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Hoffmeister (in seinem fünfbändigen Werke über Schiller, 1. Bd. Seite 91) anführt, in welcher Scharffenstein äussert, schon in der Periode seines Austritts aus der Karlsschule sei Schiller in der Geschichte und den theoretisch philosophischen Wissenschaften nicht nur professormässig bewandert gewesen, sondern sein tiefer Sinn habe ihren Gehalt für's Leben gewürdigt.

Es ist kaum etwas anderes anzunehmen, als dass die Abhandlung über Lykurg aus der Periode von 1773 bis 1780 stammt, in welcher Schiller in der Karlsschule als Zögling war; ob eine Arbeit Schiller's, und von Nast verbessert, oder eine Abhandlung Nast's, eine Art von Muster für Aufsätze, etwa zur Uebung im Declamiren, den Zöglingen gegeben, wird sich wohl nur dann vielleicht entscheiden lassen, wenn sich unter Schiller's oder Nast's hinterlassenen Papieren etwas darüber finden sollte, falls diese noch vorhanden sind, woran freilich zu zweifeln ist.

Mehr als ein Jahrzehent später mag Schiller, als er wegen Stoffs für die Thalia in Verlegenheit war, und unter seinen älteren Papieren nach einem Lückenbüsser suchte, auf die Abhandlung über Lykurg gestossen sein, sie als sein Eigenthum betrachtet und in die Zeitschrift aufgenommen haben. Denn dass es für die Thalia hie und da an Stoff mangelte, ist bekannt; kam ja Schiller später selbst manchmal mit seinen Horen in ähnliche Verlegenheiten, nachdem er für letztere die bedeutendsten Männer zu Mitarbeitern gewonnen hatte, während bekanntlich die Thalia nur ein Unternehmen gewesen war, das zunächst von ihm nicht aus innerem Drange, sondern zur Bezahlung von Schulden gegründet worden war, die sich zum Theil noch von den Druckkosten der Räuber her datirten.

Auf ähnliche Weise mag nun aber auch Nast gelegentlich beim Durchgehen seiner älteren Papiere auf die genannte Abhandlung gestossen sein, ohne sie für etwas anderes als sein Eigenthum zu halten, wenngleich vielleicht Schillern sein Antheil daran gebührte; und es mag ihm der Stoff zu einer Rede bei der Niederlegung seiner Stelle als Prorector um so geeigneter geschienen haben, da er bemerkte, dass sich davon die zeitgemässesten Nutzanwendungen machen lassen. Und wer sich in die damalige Zeit versetzt, in welcher die französische Revolution ein paar Jahre alt war, und ihre Ideen verschiedene Zugänge nach Deutschland sich geöffnet hatten, der sieht, dass Nast den Inhalt seiner Rede dem Orte und der Zeit vollkommen entsprechend

benutzt hat. Die besonders im Ausgange der Rede angedeuteten Ideen treten noch mehr hervor in dem Aufsatze Nro. II. des deutschen Theils der Gelegenheitsschriften, wo Nast eine interessante Vergleichung der französischen Revolution mit der Vertreibung der Könige aus Rom und der Gründung der Republik gibt, so wie sich auch schon aus dem Titel der lateinischen Aufsätze Nro. XIV, XV, XX. ergibt, dass die politischen Verhältnisse der Zeit ihn lebhaft beschäftigten.

Das bisherige kann natürlich nur als Vermuthung gegeben werden. Es scheint nur die einfachste Erklärung einer unter allen Umständen höchst sonderbaren Sache zu sein. Vielleicht finden sich bei Nachforschungen an gehörigem Orte weitere Thatsachen, die ein helleres Licht über die obwaltende Schwierigkeit und dann vielleicht auch eine andere Lösung derselben geben, als mir in obigem Versuche zu geben möglich war. Auch eine weitere sich noch aufwerfende Frage könnte nur durch etwaige glückliche Auffindung von Originalacten gelöst werden, ob die Schiller'sche Erweiterung des Aufsatzes durch Beifügung der Parallele Solonischer Gesetzgebung noch von der Zeit der Karlsschule herrühre, oder ob sie erst für die Thalia von ihm geschrieben worden sei.

