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„aufgetischt“ und meint, er erinnere an die alten leidigen Faustrechtspolemiken. Da seine Hypothese, die Schiller's Stück auf den Kopf stellt, in meinen Augen werthlos ist, so brauchte ich diesen etwas familiären Ausdruck. Uebrigens muss ich Eckardt bemerken, dass die Schwester der Höflichkeit Wahrheit heisst und dass es mit dieser unvereinbar ist, Aeusserungen in einer Abhandlung durch Weglassung zu verdrehen, was er sich gegen mich erlaubt hat. Mit dem von Eckardt aufgetischten Familienscandal meine ich die tiefsten Gründe und geheimsten Bezüge, die Eckardt in die Handlung von Schiller's Räubern willkürlich hineingetragen hat, das fluchbeladene Andenken der Ahnen, den Hass, mit dem Franz von allen Seiten behandelt wurde, die verhätschelnde Erziehung Karl's durch seinen Vater, den apokryphischen Hofmeister mit dem Roman von Robin Hood, Karl's kalte Gleichgiltigkeit gegen seinen Bruder. Ist das nicht ein Familienscandal, der einzig und allein Eckardt's Phantasie sein Dasein verdankt?

Eckardt's Buch trägt gar manche Spuren eilfertiger Flüchtigkeit *) an sich. Er wird es mir wohl nicht verübeln, wenn ich ihm für die Zukunft ein Göthe'sches Wort mit leichter Aenderung zurufe:

,,Bedenke reiflich jede Zeile,

Dass deine Feder sich nicht übereile."

*) Kleinere Flüchtigkeiten sind: Bruder Marcel S. 98 statt Martin in Göthe's Götz (so schon in Herrig's 135: „Bileams (statt Buridans) Esel

Archiv XVI, 263) und bei Fiesko S. zwischen die zwei Heubündel geräth.

Gustav Hauff.

Graf Eberhard der Rauschebart.

Rhapsodie von Uhland. (V. J. 1815.)

Des Grafen Eberhard's Leben und Wirken finden wir in Niklas Voigt's rheinischen Geschichten und Sagen (Frankfurt 1817, 3 Bde.) in folgender anziehender Darstellung geschildert:

„Viel glücklicher noch waren seine (Ulrich's IV.) Söhne Ulrich und Eberhard III., welche auf ihn folgten. Beide regierten anfänglich das Land; sie hatten sowohl in Fehden als in Verhandlungen die Geschäfte brüderlich miteinander getheilt, bis des erstern Gattin, auf Eberhard's Geist und Nachkommenschaft eifersüchtig, denn sie konnte keine Fürsten gebähren, ihren Gatten zu einer Theilung der Länder beredete. Eberhard schien anfangs den Antrag mit Nachsicht anzuhören, da er aber während der Unterhandlungen den weiblichen Einfluss seiner stolzen Schwägerin bemerkte, zwang er seinen Bruder zu einem Vergleiche, worin dieser sich mit einer Geldsumme begnügen, und ihm die Regierung allein überlassen musste. In diesem Eberhard nun, welchen man seines auffahrenden Gemüthes wegen den Greiner oder Rauschebart nannte, erwachte wieder Eberhard's des Erlauchten Geist und Waffenruhm.

Zu dieser Zeit wollte Kaiser Karl IV. sich und seinen Sohn Wenzel gegen die mächtigen Baiern und Oesterreicher auf dem Throne erhalten. Er suchte daher Eberhard's kräftigen Beistand, und gab ihm dafür grosse Summen Geldes und die Reichsvogtei über die schwäbischen Städte. Aber dieser benutzte beides zur Vergrösserung seiner Gewalt und fiel über seine Schützlinge her, um selbige sich unterwürfig zu machen. Der Kaiser, dem

an der Erhaltung der Städte gelegen war, weil er davon sichere Steuern zog, durfte nun den Angriffen Eberhard's nicht länger zusehen. Er bot in seinen und den Reichslanden das Reichsheer auf und liess es unter Anführung des Pfalzgrafen Rupert in Schwaben vorrücken. Von drei verschiedenen Seiten und Haufen zugleich angegriffen, glaubte Eberhard dennoch der Uebermacht trotzen zu können; allein so wacker er sich auch mit seinen Leuten wehrte, er wurde bei Schondorf geschlagen und musste, wollte er sich und seine Länder retten, Karl's Lehensmann werden.

Also gedemüthigt und entkräftet lebte er eine Zeitlang in Ruhe; aber die Städte und der Adel umher wurden durch seine Niederlage desto kühner. Da jene sich durch Vereinigung gestärkt und mächtig gemacht hatten, suchte auch dieser ähnliche Mittel nach, um sich in seinem Ansehen zu behaupten. So entstanden mehrere Bündnisse, entweder unter den Städten oder dem Adel, wovon jedes die Erhaltung des Landfriedens zum Vorwande nahm, aber Fehde und Raub zum Zwecke hatte. Besonders machte jetzt der Bund der Schlägeler grosses Aufsehen. Sie wurden also von einem silbernen Kolben, den sie trugen, oder auch Martinsvögel genannt, weil sie am St. Martinstage sich verbunden hatten. Man hätte sie aber füglicher Raubvögel nennen können, obwohl sie sich für Adler hielten. Der Anführer derselben in Schwaben war Graf Wolf von Eberstein, ein alter Feind Eberhard's von Würtemberg. Er hatte bisher seine Waffen im offenen Felde umsonst gegen den tapfern Grafen versucht; er hoffte daher durch List desto glücklicher zu sein.

