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sein Medikament nicht annehmen will, der Fürst seinem Unterthanen, welcher seine Gnade zurückweist, der Lehrer dem Schüler, welcher seine Anweisung zurückweist. Eben so ist evident, daß diese bloß zureichende Gnade mit der Gütigkeit Gottes im Einklang ist, da 1) dieselbe keine Gnade, geschweige ein so großes und überflüßiges Maaß der Gnade an die Creatur schuldet, da 2) der Schaden, welcher derselben aus der Nichtwirkung erwächst, ihr allein beizumessen ist; abgesehen davon, daß 3), wenn die bestimmte Wirkung sich nicht ergibt, dennoch eine gewisse Wirkung, eine Erleuchtung, Erregung, Stimmung und Vorbereitung für eine künftige volle Wirkung die Folge seyn kann.

Die wirksame Gnade (gratia efficax) ist in der heil. Schrift verkündet, wo Gott als Beschneider (Deut. XXXI, 6.), Neuschaffer (Ez. XI, 19. XXXVI, 26. Ps. LI.), allmächtiger Lenker (Prov. XXI.) des Herzens, welcher in dasselbe seinen Bund eingräbt (Jerem. XXXI, 31.), bezeichnet, wo ihm das Wollen und Vollbringen des Guten 1) zugeschrieben wird. Sie erkennt und bekennt die Kirche durch den Mund der Väter 2) und in ihren Gebeten, da sie Gott als die Quelle alles Guten in uns anruft, und ihm für alles Gute in uns Dank sagt.

Den Unterschied der wirksamen Gnade gegen die hinreichende bestimmen Einige als bloß äusserlich und zufällig in der Annahme, je nachdem die Creatur der Gnade folge oder nicht, erhalte sie den Namen der wirksamen oder aber hinreichenden; Andere suchen den

1) Eph. II, 10. Ipsius enim factura sumus, creati in Christo Jesu in operibus bonis; quae praeparavit deus, ut in illis ambulemus. Phil. II, 13. Deus est enim, qui operatur in vobis et velle et perficere pro bona voluntate. I Thess. V, 24. Fidelis est, qui vocavit vos, qui etiam faciet. Heb. XIII, 20. Deus autem pacis ... 21. aptet vos in omni bono, ut faciatis ejus voluntatem faciens in vobis, quod placeat coram se per Jesum Christum. Ps. LXXIX, (Vulg.) 16. Et perfice (1) eam (vineam), quam plantavit dextera tua, et super filium hominis, quem confirmasti tibi. 17. Et non discedimus a te, vivificabis nos et nomen tuum invocabimus. 2) Tert. anim. XXI. Cyp. Epl. LXXIII. Greg. Naz. or. XXXI. Ephr. de grat. etc. Aug. Quidquid ille operatur per nos, nos videmur operari. In Ps. XXX. En. II. n. 4.

Grund und Charakter der Wirksamkeit in der besondern Constellation der Umstände, unter welcher die Gnade gegeben, und von welcher ihre Einwirkung besonders gesteigert werde, wo auch wiederum der Unterschied für ein bloß äusserlicher erklärt, und im Hintergrunde bewußter oder unbewußter Weise die Meinung festgehalten ist, daß Gott allzeit und überall ein gleiches Maaß der Gnade spendet, was wir vorhin als falsch erkannt haben. Und so bleibt, um den Charakter der wirksamen Gnade in ihrer Differenz gegen die hinreichende nicht zu einem bloßen Schein herabzusehen, und den Grundsaß, daß Gott nicht Allen und allzeit gleich viel Gnade gebe, festzuhalten, nur übrig, eine besondere Größe und Intensität der Gnade und göttlichen Einwirkung anzunehmen, die besondere Effectuosität aus einer besondern Affectuosität Gottes, wenn der Ausdruck erlaubt ist, abzuleiten.

Diese verschiedene Mit- und Austheilung der Gnade hat zu ihrer Verständigung nicht mehr und nicht weniger als Gottes Machtvollkommenheit, und ihr entsprechend, der Creatur Anspruchlosigkeit, den klar erfaßten Begriff der Gnade; weiter die Analogie der so verschieden vertheilten natürlichen Gnaden, die in der Geister, Menschen- und materiellen Welt beobachteten hierarchischen Aufstufungen. Wie keine Ordnung sich beschweren kann, eben diese zu seyn, Gott ohne Verlegung seiner Gerechtigkeit und Güte das Thier als dieses, den Menschen als diesen, und nicht als Engel, schaffen konnte, und den verschiedenen Individuen in derselben Ordnung verschiedene Maaße natürlicher Kräfte und Fähigfeiten gegeben hat, so konnte er auch seiner Güte und Gerech tigkeit unbeschadet den einzelnen Individuen und Ordnungen verschiedene Maaße übernatürlicher Kräfte und Gnaden verleihen.

