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sollte etwa eben diese Machtlosigkeit der ländlichen Anhänger alter Zeit gegen die Strömung der neuen hervorgehoben werden? Auch dann wäre saperet unglücklich gewählt statt faceret. Aber dem widerspricht wieder das Beiwort indoctus. Denn ohne Einsicht und Urtheil war der Bauer auf alle Fälle eine Null, gleichviel ob er allein in der cavea safs oder mit Städtern vermischt. Oder wäre er früher weniger indoctus gewesen? Ganz schief ist der Zusatz liberque laborum, als ob er hinter dem Pflugstier am Werkeltage einen besseren Geschmack in musikalischen Dingen bewährt hätte. Und wer ist endlich unter dem turpis, wer unter dem honestus zu verstehen? Der häfsliche Bauer neben dem feinen Städter? Was haben Kleidung und Aussehen mit musikalischem Geschmack zu thun? Oder der gemeine neben dem vornehmen? Der Stand des Bauern ist ebensowenig als turpis (verächtlich) zu bezeichnen wie der des Städters ohne Weiteres als honestus. Oder gar der lasterhafte Städter neben dem ehrbaren Bauer? Das verbietet schon die Construction, und auch die Sache wird dann nur verworrener. Kurz es ist eine ungesalzene Randglosse, die eben so unklar gedacht als ausgedrückt ist, und ein sehr mangelhaftes Verständnifs des Textes verräth. Der Verfasser wollte sagen: Geschmack und Urtheil war von einem so gemischten Publicum überhaupt nicht zu erwarten: die vom Lande waren ungebildet und suchten Nichts als Zeitvertreib für den Festtag, und der Städter war eben verwöhnt und üppig. Peerlkamp berichtet S. 198, dafs V. [212] in einer Leydener Handschrift fehlt.

Zur Verdächtigung von V. 206=267 f. dagegen genügen mir Hammersteins Gründe S. 20 f. nicht. Ein Volk, leicht zu zählen, weil es in seiner Gesammtmasse noch klein war, einfach in seiner Lebensweise, unschuldig in seinen Sitten, bescheiden in seinen Ansprüchen, fand sich damals im Theater ein. Dem entsprechend die Einfachheit der Darstellung, der geringe Aufwand musikalischer Mittel. Auch die Gegensätze im Folgenden nehmen auf diese Stelle Bezug.

217 276. Was facundia praeceps ist, machen Quin

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tilian XII 10, 73 ('vitiosum et corruptum dicendi genus, quod praecipitia pro sublimibus habet') und Plinius ep. IX 26, 2 ('debet enim orator erigi, attolli, interdum etiam effervescere, efferri, ac saepe accedere ad praeceps. nam plerumque altis et excelsis adiacent abrupta') deutlich. Also die Sprache wagte sich auf eine schwindelnde, abschüssige Höhe und erzeugte (tulit) so einen ungewohnten, d. h. dem römischen Genius, welchem Innehaltung der norma und consuetudo gemäfs ist, widerstrebenden Stil. In welcher Gattung der Poesie aber war das? Von den cantica der Tragödie kann man schon V. 216 nicht mehr verstehen. Dem Drama war Flötenbegleitung eigen, Saiteninstrumente gehören der Lyrik. Die Meinung des Horaz ist also: die rhythmische und musikalische licentia, die leidenschaftlichere Bewegung und die Ueppigkeit (214), welche in der Tragödie, namentlich in den cantica, an Stelle der alterthümlichen Einfachheit trat, griff auch auf das verwandte Gebiet der reinen Lyrik über. Auch hier wurde die ernste gebundene Strenge alten Stiles durch rauschendere Weisen verdrängt. Und so ist also auch was wir in unmittelbarem Anschlufs hieran lesen, V. 217, vom Stil des lyrischen Dichters zu verstehen. Wir werden vor Allem an die polymetrischen Versuche des Laevius zu denken haben, von dessen stilistischen Wagnissen uns Proben genug erhalten sind. Wie oft Varro in seinen Satiren dieselbe im Auge gehabt und parodirt haben mag, lässt sich nicht mehr bestimmen. Dafs aber Horaz in dem Bewusstsein, den Römern die reinsten Muster der Lyrik geschaffen zu haben, im Vorübergehen einen kurzen Seitenblick auf diesen erst wieder von den Alterthümlern der Hadrianischen Zeit hervorgesuchten Vorgänger wirft, wird man als eine Abschweifung von seinem Hauptthema kaum empfinden. Das wäre also die einzige Stelle, wo Horaz auf diesen Laevius, den man durch Emendation oft genug unglücklich in den Text zu bringen versucht hat, eine leise Anspielung zu machen scheint.

Die letzten Worte dieses Abschnittes 218 f. können nur den Sinn haben, jene facundia praeceps der neueren Lyrik als

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welche den neueren Lyrikern spottend zugesprochen

würde, kann ich Nichts finden. Aber auch wir haben den Contrast zwischen ehemals und jetzt nur hineingelegt: in V. 218 steht kein olim. Bis es daher gelungen sein wird, die Zeilen genügend zu erklären, mögen sie wenigstens durch Klammern als verdächtig bezeichnet werden.

