Obrázky na stránke
PDF
ePub

Alles vereinigt, was seine Stellung zu einer für die Kirche ersprießlichen und für ihn selbst eben so angenehmen, als durch ihre Wirksamkeit gesegneten machen konnte.

Klee stand damals am Eingange des kräftigsten Mannesalters, und die anstrengenden Studien, denen er seither sich unterzogen, hatten keinen nachtheiligen Einfluß auf seine Gesundheit geäußert, die Arbeit im Gegentheil war ihm zur andern Natur geworden, und er fand in dem Wechsel derselben die einzige Ers holung. In dem akademischen Lehramte war ihm das Ziel seines Lebens geworden, und gewiß war in Hinsicht auf allgemeine Bildung, Scharfsinn, schnelles Erfassen und Durchdringung der Sache nach allen ihren Momenten, auf blühenden lebendigen Vortrag und endlich, da die Gesellschaft auch ihre Ansprüche an ihn machte, in Bezug auf ein heiteres joviales Eingehen in alle socia len Verhältnisse, der Beruf von Wenigen so entschieden ausgeprågt, wie der seinige. Was namentlich das Leßtere betrifft, was an und für sich unbedeutend ist, bei unsern oft kleinstädtischen akademischen Verhältnissen aber nicht selten schwerer in die Wagschale fällt, als die tiefste wissenschaftliche Bildung und der redlichste Wille, so kannte seine edle Seele weder List noch Falschheit, weder Lug noch Trug, und er kam einem Jeden mit der Unschuld und dem Vertrauen der Wahrheit entgegen. Indessen sind alles Dieses nur äußere Verhältnisse. Sein Wesen aber war, daß sein ganzer Mensch und seine ganze Wissenschaft in dem Leben der Kirche wurzelte, daß er keine andere Lehre kannte und je anerkannte, als die Lehre der Kirche, daß er kein anderes System vortrug, als das System der Kirche. Dieß ist der Punkt, von welchem aus seine Wirksamkeit in Bonn beurtheilt werden muß, und der Gruud, warum die zehn Jahre, welche er dort verlebte, ohne irgend eine Schuld von seiner Seite, für ihn warum sollten wir es nicht sagen? zu einem nur selten unterbrochenen Martyrium wurden, dem ohne ein gleiches Maas der Gnade viele Andere erlegen wären.

-

Die Verhältnisse, unter welchen Klee die Professur der Dogmatik und Eregese antrat, waren schwieriger Natur, und er hatte bei seinem Auftreten eben sowohl die Regierung, als eine mächtige

ihm von vornherein entgegenwirkende Parthei, die ihren unfreundlichen Einfluß namentlich auf den Erzbischof von Köln ausübte, zu berücksichtigen. Wie man hörte, so hatte ihn die erstere im Interesse der Lehrfreiheit und Wissenschaft berufen, und es wurde ihr zu hohem Ruhme angerechnet, daß sie dem damals allmächtig deminirenden Hermes in einem andern Docenten ein anderes Estem entgegenstellte. Es ist indessen schon eine sehr schlimme Sache, wenn die katholische Theologie nicht durch die Bischöfe, sondern durch die Lehrfreiheit gehalten werden soll, und man des Experimentirens halber an einer theologischen Facultät einem heterodoren Systeme auch ein orthodores entgegen, und über beide als Protector und Inspicienten etwa Herrn von Rehfues stellt. Der Staat, der in der Wissenschaft in der Regel alle Systeme tolerirt und beherrscht, kann bei einer solchen Lage der Dinge natürlich nur gewinnen; aber die Kirchenlehre wird dadurch selbst zu einem gewöhnlichen Systeme herabgewürdigt, und in nothwendiger Folge, die Kirche zur Magd und Sklavin des Staates. In diesem Sinne hatte man auch Klee nach Bonn berufen, damit er neben dem hermesischen auch sein System lehre; über beiden stand aber ein drittes, unnahbares, äußerlich freundlich und artig, aber falt und ohne pulsirendes Leben, wie das heidnische Fatum, eben jenes System, das im November 1837 zu einem so schönen Durchbruch gekommen, das System des protestantischen Staates, der die Kirchenlehre als philosophische oder theologische Doctrinje je vielfacher gespalten, desto besser, zwar aners kennt, nicht aber die Kirche als selbstständige Gesellschaft, mit eigenthümlicher Lehre und Verfassung, mit einem Wort, als einzige göttliche Schung. Demgemäß gestaltete sich nun auch das Verhältniß Klees zu seinen vorgeseßten weltlichen Behörden. Seinen hohen Geistesgaben, seinem Fleiße, seinem glänzenden Vortrage und seiner litterarischen Thätigkeit -in Bonn erschienen: das «System der katholischen Dogmatik» (Bonn 1831), die «Encyklopädie der Theologie» (Mainz 1832), die « Auslegung des Briefes an die Hebräer» (Mainz 1833), «die Ehe» (Mainz 1833; zweite Auflage 1835) und zuleßt die Krone seiner Leistungen «die katholische Dogmatik» (3 Bde. Mainz 1834-1835; zweite Auf

