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daß sie eben an der Sache das rechte Mittel und die wabre Auctorität zur Beurtheilung und Verwerfung aller abweichenden Ansichten haben. Oder wollen sie die Wahrbeit einstweilen eben auch nur als eine Ansicht gelten lassen, bis sie erst hintenher dadurch, daß sie allein in der Prüfung übrig bleibt, und die Kritik ihr nichts anhaben zu können geständig ist, nach ihrer Dignität anerkannt und proclamirt wird? So hätte man damit ja den Standpunct des Christenthums und der Offenbarung verlassen und den des Skepticismus und Indifferentismus, auf wie lange und zu welchem Zwecke, verschlägt nicht sonderlich viel, wiederum eingenommen, von welchem aus, abgesehen von allen übrigen darin begangenen Verkehrtheiten, consequenterweise zu keiner Wahrheit zu gelangen ist.

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Anlangend die Sprache, so glaube ich, daß sie der Sache sich genau anschmiegen, der dialektischen Bewegung res Begriffs, man erlaube mir diesen Ausdruck Hegels bier zu gebrauchen, genau folgen soll, daß mehr darauf ankömmt, daß die Sache nach ihrer Schärfe sich darin einfach und rein aus und in den Geist des Lesers einpräge, als daß die Sprache in volltönigen schön gerundeten und cadenzirten Perioden ins Gehör falle, wozu viele müßige Phraseologie zur Erfüllung der Mensur mit aufgenommen werden muß, wobei freilich auch öfter noch ter Zweck erreicht wird, daß das Mangelhafte der Conception und die Lücken in der Entwicklung überdeckt, der Mangel an Tiefe und Schärfe maskirt und der Leser mit einer schönen Phrase rasch über eine Schwierigkeit hinweggesezt wird. Damit sollen aber die billigen Ansprüche res Publicums und der Sache selbst auf formelle Vollkommenheit der Behandlung keineswegs verkannt, und der

gegenwärtigen Arbeit keineswegs eine materielle Vollendung darum zugesprochen werden, weil sie in formaler Beziehung so manches zu wünschen übrig läßt; vielmehr nimmt der Verfasser wegen aller materiellen und formellen Mangelhaftigkeiten die Nachsicht des geachteten Lesers für ihn, und da auch die Presse, wie das bei einer so schwierigen Arbeit kaum anders der Fall seyn kann, sich manche kleine Verstöße zu Schulden kommen ließ, auch für diese in Anspruch, so wie er, ohne unbescheiden zu seyn, diejenigen, welche ohne gehörige Vorbildung und Aufmerksamkeit an das Lesen einer Dogmatik gehen, bitten möchte, die Schuld ihres allenfallsigen häufigen Nichtverstehens in der Regel nur sich selbst beimessen zu wollen und sich keiner Ungerechtigkeit schuldig zu machen. Wie Manche gibt es nicht, denen mit Augustin zugerufen werden könnte: Convicia sunt ista, non judicia: vellem ut judicare posses, conviciari autem quis improbus non potest? (c. Jul. O. I. III, 123.)

Bonn, den 20. Oktober 1835.

Der Verfasser.

Vorwort

zur zweiten Auflage.

In dem Vorwort zur ersten Auflage habe ich meine Ueberzeugung über die wahre Grundlage und Richtung der Dogmatik mit aller Entschiedenheit und Offenheit ausgesprochen. Ich habe dieser Exposition nichts Besonderes hinzuzufügen, noch weniger bin ich gewillt, in der Hauptsache etwas von dem dort Behaupteten zurückzunehmen, was namentlich von Dem gilt, was in Beziehung auf die Positivität als nothwendiger Eigenschaft einer christlichen, näber katholischen Dogmatik gesagt worden ist. Daß mit dieser Foderung der Positivität die denkende Erfassung und wissenschaftliche Entwickelung keineswegs ausgeschlossen ist, sieht jeder ein, welchem die Natur des göttlich Positiven und der wahren Wissenschaft nur einigermaßen aufgegangen ist. Das Christenthum, näher der Katholizismus, ist das positivste und rationellste zugleich, wie sich aus seinem göttlichen Charakter von vornherein mit Noth

