Obrázky na stránke
PDF
ePub
[graphic]
[ocr errors]
[graphic]

Die römischen Ansiedelungen

in der Ostschweiz.

II. Abtheilung.

Von

Dr. Ferdinand Keller.

Zürich.

In Commission bei S. Höhr.

Druck von David Bürkli.

· 1864.

Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft.

Band XV. Heft 2.

Römische Ansiedelungen in der Ostschweiz.

Die Anfänge römischer Niederlassung in unserer Gegend lassen sich, wie im ersten Abschnitt 1) dieser Mittheilung gezeigt worden, bis auf die Regierung Augusts zurück verfolgen. 2) Sie fallen ohne Zweifel in jene Zeit, in welcher die Verhältnisse der gallischen Provinzen geordnet und, nach Unterwerfung der rätischen Gebirgsbewohner, im Jahr 15 v. Chr., ein Theil der Ostschweiz der Provinz Rätien, der helvetische Gau aber dem einen der militärisch verwalteten Grenzbezirke der belgischen Provinz, der Germania superior, einverleibt wurde. Vindonissa, der südlichste Lagerplatz des längs der Rheinlinie aufgestellten Heeres, ist unstreitig die älteste römische Ansiedelung in unsern Thälern und der Ausgangspunkt römischer Kultur für den mittleren Theil des Landes. Mit der Anlegung dieser Castra Vindonissensia, die über ein halbes Jahrhundert Standquartier einer ganzen Legion blieben, fand zugleich auch die Gründung mehrerer festen Punkte, Castelle, zwischen Augusta Rauricorum und dem Bodensee Statt, ferner die Einrichtung von Heerstrassen mit Stationen, zur Unterkunft der im Marsche begriffenen Truppen. In der Nähe dieser Militärposten entstanden, wie es heute noch in eroberten Ländern geschieht, kleine unter dem Schirme der nahen Besatzung stehende und von den Bedürfnissen der Truppen abhängige Ortschaften; auch rief der Verkehr auf den Strassen Herbergen und Werkstätten verschiedener Art in's Dasein. Waren diese Wohnplätze auf die Nähe des Rheins und den Lauf der Strassenzüge beschränkt, so breitete sich dagegen eine andere Art römischer Ansiedelungen, deren Natur tiefer in die Lebensweise der gallischen Bevölkerung eingriff und in der Folgezeit eine bedeutende Veränderung im Aussehen des Landes bewirkte, nach dem Innern des helvetischen Gaues aus. Der Unterhalt und die Verpflegung einer ansehnlichen Truppenmasse erforderte regelmässigen Zufluss von Lebensmitteln für Menschen und Vieh. In fruchtbaren, von dem Hauptquartier aus leicht zugänglichen Thälern und in nicht allzugrosser Entfernung von demselben, mussten, wie im ersten Abschnitte angeführt wurde, landwirthschaftliche Anstalten gegründet werden. Es ist kaum zu bezweifeln, dass diese Höfe, deren Anlegung, Erweiterung und Unterhaltung, wie die Stempel auf den hier zum Vorschein kommenden Dachziegeln beweisen, von Windisch aus stattfand, von Veteranen 3) beworben wurden, welche beträchtliche Stücke confiscirten Landes als Belohnung für langen Dienst erhalten hatten, mit der Verpflichtung, einen Theil des Ertrages ihrer von Steuern und andern öffentlichen Lasten befreiten Güter an das Hauptquartier und die Garnisonen der kleinen Festungen abzuliefern.

1) Dieser erste Abschnitt der Röm. Ansiedelungen in der Ostschweiz bildet das letzte Heft des XII. Bandes der Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft.

2) Ueber die Schicksale des römischen Helvetiens siehe G. v. Wyss, Archiv für schweiz. Gesch. Bd. VII. und Th. Mommsen, Mittheil. d. antiquar. Ges. Bd. IX., ferner Geschichte der XI. und XXI. Legion von Dr. H. Meyer, Bd. VII. unserer Mittheilungen.

3) Die Grabschrift eines solchen zu Zurzach verstorbenen Veteranen siehe Mommsen, helvet. Insch. No. 276.

« PredošláPokračovať »