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opfern. Der Tribut kömmt ein. Da wird jedem Sperling und jeder Taube in einem kleinen Tuch Schwefel und Feuer angebunden. Sie fliegen in ihre Nester zurück und zünden die Häuser an." (Mannhardt, Germanische Mythen, 39). Sollten auch nicht Waräger Urheber der ganzen Sage von Olga's Rache sein? Es ist übrigens nicht zu leugnen, dass auch bei den alten Slaven, wie bei allen ursprünglichen Völkern, häufige Beispiele der Blutrache nicht nur vorkommen konnten, sondern auch mussten. So hatten sich die Drevier an Igor gerächt. Es bleibt aber dennoch von der grössten Wichtigkeit, dass die Blutrache nicht zu einer Grundidee in der russischen Volksdichtung, folglich nicht zu einem Ideal, zu einem poetisch dargelegten sittlichen Soll geworden ist, wie wir dies im nordischen Epos und im germanischen überhaupt sehen.

(16) Lieder, g. d. Rybnikoff, I, No. 9, S. 52. In einigen Varianten freilich ist durch spätere Hinzuthat dem Wladimir etwas Königliches hinzugekommen.

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(17) Lieder, g. d. Kirejewski, 3. Lieferung, S. 32 - 38. (18) Lieder, g. d. Rybnikoff, I, No. 6.

(19) Das erstere ist im „Ogier le Danois," im „Huon de Bordeaux;" das zweite im „Gui de Nanteuil," theilweise im Gaydon."

(20) Siehe in Ebert's Zeitschrift für Romanische und Englische Literatur, im I. B., 1859, den Artikel von Al. Pey „Sur le roman inédit de Doon de Mayence."

(21) Lieder, g. d. Kirejewski, 4. Lieferung, No. 7, Lieder, g. d. Rybnikoff, 1, 18; II, 63.

(22) So ist es z. B. im „Gaydon," wo dem verkleideten Karl vordem sogar Haare aus dem Bart ausgerissen werden. (Les Anciens Poëtes de la France, t. VII. Gaydon.)

(23) Ganz deutlich spricht sich das Wesen der Lehnsverhältnisse in den wenigen Worten aus, die Volker sagt, als er Rüdiger von Bechelaren gewaffnet gegen die Nibelungen kommen sieht:

„An uns wil dienen Rudeger sine burge und sinio lant." (Nibelungen, XXXVI. Aventiure.)

Berlin.

Orestes Miller.

Sitzungen der Berliner Gesellschaft

für das Studium der neueren Sprachen.

80. Sitzung, den 24. Febr. 1863.

H. Bollmann sprach über die in der 2. Hälfte des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrh. auf der deutschen Volksbühne herrschenden Haupt- und Staatsactionen, und wies nach, dass dieselben weder Uebersetzungen aus dem Spanischen waren, noch durch rohe Ueberarbeitung aus dem gelehrten Drama Lohenstein's entstanden sind; dass sie vielmehr eine nach den Bedürfnissen des Zeitgeschmackes neumodisch aufstaffirte Fortsetzung der Schauspiele der sogenannten englischen Komödianten sind. Eine kurze Skizze über den Zustand der Schauspielkunst, so wie des Geschmackes des Publikums in jener Periode beschloss den Vortrag. An den Vortrag anknüpfend bemerkte Hr. Hermes, dass der hauptsächlich auf Zahlen beruhende Beweis für die Behauptung, die Haupt- und Staatsactionen seien Fortsetzungen der englischen Komödie, nicht zu genügen scheine; innere Gründe liessen sie als gleicher Art mit den gelehrten Dramen erscheinen, wogegen der Vortragende bemerkt: factisch sei zwar der Inhalt der einen Gattung nur eine Verpöblung der andern, aber Lohenstein z. B. habe ausgesprochenermassen nie für die Bühne geschrieben, während die Haupt- und Staatsactionen ganz für dieselbe geschaffen gewesen, wie schon der Umstand zeige, dass lange Partien derselben nur im allgemeinen skizzirt gewesen, um extemporirten Spässen Harlequins und der Columbine Raum zu geben.

Anknüpfend an einen früheren Vortrag untersuchte Hr. Leo, ob für die Fabel des Hamlet Shakspeare ausser Saxo Grammaticus auch die Bearbeitung des Belleforest oder die History of Hamlet benutzt oder endlich ob Shakspeare wie in Titus Andronicus ein vorhandenes Stück bearbeitet vor Augen gehabt habe. Die History of Hamlet erweise sich als nachshakesparesches Machwerk durch die Wiederholung des Wortes 'a rat' nach Polonius Ermordung, die entschieden aus Shakspeare entnommen sei. Ebenso erweisen sich die andern Annahmen als nichtig. Aus dem heidnischen Stoffe hat Shakspeare in

sein Stück aufgenommen: Die Ermordung des alten Hamlet, Vermählung der Wittwe, den angenommenen Wahnsinn Hamlet's; Zusammenkunft mit der Mutter und Polonius; die Reise nach England und die Aenderung der Briefe. Endlich stecke die Idee, Hamlet behufs Prüfung seines Wahnsinnes mit einem Mädchen im Walde zusammen zu bringen, in der von Polonius zu gleichem Zwecke veranstalteten Zusammenkunft mit Ophelia.

