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Cum tibi sol tepidus plures admoverit aures, 20 Me libertino natum patre et in tenui re Maiores pinnas nido extendisse loqueris, Ut, quantum generi demas, virtutibus addas; Me primis urbis belli placuisse domique, Corporis exigui, praecanum, solibus aptum,

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V. 19-28. Zweiter Teil: Dem ungeachtet aller wohlgemeinten Warnungen für Veröffentlichung (vgl. V. 5: fuge, quo descendere gestis) sich entscheidenden Buche gibt der Verfasser für die künftigen Leser einige biographische Notizen mit auf den Weg. 19. cum tibi sol tepidus. . aures] Bezeichnung einer zahlreich um das Buch versammelten Schar, welche durch den sol tepidus (Gegensatz sol acrior vgl. Sat. 1, 6, 125

und sol gravis; s. u.) zusammengeführt ist, d. h. durch die Zeit gegen Abend (tepidus 'warm' mit dem Nebenbegriff des Behaglichen; vgl. Sat. 2, 3, 9; 6, 17; Ep. 1, 10, 15. †).

Der Dichter denkt das Buch (sein Kind) in dem Laden der Sosier zur Schau und zum Verkauf ausgestellt (vgl. V. 2). Um dasselbe versammeln sich gegen Abend, in der zum Herumschlendern geeignetsten Tageszeit, mehr Beschauer und Käufer als zu anderer Zeit; daher plures aures (aures, nicht oculos, in Rücksicht auf das nachfolgende loqueris und sciat V. 21 und 27). Diesen soll das Buch die ihm aufgetragenen Mitteilungen über den Verfasser machen. Über sol als Bezeichnung einer Tageszeit (dagegen sol als Bezeichnung des einzelnen Tages z. B. Carm. 4, 2, 46: o sol pulcher, o laudande) vgl. Sat. 1, 6, 125: sol acrior und Sat. 2, 4,

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23: ante gravem solem (Mittagszeit; vgl. Phaedr. 3, 19, 8: medio sole); Ep. 1, 5, 3: supremo sole (Abendzeit). † 20. libertino . . patre] dessen ich mich nicht schäme; vgl. Sat. 1, 6, 45 f. u. 89. in tenui re] vgl. ebend. V. 71. 21. nido] sowohl auf maiores, wie auf extendisse zu beziehen. Wegen maiores nido s. zu Sat. 2, 3, 310; 1, 10, 54; Carm. 2, 11, 11. Vgl. zu der bildlichen Ausdrucksweise Ep. 2, 2, 50. 23. primis urbis] vgl. Sat. 2, 1, 76. Ep. 1, 17, 35: principibus placuisse viris non ultima laus est. belli... domique] zu verbinden mit primis urbis, nicht mit placuisse. Belli wohl insbesondere auf das Verhältnis des Dichters namentlich zu Agrippa (vgl. Carm. 1, 6) zu beziehen. † 24. corporis exigui] vgl. Sat. 2, 3, 309. Daher schrieb Augustus an ihn (Sueton. vit. Hor.): si tibi statura deest, corpusculum non deest. praecanum] = vor der Zeit ergraut; vgl. Carm. 2, 11, 15; 3, 14, 25. Vgl. praecox und praematurus. † solibus aptum] für die Sonnenstrahlen, für die Sonnenwärme geeignet, empfänglich; so recht dazu gemacht, die lieben Sonnenstrahlen zu vertragen. Vgl. Pers. 5, 179: aprici senes. Horaz empfand demnach bei zunehmendem Alter warmen Sonnenschein (soles. Epod. 2, 41: perusta solibus. Vgl. grandines 'Hagelwetter', nives = 'Schneegestöber') gewissermaßen als die größte Wohltat. Zur Konstr. vgl. Sat. 1, 3, 29: minus aptus acutis naribus horum hominum. Lucret. 6, 961: (non omnia) rebus omnibus apta. Zur Sache Cic. de senect. 16, 57: ubi enim potest illa aetas aut calescere vel apricatione melius vel igni aut vicissim umbris aquisve refrigerari salubrius? †

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-

25 Irasci celerem, tamen ut placabilis essem.
Forte meum si quis te percontabitur aevum,
Me quater undenos sciat implevisse Decembres,
Collegam Lepidum quo duxit Lollius anno.

