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Tischunterhaltung bespricht und daran die Aufforderung knüpft, dass der Freund heiter gestimmt zur Tafel kommen möge.

Hat sich nun, wie wir aus dem Erörterten gesehen haben, der Dichter in der Schilderung der eigentlichen Mahlzeit eine gewisse Unregelmässigkeit erlaubt, so werden wir ihm auch die VV. 26-29 zu gute halten und erklären müssen, dass sie an der Stelle, wo sie nach der Ueberlieferung stehen, dem Gedankengang Juvenals vollkommen entsprechen. Hat doch Ribbeck bei der Umstellung dieser Verse weder einen Anschluss an das Vorausgehende, noch auch eine besonders gute Verbindung mit dem Folgenden erzielen können; denn man merkt sofort, dass in den Worten:

duceris planta, velut ictus ab Hercule Cacus,

et ponere foris, si quid temptaveris unquam
hiscere etc.

doch etwas ganz Anderes liegt als in den vier vorausgehenden Versen: diese stellen eine gemeine Prügelei, die folgenden aber (125-131) die schmählich abhängige und demütigende Lage des Clienten gegenüber den Freigelassenen und dem Hausherrn dar.

Wir haben weit ausgeholt, hoffen aber nichts weniger als vom Thema abgewichen zu sein; denn auf Grund dieser Erörterungen wird es möglich sein, auch über V. 107-113 ein Urteil zu fällen. Es wurde bereits oben zugestanden, dass diese Verse uns hier überraschen und dass sie als nicht besonders gelungen bezeichnet werden müssen. Meinertz ist zwar der Ansicht, es sei, um die ermüdende Aufzählung der Gerichte zu unterbrechen und gleichsam die Pause zwischen Fisch und Braten auszufüllen, zweckmässig, dass an dieser Stelle überhaupt etwas stehe. Indessen sieht man die Notwendigkeit dieses Einschiebsels nicht recht ein; denn gerade weil der Dichter vom Fisch zum Braten, also zu einem neuen Gegenstand übergeht, wird durch die gebotene Abwechslung an und für sich das Interesse des Hörers oder Lesers frisch angeregt, um so mehr, als bei diesem

dritten ferculum der Client nichts bekommt, also das blosse Zusehen hat:

structorem interea, ne qua indignatio desit,

saltantem spectes et chironomunta volanti

cultello etc.

Ferner führt Meinertz zur Rechtfertigung unserer Stelle an, dass der Dichter auch den schäbigen Reichen der Verachtung preisgeben wolle. Allerdings finde dieses Gefühl der Verachtung, welches die schäbige Behandlung des Gastes von Seiten des Reichen in uns erregt, seinen Ausdruck erst in den Schlussworten der Satire: his epulis et tali dignus amico, während aus den Worten: Ille sapit, qui te sic utitur wol niemand im Ernste eine Billigung der Handlungsweise des Reichen von Seiten des Dichters herauslesen werde. Dies ist allerdings richtig; nur lässt sich dabei nicht verkennen, dass die matte Ironie in V. 107-113 von dem kräftigen Ton der Schlussverse (170-173), durch deren Inhalt Virro einen scharfen Tadel erhält, weit absteht. Auch die übrigen Einwendungen Ribbecks hat Meinertz zu entkräften gesucht, ist jedoch selbst weit entfernt, die Ausdrücke hoc face und ut nunc multi schön zu finden. Aber wer wird überhaupt alles bei Juvenal schön finden? Am besten lässt sich noch die Anaphora esto durch Parallelstellen verteidigen, auf die auch Lupus p. 32 hingewiesen hat. Bei einigen derselben sieht man den Grund der Wiederholung des betreffenden Wortes durchaus nicht ein; so heisst es II 135 f.:

liceat modo vivere: fient,

fient ista palam etc.

Hier hat nicht fient, sondern palam, welches noch näher erläutert ist durch cupient et in acta referri, den Hauptnachdruck als Gegensatz zum vorausgehenden nec multos adhibet.

VI 34 f.:

nonne putas melius, quod tecum pugio dormit,
pugio, qui noctu non litigat.

Hier liest sich die Wiederholung von pugio besser, ist indessen auch überflüssig. Ebend. 166 f.:

quis feret uxorem, cui constant omnia? malo,

malo Venusinam, quam te, Cornelia.

Hier ist offenbar der Gegensatz: Venusinam und Cornelia, mater Gracchorum; warum ist nun malo wiederholt? Mit Venusinam konnte der Dichter den Vers nicht beginnen (vgl. 1 51). Ribbeck liest: malo, Venus, nullam etc., wobei die Ungeschicklichkeit des Dichters noch mehr ins Auge fallen würde. (Allerdings wäre bei dieser Lesart die Ungleichheit der Quantität an beiden Stellen beseitigt.) VIII 147 f.:

carpento rapitur pinguis Lateranus, et ipse,

ipse rotam adstringit multo sufflamine consul; wo man allerdings gegen die Wiederholung von ipse nicht viel einwenden kann, wiewol sich der Dichter 1 61 f. mit dem einfachen ipse begnügt, ohne deshalb weniger nachdrucksvoll zu sprechen.

