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dingen, so wäre derselbe zu fragen, ob diese Reihe als kreislaufend oder als geradlinigt fortgehend und sich so producirend gedacht werden solle? Im ersten Falle wären die Glieder der Reihe wechselseitig Ursache und Wirkung, das zuerst Wirkende zugleich das zulegt Gewirkte, und jedes zugleich früher und später als es selbst, früher, weil die ihm folgenden Glieder bedingend, später, weil von diesen am Ende wiederum selbst bedingt und gewirkt. Im andern Falle aber wäre dagegen folgendes zu bemerken, daß 1) da nach dem Eristenzgrunde der ganzen Reihe der Wesen von einem Andern gefragt wird, man nothwendig nicht mehr innerhalb dieser Reihe bleiben, sondern nothwendig außer ihr, somit in einem Wesen, das nicht von einem Andern, sondern von sich ist, die Beantwortung der Frage suchen und finden kann. 2) Daß die angenommene actuel unendliche Reihe einen Widerspruch enthält 1). Denn, wie es offenbar ist, daß die einmal begonnene, a parte ante also endliche Reihe, in's Unendliche fortgehen, a parte post eine Art nämlich potentieller Unendlichkeit, d. i. Unbeendetheit, haben kann, so ist ebenfalls nicht weniger evident, daß eine actuel unendliche Reihe eine Ungereimtheit ist; da jede Reihe nur Zahl, als diese vermehrungs- und verminderungsfähig ist 2), was dem Begriffe des Unendlichen wider= spricht, bey welchem ein plus wie ein minus gleichermaaßen unmöglich ist. Auch wären die Theile einer unendlichen Reihe entweder unendlich oder endlich, davon ist aber, wie offenbar, Eines so abgeschmackt, wie das Andere. Zwar wollte es Kant bedünken, um die Endlichkeit der Reihe mit Gewißheit behaupten zu können, müsse man in einem unendlichen Regressus die ganze Reihe durchwandern, um dieselbe erfahrungsweise nach ihrer Totalität als endliche kennen zu lernen, ein solcher unendlicher Regressus sey aber eine bare Unmöglichkeit. Allein 1) kann es jedem Verständigen genügen, wenn etwas a priori und zwar mit mathematischer Evidenz sich als dieses ergibt, wie wir es denn wirklich so gesehen haben, daß jede Reihe und Zahl als solche naturnoth

1) So schon Arist. metaph. II. 6.

2) Aug. Civ. Dei XII, 18.

wendig endlich, nicht ohne ein Erftes, einen Anfang, nicht als unendliche gedacht werden kann, und 2) kann diese Reihe auch durch ihren terminus ad quem, durch ihr Vorwärtsreichen bis jezt und hieher auch erfahrungsweise als begrenzte erkannt werden, ohne daß wir die einzelnen Glieder rückwärts bis zum etwaigen terminus a quo zu durchlaufen haben.

Das Wesen von sich ist Gott. Dies soll also erhellen: Das Wesen von sich hat als solches die höchste Wesenheit, also die höchste Intelligenz und Macht, als aus der Wesenheit resultirende, mit ihr nothwendig zu sehende, ist also Gott 1). Oder auch so: Das Wesen von sich ist unendlich, denn es ist nicht beschränkt, weder von einem Andern, noch von sich. Nicht von eis nem Andern, weil es von Keinem bedingt ist, vielmehr selbst Alles bedingt; nicht von sich selbst, denn so wäre es entweder frei von sich beschränkt oder nothwendig. Ersteres kann nicht angenommen werden, weil fein Wesen sich frei beschränkt; Lezteres nicht, weil, wenn das Wesen von sich nothwendig durch sich selbst beschränkt wäre, der Grund dieser nothwendigen Beschränkung in ihm entweder als Wesen oder als von sich betrachtet lie gen müßte. Nun aber schließt der Begriff des Wesens die unendliche Vollkommenheit nicht aus, und wo sollte auch die unendliche Vollkommenheit seyn können, wenn nicht in einem Wesen? Eben so schließt auch das: von sich die unendliche Vollkommenheit nicht aus, als zu welcher vielmehr das von sich we sentlich gehört; und welche gar von diesem als ihrem Grunde und Formalen bedingt ist. Also ist das Wesen von sich in keiner Weise beschränkt, folglich unendlich 2). Wäre das Wesen von

1) So Richard a S. Vict. de trinit. I, 6-11. Duns Scot. sent. l. I. dist. II. qu. II. schol. VI.