25. irasci celerem] vgl. Sat. 2, 3, 323; Carm. 3, 9, 23. tamen ut] = ita ut, wie Sat. 2, 7, 10. placabilis] vgl. Cic. ad Att. 1, 17, 4: et irritabiles animos esse optimorum saepe hominum et eosdem placabiles.

27. quater undenos... Decembres] Umschreibung des Begriffes 44 Jahre; vgl. Carm. 2, 4, 23: cuius octavum trepidavit aetas claudere lustrum. Das Konsulat des M. Lollius fällt in das Jahr der Stadt 733 21 v. C. Aus diesen Worten ergibt sich, daß die Abfassung des Briefes, bzw. die Herausgabe des ersten Buches der Briefe erfolgt ist nach dem 8. Dezember des Jahres 21,

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an welchem Tage Horaz (geb. am 8. Dez. 65, gest. am 27. Nov. 8 v. C.) 44 Jahre alt geworden war. 28. collegam duxit] zuerst war Lollius (mit dem Horaz befreundet; vgl. Ep. 1, 2 und 18) allein Konsul, indem das andere Konsulat für Augustus offen gehalten wurde. Dieser nahm dasselbe aber nicht an, und nach längeren Streitigkeiten zwischen den Bewerbern um dasselbe, Q. Aemilius Lepidus und L. Iunius Silanus, wurde zuletzt der erstere gewählt. Duxit (er ging ihm wie ein Führer voraus), insofern Lollius dem später ins Amt gekommenen Kollegen vorangegangen war.

ZWEITES BUCH.

ERSTE EPISTEL.

AD AUGUSTUM.

Cum tot sustineas et tanta negotia solus, Res Italas armis tuteris, moribus ornes,

Epist. I. Veranlassung zu der Abfassung dieser Epistel gab dem Horaz (nach Suet. vita Hor.) der von Augustus ausgesprochene Wunsch, dieser möge auch an ihn einmal eine poetische Epistel richten. Als einen des Machthabers, der, wie sein Verhältnis zu Vergil, Varius, Horaz u. a. beweist, auch an der poetischen Entwickelung seines Volkes den lebendigsten Anteil nahm, durchaus würdigen Gegenstand wählte sich daher Horaz hauptsächlich eine Besprechung des damaligen Zustandes der römischen Poesie, insbesondere der dramatischen, für welche Augustus stets eine große Vorliebe an den Tag legte (Suet. Aug. c. 43 u. 45). Dieser Zustand, zeigt er, sei ein ungünstiger einerseits wegen der herrschenden, ganz unbegründeten Vorliebe für die älteren Dichter, welche zu einer unverdienten Geringschätzung selbst der verdienstvollsten neueren Dichter verleite, anderseits wegen des fehlerhaften Geschmacks, der nicht nur bei den Ungebildeten, sondern selbst schon bei dem gebildeteren Teile des römischen Volkes überhandgenommen habe, indem man an einem eitlen Schaugepränge auf der Bühne mehr Vergnügen finde, als an dem gediegenen Inhalt der aufzuführenden Dramen selbst. Mangel an wahrem Kunstgefühle ist es also vor allem, was nach seinem Urteile den Fortgang der ganzen römischen, be

sonders der dramatischen Poesie hemmt. Die Ausführung dieses Gedankens gibt ihm beiläufig Veranlassung zu einer Vergleichung des griechischen und römischen Volkscharakters, sowie zu einer geschichtlichen Darlegung der Entstehung und Fortbildung der dramatischen Poesie bei den Römern unter dem Einflusse der erst später den Römern bekannt gewordenen Griechen. Zuletzt aber lenkt er die Aufmerksamkeit des Augustus auch auf die nicht dramatischen Dichter, besonders die epischen, und indem er die Größe und Schwierigkeit ihres Berufes anerkennt, die Taten großer Helden, wie die des Augustus, zu verherrlichen, benutzt er diese Gelegenheit, um zu erklären, daß er selbst für ein solches Werk der Dichtkunst sich zu schwach fühle, und weist so auf die geschickteste Weise jede von ihm in dieser Hinsicht etwa gehegte Erwartung zurück. Die Epistel schließt in ähnlicher Weise, wie sie begonnen hatte, mit den ehrenvollsten Beziehungen auf Augustus. Zeit der Abfassung: mutmaßlich nur wenige Jahre vor dem Tode des Horaz, vielleicht 10 v. C. Bezieht man V. 132 auf die säkularischen Spiele, so ergibt sich daraus, daß die Epistel jedenfalls nach dem J. 17 v. C. verfaßt ist. †

V. 1-4. Vorwort. Fast muß ich fürchten, mich an dem Wohle des Staates zu versündigen, wenn

Legibus emendes, in publica commoda peccem,
Si longo sermone morer tua tempora, Caesar.