Die Vertheilung der Gnade geschieht nach dem Willen des Vaters1), durch Vermittlung Christi und des Glaubens an ihn2), und durch den heil. Geist als vertheilendes Princip +).

1) Joan. VI, 37. 39. 44. 66. Matth. XX, 23. I Pet. V, 10. Deus autem omnis gratiae, qui vocavit nos in aeternam suam gloriam in Christo Jesu, modicum passos ipse perficiet, confirmabit, consolidabitque.

2) Phil. I, 29. Vobis donatum est pro Christo, non solum, ut in eum credatis, sed ut etiam pro illo patiamini. II Pet. I, 3. 4.

D.

Empfang der Gnade.

Bei dem Empfange der Gnade verhält sich der Mensch nicht rein passiv, sondern er ist dabei mit seiner Freiheit thätig.

1) Das erhellt aus der Schrift, wo sie den Menschen auffodert, sich gegen die Gnade nicht zu verschließen 1), und diejenigen preist, welche die Gnade aufnehmen 2), und die anklagt, welche der Gnade den Eingang in ihr Herz versperren 3).

2) Gleiches erhellt aus der Lehre der Kirche), namentlich aus der Entscheidung des Concils von Trient (sess. VI. can. IV.).

3) Das erhellt aus der Betrachtung der Wirklichkeit, wonach Einige die Gnade in sich aufnehmen, Andere sich gegen dieselbe verschließen. Auch liegt dieses eben sowohl in der Würde der Gnade als jener des Menschen, daß sie nicht rein passiv, sondern auch activ empfangen, positiv angenommen und ergriffen werde, daß der Mensch bei dem Empfang der Gnade sich als Mensch verhalte.

Anmerkung. Man kann nicht behaupten, daß zum wirklichen Annehmen einer dargebotenen Gnade wiederum eine besondere Gnade erfoderlich sey, sonst müßte auch, um diese besondere Gnade empfangen zu können, wiederum eine besondere Gnade erfoderlich seyn, und so ins Unendliche. Wie die Sonne nicht einer andern Sonne bedarf, um gesehen zu werden; die Freiheit, um sich zu gebrauchen, nicht wieder einer andern Freiheit bedarf, und die Vernunft, um sich zu erkennen, nicht wieder einer Vernunft bedarf, so braucht die Gnade auch nicht eine andere Gnade, um empfangen zu werden; indem sie sich gibt, macht sie den Menschen tüchtig zu ihrem Empfang.

+) I Cor. XII, 11. Haec autem omnia operatur unus atque idem spiritus dividens singulis prout vult.

1) Jes. I, 19. P. XCV, 8. Heb. II, 7 sq.

2) Joan. I.

3) Prov. I, 24 etc. Jes. LXV. LXVI. Act. VII, 31. Matth. XIII, 18. 4) Cyr. Θεοῦ τὸ χαρίσασθαι, τὸν δὲ τὸ λαβεῖν καὶ διατηρῆσαι. Cat. I.

E.

Wirksamkeit der Gnade.

Die Gnade wirkt das Erkennen (nosse) und Wollen (velle) '), Können (posse) und Thun (operari). Sie ist Erleuchtung) und Salbung 3); sie bewirkt das Wollen nicht bloß mittelbar, durch das Erkennen nämlich, eben so das Thun nicht mittelbar bloß durch das Können, sondern unmittelbar. Nach Schrift und Tradition ist unser Wollen und Thun sein Werk in uns mit uns*), sein Eigenthum krönt er in unserm Werke, als welches zugleich seines 3) ist. Der Wille bedarf weit mehr der erneuenden und kräftigenden Berührung des Fingers Gottes, als die Erkenntniß, in ihm muß die Mitte unseres Seyns umgeboren, das neue Leben gegründet werden; er ist verfälschter als die Erkenntniß, in ihm die Sünde, aber nicht bloß in wiefern er gefallen, so tief gefallen ist, sondern in wiefern in ihm unsere eigentliche Ichheit, und diese eine endliche ist, muß er von der Gnade ergriffen und zu Gott hin bezogen und erzogen werden. Die Wirksamkeit der Gnade ist der Art, daß sie die Wirksamkeit des Menschen nicht ausschließt. Gottes Gnade und des Menschen Freiheit wirken zusammen, eine durch und mit der andern, darum bezeichnet der Apostel sich als Gehülfe, Mitarbeiter Gottes ), und die Gnade als seine Helferin). Was aber von dem Apostel in den Werken des Apostolates gilt, gilt von jedem Christen in den Werken des

1) Phil. II, 13. Deus enim est, qui operatur in vobis et velle et perficere pro bona voluntate.