Bei der ganzen Frage darf übrigens nicht vergessen werden, dass, so weit mir bekannt ist, Schiller nirgends sich als den Verfasser der fraglichen Abhandlung nennt, und dass die Gesammtausgabe seiner Werke, in welcher sie zum ersten Male als sein Eigenthum erscheint, erst nach seinem Tode erschien.

Ulm.

Dr. Nagel.

Rotwelsche Studien,

anknüpfend an:

„Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestande. Von F. Chr. Ben. Avé-Lallemant, Doctor beider Rechte. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1858 1862." (4 Bände).

Nicht

Die art und weise dilettantischer arbeiten ist bekannt. selten mit recht viel liebe und eifer unternommen, aber jener sicherheit entbehrend, welche allein die vertrautheit mit der festgefugten systematik der wissenschaft leiht, verbreiten sie sich weitläuftig über längst bekanntes und schweigen, wo man auf eigene forschungen gegründete belehrung erwarten darf, sehen schwierigkeiten, wo keine sind, und verkennen wirkliche, folgen in der behandlung ihres gegenstandes einseitigen liebhabereien und, selten mehr als die oberfläche der dinge sehend, greifen sie bei deren würdigung entweder zu hoch oder zu nieder. Behandeln solche bücher noch obendrein eine specialität, deren kenntnis nur aus schwer zugänglichen quellen erlangt werden kann, und haben sie dabei den anschein ausgebreiteter forschung für sich, so imponieren sie nur zu leicht auch den einsichtsvolleren im publicum und können dann als wahre heckenester von irrtümern oft recht gefährlich werden. All dieses findet leider anwendung auf das buch, dessen titel ich diesen zeilen voraufgestellt habe. Wenn ich hier allen einzelheiten desselben mit prüfender kritik nachgehe, so geschieht dies einmal um mein im Centralblatte f. 1863 nr. 3 gefälltes urteil zu begründen und zu rechtfertigen, und dann auch, weil ich hoffen darf, dabei manches neue für die beleuchtung des gegenstandes beibringen zu können,

Es liegt nahe, von den verschiedenen bezeichnungen der gaunersprache auszugehen, die Avé-Lallemant IV. 1335 bespricht.

ROTWELSCH bringt A.-L. zwar richtig in verbindung mit dem von der alten gspr. gebotenen rot bettler, landstreicher, verfällt aber sofort in den irrtum, dieses aus rôt ruber deuten zu wollen. Es soll dafür als beleg eine baseler urkunde a. 1391 dienen, in welcher bischof Friedrich von Strasburg, abt Rudolf zu Marbach und andere geistliche und weltliche herren sich gegen die 'böse gesellschaft' zusammentun, 'den man spricht rot und schwartz.' Es war aber dies sicher nur eine verbindung räuberischer edelleute, die sich an derlei farbigen abzeichen erkannten und zu dem gaunertum wol kaum in beziehung standen. Statt aus Wackernagels „Althochdeutschem Lesebuch" (sic!) allerlei stellen auszuschreiben, in denen das wort rôt erscheint und einen langen brei darüber zu machen, hätte hr. A.-L. sich vielmehr um das älteste einsetzen des ausdruckes Rotwelsch bekümmern sollen. Er würde dann gefunden haben, dasz derselbe bereits um die mitte des XIII. jh.'s vorkommt, u. z. in übertragener bedeutung, was auf lange einbürgerung schlieszen läst. findet sich im Passional ed. Hahn, 221, 20:

die jungere giengen dâ hin bî,
ir herze was gar âne valsch;
der kuniginnen rot walsch

was in verborgen under ir sin.