5 Romulus et Liber pater et cum Castore Pollux,
Post ingentia facta deorum in templa recepti,
Dum terras hominumque colunt genus, aspera bella
Componunt, agros adsignant, oppida condunt,

ich trotz deiner vielen Geschäfte

et

mit langer Rede deine Zeit in Anspruch nehme.' 1. tot tanta] im folgenden näher bezeichnet. 2. moribus ornes] Suet. Aug. c. 27: recepit et morum legumque regimen (†) aeque perpetuum (wie die tribunizische Gewalt), quo iure, quamquam sine censurae honore, censum tamen populi ter egit. Vgl. zur Schilderung der Verdienste des Augustus um den Staat Carm. 4, 15, 9. Wie er auch durch das eigene Beispiel für die Sittenverbesserung zu sorgen suchte, zeigt Suet. a. a. O. c. 72. Ovid. Trist. 2, 233 f.: urbs quoque te et legum lassat tutela tuarum et morum, similes quos cupis esse tuis. Met. 15, 832 ff. Vgl. auch Carm. 3, 24, 35: quid leges sine moribus vanae proficiunt? 4, 5, 22: mos et lex maculosum edomuit nefas.

4. si... morer] wenn ich jetzt in Anspruch nehme. Ob dies geschehen werde oder nicht, liegt in dem Praes. Coni. nicht bestimmt angedeutet. Anders dagegen si morarer (mit dem Nebengedanken: at non moror oder morabor; s. Kr. 639 a), wodurch Horaz von vornherein andeuten würde, daß er sich in dieser Epistel nur kurz fassen wolle. longo sermone] die vorliegende Epistel selbst. Daß auch die Episteln sermones genannt wurden, beweist V. 250. Also nicht von dem Eingange der Epistel zu verstehen, wenngleich Horaz, eben um sich so kurz als möglich zu fassen, ohne lange Vorrede sofort zur Sache übergeht. tua tempora] morari aliquem 1) jemandem einen Aufenthalt verursachen; 2) machen, daß er bei etwas verweilt; vgl. A. P. 321. Ähnlich oculos auresque morari Ep. 1, 13, 17. Ergibt sich hier aus dem Vorhergehenden, daß unter tua tempora nur die zu den wichtigsten

morer

=

Geschäften des Augustus bestimm ten Zeiten zu verstehen sind, so kann tempora Caesaris morari nichts anderes heißen, als die Benutzung dieser Zeiten hindern, s. v. a. ihm die Zeit rauben. Höfliche Bitte um Entschuldigung dafür, daß er in Begriff steht, durch einen an Augustus gerichteten longus sermo seine in erster Linie dem öffentlichen Wohle (publica commoda) geltende Zeit für sich in Anspruch zu nehmen.

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V. 5-17. Eingang, zur Hinleitung auf den Gegenstand der Epistel. Von jeher haben die verdientesten Männer bei ihren Lebzeiten keine Anerkennung gefunNur den (vgl. Carm. 3, 24, 31). bei dir, Augustus, macht das römische Volk eine Ausnahme.' 5. Romulus] als der Gründer der Stadt in der Reihe der aufgeführten Heroen vorangestellt. Über die Vergötterung des Romulus s. Liv. 1, 16. Vgl. Carm. 3, 3, 16. Liber pater] vgl. Carm. 3, 3, 13; 1, 18, 6. Bacchus ebenso wie Ceres als Entwilderer und Urheber der Sittlichkeit unter den Menschen verehrt. 6. post ingentia facta] nach Vollendung ihres tatenreichen Erdenlebens. deorum in templa] Wohnungen der Götter, hier = die himmlischen Wohnungen; vgl. Ennius bei Varro de 1. lat. 7, 2, p. 287 Sp. Ann. 1, 66 V.): unus erit quem tu tolles in caerula caeli templa. Cic. de leg. 2, 19. - 7. dum... colunt] doppelsinnig: dum terras incolunt hominumque genus cxcolunt, während ihres dem Wohle der Menschheit gewidmeten Erdenwallens'. Vgl. Cic. de invent. 1, 2. † Der allgemeine Begriff colunt wird durch die nachfolgenden drei Verba componunt, adsignant, condunt spezialisiert. 8. agros adsignunt] indem

