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Ueber Shakespeare.

König Richard IT.

(2 und 3)

Eehrte wohl Ruhe in das unglückliche Land zurück, aber es war noch immer nur die Rube des Grabes, bis Heinrichs des VII. lange friedliche Regierung die blutenden Wunden Dieses an classischen Schönheiten so außerordentlich reiche heilte, und die Ordnung wieder herstellte. Deshalb both Stück ist ein rechtes Vorspiel der großen Nationaltragödie diese ruhige, nach den vorhergegangenen Stürmen für Engs über den Kampf, der rothen und der weißen Rose, land unendlich wohlthätige Regierung, dem dramatischen Dics oder der beyden Hauptaste des regierenden Haufes, York ter zwar keine glänzenden Momente der Behandlung dar, unde ancaster. Hier wird der unheilvolle Saame ges bildete aber den Übergang zu der wichtigen Epoche Heinlegt, der in dem zweyten und dritten Theile Heinrichs des Vl. richs Vlll., wo Shakespeare sich wieder als Meister zeigen und in Richard Ill. blutig aufgeht. Unrecht muß wieder konnte.

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Unrecht gebåren, und oft fühlen erst kommende Genera, Die Epoche Heinrichs Vll. hatte noch ein ande tionen die bitteren Folgen. Wir haben Shakespeare res unheilbares Gebrechen für die poetische Behandschon ein Mahl. (Nr. 124 Oct. 1824 im Cafar) keines Lung, nähmlich (wie schon Comines sehr richtig abnen wegs als einen arbitrio popularis aurae lenksamen Freund ließ und Iohannes Müller scharfsinnig bemerkte) nachz des Volkes, oder vielmehr des Pöbels dargestellt, dessen dem Englands großer Adel in den Kriegen der beyden Wankelmuth and tolles Treiben er sowohl in seinen römi Rosen ausgerottet wurde, gab es wohl noch Partey. schen Stücken, unnachahmlich schildert, als in den natio. häupter, aber Heinrich Vll. wußte, welchen Haß Ludwig XI. nal englischen z. B. in Richard II. in Heinric VI. c. von Frankreich durch seine Art, sich ihrer zu entledigen, Wir nannten ihn vorzugsweise den Dichter der Legitimis auf sich gezogen hatte. Statt sich dem gleichen Haß und Tadel® tåt, und in der That hat noch kein Geschichtschreiber auszusehen, ließ er ihnen das Leben, nahm ihnen aber die und kein Publicist, die Folgen ihrer Verle Güter und alles Ansehen und bestrafte immer die, welche sich Bung, mit solcher, furchtbar ergreifender Wahrheit dar an sie anschlossen. So galt Ludwig XI. für einen gestellt, als eben der unsterbliche Dichter. Der dritte Tiber, Heinrich VII. aber für einen Salomo, und wurde Theil Heinrichs des Vl. enthält die Katastrophe des dennoch eben so gut Herr in seinem Lande als Jener! großen Trauerspiels, hier tritt die Nemesis auf, das vom Die Kühnheit und Großartigkeit der Ideen ist erstau Hause Lancaster geübte Unrecht zu rächen. Doc folgt nenswürdig, womit der Dichter, Alles zu einem herrlichen sie auch dem endlich, nach manchem Anfall, siegenden Hause großen Ganzen verbunden hat. Jedes diefer einzelnen Stücke York, das nach Überwindung seiner Gegner, in den eiges ist in Bezug auf dasselbe ein ungebeurer Torso, aber allein nen Eingeweiden wüthet, Ströme Blutes vergießend.. betrachtet, ein in sich selbst vollendetes Meisterstück. Man Das Stück Richard III, ist der fünfte Act des ganzen blus dürfte kühn behaupten, daß in allen diesen acht Stücken tigen Dramas, das den Staat in den heftigsten Zuckungen fast keine einzige Scene weggelassen werden konnte, ohne erzittern machte. Nachdem die edelsten und größten Häups die Harmonie der Theile zu stören. Kaum ist Richard 11. ter unter dem Blutbeile gefallen, nachdem Rihards Tyran- entthront, so folgt schon die Nemesis dem Haufe des Usurs rey Furcht und Schrecken verbreitet hatte, ward auch er. pators mit leisen Tritten; denn seine besten Freunde, die vom Schicksale zur verdienten Strafe gezogen, und es eben diesen kühnen Hereford und schlauen Bolings

