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Churwalderberg und über die Jochalp gegangen sei, wo sich im sogenannten Schwarzwald an der obersten Waldgrenze Ueberreste einer via strata finden; von da habe sie das vordere Schanfigg berührt und endlich Chur, die Hauptstation in Rhätien, erreicht. Es ist nicht nothwendig, von dieser hier zu sprechen, da sie in den römischen Ansiedelungen der Ostschweiz 1860 p. 318 ff. ausführlich beschrieben wird.

Die Strasse über den Splügen.

Wenn man von Mailand über den Comersee (früher lacus Larius genannt) nach Chiavenna gelangt ist, so befindet man sich am Eingang zweier Thäler, durch welche die Römer Strassen über die Alpen nach Chur geführt haben. Das eine Thal haben wir bei der Beschreibung der Julierstrasse kennen gelernt, das zweite, das Jakobsthal, führt uns an den Fuss eines, zwar etwas niedrigeren, aber weit wilderen und rauheren Gebirgsstockes, den Splügen (6500' hoch), an dessen steilen Bergwänden und schauerlichen Abgründen die Römer einen Weg auf den Gipfel hinauf bauten, von da nicht mit geringerer Kunst in das östliche Thal hinunter zogen und auf solche Weise die kürzeste Strasse von Mailand nach Chur erstellten. Als ich den Splügen bereiste, wünschte ich die noch vorhandenen Spuren des Römerweges aufzusuchen und zu verfolgen, um wo möglich die Richtung und die Anlage desselben genauer kennen zu lernen; allein Regenwetter und Stürme vereitelten dieses Vorhaben, und ich muss mich begnügen, ältere Berichte, die im N. Sammler 1812 p. 307 enthalten sind, und mündliche Erzählungen, die ich in Splügen und Campo dolcino vernommen habe, hier mitzutheilen. Es ist sehr schwierig, die Spuren dieser alten Strasse von Chiavenna bis auf die Höhe des Berges aufzufinden, denn nicht nur ist dieselbe an vielen Stellen unterbrochen, sondern auch die beiden. Stationen Tarvessede und Cuneo aureo, welche auf der Südseite von der römischen Regierung angelegt waren, sind spurlos verschwunden.

Der älteste Weg, der von Campo dolcino auf den Splügen führte, ging über Madese oder Madesimo, und soll auch jetzt noch für Saumrosse gangbar sein; er ist aber so steil und schwierig, dass man geneigt ist, die Beschreibung, welche Strabo von den Gefahren der rhätischen Alpenstrassen macht, die ich oben mitgetheilt habe, auf diesen Pass zu beziehen. Auch Claudianus, der in einem Gedicht de bello Getico den Feldzug Stilichos gegen die Gothen unter Kaiser Honorius im Jahr 395 besingt, beschreibt (V. 319 ff.) die Schrecknisse, welche das römische Heer beim Uebergang über die rhätischen Alpen bedrohten, so anschaulich, dass man wohl hierbei an keine andere Strasse denken kann, als an diejenige über den Splügen. Madese wird von Vielen für den im Itinerarium Antonins genannten Ort Tarvesede, wo die römische Station errichtet war, gehalten; auch die Angabe der Distanz von da nach Chiavenna widerstreitet nicht. Ich kann aber nicht beurtheilen, ob der Name Madese aus Tarvesede hergeleitet werden kann, und ob eine solche Umwandlung in der rhätischen Sprache durch Analogie bestätigt wird.

Ein zweiter Weg zieht sich mitten durch das freundliche Thal von Campo dolcino durch Wiesengründe nach dem grossen Dorfe Isola, und diese noch gut erhaltene via strata wird nach Tradition von den Bewohnern auch für römisch gehalten. Sie zieht sich dem Cardinell gegenüber steil aufwärts auf den Bergrücken, und es sind auch hier noch deutliche Spuren vorhanden. Später wurde sie verändert und durch den Cardinell angelegt; allein auch dieser Weg ist übel berüchtigt wegen der mühsamen Schlangenlinien und wegen der schauerlichen Abgründe. Nahe beim Bergwirthshaus stehen die Ueber

