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Gallerie scenischer Künstler.

Wierzehntes Bild.

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ten. Noch stehen alle die tiefen Eindrücke, besonders Fleck als Wallenstein, lebhaft vor seiner Seele. Nach dem Austritte aus den Militär- Diensten, lebte Wilhelmi auf Friedrich Wilhelm t.") dem Landgute seines Vaters und widmete sich der practischen Friedrich Wilhelmi wurde im Jahre 1788. den Landwirthschaft. Jest trat der Zeitpunct ein, wo er feiner 21. April zu Brauendorf in der Niederlausit geboren und Neigung zum Theater durch Versuche auf der Bühne neué verlebte die ersten Jugendjahre auf dem adeligen Landgute seis Nahrung gab und den Anfang zu jener Stufe der Ausbil nes Vaters, der ihn für den Militärstand bestimmte und ihm dung machte, auf der wir jest so viele Kunstgebilde von die hierzu erforderliche Bildung gab. Im Jahre 1800 trat ihm sehen. - Herr von Arensdorf nähmlich, ein Vers er die Militärdienste an, machte die beyden Feldzüge von ehrer und Beschüßer aller Wissenschaften und leidenschaftli 1805 und 1806 bey Blüchers Armeecorps als Officier mit der Liebhaber der dramatischen Kunst, den Wilhelmi ime und fiel am Schreckenstage der Erstürmung von Lübeck, mer mit dem Gefühle der innigsten Verehrung und Liebe verwundet, in feindliche Gefangenschaft. Nach dem Fries nennt, errichtete auf seinem Landgute ein eigenes Theater. den und den darauf eingetretenen starken Reductionen gebäude, mit allem Nöthigen versehen und ließ monathlich quittirte er. in der Regel eine Vorstellung geben, wozu auch Wilhelmi,

Die Liebe zur Schauspielkunst erwachte schon früh in der Arnsdorfs Freundschaft und Liebe gewann, als aus. Wilhelmis empfänglicher Seele. Auf Veranstaltung seines übendes Mitglied eingeladen wurde, und die Arnsdorf, Lehrers wurden unter den Geschwistern kleine Stücke als (der selbst Väterrollen ausgezeichnet spielte,) mit vieler Sach Redeübungen gelesen und zuleßt ein Haustheater errichtet, kenntniß und größter Pünctlichkeit leitete. Zugleich war mit worauf nun jedes Familienfest: die Geburtstage der geliebs dem Vergnügen, welches diese Darstellung der zahlreichen ten Altern u. f. w. durch ein kleines, der Veranlassung des Nachbarschaft gewährte, auch ein edler Zweck verbunden, Tages gemäßes Stück gefeyert wurde. In Berlin, denn der Betrag der Eintrittspreise wurde öffentlichen wo Wilhelmi mit dem dreyzehnten Jahre seine militärische Wohlthätigkeitsanstalten gewidmet. Hier gewann Laufbahn antrat, fand die schon feste Neigung und Liebe Wilhelmi auch die persönliche Bekanntschaft des, nachher für die Kunst reichere Nahrung. Das königliche Nationals durch seine lyrischen und dramatischen Arbeiten bekannt gea theater, unter Ifflands Leitung, erreichte damahls eine wordenen und um seines liebenswürdigen Charakters wil Höhe, die bekannt ist und oftmahl gewürdiget wurde. Je len, allgemein geachteten Herrn von Houwald. - Eine den Abend, an welchem Dienstgeschäfte ihm freye Zeit ließen, der leßten Vorstellungen, denen Wilhelmi, bey dieser, in besuchte Wilhelmi die Vorstellungen und vergnügte sich an jeder Rücksicht ausgezeichneten Privat Bühne beywohnte, dem hohen Genuße, den das meisterhafte Spiel eines Iff waren Ifflands: Jager. Sie wurde zu Gunsten der hins land, Fleck, einer Bethmann u. s. w. ihm gewährs terlassenen 'Familie des unsterblichen Schiller gegeben und der sehr reichliche Ertrag dem Director Jffland zu

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*) Von dieser Rubrik, welche nicht nur biographische Züge der Künstler, sondern auch Betrachtungen über die Ent. gesendet, der die Sammlung der Beyträge aller deutschen wicklung, über den Gang, über die Vor und Rückschritte Bühnen übernommen hatte und in den liebevollsten Aus. des deutschen Bühnenwesens, die wissenschafte Zergliederung drücken dem Obersten von Urnsdorf seinen Dank dafür zu einzelner Charaktere und Rollen und so manche interessante erkennen gab. - Der Tod beyder Altern, in dem kurzen