2) Eph. I, 18. Μac. Ἡ τοιαύτη πνεύματος ἔλλαμψις, οὐχ οἷον νοημάτ των μόνον ἀποκάλυψις ἐστι καὶ φωτισμός χάριτος, ωςπερ εἴρηται· ἀλλ ̓ ὑποστατικοῦ φωτὸς ἐν ταῖς ψυχαῖς καὶ διηνηκὴς ἔλλαμψις. Lib. ment. n. XXII. 3) I Joan. II, 20.

4) Aug. Quidquid ille operatur per nos, nos videmur operari. In Ps. XXX. En. II. n. 4.

5) Aug. Si ergo dei dona sunt bona merita tua, non deus coronat merita tua tanquam merita tua, sed tanquam dona sua. De grat. et lib. arb. VI. n. 15.

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6) I Cor. III, 9. Dei enim sumus adjutores (σúvɛpyo).

7) I Cor. XV, 10. Abundantius omnibus laboravi, non ego autem,

sed gratia mecum. Phil. IV, 13. Omnia possum in eo, qui me confortat.

Heiles, und was will das bedeutende, daß jeder nach seinem Werke Lohn empfängt (I Cor. III, 8.), wenn kein Wirken Statt findet, und daß jeder von Gott Lob empfängt (I Cor. IV, 5. ), wenn er auch nichts gethan? Dasselbe geht aus dem Gleichnisse vom Weinstock hervor, dessen Kraft und Wirksamkeit die Mitthätigkeit der Reben nicht ausschließt. So redet auch Christus von einem Gezogen werden zu ihm, und zugleich von einem Kommen zu ihm. So steht im A. T., daß Gott unsere Schritte lenkt1), und eben so, daß wir gehen 2). Gegen diese Lehre von der Mitwirksamkeit des Menschen ist nicht die Stelle I Cor.IV, 7., wo gesagt ist, daß wir Alles von Gott empfangen haben, denn diese Macht der Mitwirksamkeit gehört mit zu dem, was wir von Gott empfangen haben. Oder sollte es wohl angehen zu sagen, wir haben Alles von Gott empfangen, also haben wir nichts, wir haben von Gott alle körperlichen und geistigen Kräfte empfangen, wir haben sie also nicht? Wollte man aber das Bild vom Thon und Töpfer pressen (Jes. XLV.), so müßte man dem Menschen auch seine Sinne, Seele und Unsterblichkeit abläugnen.

Die Wirksamkeit der Gnade ist wesentlich vorausgehend und initiativ nach Schrift3) und Tradition*) und gemäß der

1) Jerem. X, 23. Prov. XVI, 1. 9. Psalm. CXIX, 5. 35. 133. 2) Psalm. CXIX, 1. 30. 45. 128. 168. Prov. XV, 9. XVI, 9. Jerem. VII, 3. 5.

3) Ps. LIX, 11. Eph. II, 10. Phil. II, 13. Heb. XIII, 20. etc, Joan. XV.

4) Cyr. Cat. XIII. n. 40. XVI. n. 19. (Cf. Touttée in Cyr. diss. III. c. VII. n. 47 sq.) Aug. Non volentis, neque currentis, sed miserentis est dei, ut totum deo detur, qui hominis voluntatem bonam et praeparat adjuvandam, et adjuvat praeparatam. Enchir. XXXII. Fulg. Quisquis gratia praeveniente accipit justitiam, nonnisi eadem subsequente pervenit ad coronam. Ita si fratres nostri secundum doctrinam suam deo adjuvante percipiant, nunquam conabuntur disputationibus suis sic humani arbitrii virtutem infirmam defendere, ut gratiae dei convincantur adversantia sapere, cum potius omnes, qui vitae desiderant fieri aeternae participes, oporteat sanctorum patrum divinitus inspiratis informari et adhaerere sententiis, qui gratiae divinae sic illuminati sunt dono, ut indubitanter assererent, in hominis voluntate nihil bonae cogitationis oboriri, nisi quod

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