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wendigkeit ergibt. Das Christenthum, näher der Katholizismus, hat die Bedingungen und Mittel der Erhaltung für sich selbst und für Alles, was fortdauern soll, und eben so die Macht der Bewegung für sich und Alles; er ist und gibt Leben, und außer ihm ist Zerstörung und Tod. Es reden Viele von conservativen Principien, und ihnen gegenüber führen Andere die Losung,,Fortschritt" in ihrem Munde. Wenn sie nur recht wüßten, was sie wollen; und recht wollten, was sie erkennen! Im wahren katholischen Christenthum ist das wahre Stabilitätsprincip und das wahre Bewegungsprincip zugleich gesezt, Grund und Mittel der legitimen Ordnung und Freiheit der Creatur von ihrem Urheber geschenkt. Welche diese herrlichen Güter anderwärts suchen, täuschen sich selbst und bemühen sich umsonst, sie säen Wind und ernten Sturm. Uebrigens ist es doch höchst erfreulich zu sehen, wie das negative Princip in unsern Tagen mit raschen Fortschritten das lezte Stadium seines Processes verläuft und der religiöse Revolutionism, durch ein ganz unverhülltes und vollständiges Hervortreten seines innersten Princips in den äußersten Consequenzen, nach seiner Grund- Bosheit und - Verderblichkeit auch von den minder Weit- und Tiefsehenden endlich erkannt wird und vor aller Welt als das erscheint, was er allzeit gewesen war, troß allem mystischen Schein, mit welchem er früher, trog allem wissenschaftlichen Glanze, mit welchem er später sich umgab. Davon ist die jest schon und mit jedem Tage immer mehr sichtbare Folge die Abkehr von Dem, was unter gleißenden Formen und den speziosesten Vorspiegelungen so Viele verlockt und aufrichtige Rückkehr zu Dem, was man nie hätte verlassen sollen.

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Dieser wiedererwachten ertensiv und intensiv in Zu nahme begriffenen Pietät gegen das Positive, die sich bei denen, welche auf der Höhe der Zeit stehen, grade am stärksten äußert, dieser Bekehrung des Geistes zum Geiste ist es hauptsächlich beizumessen, daß Schriften von streng chriftlicher und kirchlicher Tendenz weit mehr, denn früher der Fall war, Eingang und Anklang finden und sich eines um so größern Beifalls zu erfreuen haben, je deutlicher und entschiedener sich darin das Bestreben ausspricht, dem Objectiven sein Recht unverkümmert zu lassen, die Ueberlieferung in ihrer Integrität zu erfassen und nach ihrem innern geistigen Reichthum zur Anerkennung zu bringen. Diese von jedem Neologism sich fern haltende, aber auch in keinen Paläologism verlaufende, kurz ächt conservative Richtung, welche der Verfasser in all seinen Schriften und namentlich in seiner Dogmatik unumwunden und nach vollfter Ueberzeugung als die einzig wahre, allein christliche and katholische bekannt hat, diese hat er auch, wie sich von selbst versteht, in dieser zweiten Auflage treu einzuhalten sich vorgenommen, und wirklich, so viel er weiß, auch eingehalten, und es ist also in dieser Beziehung zwischen dieser und der frühern Ausgabe kein Unterschied. Wie aber in dem Principiellen keine Aenderung Statt gefunden hat, so auch in der darnach behandelten Lehrsubstanz.

Auch ist die Disposition des Materials im Allgemeinen dieselbe geblieben. Dagegen ist, was die Behandlung im Einzelnen betrifft, in der neuen Auflage manches verändert, hier etwas erweitert, dort etwas verkürzt und einfacher gefaßt, überhaupt in materieller und formeller Beziehung manche Verbesserung vorgenommen worden, wie dies bei

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