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Die brittischen Könige der legten sieben Dynastien zum bessern Verständniße von Shakespeares historischem Cyclus.

1. Aus der Normandie.

22) Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie, König 1066 wider Harald durch

die Schlacht ben Hastings † 1087.

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Edmund Tudor, Sohn Katharis nensi weyter Ehe.

40) Heinrich VII. Richmond.

36) Heinrich VI. † 1472.

II. Aus dem Hause Anjou.

Fulco Graf von Anjou und König von Jerufalem † 1141.

Gottfried Plantagenet, Graf von Unisp † 1150. Gem. Mathilde.

27) Richard I. † 1189.

Johann Graf von Sommerset.

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Johann Graf von Sommerset. Margarethe, Gem. Edmund Tudor.

V. Aus dem Hause Tudor.

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40) Heinrich VIJ. König 1485, † 1509. Gem. Elisabeth aus dem Hause Vork,

41) Heinrich VIII. König 1509, † 1547. 42) Eduard VI. 43) Maria. 44) Elifabeth t. 1533. † 1558. † 1603.

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VI. Aus dem Hause Stuart.

39) Richard III, † 1485. Elifabeth, Sem. König Heinrich VI.

Margarethe, älteste Shwester Heinrichs VIII, Gem. Jacob IV. König von Schottland.

Jacob V. König von Schottland † 1542.

Maria Stuart, Königinn von Schottland, enthauptet 1587. Gem. 1) Franz II. v. Frankreich. 2) Heinrich Stuart Darnley. 3) Bothwell.

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50) Anne, Könis ginn † 1714.

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A rch í b

für

Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Mittwoch den 29. und Freytag den 31. März 1826.

(380 39)་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་ས་

Ueber Shakespeare.

König Heinrich VIII. *)

den der allmächtige Wolsey, sein Todfeind, beym Könige untergraben hat. Die Verrätheren und falsche Anklage der vom Cardinal bestochenen Hausbedienten des Herzogs bringt

In diesem Drama zeigt sich Shakespeare als tiefer gründs ihn auf das Blutgerüfte. Seine Gefangennehmung und licher Geschichtschreiber, zugleich aber auch, wie immer, als seine Anklage vor dem Könige bilden die beyden ersten Sces großer Dichter. Darin, ist der Zustand der Dinge nach den nen. In der vierten sehen wir ein Fest, wo bey schallender wilden Bürgerkriegen der beyden Rosen, durch die planvolle Musik und fröhlichem Tanze in der Mitte der Hofdamen Regierung Heinrichs VII. völlig umgestaltet. Wir sehen der Königinn, sich Heinrichs Leidenschaft für Anna Boleyn darin nicht mehr die Kraft des Mittelalters, wohl aber entzündet. Sogleich bekömmt der König Gewissensbisse über die neuere Zeit. Zwey Epochen von Heinrichs VIII. Re. die Unrechtmässigkeit seiner Ehe mit Katharinen, eine späte gierung sind herausgehoben, sie sind hinreichend, uns ein Bild Reue nach 20 Jahren. - Auch sehen wir gleich in der derselben zu entwerfen. Seine Scheidung von Katharine ersten Scene des zweyten Actes den Buckingham seinen Tos von Arragon, seine darauf folgende Vermählung mit der desgang gehen, und vernehmen seine leßten rührenden und Anna Boleyn, und der Sturz des Cardinals Wolsey erschütternden Worte. Der päpstliche Legat Campejus füllen den Raum der fünf Ucte. Die ganze Regierung des nun vor dem Könige, der ihn und Wolsey zu Schiedsrich, Königs eignete sich nicht wohl zur dramatischen Behandlung, tern in Betreff seiner Ehe wählt. Wie zart und edel bes da in derselben stets die nähmlichen Handlungen abwechseln, nimmt sich die Königinn, als sie vor beyden sprechen und nähmlich Erhebung der Günstlinge und ihre nachherige Un- ihr Eheband vertheidigen foll! Sie, weigert es, und durch gnade und Hinrichtung. Auch konnte es der Dichter nicht ihr Zurückrufen jener Lage, wo sie noch Heinrichs Liebe wagen, zur Beit der Königinn Elisabeth manche Gewalt genoß, erregt sie unser innigstes Mitleid. Wolsey und that ihres tyrannischen Vaters auf die Bühne zu bringen; Campejus nähern sich ihr darauf mit falschen ́Rathschlägen; Doch hat er den Charakter dem ungeachtet für den tiefer doch sie verschmäht dieselben und empfiehlt ihre Sache der Forschenden in das wahre Licht gestellt.