-

lage 1840) und die « Dogmengeschichte » (2 Bde., Mainz 1837 - 1838) mußte wohl Jedermann Gerechtigkeit widerfahren lassen, und er erhielt die schönsten Briefe voll Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen; von dem kirchlichen Charakter und der kirchlichen Tendenz derselben war aber nie die Rede, man wollte stets die Wissenschaft, aber nie die Kirche gepflegt wissen. So schrieb ihm Altenstein: «Ich habe aus Ihrer katholischen Dogmatik entnommen, daß Sie bemüht gewesen sind, den Inhalt des Glaubens nicht bloß geschichtlich festzustellen, sondern auch speculativ zu erfassen, um ihn, so weit es geschehen kann, seinem innersten Wesen nach der menschlichen Erkenntniß zugänglich zu machen. Gemäß dem Standpunkte, den die Philosophie der Religion gegenüber in Deutschland genommen hat, scheint mir gegen ein solches Verfahren im Allgemeinen mit Grunde nichts eingewendet werden zu können, wenn es von religiösem Ernst ausgeht und durch die nöthige Wissenschaft, wie auch Tiefe des Geites getragen wird.» Und Schulze bemerkte ihm in einem Briefe vom 30. November 1833: « Wie mir scheint, können Sie in ihrer Lage (dem Hermesĩanismus gegenüber) nichts Besseres thun, denn mit aller möglichen Schonung der betreffenden Personen und Verhältnisse Ihren wissens schaftlichen Standpunkt durch Lehre und Schrift folgerecht zu behaupten, und ruhig zu erwarten, bis gediegene wissenschaftliche Leistungen, welche nicht dem Augenblicke oder der Menge dienen, früher oder später einmal die gebührende Anerkennung finden.» In einem spåtern Briefe sah derselbe einflußreiche und Klee sehr wohlgeneigte Mann in der «Dogmatik» weiter nichts, als «einen neuen unzweideutigen Beweis der theologischen Ge= lehrsamkeit und des ernsten wissenschaftlichen Strebens» des Verfassers. Wenn ferner Schulze ihm schrieb, «er räume unter den katholischen Bearbeitungen seiner Dogmatik unbedenklich die erste Stelle ein,» und in Bezug auf die Dogmengeschichte erflårt, «je weniger diese Wissenschaft seither von katholischen Theologen bearbeitet worden, um so größer sey das Verdienst, welches er durch seine gründliche Arbeit sich erworben,» so war dieses, so wie der Umstand, daß ihn die Regierung im Jahre

1834 zum Mitgliede der wissenschaftlichen Prüfungscommission ernannte und ihn långer als gewöhnlich in diesem Posten beließ, allerdings ehrenvoll für den Verewigten; aber er sah mit Schmerz seinen Beruf und den der katholischen Facultåten im Allgemeinen verkannt, da ihm wahrlich nicht als Diener der Wissenschaft, sendern zunächst und hauptsächlich als künftigem Diener der Kirche vor dem Altare die Hände aufgelegt worden waren.