Welchen Schluss werden wir nun bezüglich unserer Stelle aus den bisherigen Erörterungen ziehen? Ich denke folgenden. Hat sich der Dichter bei andern Gelegenheiten nicht immer um ganz correcte Durchführung seines Themas und um die nötige Feinheit des Stils gekümmert, so mag er in einer schwachen Stunde auch diesen Abschnitt verfertigt haben, entweder weil er wirklich die Einförmigkeit in der Aufzählung der Gerichte durch diese Ansprache an den Gastgeber vermeiden zu sollen meinte, oder weil er diesen selbst durch eine ironische Bemerkung, besonders durch die Vergleichung mit freigebigen Männern der Vorzeit verächtlich machen wollte, oder endlich weil ihn, wie Teuffel vermutet, die Indignation dazu verführte. Dieser sagt nämlich S. 205: Das Empörende des zuletzt Angeführten veranlasst den Dichter zu einer Expectoration gegen den Vornehmen, der seine armen Gäste in dieser Weise behandelt. Nach dieser Aufwallung [die Aufwallung ist nicht besonders

gross] ruhig, als wenn nichts geschehen wäre, in seinem Thema fortfahren, wie unser Satiriker V. 114 ff. u. 146 ff. thut, kann nur ein Rhetor, dem die Erschöpfung des Themas vor allem am Herzen liegt und für welchen solche Excurse nur die formelle Bedeutung von rhetorischen Figuren haben, dazu bestimmt die regelrechte Abhandlung des Gegenstandes zu maskieren und den Eindruck von Einförmigkeit zu verhüten.

V. 140:

jucundum et carum sterilis facit uxor amicum

liesse sich nur dann halten und wäre in der That notwendig, wenn die ganze Stelle (V. 132-145) anders als im Sinne des Dichters aufgefasst würde; der Dichter hat nämlich wieder einmal Dinge hereingezogen, die gar nicht hieher gehören; er hat sich verleiten lassen, den in V. 132-136 enthaltenen Gedanken, der ja doch offenbar nur ein fingiertes, aber kein wirkliches Verhältniss ausdrückt, in der Weise fortzusetzen, als ob jene Bedingung (quadringenta tibi si quis deus aut similis dis et melior fatis donaret homuncio) Thatsache geworden wäre; die Worte:

dominus tamen et domini rex

si vis tu fieri, nullus tibi parvolus aula
luserit Aeneas nec filia dulcior illo

können nur einem ganz ausschweifenden Gedankengang ihre Entstehung verdanken. In den folgenden Versen aber (141-145) will der Dichter offenbar sagen, dass die Armut für Trebius wenigstens den Vorteil habe, dass seine Frau ihm Kinder gebären dürfe; deuten wir die Stelle anders und behaupten, dass in Mycale der Gegensatz zum Begriff uxor gegeben sei, dann müssen wir von dem Gedankengang Juvenals noch eine schlimmere Meinung gewinnen und uns fragen, mit welchem Recht diese ehelichen Unterscheidungen hereingezogen werden in das Thema:

quando propinat

Virro tibi sumitve tuis contacta labellis

pocula? quis vestrum temerarius usque adeo, quis perditus, ut dicat regi bibe? plurima sunt, quae

non audent homines pertusa dicere laena.

Diese letztere Deutung nun mag einen gelehrten Abschreiber auf den Gedanken gebracht haben, dass den Worten sed tua nunc Mycale pariat licet gegenüber notwendig die sterilis uxor erwähnt werden müsse; derselbe hat aber dabei nicht bedacht, einen wie matten Zusatz er in dieser Sentenz gegenüber den Worten dominus tamen et domini rex verfertige.

V. 161-165:

tu tibi liber homo et regis conviva videris : captum te nidore suae putat ille culinae,

nec male conjectat; quis enim tam nudus, ut illum bis ferat, Etruscum puero si contigit aurum vel nodus tantum et signum de paupere loro?

werden von Ribbeck als schwächlich und überflüssig verworfen; dass dies bei Juvenal, wenn nicht andere Momente hinzutreten, welche die Ausschliessung nötig machen, kein zwingender Grund ist, Verse auszuwerfen, glauben wir durch die bisherigen Besprechungen erwiesen zu haben; Juvenal ist eben sehr wortreich und mehr als einmal ohne Grund weitschweifig; so hat Meinertz mit Recht darauf hingewiesen, dass gerade die unserer Stelle vorausgehenden Verse (158--160) an demselben Fehler der Ueberflüssigkeit und Mattigkeit leiden. Im übrigen aber ist an unserer Stelle wenig auszusetzen, und es haben die Erklärer angemerkt, dass unter Etruscum aurum die bulla aurea, unter signum de paupere loro die bulla scortea zu verstehen sei; vgl. Plin. N. H. 33, 1, 10. Macrob. Saturn. I 6: ...Hinc deductus mos, ut praetexta et bulla in usum puerorum no

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