Auf den Gedanken des Stückes übergehend hält der Vortragende an dem Goetheschen Urtheil fest: es solle nämlich eine Seele dargestellt werden, die der ihr aufgelegten Aufgabe nicht gewachsen sei. Dies ergebe sich zunächst aus der Betrachtung der Personen, die dem Hamlet gegenübergestellt sind, namentlich des Königs Laertes, Polonius. Die beiden ersten seien Leute von präciser Thatkraft, während bei Hamlet das Wort Ersatz für die That sei. Polonius sei Hamlet's Caricatur im Gebiet des Philosophirens, Aesthetisirens und der Reflexion: ihr Unterschied sei nur, dass Polonius keine Mission der Rache habe. Beiden fehle eine rechte sittliche Grundlage, ja Polonius übertreffe Hamlet in dieser Hinsicht, wie das Verhältniss zu seinem Hause und und Familie zeige: bei Hamlet aber stehe überall das frivol Tändelnde

voran.

Der König wird charakterisirt als Autokrat, ein Mann von Scharfsinn, durchschaue Hamlet, behalte die Fassung in der höchsten Gefahr, und wisse dann noch Laertes sehr geschickt zu be

nutzen.

Bei Laertes sei alles instinktiv, was beim Könige reflectirt sei, er handelt überall nach dem Gefühl, nicht nach dem Gedanken. In der Discussion bemerkt Hr. Liebknecht, das sittliche Element sei mit Absicht unterdrückt: die Forderung der Blutrache sei eben nichtchristlich der König zeige gewissermassen mehr Christenthum als Hamlet. Hr. Goldbeck bestreitet, dass vom Christlichen überhaupt in der Tragödie zu reden sei: in den Tragödien trete eben, wie Hermann sage, die quos gegen den róuos auf. Dieselbe Frage berühren Hr. Müller, Herrig und Reymond. Hr. Leo erwiedert darauf und bemerkt, grade die christliche Basis verhindere den Dichter, den Hamlet die Blutrache so ausführen zu lassen, wie die heidnische Sage es thut.

Hr. Liebknecht. Shakspeare liefere in seinen grossen Dramen immer ein grosses Culturbild: so zeichne er hier einen Uebergang aus dem Heiden- zum Christenthume: der alte Hamlet stehe noch ganz im nordischen Heidenthume, in Hamlet verbinde sich dies mit dem Christenthum; welches in seiner reinen Gestalt (Ritterlichkeit) erst in Fortinbras auftrete.

Hr. Herrig erklärt sich dagegen, dass man aus dem einen Worte 'a rat' eine Entstehung der History of Hamlet nach Shakspeare nachweisen wolle.

81. Sitzung, den 10. März 1863. Hr. Pröhle eröffnete die Sitzung mit einem Vortrage über die deutschen Sagensammlungen. Mit solchen trat zuerst Prätorius im 17. Jahrhundert, dann um 1800 Otmar (Director Nachtigal in Halberstadt) hervor. Beide leisteten Anerkennenswerthes, und gegen sie ist die Dobenecksche Sammlung, die unmittelbar vor den Grimmschen erschien, als ein Rückschritt zu betrachten, da der satyrische Ton der Darstellung den Mangel an Verständniss für den Gegenstand beweist. Die Gebrüder Grimm brachten 584 deutsche Sagen zusammen, die zwar noch lange nicht den Stoff erschöpfen, wohl aber die hauptsächlichen Märchen- und Sagenkreise vollständig umfassen. Die späteren Sammlungen haben sich meist landschaftlich abzuschliessen gesucht und in dieser Beschränkung zum Theil Grosses geleistet. Auf die ganze Fülle der deutschen Sage richteten nach den Grimms sich J. W. Wolf, der schätzbaren Stoff herbeibrachte, die rechte Frische der Darstellung jedoch vermissen lässt; ferner Bechstein, dessen grosses Werk aber von geringem wissenschaftlichen Werth und ohne das liebenswürdige Pathos seiner thüringischen Sagen ist, zuletzt F. Bässler, der sich mit feinem Sinne an die Quellen anzuschliessen verstand und besonders werthvoll für die Geschichtssage ist. An die genannten wird jetzt die Sammlung des Vortragenden selbst sich anreiben. Im Ganzen stehen die späteren Sagenerzähler an Treue der Auffassung den Gebrüdern Grimm nicht nach, einige, z. B. Schwartz in einzelnen märkischen Sagen, sind in dieser Beziehung ihnen ganz ebenbürtig an die Seite zu setzen; in der sprachlichen Form der Darstellung aber ist noch keiner ihnen nachgekommen.