2) An dieser Argumentation ist dies auszustellen, daß in der Disfunction zwischen der freien und nothwendigen Selbstbeschränkung das mittlere, nämlich die rein zufällige Beschränkung durch zufällige Nichtaufnahme einer Vollkommenheit, aus Unkenntniß derselben, ausge fallen ist; oder wollte man diese Einsprache nicht gelten laffen, so könnte dieses nur seyn, weil man die Möglichkeit einer solchen Unkenntniß in dem Wesen von sich in Abrede ftellen zu müssen glaubt; die kann aber nur in Abrede geftellt werden, wenn man die unendliche Kenntniß des Wesens von

sich endlich, so wäre es perfectibel, somit veränderlich, somit zeitlich; es kann aber nicht zeitlich seyn, folglich auch nicht endlich, es ist unendlich, Gott.

4) Es gibt ein Wesen für sich, auf welches Alles als Zweck bezogen, welches selbst auf nichts Anderes als Zweck bezogen wird, da wir sonst eine unendliche teleologische Reihe annehmen müßten, welche doch gleich der ätiologischen und aus denselben Gründen als ungereimt zu verwerfen. Dieses Wesen für sich ist aber als absoluter Selbstzweck und Endzweck Gott, also ist Gott').

5) Es gibt ein höchstes Wesen, sonst wiederum eine unendliche Reihe. Dieses Höchste ist infinibel (nicht zu einem Andern als Zwecke beziehbar), sonst wäre nicht es, sondern der Zweck das Höchste; also ist es auch incausabel, indem alles Wirkbare auch zweckbeziehbar ist. Als absolut incausabel ist es auch unbestimmbar, also das Bestimmteste, somit das Vollkommenste 2).

6) Wenn zufällige Wesen sind, so eristirt ein Nothwendiges ; das Nothwendige aber ist Gott, also ist Gott 3). Hierin ist nicht, wie Hegel*) meint, die Nothwendigkeit als bedingt von der Zufälligkeit geseßt, sondern umgekehrt das Zufällige als bedingt von dem Nothwendigen. Wenn die Welt ist, so ist Gott, ist nicht =: Weil und wie die Welt ist, darum und so ist Gott, sondern: Weil

fich als gewiß annimmt, also wenn man die unendliche Wesenheit des Wesens von sich annimmt, die aber erst bewiesen werden soll. Ferner will man in dieser Argumentation daraus, daß kein Grund der Nichtunendlichleit angegeben werden könne, schließen, daß also Unendlichkeit anzunehmen sey; dieses aber ist verkehrt, da nur das Seyn feines zureichenden Grundes, das Nichtseyn hingegen, da es nicht ist, keines bedarf, wir also nicht zur Angabe der Gründe aufgefodert werden können, um deren Willen das Wesen von fich für endlich zu halten wäre, sondern umgekehrt diejenigen, welche Gottes Existenz so beweisen zu können vermeinen, zur Angabe der Gründe, warum das Wesen von sich ein unendliches ist, anhalten dürfen und müssen.

1) Duns Scot. sent. 1. I. dist. II. qu. II. schol. VII. 2) Duns Scot. sent. l. I. dist. II. qu. II, scho!. VIJI.

3) Thom. Summ. P, I. qu. II. art. III.

4) Religionsphilosophie II, 18.

die Welt zufällig ist, so ist Gott daraus nothwendig zu erkennen. Die Zufälligkeit der Welt ist nicht principium essendi Gottes und feiner Nothwendigkeit, sondern sie ist principium cognoscendi Gottes, der ihr principium essendi ist. Das Zufällige ist nothwendig dieses, nämlich zufällig und effectibel, also ist das Nothwendige nothwendig dieses, nämlich nothwendig und effectiv (der Macht nach). Wiederum und weit ärger hat Hegel Unrecht, wenn er meint, dieses:,, wenn zufällige Dinge find, eristirt ein Nothwen= diges," sey in dem Sinne mit Wahrheit gesagt, daß das Nothwendige wirklich als Zufälliges erscheinen müsse, so vom Zufäl= ligen nach seinem Wesen und Daseyn bedingt sey 1).

