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äußerlich. Dieses sogenannte natürliche Gesez rührt offenbar nicht von dem einzelnen Menschen noch von der Gesammtheit des Geschlechtes, da es über dem Einzelnen und der Gesammtheit steht, ihnen gebietet und sie richtet. Es ist kein Product von Vorurtheilen oder Leidenschaften, da es als solches nicht allgemein, gleichförmig, beständig und unüberwindlich seyn könnte. Es ist keine Frucht der Erziehung, welche dieses Gesez in Jedem schon vorfindet, und wie sehr sie auf dasselbe entweder entwickelnd und verdeutlichend, oder aber hemmend und verdunkelnd und namentlich in den entferntern Consequenzen fälschend einwirken kann, dennoch dasselbe in seiner Wurzel so wenig zu zerstören, als dasselbe in das Herz einzugraben vermag. Es hat also dieses Geset seinen Ursprung von unserm Schöpfer 1), welcher sich dadurch wie als höchst mächtigen, so als höchst weisen, gütigen und gerechten befundet hat.

Der Mensch kann, je mehr er das, was sein Name besagt, wirklich ist, um so weniger umhin, über Alles, was ihn umgibt, und über sich selbst hinauszustreben. Dieses beweist wiederum, daß er einen in Beziehung auf Intelligenz und Macht weit über ihn erhabenen Urheber hat; denn wäre er sein eigener Urheber, so würde er sich so gemacht haben, daß er nichts dächte und wollte, was er nicht hat und ist, daß er also ein Gott wäre 2). Eben so würde er, wenn die Welt sein Urheber wäre, in ihr seine Vollkommenheit und Ruhe finden, was nicht der Fall ist 3).

F. Entwickelung des Menschen.

Der Mensch hätte weder von sich, als einem zuerst noch unbewußten, noch von der ihn umgebenden Natur, als einer schlechthin bewußtseynslosen, in den Zustand des Bewußtseyns erhoben werden können. Es eristirt also ein urbewußter, mächtiger und gütiger Geist, welcher den Menschen zur Bewußtheit erhoben hat.

1) Cfr. Rom. II, 14. 13. und die Väter zu dieser Stelle.

2) Des Cartes meditations metaphysiq. III. Cfr. dessen Princip. Philos. P. I. n. 2.

3) Aug. Fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te. Confess. I, 1.

Aus fich wäre der Mensch nicht zum Denken, wie und weil nicht zum Sprechen, gekommen, deren Eines das Andere zur nothwendigen Bedingung und Form hat. (Penser sa parole, parler sa pensée. ') Es ist also ein höchst intelligentes, persönliches, mächtiges und gütiges Wesen, welches den Menschen zum Denken und Wollen durch die Sprache erweckt hat.

G. Erhaltung des Menschen.

Das Leben des Menschen hat in sich selbst kein Princip der Stetigkeit und Fortdauer, der gegenwäreige Augenblick ist kein hinreichender Grund der Eristenz des nachfolgenden; daraus, daß wir in einem Augenblicke da sind, folgt nicht, daß wir in dem andern da seyn werden. Da wir also den Grund, die Macht, im Daseyn zu verharren, nicht in uns haben, uns nicht selbst erhalten können, so ist ein Princtp außer und über uns, welches, in uns waltend, uns erhält, und nicht wieder von einem andern erhalten wird 2), sondern aus sich selbst ist.

H. Regierung des Menschengeschlechts.

Die Geschichte der Menschheit ist in ihrem Fortgange voll Offenbarung eines ihr vorstehenden intelligenten, freien, mächtigen und heiligen Princips. Ueberall eine große und harmonis sche, sanfte und gewaltige Lenkung aller Dinge zu Einem Ziele, Thaten und Schicksale des Menschen mit sich und dem Allgemeinen und Höchsten in Uebereinstimmung gebracht, das Böse wider seine Natur und Absicht dem Guten zu dienen gezwungen, dieses durch alle Gefahren und Kämpfe am Ende immer siegreich, allenthalben lauter Auflösung, Ausgleichung, Auferstehung und Verflärung, Gericht und Gerechtigket, lauter Erscheinung des höchst intelligenten, heiligen und mächtigen Herrschers der Menschheit. Die Geschichte der Natur läuft parallel mit der Geschichte des Geistes; die niedere äußere Ordnung schmiegt sich der innern geiftigen an, und dient ihr als Verkündigung ihres Zustandes, als

1) Bonald. Bey Tertullian schon daffelbe.