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broke als Heinrich IV. auf den Thron geholfen hatten, Unheils. Heinrich Bolingbroke, Herzog von Hea stehen gegen ihn auf, und er ist gezwungen, mit dem Schwerte reford und Bitter des Königs, dann Thomas Mowe des Henkers die Sicherheit seines Thrones zu begründen. bray, Herzog von Norfolk erscheinen vor dem Throne So bleibt es ewig wahr, was soon das Buch der Büchet; und ersterer klagt diesen des Verrathes an. Es wird ein Tag die Bibel sagt, daß das, was unrechtmassig erwors gefeßt zur Entscheidung durch den Zwenkampf. Schon stehen ben ward, nur curch unrechtmässige Mutel erhalten wer zu Coventry die Kämpfer gegen einander, als der König seis ten tann. „Brevem tantummodo esse possessionem, nen frühern Spruch wiederrufend, mit empörender Willkühr in quam solo gladio inducimur (wie Curtius spricht) beyde verbannt, den Bolingbroke zwar nur auf 6 Jahre, was nur allein die Gewalt gegründet, stehe nur solange den Herzog von Norfolk aber für immer. Bolingbroke fest, bis überlegene Gewalt es wieder hinausstößt, geht mit scheinbarer Unterwürfigkeit, aber er kocht Rache und die Idee glaube ein Recht zu haben, so lange das Unrecht in seinem Herzen. Rührend sind die Klagen des verbannten den Scepter halt. Wie Heinric V. den Thron besteigt, Norfolk, daß er nun auf immer der heimathlichen Erde bringt sein glänzender Waffenruhm zwar die immer noch den Rücken kehren, nicht mehr die Töne der Muttersprache Harken und zahlreichen Anhänger des entthronten Hauses hören soll. Wie herrlich hat hier Shakespeare die Individuas zum Schweigen; aber kaum hat das Schicksal die Stirne lität des englischen Nationalcharacters getroffen; denn die eines Kindes (Heinrichs VI.) mit dem königlichen Diademe Engländer lieben ihre Insel und die Sitten ihrer Heimath umflochten, so bricht der lang verhaltene Grimm tobend so, daß oft flüchtige Verbrecher zurückkehren, um nur für aus. Die wenigen Erlen und Güten, die das Vaterland wenig Augenblicke den englischen Boden zu betreten, ohne wirklich lieben, ohne ihre zügellosen Leidenschaften ausbre- den Tod, der ihrer wartet, zu achten. Wen ergreift nicht chen zu laffen, können nicht fest stehen gegen den Sturm. Mitleid, wenn Norfolk die Empfindungen feines Schmers Der redliche und fromme aber schwache Heinrich VI. wird gens ausspricht: das Spiel feines überkühnen, stolzen Weibes, Margare: · thens von Anjou und seiner übermüthigen Vasallen, und Mein mütterliches Englisch, muß ich nun Verlassen, und mir hilft ngn meine Zunge das Schicksal rächt in dem Enkel, das von dem Großvater an Nicht mehr als eine Harfe ohne Saiten, dem unglücklichen Richard 11. geübte Unrecht. Die slegende Ein künstlich Justrument, das eingeschlossen Partey hat aber entsegliche Blutschuld auf sich geladen, der Oder aufgethan, in dessen Hände kömmt, mißgestaltete Richard III. wüthet gegen die eigenen Vere Der keinen Griff kennt, seinen Ton zu stimmen." wandten, und findet bald selbst ein blutiges Ende. Nachdem Als er fleht, daß der Spruch der Willkühr aus des so tende Häuser durch wechselseitige Grausamkeiten vernichtet Königs Munde unwiederruflich sey, entfernt er sich mit waren, und lange Zeit ein gráuelvolles Gestirn über Eng den unendlich rührenden Worten:

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„Die Sprache, die ich vierzig Jahr gelernt, 1

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So wend' ich mich vom lichten Vaterland,
In ernste Schatten ew'ger Nacht gebannt."