Hr. Sachse machte darauf aufmerksam, dass es an der Zeit sein möchte, aus den verschiedenen Sammlungen, in denen jetzt das Material wohl ziemlich vollständig herbei gefördert sei, ein Corpus der deutschen Sage zusammen zu stellen.

Darauf las Hr. Miller über den Volkscharakter der Russen, wie er in ihren epischen Nationalliedern sich ausspricht. Er ging von dem russischen Gegenbilde unseres Hildebrandsliedes, dem Kampfe des Nationalhelden Ilja mit seinem eigenen Sohne, aus und verfolgte die verschiedenen Formen, in denen die russische Volkssage diesen Stoff gestaltet hat. In der ältesten Form des Liedes erkannte der Vortragende einen Naturmythus: die Repräsentanten zweier Göttergenerationen suchen einander zu vernichten. In späteren Varianten ist die Dichtung zu einer sittlichen Erklärung des Conflictes fortgeschritten und hat sie in der verletzten Ehre der Mutter gefunden. Zuletzt hat das Lied nach der Natur des russischen Volkscharakters seinen tragischen Ausgang vorloren: der Vater schont den Sohn, sogar noch ehe er ihn erkannt hat. Ilja der Bauersohn, aus dessen Sagenkreise ausserdem Manches beigebracht wurde, sei der Ausdruck des russischen Volksgeistes, der bei aller Rohheit im Grunde überall die Züge schöner Menschlichkeit zeige. Der Despotismus mit seinen

Folgen sei aus Byzanz dem russischen Reiche importirt; das Volk sei, wie Ilja, friedsam, mildmüthig, von allem Egoismus fern. Aus diesen Eigenschaften erwachse die Hoffnung auf eine grosse weltgeschichtliche Mission des russischen Volkes.

Da Hr. Miller diesen Vorzügen des russischen Volkscharakters entgegengesetzte Eigenschaften der Helden des germanischen Volksliedes zur Folie gegeben hatte, so entspann sich eine lebhafte Discussion über die Auffassungen und Folgerungen des Vortragenden, an welcher namentlich die Hrn. Hermes, Schwerin, Märcker und Marthe sich betheiligten.

82. Sitzung, den 24. März 1863. aus einer grösseren Arbeit (die im neueren Sprachen abgedruckt werden E und des O im Italienischen.

Hr. Städler las Bruchstücke „Archiv für das Studium der wird) über die Aussprache des

Hr. Büchmann machte die Gesellschaft mit einer liebenswürdigen und gelehrten französischen Dichterin, der Frau Ackermann, geb. Choquet bekannt. Geboren 1813, seit 1846 Wittwe des in Berlin ansässigen französischen Gelehrten Ackermann, lebt sie auf einem von ihr selbst bewirthschafteten Gütchen bei Nizza und hat im Jahre 1861 bei Caisson in Nizza einen Band Gedichte, jedoch nur in 150 nicht für den Buchhandel bestimmten Exemplaren, erscheinen lassen.

Hr. Zermelo trug poetische Uebersetzungen einiger Gedichte der Amerikaner Longfellow, Bryant und Store vor.

Hr. Goldbeck knüpfte an die jüngst erschienene französische Grammatik von Gruner einige Bemerkungen über den Streit zwischen der wissenschaftlichen Methode ihrer Behandlung, welche Gruner wieder anbahnen möchte, und der rein praktischen, und suchte, mit besonderer Rücksichtnahme auf den Subjonctif, die Nothwendigkeit einer reichen Beispielsammlung aus guten neueren Autoren zu erweisen, wobei er, was die Theorie anbetrifft, ein theilweises Zurückgehen auf die Beckersche Anschauung für wünschenswerth erklärte. Im Anschlusse an diese Ausführungen hob Hr. Büchmann hervor, welche Verdienste Prof. Plötz sich um den Betrieb des französischen ElementarUnterrichts erworben habe.

83. Sitzung, den 14. April 1863. Hr. Bollmann sprach über Lessings Emilia Galotti und handelte besonders von dem Schluss der Dichtung, namentlich von den Motiven, welche in der Seele der Emilia den Wunsch zu sterben hervorrufen, als welche der Dichter nicht die Furcht vor Gewalt, sondern die Furcht vor ihrer eignen Sinnlichkeit und der Verführung durch den Prinzen hingestellt habe. Er wies nach, dass die schon von dem alten Wandsbecker Boten gegen diese Motive erhobenen Bedenken durch neuere Erklärer, wie Nodnagel, Hölscher, Rötscher keineswegs als beseitigt anzusehen seien, ja dass auch der eingehende Erklärungsversuch, den A. Stahr in seinem Leben

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