Das Stück beginnt mit dem Sturze Buckinghams,

Gerechtigkeit des Himmels. Diese Scene, die erste des dritten Actes, ist eine der schönsten des Stückes, und vors züglich gelungen durch die Darstellung der reinen, unschulds. *) Die allgemeinen Bemerkungen über Shakespeare und über vollen Weiblichkeit Katharinens, wie ihr edler offener Sinn die Nationalität der Kunst sind in Nr. 10, 13, 14, 16, 32, 34, 86, 88 in Nr. 148 von 1824 ift König Lear, in die priesterlichen Ränke durchschaut, und sie wie ein Lamm Nr. 98 von 1825 ist der Kaufmann von Venedig, in Nr. erscheint, von Wölfen umringt, die einen Schein from. 100 Romeo und Julie, in Nr. 101 Othello, in 105 Mac mer Demuth heucheln. Die übrigen Scenen des dritten beth, in Nr. 103 und 113 Hamlet, in 122 Coriolan, in Actes füllt Wolseys Sturz, vorzüglich dadurch herbeyges 124 Cäsar, 126 Antonius und Kleopatra, in 117 Was ihr führt, weil der König erfährt, daß er seiner Vermählung wollt und viel Lärmen um Nichts, 140 der Sturm, in mit der Boleyn heimlich entgegen arbeite, und weil ihm Nr. 143, 144, 145 König Johann, endlich in Nr. 2 vòn

V.

1826 Richard II. in Nr. 14 und 16 Heturich IV. Heinrich V, das Verzeichniß der unermeßlichen Reichthümer des Cardi. Nr. 29 und 31 Heinrich VI. und Richard III, Nr. 38 nals in die Hände fällt. Norfolk und Surrey, die vorz Heinrich VIII. züglichsten Feinde des Cardinals, fordern · ihm sogleich auf

Befehl des Königs das große Siegel ab. Er erträgt sein Heinrich VIII. und feinem lange allgewaltigen Minister, Unglück mit Stolz und Gelassenheit, doch kann er einige dem Cardinal Wolsey entwarfen, daß die Leser es den Klagen über den Untergang seiner Größe nicht unter. nähmlichen Charakteren im Shakespearischen Drama prie fend gegenüberstellen.

drücken.

Die erste Scene des vierten Actes zeigt den Krönungs- Die Berichte der Gesandten Carls in London, de zug der Boleyn, und die zweyte, als traurigen, erschüttern- Praets, Lauwerens, delle Sauche, Chapuns, (Capuzius den Kontrast, Katharinen unter ihren Frauen, gebeugt von nennt ihn Shakespeare in seinem Heinrich VIII.) geben Kummer und Gram. Die edle Königinn beweint selbst ihren von beyden ein Bild, welches wir hier mit ihren eigenen Feind, denn sie ertheilt den großen Eigenschaften Wolseys Zügen ausmahlen wollen. Sie lassen uns nur über Eines Gerechtigkeit, als sie feinen Tod erfährt! Wie groß er in Zweifel: ob wir mehr die historische Richtigkeit und Ges scheint hier wieder der Dichter und wie unparteylich? Wols diegenheit der shakespearischen Darstellung Heinrichs und sey, dessen Stolz und Hochmuth er im Glücke schilderte, der scharlachenen Sünde (so nennt Shakespeare den erhält nun von ihm eine herrliche Leichenrede in Griffiths Cardinal,) oder mehr die diplomatiste Feinheit bewundern Munde, und so erfahren wir auch die gute Seite desselben. sollen, mit welcher dieses Genie sich selbst bezwingt, und Der Dichter ist hier wiederum edler Geschichtschreiber. doch, ohne weder sich noch der geschichtlichen Treue etwas