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bleibsel eines alten Thurmes; allein ich konnte nicht erfahren, ob derselbe römischen Ursprung habe. An diesem Orte mag auch die römische Station, die in der Peutingerschen Karte Cuneus aureus genannt wird und von Tarvesede 10 Millien entfernt war, gestanden haben; denn die Entfernung von Madesimo bis zum Bergwirthshaus, wo auch die Dogana steht, stimmt überein. Der alte Name dieser Station ist erloschen; ich erinnere mich aber, vor mehreren Jahren von Herrn Bürgermeister Albertini zu Chur, einem tüchtigen Forscher der Geschichte Bündens, gehört zu haben, dass nicht weit vom Bergwirthshaus, wo die alte Strasse durchgegangen sei, eine Localität auch jetzt noch Cunno d'oro heisse, und dass man vermuthe, hier sei in alter Zeit auf Gold gegraben worden. Die alte Strasse führt von der Höhe steil hinunter nach dem Dorfe Splügen, und man findet in der tiefen Schlucht, die sich gegen das Dorf hinunterzieht, noch beträchtliche Ueberreste derselben.

Es ist weit leichter die Spuren der römischen Strasse vom Dorfe Splügen bis nach Chur hinunter zu verfolgen als jenseits auf der italienischen Seite, wo die Rauhheit des Klima und die Winterstürme jeder Ansiedelung der Menschen und dem Bau der Strassen den beharrlichsten Widerstand leisten. Von Splügen dagegen abwärts zieht der Weg durch das Schamserthal auf der Sonnenseite des Berges über fruchtbare Alpen und schönes Berggelände, sowie auch durch viele Dorfschaften, die seit uralter Zeit hier bestanden. Hier hat sich die Erinnerung an die Römerstrasse erhalten; und die Bewohner sprechen gern von jenef frühern Zeit, als dieselbe durch ihre Dörfer und über ihre Höhen zog und mannigfachen Verkehr und Erwerb in das stille Thal brachte. Die Römer bauten die Strasse nicht neben dem Rhein und umgingen die Schluchten, so dass sie gegen Ueberschwemmung und gegen Verschüttung durch Lauinen weit gesicherter war als die jetzige. Nichts desto weniger hatte auch sie ihre schlimmen Tage, und bot im Winter ebenfalls mancherlei Ungemach dar. Denn der Schnee häuft sich in diesem Thale oft so hoch auf, dass kaum Häuser und Ställe aus demselben hervorragen, und der Reisende ist oft genöthigt, sich dem wunderbaren Instinkt des Pferdes zu überlassen, das über Höhen und Tiefen und über Schwindel erregende Schneebrücken den sichern Pfad findet.

Wir wollen nun die römische Strasse näher bezeichnen. Oberhalb der Kirche zu Splügen ist sie noch vorhanden und zwar in gutem Zustande, 5 Fuss breit; sie zieht von da über die Wiesen am Fuss des Kalkberges nach Sufers und wird jetzt noch von den Bewohnern dieser Dörfer gebraucht. Ausserhalb Sufers windet sie sich aufwärts, gelangt nach Perfils, auf die Alp Durnaun und an die Bergseen, von da weiter auf die Schamseralpen, namentlich in die grosse und schöne Alp Arosa, wo noch Spuren der via strata und das Gemäuer einer ehemaligen Sust, auch die Rudera eines Badhauses, wie berichtet wird, vorhanden sind. Die Volkssage, die hier verbreitet ist, bezeichnet dieses alles als römisches Werk.

Aus der Alp Arosa zieht der Weg oberhalb der Dörfer Wergenstein, Mathon und Lon, am Fuss des Piz Peverin vorüber in den sogenannten Dürrenwald auf den Maiensäss Seissa. Dass hier noch deutliche Spuren einer im Zickzack gebauten, 6 Fuss breiten besetzten Strasse vorhanden sind, wird im N. Sammler 1808 p. 162, 1806 p. 353 berichtet.

Wir müssen hier verweilen und die Peutingersche Karte des römischen Reiches zur Hand nehdenn in dieser wird zwischen Curia und Cuneo aureo, von dem wir oben sprachen, eine Station Lapidaria genannt.