so

Anders gestalteten sich die Verhältnisse zu Hermes und den Hermesianern. Es kann unsere Absicht nicht seyn, hier das bermesische System zu charakterisiren, gerichtet liegt es vor den Augen der katholischen Welt; noch viel weniger wollen wir am Grabe des Verewigten jene alten hämischen Angriffe wieder in Anregung bringen, die er selbst im Leben nie einer Antwort ge= würdigt. Indessen können wir doch nicht Alles mit Stillschweigen übergeben, da es zur Würdigung der Stellung Klees in Bonn nothwendig ist. Der Punkt, in welchem beide Männer in fo wesentliche Differenzen auseinandergingen und entschieden sich entgegentreten mußten, lag zum Theile schon in der Individualitát und dem Bildungsgange beider, vorzüglich aber in dem Umstande, daß hermes ein System hatte, das in ihn selbst ganz hineinverwadsen war, und von welchem er sich nimmer lossagen konnte, Klee aber, als ächter demüthiger Sohn der Kirche, nichts Anderes vertrat, als eben das System der Kirche. Während nun Hermes es als Princip aufgestellt hatte, das Wesen der wissenschaftlichen Theologie bestehe darin, daß der Jünger derselben sich von allem angebornen Göttlichen und dem angelernten Menschlichen lossagen müsse, um durch den Zweifel und den logischen Beweis, natürlich auf dem Wege der hermesischen Einleitung, wieder zu dem zu gelangen, was er früber schon besessen, hielt Klee ein solches Verfahren für eben so der gesunden Vernunft als der Lehre der Kirche entgegen, die den Menschen schon bei seiner Geburt unter die Obhut und den Einfluß der göttlichen Gnade stellt, und ihn fort und fort in alle Wahrheit leitet; der es also nicht gleichgültig seyn kann, ob das Errungene sorgfältig bewahrt und gepflegt, oder auf frevelhafte Weise weggeworfen wird, um vielleicht auf sophistischem Wege wieder dazu zu gelan

C

gen. Während Hermes kühn aus dem von der Kirche gezogenen Kreise heraussprang, um später mittelst des Zauberspruches, den sein System ihm bot, wieder in denselben einzugehen, und nicht bedachte, daß die Linie, welche man leicht überschreitet, dem Zurückkehrenden oft zur chernen Mauer wird, an der alle Vers suche zerschellen, stand Klee ruhig auf dem Boden des kirchlichen Lehrgebäudes, und würdigte von diesem Standpunkte aus den Werth aller menschlichen Philosopheme, ohne die Kirchenlehre selbst zu einem bloßen Systeme herabzuwürdigen. Dies war jedoch blos eine theologische Differenz und es fällt in die Augen, auf wessen Seite der Vortheil war. Aber nur zu bald mischten sich von Seiten der Gegner Klees auch sehr menschliche Elemente hinein, und hier mußte der Verewigte, dessen edle Seele im Anfange seiner akademischen Laufbahn noch einen sehr unvollkommenen Begriff von der Welt und ihrem Treiben hatte, im Nachtheile bleiben.

Hermes nämlich nahm die Lehrfreiheit, unter deren Schuß die Regierung den neuen Docenten gestellt hatte, sehr übel auf und bewillkommte ihn damit, daß er sogleich eine Vorlesung ankündigte über die neuen Lehren, welche sich in die kathos lische Theologie einzudrängen suchten, die unter an derm Namen nichts war, als eine fortlaufende Invective gegen Klee. Dieses gewiß sehr collegialische Benehmen veranlaßte auch jenen bekannten, neuerdings wieder im Laokoon mitgetheilten Brief von Klee an Hermes und die Antwort des Lehtern, bei dessen Lesung wohl keiner einen Augenblick im Zweifel bleiben kann, auf welcher Seite sich Unschuld und Ehrlichkeit befand, und wo die Welterfahrung und die Hinterlist auf der Lauer saßen. Gleichzeitig wurde, um ihn von vornherein als Docenten zu ruis niren, nach Berlin berichtet, er låstere die gesunde Vers nunft, wodurch sich Sch medding schon am 27. November 1829 ihm zu schreiben veranlaßt sah: «Ich glaube nicht, daß, wie hieher geschrieben worden ist, Sie in den ersten beiden Stunden die gesunde Vernunft gelåstert und dadurch Ihre Zuhörer entrüstet haben. Aber,» fügt er charakteristisch genug hinzu, «ich hege die Besorgniß, daß Ew. Hochwürden sich der einen katholis schen Parthei mehr zugeneigt, der andern sich mehr entzogen haben

[merged small][merged small][merged small][ocr errors]
« PredošláPokračovať »