Obrázky na stránke
PDF
ePub

Es ergibt sich auch diese substantielle Identität auf den ersten Blick. Die Wahrheit ist nur Eine, die wahre Weisheit nur Eine. Ist die wahre Religion, das Christenthum nur die Wahrheit und Weisheit, so ist die Philosophie wesentlich Eines mit demselben oder sie ist nichts. Wer außer dem Christenthum eine andere Wahrheit und Weisheit sucht, hat das Christenthum und die Einheit der Wahrheit und Weisheit geläugnet. Im Heidenthum ist dem Geist die Wahrheit nicht geboten, er muß sie anderwärts suchen, im Christenthum ist die Wahrheit geboten, die Philosophie muß sie nur ergreifen, und dieses Ergreifen ist sie selbst. Die Philosophie macht keine Wahrheit, sondern hat sie nur zu erkennen, ihr Object ist die bestehende, aufgeschlossene Wirklichkeit, die Wirklichkeit und Wahrheit Gottes und seiner Werke ist aufgeschlossen in der christlichen Offenbarung, hier also das Object, durch dessen Aufnahme in die Erkenntniß und das Leben die Philosophie ihrem Begriffe nach ist. Wie mehr der Mensch erkennend und wollend Eins geworden ist mit dem Christenthum, um so mehr gebührt ihm der Name des Philosophen '). Wenn aber die Philosophie neben dem Christenthum keine Selbstständigkeit ansprechen kann, wie viel weniger eine Herrschaft über daffelbe. Wäre das nicht eine wahre Rückkehr zum Heidenthum ?

Das Christenthum ist im Menschen zuerst in der Form des Glaubens. Glaube aber ist feste Ueberzeugung von der Wahrheit und Objectivität auf Grund einer sichern Bezeugung derselben.

†) Quae profecto summi patris summa sophia cum nostram indueret naturam, ut nos verae sapientiae illustraret lumine, profecto nos pariter christianos et vere effecit philosophos. Quae quidem dicens, ego enim dabo vobis os et sapientiam, cui non poterunt resistere adversarii vestri, profecto post amorem sui, unde veri dicendi philosophi, patenter et illam rationum armaturam eis pollicetur, qua in disputando summi efficiantur logici. Epl. IV.

++) Philosophia non est nisi sapientiae divinae explicatio per doctrinam et opus, et propter hoc una est sapientia perfecta, quae sacris literis continetur. Op. maj. P. II. fin.

1) Tert. Nemo sapiens nisi fidelis, nemo major nisi christianus. Praescr. c. III. Cfr. Chrys. in Eph. Hom. XX. n. 8. XXI. n. 2. 3. etc.

In Christenthum ist die Wahrheit des göttlichen immanenten Lebens und der nach Außen gehenden Thaten Gottes in Schöpfung, Erbaltung, Regierung und Vollendung der Creatur auf das authenwichste bezeugt durch den menschgewordenen Logos, und wir dadurch auf das feftefte überzeugt. Es erhellt also, wie das Christenthum Glaube im eminenten Sinne ist 1), nämlich göttlich feste Ueberzeugung wegen der gewissen Bezeugung. Der christliche Glaube in keine Frucht der Blindheit und Finsterniß, sondern des Lichtes und der Erleuchtung des Menschen, er geht hervor aus der Anerkennung der Wahrheit und Wahrhaftigkeit Gottes, welcher bezeugt, und der Wahrheit und Wahrhaftigkeit des Menschen, welcher sich dadurch überzeugen läßt. Daß Gott sich bezeugen will und der Mensch dadurch überzeugt wird, ist des legten höchste Ehre und macht sein höchstes Glück. Glauben ist eine Erhöhung des Menschen über ihn selbst, und zeigt beides: die Macht Gottes und die Kraft des Menschen als solchen, als erkennenden und wollenden, als relativen, dem absoluten sich untergebenden und dadurch bebenden Geistes.

Wie der Glaube nicht aus Blindheit ist, so auch nicht zur Blindbeit. Durch die Aufnahme der göttlichen Wahrheit in sein Inneres wird er gekräftigt und erleuchtet; das aufgenommene Licht schließt sich und den Geist immer mehr auf; er erhebt sich zum Bissen. Aus dem Anerkennen, daß es ist, beruhend auf der authentischen göttlichen Bezeugung von dem Objectiven, wird es eine Erkenntniß, wie es ist, durch intellectuelle Anschauung, durch Eveculation. So erhellt die Identität des Glaubens und des Wissens und hinwiederum deren Differenz. Der (wahre) Glaube und das (wahre) Wissen sind Eines, inwiefern sie nicht Wahn und Meinung, sondern feste Ueberzeugung sind und die Wahrheit zum Object haben, und verschieden, inwiefern Glauben auf Zeugniß vom Objectiven, Wissen auf Anschauung des Objectiven in ihm selbst beruht. Offenbar ist, wie das Glauben das Wissen bedingt und begründet, da vor Allem das Objective durch den Glauben

1) ILOTEÚOUTES Act. II, 44. IV, 32. XIV, 1. XV, 8. I Thess. I, 7. πιστοί Col. I, 2.

in und von uns aufgenommen werden muß: und eben so offenbar, wie das Wissen in uns hier nur ein beginnliches seyn kann, da die Periode der vollkommenen Anschauung des Göttlichen in ihm nach dem Willen Gottes für jenseits aufbehalten ist. Aber auch dann wird das Wissen kein absolutes seyn, sondern in's Unendliche werden; weil nur Gott das absolute Wissen, wie das absolute Seyn hat oder vielmehr ist. Wie aber jenseits das Wissen kein absolutes seyn wird, so ist auch hienieden das Glau ben nicht absolut, da Jeder mehr oder minder von der Wahrheit weiß, sie in ihren innern Gründen erschaut.