Der fünfte Act beginnt mit der Anklage und Rechts zu vergeben, jenen König und Katharinen und Annen fertigung Cranmers, des Erzbischofs von Canterbury und von Boleyn so auf die Bühne brachte, daß die große Elis neuen Günstlings des Königs, und schließt mit Elifa, sabeth, Heinrichs und Annens Tochter, dieß Stück mit beth's Taufe, die Anna Boleyn dem Könige geboren, wors Vergnügen sah und sehen konnte?! auf der Erzbischof dem Lande Heil und Segen verkündet,

Was so tief der gekrönte Seher ausgesprochen: „Des

mit prophetischen Geiste sprechend, Elisabeths Regierung Menschen Herz sey ein troßig und verzagtes Ding”, hat werbe eine der glorreichste für England feyn. nicht leicht etwas auffallender gemacht, als Wolseys Troh Schreiber dieses, hat seit dem Jahre 1807, eine und Verzagtheit.. Reise von Jahren einem Werke gewidmet über: „Mar 1. Im Glücke war ihm nichts zu hoch. Eines Fleischa und Carl V. ihre Helden und ihre Zeit." Er hauers Sohn, buhlte er um die dreyfache Krone mit welte hat hierbey seine Aufmerksamkeit auf den, für seine Zeit allers lichen Mitteln. Im Unglücke war ihm nichts zu tief, denn dings hoc achtbaren, im Ganzen aber dennoch sehr überschäß- er warf sich auf die Knie, in den Koth, vor dem wohle ten Robertson gerichtet, von dem man wähnte, der Zu bekannten Ringe, dem Zeichen der Erinnnerung seines tritt zu den Archiven von Brüssel und Mecheln, habe Herrn.

ihm die Möglichkeit verschafft, ganz neue und wichtige Auf Daraus aus jener nie ruhigen Thätigkeit, jener schlüße über jene verhängnißvolle, durch reißenden Wechsel Liebe zu Geld und Macht, aus jener endlosen Eitelkeit, der Ereignisse, sich selber überstürzende Zeit zu geben. Allein welche so vielen eigen ist, die aus Nichts so weit empor die wirkliche Durchsicht der burgundischen Archive, der Cors kommen, aus den Fehlern einer schlechten, aller symetrischen respondenzen Mar 1., Carls V., der Regentinnen Marga- Kenntnisse entblößten Erziehung, aus einer völlig unbe rethe und Marie und des hohen Rathes der Niederlande, dingten Ergebenheit gegen seinen König, den er mehr als gibt die völlige Überzeugung, Robertson habe den eigentli= Gott fürchtete, dem er das in England Gewährte einst en Kern jener großen Actenmasse gar nie gesehen. Die von Rom aus zu vergelten gedachte, daraus war sein Ges Jahrgänge 1810, 1811 nnd 1812 dieses Archivs, enthal, müth zusammengefeßt, hieran wird all sein Thun abges ten beynahe ein halbes Hundert vorzüglich wichtiger wunden werden können, und selbst seine Todesart. Stellen und Wendepuncte, welche Robertson durchaus Aber wie war auch sein Herr ?

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Fürchten, bluten irrig erzählt und fals erklärt!! Wie wir das sollten unter ihm die Britten, (die Höchsten und Nächsten mabls schon über Shakespeare gedacht, wie wir seiner uns am meisten) aber dennoch nicht hassen, und das thatën sie gemeinen Größe in der Charakteristik gehuldigt, in auch nicht. So viel vermag fürstlicher Anstand, Tapferkeit, welcher außer Hume und Johannes Müller, es denn Ernst, Pracht und Kriegsruhm über die weiche Menge, der underblichen Dichter wohl kein neuerer Geschichte nicht wohl ist, außer sie werde gedrängt und getrieben. Heine freiber gleichgethan hat, das beweißt am besten, wenn rich war grausam, aber nicht tropfenweise, wie der verschlos wir unsern Lesern das Ebenbito vor die Augen stellen, das sene, berechnende, ununterbrochen fortwüthende Tiber nein, wie dort, durchaus aus Original papieren, von seine Grausamkeit fiel (gleich Saul und1Caligula) ‹ iþ n