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Er warnt den König vor Bolingbroté und ráth `ihin,

Lands Horizont geleuchtet hatte; ging mit Heinrich dem Vll. der beynahe allein dem allgemeinen Blutbade entronnen war, die Hoffnung befferer Tage auf. Er war kein Vork und eben so wenig ein Lancaster und (wie die nachfolgende dessen heuchlerischen Worten nicht zu trauen; Tabelle anschaulich machen wird) eigentlich ohne alles geneas werde den König der Spruch der Verbánnung reuen. Wie nur zu bald logische Anrecht an die Krone, auch darin ein warnender Fins herrlich ist nicht die Weise, wie Gaunt feinen Sohn Boling. gerzeig der fürnenden Nemesis! Schmerz und Rührung, broke und dieser sich selber über die Verbannung zu trösten su. Mitleid und Haß, Freude, Verachtung und Abscheu wech chen, und das Horazise: Levius fit patientia, quidfeln in diesem großen bewundernswerthen Gemählde. Flüche quid corrigere est nefas. --- Informes hyemes und Segnungen, Mordthaten und edle Handlungen, Feig reducit Jupiter, idem submovet, non si male nunc heit und kühne Todesverachtung, Verrath und Treue reiffen et olim sic erit, ist wahrlich überbothen durch Boling. uns bald zu Thränen der Rührung, bald zu starrem Entses brokes: 3war hat das Leid viel mindre Macht ju nagen, ten hin. Alle diese Stücke zusammen, bilden eins der größ- den, der es höhnt und Nichts darnach will fragen. Dōch ten Werke des menschlichen Geistes. Will man sie Scene wer kann gier'gen Hungers Stachel dämpfen, durch bloße für Scene durchgehen, so wird man überall die erhabensten Einbildung von einem Mahl? Und wer kann Feur Schönheiten finden. dadurch in Händen halten, daß er der Alpen Schnee und Eis sich denkt? Onein! des Guten freundlich Bild erzeugt nur desto stärkeres Gefühl des Elends. Nie trägt des Leis

Schon in der ersten und dritten Scene in König Ris Hard 11. liegt der unscheinbare Keim des spåt erst folgenden

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des grimmer Zahn mehr Gift, als wenn es schlägt, doch durch und durch nicht trifft." Nicht bloß Leichtsinn

und rasche, rohe Willkühr sind die Flecken in König Richards Charakter, die Herzoginn von Gloster gibt ihm auch Schuld, daß er an dem Tode ihres Gemahles Theil habe. Sie fors dert den Oheim des Königs auf, den Greis Johann von Gaunt, den Schatten ihres verblichenen Gemahls, seines Bruders, zu fühnen. Doch er weiset sie mit ihren Klagen an den Himmel, und vergebens sind ihre eindringendsten Borstellungen und Bitten, denn Johann von Gaunt ist ein Greis. Sie beschwört ihn bey den heiligen Pflichten der Blutsverwandtschaft:

Eduards sieben Söhne,

Wovon du selber einer bist, sie waren
Wie sieben Flaschen seines heil'gen Bluts,
Wie sieben Zweig aus einer Wurzel sprossend.
Ein Theil ist nun natürlich eingetrocknet,
Ein Theil der Zweige vom Geschick gefällt,

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Furchtbar durch ihr Geschlecht, hoch von Geburt,
So weit von Haus berühmt für ihre Thaten,
Für Christendienst und ächte Ritterschaft,
Als fern im starren Judenthum das Grab
Des Weltenheilands liegt, der Jungfrau Sohn,.
Dieß theure, theure Land so theurer Seelen,
Durch seiren Ruf in aller Welt so theuer,
Ist nun in Pacht ich sterbe da ich's fage
Gleich einem Landgut oder Manerhof,
Ja, England, ins glorreiche Meer gefaßt
Deß Felsenstrand die neidische Belagrung,
Deß wässrigen Neptunus schlägt zurück
Ist nun in Schmach gefaßt, mit Tintenflecken
Und Schriften auf verfaultem Pergament."