Schliefslich die kunstgerechte Behandlung des vorzugsweise dramatischen Verses, des iambischen Trimeters von V.251=279 an. In dem ersten Satz dieses Capitels hat man die Worte trimetris accrescere iussit nomen iambeis u. s. w. erklärt: der Iambus als ein schneller Takt hat den iambischen Trimetern, obwohl sie eigentlich sechs Hebungen haben, ihren Namen als Trimeter (mit drei Hebungen in ebensoviel Dipodien) gegeben. Den Sprachgebrauch, wonach Horaz für den einfachen Begriff ,,benennen" die seltsame Umschreibung nomen accrescere iussit sollte gewagt haben, finde ich durch kein Beispiel belegt. Nur von einem charakteristischen Beinamen, welcher zu einem oder mehreren anderen bereits vorhandenen Namen als ein wirklicher Zuwachs hinzukäme, könnte ich die Bezeichnung accrescere gerechtfertigt finden. Trimeter hingegen ist eine Kategorie des péroov, an welcher auch andere Rhythmen als der iambische Theil haben, wie dieser nicht auf sie beschränkt

denn es giebt ja auch Dimeter und Tetrameter im iambischen Ferner: der Iambus als Einzeltakt (pes) soll iambischen den Namen von Trimetern verliehen haben? Nicht er, der Gebrauch und das Belieben des Taktirers bei der erbindung iambischer Füfse zu Reihen. Man würde versucht sein zu übersetzen: „,der Iambus hat den Trimetern den Namen iambischer (Trimeter) gegeben", wenn diese Belehrung nicht gar zu kindisch und schief wäre; oder hätte Horaz nur iambische Trimeter gekannt? Auch beweist das Folgende cum senos redderet ictus, dafs trimetris der Hauptbegriff ist. Endlich ist auch sachlich jene Notiz keineswegs in der Ordnung. Um der Schnelligkeit willen wäre das μéroov von sechs Iamben nur dreimal, nicht sechsmal percutirt worden? Das Tempo des iambischen ToíuεToov wäre schneller als das des é§άuetoov? Umgekehrt: je mehr Percussionen, desto schneller das Tempo. Um die Schnelligkeit zu mindern, hat man zwei Füfse zu einer Dipodie verbunden. Denn falsch und dem Begriff des τρίμετρον als eines ποὺς διπλάσιος (von drei onusia) widersprechend ist Cäsars Auffassung (Philol. XIV 216), Horaz sage mit einer gewissen Ironie (weil es sich eigentlich von selbst verstehe), vom Iambus hätten die Trimeter den Namen iambische erhalten, indem sie aus sechs einander gleichen iambischen Füfs en bestanden, während man die durch häufige Spondeen erschwerten Trimeter gar nicht iambische nennen" könne. Dafs ictus nicht sogenannte Versfüsse, sondern nur die Schläge der sei es aus einem oder mehreren Einzelfüfsen bestehenden Takte (onuɛia) seien, wufste Horaz sehr wohl, wie u. A. Weil aus sat. I 10, 42 bewiesen hat (Jahrbb. 1862 S. 342), und aus eben dieser Stelle geht hervor, dafs ihm der iambische Trimeter ein pes ter (nicht sexies) percussus war. Also eine Erklärung des Namens kann in dem Nebensatze mit cum nicht gegeben sein. Ueberhaupt aber kommt es unserem Dichter nicht auf den Namen, sondern auf die Sache an. Er will, wie schon Döderlein richtig bemerkt hat, drei Perioden, oder, wenn man lieber will, drei Methoden im Bau des iambischen Senars unterscheiden: die erste (der Iambographen), in welcher derselbe zwar keineswegs

eine Entartung der alten einfachen Ausdrucksweise der vates zu bezeichnen, deren Beruf und Wirkungskreis ep. II 1, 138 ff. m. A. (vulgo a. p. 391 ff.) geschildert wird. Man braucht hier nicht an Saturnische Sprüche und Gebete zu denken, sondern etwa an Hymnen, wie sie Catull und noch Horaz selbst im carmen saeculare gedichtet haben. Der gewundene, gesuchte Stil jener Lieder würde dann mit dem dunkelen Ton der delphischen Orakel verglichen sein, nicht sehr treffend noch deutlich. Denn die Worte jener Weissagungen sind stets einfach und verständlich gewesen, nur ihr Sinn war ein verborgener, ganz wie die sortes der Römer. Etwas Fremdes legt der sogen. Acron hinein: 'utilium rerum sagax philosophia, [quae] provisione futurorum utilis erat, coepit furibunda Delphis similis esse. Von Pythischer Begeisterung, welche den neueren Lyrikern spottend zugesprochen würde, kann ich Nichts finden. Aber auch wir haben den Contrast zwischen ehemals und jetzt nur hineingelegt: in V. 218 steht kein olim. Bis es daher gelungen sein wird, die Zeilen genügend zu erklären, mögen sie wenigstens durch Klammern als verdächtig bezeichnet werden.

Schliesslich die kunstgerechte Behandlung des vorzugsweise dramatischen Verses, des iambischen Trimeters von V.251=279 an. In dem ersten Satz dieses Capitels hat man die Worte trimetris accrescere iussit nomen iambeis u. s. w. erklärt: der Iambus als ein schneller Takt hat den iambischen Trimetern, obwohl sie eigentlich sechs Hebungen haben, ihren Namen als Trimeter (mit drei Hebungen in ebensoviel Dipodien) gegeben. Den Sprachgebrauch, wonach Horaz für den einfachen Begriff ,,benennen" die seltsame Umschreibung nomen accrescere iussit sollte gewagt haben, finde ich durch kein Beispiel belegt. Nur von einem charakteristischen Beinamen, welcher zu einem oder mehreren anderen bereits vorhandenen Namen als ein wirklicher Zuwachs hinzukäme, könnte ich die Bezeichnung accrescere gerechtfertigt finden. Trimeter hingegen ist eine Kategorie des péroov, an welcher auch andere Rhythmen als der iambische Theil haben, wie dieser nicht auf sie beschränkt

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