2) Des Cartes Princ. Philos. P. I. n. 21. Meditat. metaphys. III. Rlee's Dogmatif. II. Dritte Auß.

2

Mahnungs-, Buß- und Heilungsmittel in so herrlicher Weise, daß wie die Einheit und Selbigkeit des Herrschers der Natur und des Geistes, eben so dessen Intelligenz, Heiligkeit und Macht auf das Klarste hervorleuchten.

I. Vollendung des Menschen.

Die Vollendung des Menschen fordert höhere Leitung und Assistenz; die Vergeltung nach dem Maaße des innern moralischen Werthes eines Jeden, die wahre Beglückseligung der ihrer durch Tugendhaftigkeit würdig Gewordenen, ist ohne die Eristenz einer heiligen, mächtigen und gütigen Intelligenz nicht gedenkbar.

K. Webereinstimmung des Menschengeschlechts im Glauben an Gottes Daseyn.

Alle Völker glauben an ein höchstes Wesen. Diese Uebereinstimmung, als so allgemein, so constant und so unüberwindlich, ist darum nicht aus Vorurtheilen und Leidenschaften abzuleiten 1), sondern entweder aus dem in der Tiefe des menschlichen Geistes ursprünglich geseßten und fortwährend wach gehaltenen Gottesbewußtseyn, oder aber aus einer primitiven in der Erinnerung festgehaltenen Gottesoffenbarung, oder aus beiden zusam= men, immer also nur aus Gottes Eristenz selber, hinreichend zu erklären. Alle Menschen streben unwiderstehlich nach dem wahrhaften und höchsten Gut, sie glauben also an dessen Eristenz, also an Gott.

Anmerkung I. Daß alle Völker an Gottes Daseyn glauben, erkennen auch die heidnischen Weisen 2) und bemerken, seine Idee sey allen Menschen als solchen eingeboren ). Nach Mari

1) Cic. Opinionum commenta delet dies, naturae judicia confirmat. Nat. deor. II. 2. De quo autem omnium natura consentit, id verum esse necesse est. Nat. deor. I, 17.

2) Cic. Nulla est gens neque tam fera, neque tam immansueta, quae non, etsi nesciat qualem habere deum deceat, tamen habendum esse sciat. Nat. deor. II. 2. Plut. adv. Colot. Maxim. Tyr. diss. I.

3) Cic. Quae est enim gens aut quod genus hominum, quod non habeat sine doctrina anticipationem quandam deorum, quam appellat apón Epicurus, id est anteceptam animo rei quandam informationem,

mus von Tyrus ist Gottes Jdee nicht in sich haben eben so monströs, als Vogel seyn ohne Flügel (diss. I.), und nach Plato ist Niemand bis zum Ende seines Lebens ein Gottesläugner gewesen (legg. 1. X.).

Anmerkung II. Daß der hin und wieder vorgekommene oder vorgegebene Atheismus die Kraft des aus dem consensus populorum gebildeten Arguments nicht brechen oder schwächen kann, liegt klar am Tage. Der Erste, der es übrigens wagte, Gottes Daseyn in Zweifel zu ziehen, war Protagoras der Abderite 1), er ward deßhalb von Athen verbannt und seine Schriften wurden dem Feuer übergeben 2). Der Erste, welcher Gottes Daseyn läugnete, war Diagoras von Melos 3), darum auch Deos zugenannt; ihm folgte Theodor der Cyrenaiker *). Ferner werden als Atheisten genannt die Thoer oder Afrothoiten (Porphyr. abst. II. 8.).

III.

Ontologische Beweise.