Wie König Richard an dem Krankenlager Johanns von Gaunt erscheint, macht ihm dieser die bittersten Vorwürfe über die Verpachtung des Reichs, und über seine Schuld an Glosters Tode. Der König wird wenig dadurch angegriffen, vielmehr behandelt er den alten Ohm, als einen Narren und

Denn Thomas, mein Gemahl, mein Heil, mein Gloster, Gaunts Tod ist ihm willkommen; denn er sieht hier eine schick,

Von Eduards heil'gem Blute eine Flasche,

Ein blühender Zweig der königlichen Wurzel,
Ist eingeschlagen und der Trank verschüttet,
Ist umgehaun, und ́all' sein Läub verwelkt,

Durch Neides Hand und Mordes blutige Art."

ihn

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liche Gelegenheit, sich widerrechtlich zu bereichern, und ohne Bolingbrokes Rechte zu achten, bemächtigte er sich des hin. terlassenen Silberzeuges, Geräthes, zieht die großen Lehen ein, unter dem Vorwande, den Aufwand des irländischen Kriegs juges damit zu decken. Vergebens warnt ihn Zu vielen seiner unglücklichen Handlungen verleiten den Kö sein legter noch lebender Oheim, der redliche Herzog von nig seine bösen Rathgeber, Buschy, Bagot und Green. Immer gebricht es ihm an Gelde, und doch soll er einen York, vergebens zeigt er ihm die drohende Gefahr, daß er durch diefe Willkühr die Gemüther vieler Tausende verlieren Kriegszug gegen die empörten Irländer unternehmen. Da und sich in Bolingbroke den gefährlichsten Feind erwer verpachtet er das Reich, um die nöthigen Cummen zu ers cken werde. Nur allzubald ergreift dieser den Vorwand halten. Sein jugendlicher Leichtsinn, sein Stolz lassen feiner niedergetretenen Ansprüche, und ohnehin schon lange die Folgen nicht ahnen. Die Kunde davon kommt zu dem damit umgehend, mit gewaffneter Hand aus der Verbans Krankenlager des alten Gaunt, der den König zu sich bite nung zurückzukehren, rüstete er einige Schiffe aus, und ten läßt, um ihn seiner thörichten Verschwendung und seines landet an Englands Küste, während König Richard sich Leichtsīnnes wegen zu warnen. Ehe noch der König erscheint, nach Irland einschifft. Die lange schon unzufriedenen Außert der kranke Greis seinen Schmerz und seinen UnwilGroßen strömen ihm zu, die Lords Northumberland len über die Schmach des Vaterlandes, das er in begeisters mit feinem Heldenknaben Heinrich Percy, dem nachter Rede gegen die fein Bett umringenden Großen preiset, mahls so berühmt gewordenen Heißsporn, die Lords die herrlichste Apotheose, die Shakespeares Patriotismus von Willoughby und Roß treten auf seine Seite, und in den Mund des Sterbenden legen konnte: selbst der königliche Obersthofmeister, der Graf von Worces fter, erklärt sich für ihn sammt dem ganzen Hofitaate. Dav durch gelangt Bolingbrokes Partey zu dem furchtbarsten Übergewichte. In Kurzem ist das ganze Land bis auf wenige Schlößer, von König Richard abgefallen. Bolingbroke rückt unaufhaltsam vorwärts, immer nur unter dem Vorwande, den König zur Anerkennung feiner Privatrechte zu zwingen. Die Königinn und der Herzog von York, den Richard während seiner Abwesenheit als Statthalter zurückgelassen, erfahren eine unglückliche Nachricht um die andere. Der Schaß ist leer, die Truppen fallen ab, York ist nicht im Stande, ihm

Der Königsthron hier, dieß gekrönte Eiland,
Dieß Land der Majestät, der Siß des Mars,
Dieß zweyte Eden, halbe Paradies,
Dieß Bollwerk, das Natur für sich erbaut,
Der Ansteckung und Hand des Kriegs zu trogen,
Dieß Voll des Segens, diefe, kleine Welt,
Dieß Kleinod, in die Silbersee gefaßt,
Die ihr den Dienst von einer Mauer leistet,
Von einem Graben, der das Haus vertheidigt,,
Vor weniger beglückter Länder Neid;
Der segensvolle Fleck; dieß Reich, dieß Eng land,
Die Umm' und schwangrer Schoof von Königen,