NIN 203 ~~~

queest an, periodisch, unwiderstehlich, und aus ihm erst sey? (diesen für die brittische Geschichte so folgenreichen dicandern. Dann aber half auch nichts, Würde, Verdienste, Zeitpunct) hat, sonderbar genug! noch niemand, selbst Freundschaft, am wenigsten die Unschuld. So sehr bemäch, der scharfsinnige und unermüdete Hume nicht ergründet. tigten sich derley Parorismen seines heftigen Gemüthes, Insgemein wird behauptet: die Königinn, Mutter Frans daß er selbsk in Pein war, bis er den Gegenstand seines gens I. habe sie nach dem unglücklichen Tage von Pavia Uuwillens vertilgt wußte, daß er fast mehr list, als der (1525) mit geheimen Aufträgen an Wolsey zurückgeschickt, Verklagte. War dieser nicht mehr, so war Heinrich versöhnt der Macht ihrer jugendlichen Reiße mehr vertrauend, als und bedauerte, (nicht heuchlerisch, sondern weil der Sturm der ergrauten Weisheit der geheimen und öffentlichen Ab. in feinem Innern nachgelassen hatte) oft genug den gefandten Frankreichs. Ein Bericht des kaiserlichen Gesands Berlust. ten aus London vom 17. Jänner 1522 widerlegt jedoch diese

Dieses Zornes Unwiderstehlichkeit war also bekannt, daß Unrichtigkeit völlig. Es hatten sich nähmlich die französischen Die Angeklagten, um ihn nicht noch mehr zu reizen, oder Gesandten, Paillot und de la Bastie, bey Wolsey lebhait wenigstens ihre Angehörigen zu retten, nicht selten bekann, darüber beschwert, daß erstlich alle Engländer die hobe ten, was sie nie begangen hatten. (Unna Boleyn, Nor. Schule zu Paris plößlich verlassen hätten, denn, daß Mess thumberland, Bereton, Smeton 2c.) Vergeblich! Blut fire Thomas von Boleyn seine Tochter Unna aus dem Hofs mußte einmahl fließen. Heinrich konnte die Stunde kaum dienste der französischen Königinn plöglich zurückberufen erwarten. Noch auf dem Sterbebekte wollte er den größten habe, Niemand habe das anders deuten können, als auf Mann im Lande voraus schicken. Am gefährlichsten Krieg zwischen Frankreich und England, und wirklich seyen wars, von ihm geliebt zu seyn, denn was er nicht mehr auch Gerüchte darüber entstanden, die ihrem Könige keiness liebte, das sollte auch nicht mehr leben, dorum ver weges gleichgültig hätten seyn können. Wolsey habe sich stieß er zwey Gemahlinnen, zwey starben durch Henkers über das lettere damit entschuldigt, er sey der Urheber Hand, eine entkam dem gleichen Loose burch ihren eigenen, dieser Rückberufung gewesen, um einen langwierigea die legte durch seinen Tod. Fast gegen alle hat er öffentlich Streite zwischen Annens Vater und einen jungen Edelmanne Klagen geführt, die seiner eigenen Ehre nahe traten. Und (wahrscheinlich