7) Es gibt ein relativ Wahres, Gutes, Schönes, also ist auch ein absolut Wahres, Gutes, Schönes, ohne welches jenes nicht denkbar ist, also ist Gott 2). Es gibt Dinge, welche sind durch ein Haben des Seyns, und handeln durch Macht, die sie haben. Es muß also auch ein Wesen seyn, welches das Seyn, die Macht, nicht hat, sondern ist. Ueber dem niedrigen particulären, durch Theilnahme Guten muß ein höchstes, allgemeines, durch sich selbst Gutes existiren 3).

8) Ueber dem Nichtlebendigen ist das Lebendige, über dem Lebendigen das Empfindende, über dem Empfindenden das Denfende, über dem wandelbaren Denkenden das Unwandelbare, also Gott *).

9) Wir streben mit unausweichlichem und unüberwindlichem Geistes- und Gemüthsdrange nach dem Unendlichen, weder mit dem Gedanken noch mit dem Willen vermögen wir im Endlichen zu ruhen; wir müssen also von einem Unendlichen und für einen Unendlichen seyn, der allein unserm Innersten seine Idee und sein Verlangen einpflanzen konnte. Es muß also ein Gott seyn3).

1) Ebendas. II, 19.

2) Honor. Augustod. de cognit. verae vitae. (in Aug. Opp. T. VI. Ed. Maur.) C. VII. Thom. Summ. P. I. qu. II. art. III.

3) Aug. Trin. VIII, 3. n. 4. 5.

4) Aug. doct. Christ. I, 8. 9. cfr. 1. 83. qq. q. 54.

8) So Augustin, nach ihm Des Cartes de la methode P. IV. Meditations metaphys. III. Princ. Phil. P. I. n. 20.

Schlußanm. Diese und dergleichen Weisen und Formen der Vermittelung und Construction sind, wie schon gesagt, eben nur dieses. Sie haben das uns eingeschaffene Gottesbewußtseyn zur Grundlage, können und sollen dasselbe nur verschiedentlich erregen, gestalten, ausdrücken, nach allen Richtungen in unserer Seele, durch die ganze Natur und Geschichte entfalten, zu einem allgemeinen Alles in sich begreifenden und tragenden erweitern. Durch dieses eingeborne Gottesbewußtseyn einerseits und das zur Menschheit gesprochene äußerliche Offenbarungswort andererseits erhalten alle diese Inductionen, Nachweise und Deductionen allein ihren rechten Bestand und Halt. Daß eine oberste Welt= ursa che, ein Urgrund aller Dinge existirt, und daß dieser sehr vollkommen ist, dies nachzuweisen möchte die Argumentation wohl ausreichen, aber daß diese Weltursache unendlich voll= kommen ist, möchte wohl hauptsächlich daraus gewiß seyn, daß dieselbe in der äußern Offenbarung ihre unendliche Vollkommen= heit verkündet hat, und die Gnadenstimme in dem Innern der Seele dasselbe mit Macht wiederholt.

Daß Gottes Daseyn nicht bloß auf den Grund menschlicher Beweise für wahr und gewiß zu halten ist, muß jedem Besonnenen einleuchten, wenn er erwägt, daß sonst fast das ganze Menschengeschlecht verdammt war, ist und seyn wird, Gottes Daseyn nicht zu erkennen. Denn es war eine Zeit, da diese sogenannten Beweise noch nicht formirt waren, und nie wird die kommen, daß die Masse auf solche Beweise wissenschaftlich einzugehen Bildung und Luft genug haben wird. Wäre der Syllogismus die wahre und einzige Himmelsleiter, worauf die Creatur zu Gott hinauf steigen könnte, so hätte die Vorsehung das Menschengeschlecht gleich in den Besit dieses einzigen Mittels segen müssen. Im alten Testament ist nirgend ein für das Daseyn Gottes geführter Beweis zu erblicken. Ueberall nur Entwickelung seiner Eigenschaften, seiner Wissenschaft und Macht, um zu zeigen, daß Jehovah der Herr aller Dinge '), Verkündigung seiner Machtvollkommenheit, daß die Creatur gegen ihn verstummen muß (Hiob. XXXVII-XLI.),

1) Jes. XL, 21 sq. XLII, 5. XLV, 18. Jerem. XXV, 22.

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