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Widerstand zu thun, und ist gezwungen, sich dem siegenden alles, `obgleich mit Widerwillen. Sein Stolz empört sich, Bolingbroke zu ergeben. Die legten Freunde des Königs da er den Spruch der Verbannung zurückrufen muß. Er werden zerstreut. Bushy und Green fliehen nach Bristols sieht aus allem, daß Bolingbroke nach seiner Krone greife Schloß, Bagot zu Richard nach Irland. Bolingbrokes vor und dessen heuchlerische Unterwürfigkeit kann ihn nicht täus züglichste Stüße ist der Graf von Northumberland. Des schen. Seinen Gram bat Shakespeare unendlich rührend sen tapferer Sohn, Heinrich Percy, biethet ihm seine Dienste geschildert. Der Unglückliche liebt es, mit seinem höchsten an, und Bolingbroke dankt ihm mit vielversprechenden Wor: Schmerze zu spielen, wie furchtbar und ergreifend ist aber ten, die ihm ohnehin nichts kosten. Unterdessen hatte sich dieses Spiel? Richard spricht, er wolle sein weites Reich für in Wales eine bedeutende Armee zum Schuße des Königs eine kleine unbekannte Gruft geben, sie sollten ihn auf dem gesammelt; da aber das Gerücht seines Todes erschallt, zers Heerwege einscharren, damit des Volkes Füße das Haupt streut sie sich wieder. Um einen Tag zu spát kommt Richard des Fürsten treten könnten, denn sie treten ja jetzt sein zurück, er ist wohlgemuth und ohne Sorge; denn noch Herf. Er fordert seinen Better Aumerle auf, eine artige baut er auf diese Armee; doch als der Lord von Salisbury Wette mit Vergießung der Thränen anzustellen, sie auf die unglückliche Nachricht bringt, entflieht das Blut seinen einen Plaß zu träufeln, um ein Paar von Gräbern aus: Wangen, sein Stolz ist verschwunden, und von der höch zühöhlen! Auch die Königinn erfährt die Kunde von Richards dert seine lesten Freunde auf, ihn zu verlassen; denn sein Entsetung im Garten des Herzogs von Vork. Meisterkaft Glücksstern sey gesunken. Now hofft er Hülfe von der Macht ist in diefer Scene die Vergleichung des Gartens mit dem seines Oheims York, auch diese Hoffnung sieht er gescheis Staate. Die Königinn weiat, und sie wünscht, daß dem tert. Er fragt nach seinen Freunden, doch waren Busby Gärtner, der ihr dieses Leid berichtet, kein Baum mehr und Green schon in Bolingbrokes Hand gefallen, und unter gedeihe. Wie schön sind die Worte, die dieser erwiedert: dem Henkerbeile gestorben. Man berichtete ihm, das ganze Land fen gegen ihn in Aufruhr:

Ken Zuversicht geht er in zaghaften Kleinmuth über. Er for

„Gleich einem unwirthbaren stürm'schen Tag,

Der Silberbäch' ihr Ufer macht ertränken,

Als wär' die Welt in Thränen aufgelöst:
So uber alle Schranken schwilt die Wuth
Des Bolingbroke; nur banges Land bedeckend
Mit hartem Stahl und mit noch härterm Herzen.
Graulärte haben ihre kahlen Schädel
Bewaffnet wider deine Majestät;

Und weiberstimmige. Knaben mühn sich, rauh
Zu sprechen, stecken ihre zarten Glieder
In steife Rüstung wider deinen Thron;
Selbst deine Pater lernen ihre Bogen
Von Eiben, doppelt tödtlich, auf dich spannen,
Und Kunkelweiber führen rost'ge Piken
Zum Streit mit dir; empört ist Kind und Greis,
Und schlimmer gehts, als ich zu sagen weiß."
Bey diesen Schlägen des Schicksals ergreift den König
trübe Schwermuth, und er stößt allen Trost von sich. Hier
zeigt sich Shakespeare wieder als der tiefste Seelenkenner:
Denn Richard, der im Glücke nicht stolz genug feyn konnte,
wird durch jedes tröstende oder aufmunternde Wort feiner
Freunde verlegt. Einem Unglücklichen Schmeicheln, ist für
diesen die bitterste Kränkung. Nur von wenigen Getreuen
begleitet, schließt sich Richard in Flint Burg ein. Bolings
broke erscheint vor den Mauern, er leistet dem Könige noch
zum Scheine die schuldige Ehrfurcht, und fordert bloß Wis
derruf des Banns und seine Güter. Der König bewilligt