Ploravere suis non respondere favorem

10 Speratum meritis. Diram qui contudit hydram
Notaque fatali portenta labore subegit,
Comperit invidiam supremo fine domari.
Urit enim fulgore suo, qui praegravat artes
Infra se positas; exstinctus amabitur idem.
15 Praesenti tibi maturos largimur honores,
Iurandasque tuum per numen ponimus aras,
Nil oriturum alias, nil ortum tale fatentes.

Sed tuus hic populus, sapiens et iustus in uno
Te nostris ducibus, te Grais anteferendo,

20 Cetera nequaquam simili ratione modoque

sie die Menschen an Ackerbau gewöhnten. 9. ploravere] hatten zu beklagen'; vgl. Ep. 1, 20, 4: paucis ostendi gemis. respondere] vgl. Sat. 2, 8, 66. 10. speratum]

.

= vom

in dem Grade, wie sie gehofft.
11. nota] allgemein bekannt.
fatali labore] fatali
Schicksal verhängt. Gemeint sind
die berühmten zwölf Arbeiten,
welche Eurystheus dem Herkules
auftrug, als dieser infolge einer List
der Juno dem Eurystheus untertan
geworden war. portenta] die Un-
geheuer; vgl. Carm. 1, 22, 13.
12. invidiam. domari] der Neid
gleichsam auch ein Ungeheuer,
dessen Besiegung selbst die Kräfte
eines Herkules übersteigt (Ep. 1, 2,
58). Erst mit dem Tode des Benei-
deten hört der Neid auf. supremo
fine] wie Ovid. Met. 3, 130; vgl.
Ep. 2, 2, 173: morte suprema.
13. fulgore suo] † praegravat] vgl.
Sat. 2, 2, 78; Theokr. 17, 95: 1ß
μὲν πάντας κε καταβρίθοι βασι-
Añas. Vgl. auch praeponderare, was
in gleicher Weise intransitiv und
transitiv gebraucht wird.
infra se positas] auch Objekt zu
urit; artes (der abstrakte Ausdruck
statt der konkreten Träger der-
selben, †) Vorzüge jeder Art.
exstinctus] mortuus. 15. prae-
senti] hier = 'noch nicht gestorben',
'noch auf Erden weilend'; vgl.
Carm. 3, 5, 2. honores] s. Carm.
4, 14, 2. 16. iurandasque .
aras] an denen geschworen werden
soll. Der äußerst freie Ausdruck

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artes

= aras

(anders Ovid. Met. 2, 46 und 101:
Stygias undas iurare) etwa
tangendas a iurantibus (in iurando).
Vgl. Cic. pro Flacc. 36, 90: qui si
aram tenens iuraret, crederet nemo.
Ein Altar zu Ehren des Augustus
errichtet zu Lugdunum im J. 12
V. C.
(Suet. Claud. 2; vgl. Dio
Cass. 54, 32. Liv. per. 137). În Rom
wurde ihm an der porta Capena
nach seiner Rückkehr aus Asien
im J. 19 v. C. ein Altar gebaut
mit der Inschrift: Fortunae reduci.

Übrigens vgl. Suet. Aug. 52: templa quamvis sciret etiam proconsulibus decerni solere, in nulla tamen provincia nisi communi suo Romaeque nomine recepit; nam in urbe quidem pertinacissime abstinuit hoc honore. tuum per numen] vgl. Carm. 4, 5, 34 f.: et laribus tuum miscet numen. Vgl. zu Epist. 1, 7, 94. Liv. 6, 29, 2: adeste, di testes foederis, et expetite poenas debitas simul vobis violatis nobisque per vestrum numen deceptis. † · 17. nil oriturum alias] ähnlich Carm. 4, 2, 37.

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