nachkommen vererbt worden. Wir glauben, daß der Sohn Gottes die menschliche Natur angenommen und in die Einheit seiner göttlichen Person aufgenommen, daß er vom heiligen Geist empfangen, und von Maria der Jungfrau geboren worden, auch durch sein Leben und besonders seinen Tod für die Sünden Aller genug gethan hat. Wir glauben, daß wir durch seine Gnade und unsern lebendigen Glauben, durch seine fortwährende Wirksamkeit und unsere Mitwirksamkeit der Früchte seines Erlösungstodes in der Heiligung theilhaftig werden, daß diese Heiligung eine wahre, so innerliche,

in dieser Zeit einer Verringerung oder Vermehrung, einer Unterbrechung und Herstellung fähig ist, daß die Gnade die Erkenntniß und den Willen angeht, von der Gnade aller Anfang und Fortgang alles Guten bedingt ist, Gnade zuerst und der Mensch mit ihr wirkt. Wir glauben, daß der im Zustand der Gnade befindliche Mensch mit dem gnädigen Beistande des heiligen Geistes auf Grund der göttlichen Verheißung und gnädigen Annahme eine Stufe der Vermehrung der Gnade und zulegt das ewige Leben verdienen kann.

Wir glauben, daß Gott das Heil aller Menschen will, Allen nach seiner freien Gütigkeit hinreichende Gnade zur Wirkung des Heiles gibt, daß die Gnade, wie mächtig sie in dem Menschen auf seine Erkenntniß und seinen Willen einwirkt, von keiner unwiderstehlichen Nothwendigkeit begleitet ist.

Wir glauben an die Wahrheit und Wirklichkeit und göttliche Wirksamkeit der sieben, zu unserer Heiligung eingeseßten Sakramente, glauben an deren Unterschiedlichkeit, segen oben an die Taufe, in Bezug auf ihre Nothwendigkeit, die Eucharistie, in Bezug auf die Vorzüglichkeit dessen, der in ihr, oder vielmehr sie ist; glauben an den bleibenden Charakter der Taufe, Firmung, Priesterweihe, an die reale, in Weise der Transsubstantiation stattfindende und permanente Gegenwart Christi in der Eucharistie, seine Tota= lität in den beiden Gestalten, an die Opferqualität der Eucharistie, glauben, daß der Eucharistie göttliche Verehrung gebührt. Wir glauben, daß die vollendeten Heiligen nach diesem Leben sofort die selige Anschauung genießen, daß eine Anrufung, Verehrung derselben, diese auch in ihren Reliquien und Bildern, statthaft und heilsam ist; glauben an einen Reinigungsstand, ein Purgatorium der nicht ganz reif und rein Hinübergegangenen, und daß ihnen das Gebet und gute Werke aller Art, besonders durch Darbringung des h. Opfers, zu Gute fommen können. Wir glauben an eine allgemeine Auferstehung des Fleisches, an die ewige Strafe der Gottlosen und ewige Seligkeit der Vollendeten. Dieses Alles glauben wir, weil Gott es in Christo geoffenbart und durch seine Kirche zu glauben vorgestellt hat. Von dieser Kirche glauben wir, daß in ihr die Wahrheit in der Lehre und die Gnade Christi in den Sakramenten von Anfang ist und bis zum Ende bleibt; daß

fie nach dem verheißenen Beistand Christi und des h. Geistes in ihren dogmatischen Entscheidungen nicht irren kann, wir glauben auch, daß ihr durch Christi Gnade und Macht, Indulgenzen zu ertheilen, verliehen ist. Endlich glauben wir, daß in der Kirche göttlich gesezte hierarchische Abstufungen sind, deren Spige und Einheit wir im Primat anerkennen.

Anmerkung. Die Kirche hat durch ihre dogmatischen Entscheidungen nur den Irrthum abzuwehren gesucht, gegen den Frevel am Heiligen protestirt und die Unvorsichtigen vor den Verführern gewarnt. Daher die Art Negativität ihrer dogmatischen Bestimmungen, worin sie eben nur das Häretische proscribirt, daher die mit dem Auftauchen der Häresien parallel laufende Entwickelung der Dogmatik.

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