«Ach, arme Fürstinu! gehts nur dir nicht schlimmer,

So treffe mein Gewerb der Fluch nur immner,
Hier fiel ihr eine Thrän', wo die gethaut,
Da seß ich Raute, bittres Weihekraut.
Reumüthig wird die Raute bald erscheinen,
Und Thränen einer Königinn beweinen.”

Bolingbroke hat unterdes in London seinen Einzug gehalten, den unglücklichen Richard mit sich führend. Die. ser muß dem Throne entsagen. Der einzige edle Bischof oon Carlisle hat den Muth, dieses schreyende Unrecht zu rügen, vom Himmel erweckt zu sprechen für den entsegten Richard. Unglück werde über England kommen, wenn sie Bolings broke krönten:

„Das Blut der Bürger wird den Boden düngen,
Und ferne Zukunft stöhnen um den Graul.
Der Friede wird bey Türk' und Heiden schlummern,
Und hier im Siß des Friedens wilder Krieg

Mit Blute Blut, und Stamm mit Stamm verwirren.
Zerüttung, Grausen, Furcht und Meuterey
Wird wohnen hier, und heißen wird dieß Land
Das Feld von Golgotha und Schädelstätte.
O richtet ihr dieß Haus auf dieses Haus *)
Es wird die kläglichste Entzweyung seyn,
Die je auf die verfluchte Erde fiel:

Verhüthet, hemmt sie, laßt es nicht so seyn,

Daß Kind und Kindeskind Weh' über euch nicht schreyn." Vor allen Lords und Großen des Reiches entsagt Rie card noch ein Mähl der Krone. In dieser herrlichen Scene

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Nimm für die Mühe des Gewiffens Schuld,

