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Die Generaldogmatik enthält 1) die Pistik oder die Lehre vom Glauben, dem subjectiven (fides, qua) und dem objectiven (fides, quae creditur) Glauben, dem Glaubenszustand und Glaubensgegenstand im Allgemeinen, 2) die Ekklesiastik oder die Lehre von der Kirche, worin der Glaubensgegenstand und der Glaubenszustand in ihrer Concretheit erscheinen. Der rechte, objective Glaube ist in der Kirche, der wahre, subjective gestaltet sich in der Kirche oder zur Kirche. Wie die niotis und èxxλnoía, so verhalten sich die Pistik und Ekklesiastik als zwei verschiedene Momente des an sich Einen und Selbigen.

Erster Theil.

Pistik.

In in der Pistik ist das dem Glauben widerstrebende Princip und System des Egoismus aufzuheben, dann das Princip des Glaubens zu befestigen oder vielmehr nach seiner Festigkeit und Nothwendigkeit zu betrachten und nach allen seinen Consequenzen zu entwickeln. Es verhält sich aber alles das, was wir hier vorbringen werden, eigentlich für uns, die wir glauben, nur wie eine Crientirung, deren Zweck ist, nicht den rechten Standpunct zuerst zu finden, da wir ihn durch unsere christliche und kirchliche Erziehung, Gott sey Dank, bereits inne haben, sondern nur uns auf demselben auch wissenschaftlich zurecht zu finden; nicht zuerst gewiß und ficher zu werden, sondern uns deutlicher bewußt zu werden, daß unsere Stelle und Stellung die einzig wahre und richtige ist, indem wir in der nähern Betrachtung zur bestimmtesten Einsicht darüber gelangen, daß jede andere Stellung ein lauterer Abgrund ist, wo der Geist nur Tod und Begräbniß findet.

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Der Egoismus, wie er hier genommen wird, ist die Meinung, das Ich bestehe 1) allein, so daß außer ihm nichts, oder 2) abstract, so daß es mit nichts in Beziehung wäre.

Nach dieser Ansicht hat das Ich nichts zu denken, nichts zu lieben, nichts zu bewundern und nichts zu gehorchen als sich selbst, volle sogenannte Freiheit Alles, weil nichts, zu denken, volle Freiheit, was ihm beliebt zu wollen und zu thun, angenehmer

und bequemer als was es nimmermehr etwas geben zu können scheint, und beitalischer und diabolicher als was es in der That nichts gibt.

Grund und Motiv der Annahme des theoretischen Egoismus ift eben der vraftiche. Weil man nicht recht, — nicht das Rechte will, tarum icheut man sich recht zu denken, das Rechte glaubend und wiñend anzuerkennen. Weil das rechte Denken und Denken des Rechten für sich schon zu viel Unbequemlichkeit bat, und weil es für die Folge zu viel Unbequemlichkeit macht, da man sein Bellen und Tbun darnach ordnen und richten, beschränken und hinwiederum erweitern soll, mehr als dem falsch thätigen und falsch rubigen Menschen zusagen will, darum möchte man in sich gegen alles Andere und Höbere verschlesen bleiben. Man fürchtet das Recht und die Macht des Objectiven, und sucht dañelbe von sich fern zu halten. Der Egoismus bestebt zuerst als Hang und formirt sich darnach zum Syñem; Indolenz und Insolenz sind, wie deñen erster Anfang und leṣter Zweck, so auch deñen legtes und in der Tbat unbe;wingbarstes Bollwerk. Der Egoismus gestaltet sich in seiner Entwickelung 1) als Scepticismus, oder 2) als fals scher Idealismus, oder 3) falscher Realismus.

§. 1. Scepticismus.

Der Scepticismus ift entweder ein dogmatischer, da nämlich bebauetet wird, das Ich sey das einzig eristirende und eine Be ziebung desselben zu einem Andern ungedenkbar, oder aber ein scernicher oder reiner und eigentlicher, da nämlich die Möglichkeit eder Wirklichkeit eines Cbjects außer dem Ich und jegliche Beziebung oder Beziehbarkeit zwischen dem 3 und irgend welchem Object für dabingestellt gelassen und für absolut problematisch erflärt wird.