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1) Gott ist, denn er kann nicht — nicht seyn, denn es läßt sich nicht denken, daß er nicht sey, denn es läßt sich nicht denken, daß das vollkommenste Wesen nicht sey, weil sich nicht denken läßt, daß das vollkommenste Wesen nicht das vollkommenste sey, die wesentliche Vollendung oder das wesentliche Fundament aller Vollkommenheit, das Daseyn, nicht habe. Oder auch so: Gott ist das, größer als welches nichts gedacht werden kann: existirte er aber nicht, so wäre er nicht das, größer als welches nichts ge= dacht werden kann, denn das Eristirende wäre größer; also eri

sine qua nec intelligi quidquam nec quaeri, nec disputari potest. Nat. deor. I, 16. Plato. Paedr. Procl. theol. Platon. I, 3. Plotin. Ennead. III. 1. V. c. I. Jamblich. myst. I. c. III.

1) Cic. Nat. deor. I, 1. Diog. IX. §. 51. Lact. ir. dei c. IX. 2) Cic. Nat. deor. I, 23.

Diog. IX. §. 52.

Min. Fel. Oct. c. VIII. Cfr. Menag. ad

3) Cic. Nat. deor. I, 1. 23. II, 37. Lact. div. inst. I, 2. Ira dei

c. IX. Arnob. adv. gent. I, 31. III, 56.

4) Cic. Nat. deor. I, 1. 23. Lact. Ira dei c. IX.

stirt Gott. Das ist der berühmte Anselmische Beweis 1). Die Entgegnung des Gaunilo, die herrliche Insel, welche er sich denfen könne, bestehe darum keineswegs in Wirklichkeit, oder die plattere des Königsberger Philosophen, daß er sich hundert Thaler in seiner Tasche denken könne, ohne dieselben zu haben, ist darum nichtig, weil hier in dem Begriffe des Objects das Seyn nicht enthalten, und das Denken eines solchen Objects kein nothwendiges, sondern rein willkürliches ist. Aber richtig, wie mir scheint, ist auf das: Gott ist der, größer als welches nichts gedacht werden kann,“ von Abälard mit: „Wenn er ist,“ erwiedert worden und dazu noch weiter zu erwiedern, daß in der Argumentation der subjective Begriff Gottes als dem objectiven gleich, der menschliche Gedanke als mit Gott identisch und consubstantial figurirt, daß in der Annahme unsers Begriffes als objectiven, Gottes Daseyn, da es doch bewiesen werden soll, schon vorweg_angenommen ist.

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2) Gott ist möglich, wenn er aber nicht eristirt, so ist er nicht möglich, also eristirt er 2).

3) Es existirt ein Wesen von sich (ens a se), das Wesen von fich aber ist Gott, also existirt Gott 3). Nehmen wir die einzelnen Glieder vor. Es eristirt ein Wesen von sich. Dieses erhellt so: Es gibt Wesen von einem Andern (entia ab alio); diese aber haben den zureichenden Grund ihrer Existenz nur in einem Wesen von sich; denn das erste der Wesen von einem Andern kann, als dieses, nur von einem Wesen, das nicht von ei= nem Andern, sondern von sich ist, seine Eristenz empfangen, wie flar ist. Wollte aber Jemand vorbringen, in einer unendlichen Reihe könnten diese Wesen von einander eines das andere be

1) Monolog. I-IV. Des Cartes Princ. Phil. P. I. n. 14. Meditat. V. 2) Hiegegen ist zu bemerken, daß im Oberfaße die logische, innere, im Untersage die phyfische, äußere, Möglichkeit gemeint, also gegen die erste logische Regel gesündigt ist; wonach auch die an sich ungereimte fernere Sicherstellung, daß im Nothwendigen von der Möglichkeit auf die Wirklichkeit der Schluß nicht unstatthaft sey, nicht weiter zu berücksichtigen ißt. 3) Thom. Summ. P. I. qu. II. art. III. Richard S. Victor. trin. I. Duns Scot. Sent, I. dist. II. qu. II. schol. VI.

6 sq.

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