Anmerkung. Ein Fürwahrhalten ohne Gründe oder nur aus eingebildeten Gründen ist Wahn, ein Fürwahrhalten aus unzureichenden Gründen ist Meinung; Ueberzeugung aber auf den zureichenden Grund eines authentischen Zeugnisses hin ist Glaube; Wissen aber ist Ueberzeugung durch Anschauung. Die Eristenz der sinnlichen Objecte weiß ich durch sinnliche Anschauung, die intellectuellen Wahrheiten, die ich weiß, weiß ich durch intellectuelle Anschauung. Was Einer schaut, das glaubt er nicht, das weiß er; nur inwiefern er etwas nicht schaut, kann's für ihn ein Gegenstand des Glaubens seyn, und wird es wirklich in Folge einer authentischen Bezeugung. Auch die Wissenschaften der natürlichen Dinge haben ein Element in sich, in Beziehung auf welches nur Glaube Statt findet, wie hinsichtlich der übernatürlichen Dinge in Beziehung auf Manches in Manchem auch mehr oder minder ein Wissen vorkommen kann und wirklich vorkömmt.

S. 10. Sichtbarkeit des Christenthums.

Was Oben von einer Congruenz und relativen Nothwendigkeit einer äußerlichen Offenbarung gesagt worden, findet hier auf das Christenthum seine besondere Anwendung. Der Sohn Gottes ist zur Herstellung des Menschengeschlechts, zur Offenbarung und Mittheilung der Wahrheit und Gnade Gottes, nicht als übersinnlicher Logos, sondern mit der Menschheit angethan als Christus erschienen, hat nicht innerlich nur, sondern auch äußerlich Gottes Wahr heit verkündet, Gottes Gnade an äußerliche Momente, die von ihm eingeseßten Sakramente, geknüpft. Er hat nicht in der Seele

der Einzelnen in stiller, verborgener Weise bloß durch seinen heiligen Geist gewirkt, sondern der Menschgewordene hat wieder Menschen zu Menschen mit äußerer Verkündung und That, mit äußern Gnadenmitteln gesandt, auf alle Weise Innerliches und Aeußerliches verbunden, das Ideale und Reale in Eins gebildet, legteres zum Organ und Träger, zum Darstellungsmittel und Verbreitungskanal des erstern erhoben. Das von den Menschen aufgenommene Christenthum gestaltet dieselben nicht nur innerlich nach und zu einem Geißte, sondern einigt sie auch äußerlich, so vollkommen menschlich, zu einer heiligen Gemeinschaft. Kurz, das Christenthum ist äußerlich in seinem Ursprung, in den Mitteln seiner Verbreitung, in seinen Wirkungen, es ist auch äußerlich lebendig und belebend.

Das Christenthum in seiner bleibenden Sichtbarkeit ist die Kirche.

3 weiter Theil

Ekklesiastik.

Die Kirche 1) ist das Christenthum in seiner zeitlich räumlichen Erscheinung und Lebendigkeit. Die Kirche ist mit dem Christenthum zugleich und als dasselbe in der Eristenz und für den Begriff gesezt. Sie bestehen nicht neben und außer einander, sondern sind mit und durch einander, find nicht mechanisch zusammengefeßt, sondern lebendig verbunden, ftrenger: dasselbe Lebendige. Die Kirche als Inneres, voćuɛvov, natura naturans, ist das Christenthum, das Christenthum als Aeußeres, paivóμɛvov, natura naturata, ist die Kirche. Die Kirche und das Christenthum sind = Christus in uns, wir in Chrifto. Die Creatur ist so mit und in Christo ein mystischer, vom Geiste Christi beseelter Leib. Chriftus seßt in der Zeit sich, die Menschen in sich, das ist die Kirche. Ihre biblischen Bezeichnungen find: Gottes-, Himmelreich 2), Chrifti Leib

1) 'Exxèrciu (Matth. XVI, 1. XVIII, 18. Eph. V. I Tim. III, 15 etc.), auch die einzelnen Gemeinden (I Cor. I, 2. II Cor. VIII, 1. Gal. I, 2. I Thess. I, 2. Col. IV, 16. Act. VIII, 1. IX, 31. XI, 22. XIII, 1. Apoc. II, 1. 8. 12. 18. III, 1. 7. 14.). selbst die in einem Hause wohnenden oder versammelten Gläubigen (Rom. XVI, 5. I Cor. XVI, 19. Col. IV, 13. Phil. 2.).

2) Βασιλεία τῶν οὐρανῶν bei Matthäus, βασιλεία τοῦ Θεοῦ bet ben übrigen Evangeliften. Baorkeia tāv oùpavāv von der Kirche Matth. XIV, 47. 50. XX, 1 sq., von dem Christenthum Matth. XIII, 24. 31. 33. 44. 45. 46. 52., von dem Ort, Zustand der Seligkeit Matth. V, 3. 10. XVIII, 1-4. XIX, 23. 24. Bacısɛia toũ Deoũ von der Kirche Marc. IV, 26. 30. Luc. XIII, 18. 20., von der Seligkeit Joan. III, 3. 5. Baoikeia тoû xPLOTOй von der Seligkeit Eph. V, 5. II Pet. I, 11. Dow mo nannten die Hebräer ihre Theokratie Wetst. Lightfoot zu Matth. III, 2.

« PredošláPokračovať »