Es ist wahrscheinlich, dass dieselbe hier im Schamserthale lag, allein der Name ist verschwunden. Der Geograph Cluver suchte sie im Dorfe Splügen, was der bedeutendste Ort in diesem Thale ist;

Dr. Brügger vermuthet, sie habe entweder dort gestanden, wo noch Trümmer einer ehemaligen Sust vorhanden sind, also in der Alp Arosa, oder in der Nähe des Dürrenwaldes auf Seissa oberhalb Thusis. Die letztere Annahme wird dadurch begründet, dass der Name Seissa nichts anderes als eine Uebersetzung von Lapidaria sei. Auch der Thalname Schams, der in rhätischer Sprache Sessam heisst, soll Stein bedeuten, und darf nicht als Sexamnes gedeutet werden, wie er zwar in einer alten Urkunde lautet; denn man hat mit Recht entgegnet, dass die Zahl der Bäche, die in diesem Thal entspringen, weit grösser als sechs sei, und dass diese Etymologie wohl gelehrt sei, aber nicht der Wirklichkeit entspreche.

Von Seissa führt der Weg durch das Nollathal, wo noch kleine Strecken besetzter Strasse erhalten sind, auf den sanftgeneigten Abhang des Heinzenberges nach Urmein und Portein (Porta) und andern Burgen und Ortschaften vorüber nach Präz. Die Dörfer dieses Berges sind in so gerader Linie und fast gleicher Höhe erbaut, dass schon früher die Vermuthung ausgesprochen wurde, dass dieselben an der alten Strasse gelegen seien, die von Chur nach Schams geführt habe. In den Aeckern dieser Gegend werden oft römische Münzen gefunden.

Von Präz gelangt man durch den Tannen- und Buchenwald auf sicheren Spuren in die Räzünseralp und steigt endlich in die Ebene von Räzüns an den Rhein hinunter. Im Laufe der Zeiten wurden bei veränderter Richtung der Strassen in diesem Thale an verschiedenen Stellen Brücken erbaut; es ist aber wahrscheinlich, dass die älteste bei Räzüns erbaut war, wo sie zugleich mit leichter Mühe beschützt und vertheidigt werden konnte, und dass die Strasse von da über Vogelsang und Ems die Stadt Chur erreichte.

Es muss aber noch beigefügt werden, dass im Thale von Räzüns sich eine andere römische Strasse abzweigte, die nicht nach Chur lief, sondern auf kürzerem aber beschwerlicherem Wege nach Tamins über Foppa und den Kunkelspass (Cuncala) nach Vättis, Vadura, zur Porta romana bei der Ruine Wartenstein oberhalb Ragatz und von da nach Sargans führte. S. die römischen Ansiedelungen in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft 1860 p. 336.

Wie lückenhaft nun auch die römische Strasse über den Splügen bis Chur in unserer Beschreibung erscheint, so lässt sich doch die Richtung und der Character derselben grossentheils erkennen. Die neue kunstvolle Strasse, die durch die Via mala gebaut ist, hat bekanntlich eine ganz andere Richtung und trifft mit der alten nur beim Dorf Splügen, bei dem Bergwirthshaus an der Dogana und bei Campo dolcino zusammen.

Die Strasse über den Bernhardin.

Aus Mailand führte eine römische Strasse nach Como und von da nach Bellinzona. *) Hier öffnen sich zwei lange Gebirgsthäler nach verschiedenen Seiten der rhätischen Alpen. Das eine ist das Moesathal, das Thal von Misox, durch welches ein Weg auf den Vogelberg führte. Man vermuthet, dass der Kaiser Constantius im Jahr 396 über diesen Alpenpass (6584' über Meer) ging, um die Alamannen im Linzgau zu bekriegen. Er ging nämlich von Mailand nach Rhätien durch die Campi Canini, wie Ammianus Marcell. XV. 4. 1. berichtet; diese lagen in der Gegend von Bellenz, wie aus einer Stelle des Gregor von Tours erhellt. (S. F. Keller, Römische Ansiedelungen pag. 325.)

*) Der alte Name ist Bilitione bei Gregor. Turon. X. 3., oder Bellitiona bei Geogr. Rav. p. 251, oder Bellinciona bei Guido p. 458.