Zu dieser Zeit nämlich war Eberhard mit seiner Familie nach dem Wildbade gegangen, um die Heilquelle zu gebrauchen. Wolf hatte kaum dieses erfahren, als er mit seinen Leuten das Bad umstellte, in Hoffnung, darin den Alten mit den Jungen zu fangen. Allein ein Hirt, welcher vor dem Orte seine Kühe weidete, erforschte den Anschlag, welcher auf die würtembergische Familie gemacht werden sollte, und schlich sich in das Bad zu dem alten Grafen, um ihn zu warnen. Edler Herr Graf," sagte er, „ich komme soeben von der Weide, um Euch auf einen Streich aufmerksam zu machen, der auf Eure Frei

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heit gezielt zu sein scheint. Als ich mein Vieh weidete, sah ich durch den Wald und die Hohlwege viele bewaffnete Leute heranrücken und den Ort umstellen. Bald hörte ich auch, dass man gedacht sei, Euch zu fangen. Ich wollte Euch deswegen gewarnt haben, und wenn Ihr mir folgen wollt, so denke ich Euch wohl durch Nebenwege aus der Falle zu bringen." Eberhard dankte dem Kuhhirten mit Worten und Geld, und dieser brachte ihn auch mit seiner Familie durch verborgene Wege glücklich in Freiheit. Kaum war der Graf wieder nach Haus gekommen, als er sich, sowohl bei dem Kaiser als den schwäbischen Ständen, über diesen heimtückischen Friedensbruch und Ueberfall beklagte. Karl IV. bewilligte ihm auch das Aufgebot der Reichstruppen, allein die Schlägeler hatten schon den grössten Theil des würtemberger Adels verführt und in Rotten getheilt, wovon sich die Anführer Bundeskönige nannten. In dieser verzweifelten Lage musste sich Graf Eberhard allein auf den Beistand der Bürger und Bauern verlassen, welche die Bedrückungen des Adels hassten. Mit diesen zog er gen Heimsheim, wo die Hauptrotte der Schlägeler sich verschanzt hatte, und umgab die Feste auf allen Seiten. Wie er aber einen ernsten Angriff darauf machen wollte, empfingen ihn die Feinde mit einem so schrecklichen Pfeil- und Steinhagel, dass die Bauern davonliefen und die Mauern verliessen. Da dachte er seine Feinde durch ein anderes Mittel zu zwingen. Er liess in den benachbarten Wäldern eine grosse Menge Holz fällen, selbiges rings um den belagerten Ort legen, mit Schwefel, Pech, Stroh und andern brennbaren Stoffen vermischen und anstecken. Kaum waren einige Brände in die Scheiterhaufen geworfen, als sogleich von allen Seiten die Flammen hoch aufschlugen. Dicke Rauchwolken wirbelten über die belagerte Feste, und prasselnde Kohlen flogen dazwischen auf Häuser und Gassen. Ein schreckliches Höllenfeuer entzündete sich rings um den Haufen der Schlägeler und drohte ihn in Asche zu verwandeln. Die Gluth wurde bald so stark, der Gestank und Dampf so drückend, dass sie den Grafen um Rettung und Frieden baten. Er gestattete ihnen denselben unter der Bedingung, dass sie sich ihm als Kriegsgefangene ergeben mussten. Als sie nun gar kläglich, und gequälten Gespenstern gleich, aus einem Thore durch die Reihen

der Bauern daherzogen, sagte einer derselben spottweise: „Drei dieser Kartenkönige haben wir nun gestochen. Es steht nur noch der vierte, und wir hätten das ganze Spiel gewonnen." Die Würtemberger lachten herzlich über diesen Spott. Graf Eberhard aber rückte sogleich vor Höfingen, und nachdem er auch diese Burg erobert und gebrochen hatte, verschaffte er sich im Jahre 1367 Genugthuung gegen die Schlägeler und Frieden in seinem Lande.

Unterdess hatten die Städte und Cantone der Schweiz die mächtigen Heere der Oesterreicher geschlagen, und die rheinischen Städte errichteten nun auch im Jahre 1381 einen Bund mit den schwäbischen. Beide verbreiteten die Macht der gemeinen Bürger von der Schweiz aus, durch Elsass, Franken und Schwaben bis zum untern Rheine. Die Herzöge von Baiern und von Oesterreich, die Markgrafen von Baden, die Pfalzgrafen am Rhein und andere Fürsten mussten sich gegen sie verbinden. Die von Würtemberg blieben die Hauptleute gegen jene von Schwaben. Dieser Krieg, welcher zwischen den Würtembergern und den schwäbischen Städten schon bei hundert Jahre dauerte, brach im Jahre 1372 um so fürchterlicher hervor, als die Reutlinger und Eslinger, welche im würtembergischen Gebiete lagen, sich rächen wollten. Die Wuth beider Theile ging, wie die Chroniken der Zeit sagen, so weit, dass sie sich einander die Reben und Bäume abhieben, die Wiesen und Matten mit Senf bestreuten, das Vieh abtrieben und an die zwölfhundert Dörfer abbrannten. Graf Eberhard III. sammelte hierauf einen grossen Haufen seiner Leute und Bundesgenossen und rückte vor Reutlingen, um es entweder durch Sturm oder List zu erobern. Die Bürger hatten ihre Thore verschlossen und sich anfänglich stille gehalten. Da aber die Lebensmittel in der Stadt abnahmen, machten sie einen Ausfall, um sich in den benachbarten Dörfern damit zu versehen. Kaum hatte der junge Graf Ulrich den städtischen Haufen im freien Felde erblickt, als er sogleich auf ihn zustürmte, in Hoffnung, ihn entweder niederzuwerfen oder zu vernichten. Die Reutlinger suchten dem kühnen Angriffe auszuweichen und zogen sich nach ihren Thoren zurück. Jene aber, welche in der Stadt geblieben waren, und das Gefecht beobachtet hatten, hielten sich

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