Percy) glücklich beyzulegen, welches wohl Doch ist er geliebt worden, aufrichtig, denn er war ein nicht füglicher und schneller geschehen könne, als wenn Löniglicher Mann. Anne sich entschlösse, ihm ihre Hand zu reichen. Eigenwillig (wie konnte das anders seyn ?) war er Wirklich waren es vorzugsweise sie und Wolfey, welche über Alles und gegen Alle. Mit sich selbst fast immer uneins, die Freundschaft und den Bund zwischen Carl V. und Heins aber rasch entschlossen, das Gegentheil von dem zu thun, rich noch mehr untergruben, als es durch die Ehescheidung was ihm andere riethen. In Sachen der Politik und Res Heinrichs von des Kaisers Tante, der arragonischen Kithas tigion hatte er selten einen andern Zweck, als den, der Welt rine geschehen ist. Anne war sich dessen auch so gut bewußt zu zeigen, daß er Herr sey, der durchaus Niemanden daß, als sie Johannen Seymour Plaß machen mußte, scheue und Niemandes bedürfe. Hätte Rom, hätte und in das Gefängniß geführt wurde, sie auf diesem Weye Franz 1., håtte Carl V. dieses (bey aller anscheinenden laut, wiewohl ungegründet, Chapuy, Carls Gesandten, Kraft doch nur eine Schwachheit!) besser erkannt und bes als den Urheber ihres Falls anklagte. müßt, sie hätten sich ihn länger erhalten. Er hätte für Zwey Briefe der Königinn Witwe von Ungarn und jeden mehr und thätiger gethan, als er wider sie that. Böhmen, Maria, Regentinn der Niederlande, an den Anna von Boleyn, anfangs das vertraute Werke Kaiser, ihren Bruder, (de dato Brüssel, den 30. May 'zeug, dann aber die gefährlichste Feindinn Wolse y 8, der 1536) enthalten einen aus Heinrichs Innerstem hervorge fich ihrer, als Geliebten Heinrichs gerne zur Förderung gangenen, eines Caligula vollkommen würdigen Zug bey seiner eigenen Plane bedienen, niemahls aber sie als seine Unnens Hinrichtung. Ee war nähmlich sein legtes Work Königinn verehren wollte, war, wie ihr Vater, Thomas, an diese von ihm einst so geliebte Gemahlinn (um welder der wehrmahls ben Ludwig XII. und Franz I. Gesandter willen er eine zwanzigjährige glückliche Ehe, und den Bund gewesen, ganz französisch gesinnt. Sie hatte auch seit ihrem mit Carln zerrissen, den Glauben seiner Väter und seines Fiebenten Jahre am Hofe dieser beyden Könige gelebt, zus Landes verlassen, und so vieles unschuldige Blut vergossen ert Begleiterinn der englischen Maria, Gemahlinn Luds hatte) daß er ihr in den Kerker sagen ließ: „Sie werde wigs XII., dann Hofdame der Königinn Claudia, Franzens nicht von eines Britten Hand fallen. Er habe den Nach, erster Gemahlinn. Wann sie in ihr Vaterland zurückgekehrt richter von St. Omer aus den Niederlanden nach Calais