Von da zieht die Strasse aufwärts an den Fuss des Vogelberges. Dieser heisst im Mittelalter Mont aquil und Mons avium, Avicula, und wird für einen Theil des grossen Gebirgstockes im Rheinwald gehalten, der von Ptolemäus u. A. Adula genannt wird. Der Name Mons avium findet sich in einem Gedichte des Bischofs Liutprand, das er voll Unmuth mit den Worten Improbe Mons avium tali neque tu nomine dignus etc. beginnt, weil auf dieser Strasse Willa, die Gemahlin des Markgrafen Berengar, im Jahr 940 ihren Verfolgern glücklich entflohen war. (N. Sammler 1812 p. 311. F. Keller, der Einfall der Sarazenen pag. 11.) Jetzt wird der Berg gewöhnlich Bernhardin genannt, weil eine Kapelle des heil. Bernhardin von Siena, der im Jahr 1444 starb, hier erbaut wurde.

Am Fuss desselben ist die alte Strasse, welche die Tradition den Römern zuschreibt, noch in langen Ueberresten vorhanden, und man sieht sie rechts von der jetzigen an der Sonnenseite des Berges in gerader Linie emporsteigen; sie ist 5-6 Fuss breit, gut besetzt und an vielen Stellen durch Mauerwerk unterstützt, zieht neben dem kleinen Dorfe Bernhardin rechts aufwärts an den See und längs demselben ohne Unterbrechung weiter bis an die schroffe Bergwand, von wo man in den Rheinwald hinuntersteigt. Diese ganze Strecke ist gut unterhalten, und wird im Winter und Frühling noch häufig benutzt. Es gibt nämlich an der jetzigen Strasse oberhalb jener Bergwand mehrere Stellen, wo der Schnee oft bis zu 30 Fuss Höhe von den Winden zusammengeweht wird; so oft dieses geschieht, ist man genöthigt, die neue Strasse zu verlassen und auf die alte hinüberzugehen, auf welcher diese gefährlichen Stellen vermieden sind. Die Fuhrleute, die ich hier traf, äusserten sich sehr unzufrieden mit der neuen Strasse; sie sei für den Sommer allerdings gut und bequem, aber für die schlechte Jahreszeit, wo alle bösen Geister auf diesem Berge toben, sei die alte weit besser angelegt, weil sie auf der Sonnenseite sich befinde, und habe mit grosser Umsicht und Klugheit sich von den schlimmsten Stellen fern gehalten.

Von der Bergwand geht die alte Strasse links von der jetzigen ziemlich steil durch den Wald nach Hinterrhein hinunter, und ist noch ziemlich gut erhalten; sie überschreitet im Thale den Rhein auf einer schmalen steinernen Brücke, welche die Sage den Römern zuschreibt. Von hier zieht sie nach Medels, wo von ihr noch einige Spuren vorhanden sein sollen, nach Nufenen und dem Dorfe Splügen, wo sie sich mit derjenigen vereinigte, die aus Chiavenna über den Splügen durch Schams nach Chur zog.

Das zweite Gebirgsthal, das bei Bellenz sich öffnet und an den Fuss rhätischer Alpen sich erstreckt, heisst das Bleniothal. Einige vermuthen, dass die alte Strasse, welche durch dasselbe sowohl über den Lucmanier nach Dissentis, als über la Greina nach Ilanz führt, von den Römern angelegt wurde. Der Weg über den Lucmanier wird im frühern Mittelalter häufig erwähnt als derjenige, auf welchem sowohl irische Glaubensboten in dieses Land gelangten, als auch Kaiser mit ihren Heeren gezogen waren; ob er aber Spuren römischen Strassenbaues zeige, konnte ich nicht genau erfahren, doch scheint für einstige Anwesenheit der Römer im Bleniothal der Umstand zu sprechen, dass im Jahr 1852 bei Malvaglia ein grosser Fund römischer, dem III. Jahrhundert angehörender Münzen (ungefähr 3000 Stücke) gemacht wurde.

Ueber die lepontinischen Alpen, jetzt St. Gotthard, auf welche man von Bellenz durch das Livinerthal gelangt, haben die Römer, so viel wir wissen, keine Strasse erbaut.

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