Der Scevticismus ist durch und durch gegen alle Wiñenschaft, da er 1) die Wirklichkeit ibrer Gegenstände oder doch die Erkenn barkeit derselben läugnet (dogmatischer Scepticismus), oder dahingestellt feyn läßt (reiner Scepticismus), da er 2) nichts erklärt, das Rätbiel des Seyns und Scheins, der Aetiologie und Teleologie der Dinge und unserer Jchheit nicht löst, da er 3) bloß an

nimmt, nicht beweist, noch beweisen kann, weder daß die Ichheit allein, noch daß sie abstract außer aller Beziehung zu irgendwas in Absicht aufs Erkennen, Wollen, Thun und Leiden steht und beteht, stehen und bestehen muß. Der Scepticismus ist gegen alle Sinlichkeit, da er jedes Object, Fundament, Ziel und Ende derselben läugnet oder dahingestellt seyn läßt. Daß der Scepticismus die Religion durch seine positiv bekämpfende oder ignorirende Stellung gegen deren Object, Grund und Terminus zu nichte macht, ift so offenbar, daß ein anderweitiger Beweis unnöthig und unmöglich; es ist aber leicht einzusehen, daß mit der Religion auch die Wissenschaft und Sittlichkeit, als welche in derselben ihr rechtes Object, Motiv und das fundament und die Gemäbridaft ifrer Wahrheit und Gewißheit haben, vernichtet werden. Die Sache noch weiter und anders zu betrachten, so ist der Scepticismus auch eine bare Unmöglichkeit. Der dogmatische Scepticismus ist, wie Arificteles schon bemerkt, ein Purganzmittel, was mit allem Andern sich selbst abführt, sein oberster Grundsaß, der Alles vom Menschen treibt, treibt sich selbst mit fort. Wenn wahr ist, daß nichts wahr und gewiß ist, so ist auch dieses nicht wahr, daß nichts wahr und gewiß ist. Aber auch der sceptische Scepticismus ist platterdings unhaltbar, in wiefern, mit welcher Gewalt und Hartnäckigfeit Einer denselben cultiviren möchte, dennoch in dem innersten und tiefsten Grunde seines Geistes und Gemüthes die Anerkennung der Eristenz und Präsenz einer physischen und ethischen Ordnung und eines höchst intelligenten und mächtigen Urhebers derselben sich mit Macht erhebt und behauptet. Dieser allgemeine, gleichförmige, unüberwindliche Drang, ein Objectives außer und über uns anzuerkennen, diese Ueberzeugung, die wir so wenig als unsere ganze Natur auszuziehen im Stande sind, kann nur vom Urheber unserer Natur herrühren, und darum nur wahr seyn. Sonst wäre der Urheber unserer Natur ein böses Princip, der Teufel; dessen Eristenz und Thätigkeit wird aber ein Sceptiker am allerwenigfien gugeben.

Mit dem Scepticismus wäre kein niederes materielles, wie fein höheres, geistiges Leben möglich. Soll Leben, so muß Glaube seyn, durch ihn Alles, ohne ihn nichts -nur Finsterniß und

Tod, wie die ältern Apologeten und Kirchenväter schon erinnert haben '). Wie kann aber das, ohne was wir nicht bestehen kön nen, Irrthum und Trug seyn? Lüge ein nothwendiges Mittel unserer Eristenz seyn? So wäre ja diese selbst radical bös und die Natur und Geschichte des Menschen die des Teufels.

Anmerkung. Der Scepticismus kann einzelne Freunde, nimmer ein Publikum haben, nie epidemisch, nur sporadisch auftreten. Die einzelnen Sceptifer, die vorkommen, sind dieses theils aus bloßer Renommage, die muß man sich selbst bewundern lassen, theils aus körperlicher Krankheit, denen wird tas sal mirabile Glauberi zum Glauben helfen. Auch gibt es Sccptiker aus Opposition und Ironie gegen die Alles wissenden Dogmatisten.

§. 2. (Pseudo) Idealism u s.

Nach dem Idealismus, den wir bekämpfen, haben die Dinge feine andere Realität als jene, welche das Ich ihnen nach seiner absoluten Autonomie und Machtvollkommenheit zutheilt, ist Alles nur dessen Production und Modalität. So verwahrt, entwickelt und zeigt sich in höchster Weise das Ich als solches; und ist der Idealismus also die höchste Form des Egoismus. Der Idealismus ist unwissenschaftlich, da er 1) ganz willkührlich ohne Grund und Beweis annimmt und versichert, daß außer der Ichheit ursprünglich nichts ist, Alles nur deren Selbstentwickelung und hinwiederum Selbstbeschränkung ist, da er 2) die Erscheinungen der Welt und des Ich nicht im Mindesten erklärt, vielmehr von der Gleichförmigkeit, Beständigkeit und Unüberwindlichkeit, mit wel cher die Welt uns umgibt, ihre Eindrücke uns bestürmen und erfüllen, der Falschheit auf eine Weise geziehen und überwiesen wird, daß kein Einspruch weiter möglich ist, jede Ausflucht lächerlich erscheinen muß; denn was und wovon wir ohne und gegen unsern Willen leiden, das kann doch nimmermehr für unsere eigene freie That angesehen werden. Offenbar muß dieser Vorwurf der

1) Theoph. Autolyc. I, 8. Arnob. II, 8 sq. Clem. Str. II, 2. Orig. Cels. I, 11. Euseb. Praep. Ev. I. Theod. Graec. aff. cur. I. Aug. util. cred. c. XI. n. 25. XII. n. 26. De fide rerum, quae non videntur. c. I. sq.

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