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berufen und dort einschiffen laffen, damit sie von der Hand gefunden. Als in Deutschland zuerst Shakespeare populär eines Unterthans ihres Feindes, des Kaisers, sterbe!" wurde, schlugen manche den ganz entgegengeseßten Weg

Ludwig Tieck, die Perle unserer Romantiker, der ein. Sie konnten nicht Zufälligkeiten, ja Urmseligkeiten unvergeßliche Sänger der Genovefa und des Kaisers genug aufgreifen, die sie nebst allen Anekdoten, Reden, Octavian, auch um die Erkenntniß und Ver wie sie sie fanden, roh in ihre Dramen hinein packten, und breitung Shakespeares vielfach und hoch verdient, dieß Beginnen Natur nannten. Aber man sehe nur genauer hat in seinem neuesten Werkchen, den „bramaturgis hin, so findet man bey diesen, so viele allgemeine unpassende schen Blättern", gelegenheitlich des Trauerspieles Uns Moral, kalte Reflexion u. dgl., die nichts weniger, als na Boleyn von Eduard Gehe, treffliche Bemerkuns aus der Gesammtheit ihres Werkes hervorgehen. Und wies gen über Heinrich VIII. eingestreut, die Wir unfern Lesern der spiegelt jede französische Tragödie doch das Leben der bier mittheilen. Er sagt: - ,,Von Shakespeares Heins Nation ab, was sie will und erstrebt, und die gan¡ mos rich VIII. hätte der Dichter Ton und Stimmung nehmen dernen Gesinnungen contrastiren anmuthig genug mit dem sollen. Dieses Werk ist als ein großartiger Epilog zu Pomp der gesteigerten Sprache. den Bürgerkrieg en anzusehen: oder als eine Verherrs Shakespeare, der größte dramatische lichung der Gegenwart, der Elisabeth und des Dichter, zeigt sich auch in seinen historischen Coms Friedens und des Glückes ihrer Regierung. Die Charaktere positionen als den größten Geschichtsmahler. Wie er aber sind zum Bewundern gezeichnet, und man weiß nicht, was immer neue Formen schafft, so auch in den Historien. man mehr preisen soll, das Talent des Dichters, der den Jeders vaterländische Drama ist auf eine neue Art behandelt, König ganz, so wie er war und lebte, zu zeichnen wagte, wieder anders die römischen Stücke, und von allen der seine Launen, seine Heucheley und so manches Schlimme andern verschieden, sein König Johann. nicht verschwieg, und ihn doch edel und Liebenswürdig zeigen Wie er mythisch die Historie verwandeln könne, zeigt konnte? oder eine Regierung, die die Aufführung dieses er uns im Lear, Hamlet und Macbeth. Goethe's Egmont Sückes zuließ? Denn es wurde noch unter Elisabeth gespielt. und Göz sind für den Liebhaber, unerschöpfliche Studien. Shakespeare endet mit der Geburt der Prinzessinn, Die historischen Gedichte Schiller's, vor allen sein Wallens aber Calderon hat im Cisma d'Inglaterra die Begebenbei stein, bleiben uns Deutschen, herrliche Denkmahle. Hat doch ten der Scheidung, Wolsey's Sturz und Anna's Hinrich. Heinrich Kleist gezeigt, wie tiefsinnig man eine historische tung vorgetragen, auf seine Weise, allegorisch, mit Pro Anekdote nehmen, und auf ein hingeworfenes Wort ein phezeyungen, und als eifernder Katholik. Die Schmähung edles Werk gründen könne? Otway ist es im geretteten und Rechtfertigung der Kirche ist der Stüßpunct seines Venedig gelungen, das verworrene Gewebe einer Staatse Werkes. Viel war für unsern jungen Dichter hier zu ler■ politik, auf das Menschliche und Herzliche zurückzuführen. nen, der in seinem Drama mehr zum Allegorischen, als Und so zeigen sich gewiß dem begeisterten Blick gerade in zur Schilderung der Wahrheit hinneigte. der Geschichte, die mannigfaltigsten Formen und viele fachsten Erscheinungen.

Man könnte noch fragen, was denn eigentlich ein histos risches Schauspiel sey, und ob es sich denn nie von der Noch edlere und großartigere Ansichten über das va Wahrheit entfernen dürfe? — Es wird Gelegenheit geben, terländische, historische Drama, legte Tieck in feinen Bes öfter auf diesen Gegenstand zurück zu kommen, und ihn von trachtungen über Schillers Wallenstein dar. Wir haben dies mancherley Seiten zu beleuchten. Die Franzosen, welche sen wichtigen Zweig der Literatur, in diesen Blättern zu aus der Tragödie ein rhetoris c e s K un st st ü ck gemacht oft und zu umstândlich betrachtet, z. B. 1824 Nr. 22, 23, haben, entfernen alles Naheliegende wie alle Wirklichkeit; 32, 34, 40, 86 und 88, um nicht unsere Leser damit bes ferne Zeiten müssen ihnen die Materialien liefern, und ihre kannt zu machen und selbe zum Schluße, mit einigen Be Kritiken verrathen, naiv genug, daß ein ganz fernliegendes, merkungen zu begiciten:

noch besser, ziemlich unbekanntes Land, China, die Tartarey u. Als Schiller nach einer langen Pause mit dem dra, dgl., das Alterthum gewissermaßen ersege, und man also auch matischen Gedichte, Wallenstein, wieder erschien, fühlten neuere Geschichten jener Gegenden darstellen dürfe!! Alle, daß die Erscheinung dieses großen und merkwürdigen Ein Ruben auf dem Vaterlande, ein Berufen Drama, eine neue Epoche in unserer dramatischen Literatur auf das Höchste im Staat und in eigener Geschich beginne. Es schritt damahls mächtig in die schwachen Ge. ze ist ihnen nicht nur gleichgültig, sondern geradezu störend. burten des Tages ein, und plöglich sah man, wie gebrechs Auf diesem Wege haven sie ihr sogenanntes Ideal der Tragödie lich das innere esen dieser Gebilde sey, und wie unzu.

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