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liegt die erhabenste Ironie des Lebens und der Gee Doh weder mein gut Wort, noch hohe Huld. fichte. Welch hoher Gedanke ist es, wenn Shakespeare Wie Kain wandre, ewig nun im'Dunkein, den entthronten König einen Spiegel begehren läßt, um Nie müss' ein Sonnenstrahl ums Haupt vie junkeln. sein Gesicht und die Wandelbarkeit des Glückes darin zu beLords, ich bethear es, meiner Seel' ist weh, schauen. Empört über die Richard angethane Schmach, schlies Daß ich mein Glück besprißt mit Blute seh! Ben der Bischof von Carlisle und der Abt von Westminster Kommt und betrauert mit, was ich beklage; einen Bund zu seiner Befreyung. Auch der falsche Aumerle, Daß düster Schwarz sofort ein Feder trage! Ich will die Fahrt than in das heil'ge Land, nun ein doppelter Verräther, an Richard und an Boling. Dieß Blut zu waschen von der schuld'gen Hand. broke, tritt ihnen dey, wahrscheinlich aus der Ursache, weil Zicht ernst mir nach, und keine Thränen spare, er seine Dienste von letterm zu schlecht belohnt glaubte. Wer meine Trauer ehrt an diefer frühen Bahre." Zufällig entdeckte sein Vater die Verschwörung, und ohne auf Dieß ist die Handlung des herrlichen Stückes. Wie die Bitten des Sohns, auf das Flehn der Gatting zu achten, meisterhaft die Zusammenstellung der einzelnen Scenen sey, fordert er ein Pferd, und eilt zu Bolingbroke, um den Sohn wird jecer Leser desselben auf den ersten Llick erkennen. selbst anzuklagen. Er will dem neuen Könige die Treue nicht Das innerste Leben der Begebenheiten ist durchschaut verlegen, die er ihm jedoch nicht eher als nach Richards Ent. und dargestellt, und man bewundert die hohe Lebendigkeit segung geschworen, nachdem er vorher ihm fest und manns der Charaktere, und die unglaublich tiefe Zeichnung haft widerstand. Nun erfolgt vor Heinrichs Augen der rüb der Leidenschaften, diese unübertrefflichen Vorzüge Shake. rendste Kampf des Patriotismus und der Treue mit der speares auch hier, mit neuem Staunen und mit neuer Freude, Zärtlichkeit und Mutterliebe; denn auch Aumerles Mutter Er zeigt uns in erhabener Ironie das Spiel des Schicksals hatte sich zu Heinrichs Füßen geworfen, um das Leben des mit Thronen und Ländern, läßt uns aber ahnen, daß das schuldigen Sobnes flebend. Der Vater fordert Bestrafung Anrecht früh oder spät gebüßet werden müsse, und die He is des Verräthers, die Mutter Gnade für ihn, und es ge ligkeit des Rechtes unangreifbar sep. Dieß ist die Lingt ihren Thränen, den König zur Verzeihung zu bewes große Idee, die aus Shakespeares bewundernswerthem Nas gen. Wohl mochte diesen auch ein anderer Grund bestimmen, tionaltrauerspiele, der Kampf der beyden Rosen” und auch der ihm rieth, mit den Freunden, die ihm auf den Thron aus diesem Theile desselben, so glänzend hervorleuchtet. Zu geholfen, schonend zu verfahren. So erntete svon Heinrich legt sey uns noch erlaubt, einige Worte über die Zeichnung die erste böse Frucht seines Unrechts, das er an Richard be: der Hauptcharaktere zu sprechen. gangen. Dieser war nach Coventry geführt worden, nach- Das Bild des leichtsinnigen, übermüthigen, willkühe dem er den rührendsten Abschied von seiner Gemahlinn ge- lichen, stolzen, aber durch das Unglück, das seine solum. nommen, die Volingbroke nach Frankreich verbannte. Mit mernden guten Seiten, gewaltsam ans Licht rief, gebeffer. Geduld sich in sein Schicksal ergebend, hat er noch den ten Richard, hat die höchste Wahrheit. Bewundernswerth Trost, daß einer seiner niedrigsten Diener, sein Stallknecht, ist die Kunst, mit der der Dichter dem Könige unfer inniges den es schmerzte, daß Bolingbroke Richards Leibroß gerit Mitleid zu gewinnen weiß, den wir früher beynahe hassen ten, seinen königlichen Nahmen ehrt, und ihm das innigste mußten. Richard war von dem lebhaftesten Temperamente, Mitgefühl zeigt. Da erscheint der Gefangenwärter, um keine Schranken im Glücke kennend, ein Spiel der Leiden. den König durch die Speisen zu vergiften, da aber dieß shaften und der Wallungen des Augenblicks, aber durch fehl schlägt, kommt Erton mil einigen Bedienten. Richard Unglück gedemüthigt, ein seine begangenen Fehler erkennen= wehrt sich muthig, und fällt kämpfend, nachdem er mehr der und bereuender Fürst. So hat auch Shakespeare diesen rere seiner Mörder erlegt hat. Edel gedacht ist es von dem Charakter gedacht, der die herrlichsten Anlagen faßte, aber Dichter, daß er den unglücklichen König einen solchen Tod durch den Glanz der Krone, durch den Taumeltrank der sterben läßt. Der Merd geschah wahrscheinlich auf Boling Macht verdorben war. Übermüthiger Trog, die höchste brokes Befehl, obgleich diesem die Klugheit rieth, den Willkühr, der höchste Leichtsinn, sind die Hauptzüge desselben, Mörder night zu belohren, sondern auf immer zu verban- kurz Richard besaß in vollem Sinne das, was die Ärzte nen. Er spricht als Erton mit dem Sarge vor ihn tritt, ein sanguinisches Temperament nennen. Er kennt kein Ge= zum Theile wohl wahrhaft gerührt und von Rewe ergrifs seß als seinen Willen, Norfolk und Bolingbroke were fen, zum Theile aber nur um sich von der Blutschuld rein den verbannt, nicht weil es das Recht fordert, fontein zu waschen, folgende Worte zu diesem: weil es seiner Willkühr so gut dünkt. Nicht einmahl der

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