Die betr. stelle

Hier werden unter rot welsch in allgemeinster bedeutung worte geheimen, arglistigen sinnes verstanden. Wiederum begegnet das wort, diesmal in eigenster bedeutung in Vintlers Blume der tugend (1411), Zeitschr. IX. 104:

aber dasz sie sich selber treiben
zuo narren und narren beleiben,
so habent etlich knaben gefunden
eine neüwe sprach bei diesen stunden
und heisset mans die rot welsch,
die treibt man ietz mit mangem falsch;
der sie nit wol verlüntzen kan,

doch sicht man mangen ein torheit began.

Bekannt sind die das wort gewährenden stellen in Knebels chronik (c. 1480), Brants Narrenschiff und dem Liber vagatorum, weniger vielleicht die folgenden: 'Der war des weihbischoffs leutenampt,

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und trug ein buch, das war Lamperteinisch (1), daraus bezauberte er die palmen rothwelsch, denn es kam selten hervor ein gantz lateinisches wort.' Cyr. Schnauss Palmweihe zu Bamberg 1555 (Scheibles kloster I2, 149). Und reden alssdann mit einander rotwelsch, dann alle, so in jrer gesellschaft verwont, die künen die sprach rot welsch'... 'morttaten. ...die sy auf rot wölsch die schrätzer haissen.' Urkunde dat. Insbr. 13. merz 1574 in den Beitr. zur Gesch. von Tirol V. 226. Dreimal begegnet der ausdruck in U. Krafts reisebeschreibung ed. Haszler (Biblioth. d. litt. ver. LXI.), s. 140: 'Ungefahr umb nein uhr vor mittag rennen wohl söchs straszreuber zu beeden seitten für mich, sagt main glaittsman, der ein wenig rottwelsch hat kinden röden' etc. S. 166: 'Spricht mir uf Arabisch zuo, mit einer wenigen rottwelschen sprach undermengt.' S. 230: ‘Ein Maronit . . . der kundt zimlich gutt rottwelsch vermischt röden, so er von jugendt auf bei den italianischen kaufleüt erlernet.' Hier ist überall vielleicht nur das durch die kaufleute im Oriente verbreitete gebrochene Italienisch, die s. g. lingua franca gemeint. Der titel des Lalenbuches vom j. 1597 besagt, es sei aus utopischer und rotwelscher in deutsche sprach gesetzt. Auch Moscherosch gebraucht das wort in s. Gesichten (ed. 1650) I. 175: 'Wer der medicorum cabalam oder roth wählsch verstehen könnte' und um mit beispielen neuerer zeit zu schliessen, sei noch angeführt aus Wielands Danischmend (Werke IX, 12): 'Rede sie an, rief ihm der genius in seinem rothwälsch zu,' endlich aus Göthes W. u. D. (W. XXI, 151): Es entspann sich bald unter uns eine cotteriesprache, wodurch wir vor allen menschen reden konnten, ohne dasz sie uns verstanden, und sie bediente sich dieses roth welsches öfters mit vieler keckheit in gegenwart der eltern.' Es ist hin und her geraten worden, um für das dunkle wort eine erklärung zu finden. Bekannt ist jene spaszhafte vom schlechten Deutsch der Rottweiler juristen, andere dachten an die geh. sprache der rotte,' an ital. rotto, also gebrochene, fremdklingende sprachweise, worauf schon Schnauss in der angeführten stelle zu zielen scheint u. dgl. m. Wackernagel Litteraturgesch. §. 47 n. 4 zieht die rôten juden, im WB. 238 die roten Walhen heran. Das richtige hat schon der ungenannte vorredner der Rotwelschen grammatik v. 1704, bl. 4 a ausgesprochen: Weil nun mancher begierig sein möchte zu wissen, was denn das wort rotwelsch eigentlich heisze, so findet man davon unterschiedliche meinungen bei den gelehrten, deren

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