Kunst Anekdoten enthält, erschien im Jahrgang 1823 von Zeitraum von anderthalb Jahren, brachte einen nachtheili Nr. 69 bis 8o die Biographie des unerfeßlichen Veterans gen Einfluß auf Wilhelmis Familienverhältniße und auf Siegfried Gotthelf Eckhart, genannt Roch. Nr. 102 feine damahls so glückliche Lage hervor. Allein dieser Um. -107 Carl Ludwig Coenoble 146. Sophie Schröder, 156 Maximilian Kora. Im Jahre 1824 stand war es auch, der den schon längst gefaßten Entschluß Carl Krüger. 41. Ferdinand Polawsky. 58. Franz Wilhelmis, sich dem Theater und der Kunst gänzlich zu Rudolph Bayer. 82. Nikolaus Heurteur, 127, widmen, zur Ausführung brachte. Prag wurde die erfte 148, 149. Heinrich Anschüß. — In Nr. 76 von 1825 Laufbahn seiner jugendlichen Talente, wohin er sich mit die Familie Pistor. In Nr. 22 und 149 von 1824 fine Empfehlungsschreiben von einem Freunde Urnsdorfs an Lien Den sich verschiedenartige Ansichten über das Spiel Eß bich, den damahligen Director der Prager Bühne, bes lairs von München. — Nr. 82, 91 zergliederte die We

senheit und Nichtung unserer, in ganz Dentschland wahr, gab. Er debutirte daselbst im October 1811 als Wurm, haft einzigen Volksbühne, nähmlich jener der Leopold, in: Kabale und Liebe und als Fabricius in Iffe lands: Hausfrieden. Wilhelmis ausgezeichnete

stadt.

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Darstellungen errangen ihm den lauten Beyfall des Publi- Antheil an Wilhelmis Ausbildung und überhaupt am Thea, cums und Director Liebich engagirte ihn sogleich für das Fach ter und suchte Shakespeares erhabene Muse wieder zurück der Intriguants und chargirter Charaktere. Das Glück zuführen, womit es aber nur bis zum Hamlet kam, in hatte Wilhelmi begünstigt, da es ihm Prag als Schule dem die Schröder als Ophelia glänzte. feiner aufkeimenden Talente anwies. Diese Bühne erreichte Im Jahre 1822 unternahm er eine Kunstreise nach unter der Leitung des so beliebten Liebich in den Jahren 1811, Wien. - Wilhelmis Darstellungen im k. k. Hoftheater hate 1812 und 1813 eine nicht geringe Stufe der Vollkommen: ten das Glück, einen entschiedenen und lauten Beyfall des heit und zählte viele gefeyerte Talente unserer Zeit zu ihren Publicums einzuernten und er folgte im October desselben Mitgliedern. Bayer, Polawsky, sind noch Mitglieder Jahres dem ehrenvollen Rufe eines Engagements als E. E. jenes Künstlervereins, Sophie Schröder und Julie Hofschauspieler. Löwe, waren es damahls. Liebich selbst, dessen Aufs

Wilhelmis Gastrollen am Wiener Burgtheater merksamkeit und Liebe, Wilhelmis theatralische Bildung sehr waren gewesen: Cooke in der Partheyenwuth, Posert. viel verdankt, war ein vortrefflicher Mann im ganzen Sinn im Spieler, Rudolph in der Hedwig, Manfrone in des Wortes. Wilhelmis dankbare Gesinnung drückt sich über Bayard, Skarabâus in der unterbrochenen Whiskparthie, ihn, an einen Freund, folgendermaßen aus: „Leider ist das der Onkel im Räthsel, der Wachtmeister in Minna von große Talent Liebichs im Fache der zärtlichen Väter und Barnhelm, Blümlein in: welche ist die Braut? und Hofhumoristischen Alten keinem fremden Publicum bekannt ges rath Reismann in den Advokaten.

worden, wohl hauptsächlich deshalb, weil Liebich ganz allein, Als wirklich engagirtes Mitglied betrat Wilhelmi die nicht einmahl mit Hilfe eines Regisseurs, sich der Leitung Burgbühne, unter deren Zierden er noch gehört, im Octo. seines Theaters unterzog und dabey, fast in allen Lustspie, ber 1823 als Pedrarias im Balboa von Heinrich len beschäftigt, blieb ihm keine Zeit übrig, fein Talent auch Collin.

anderwärts zu entfalten. Allein ein ehrenvolles Denkmahl

Von F. Talma.

(Im Auszuge überfest von Ferdinand M. Wertheim.)

Unter vorstehender Überschrift hat der berühmte fran

als Mensch und Künstler stiften ihm Alle, die ihn näher Ueber Lekain und die Schauspielkunst. kannten. Fremde und Einheimische, da ist keiner, der seis nen Nahmen nicht mit der innigsten Achtung nennt. Auch mir sey es vergönnt, dem lange Ruhenden einige Worte des Dankes nachzurufen. Es bedurfte eines kurzen Aufenthaltes in Prag, um mich kindlich an Liebich anzuschließen, welche zösische Tragiker eine Einleitung auf LXVIII Seiten zu den berzliche Neigung er dadurch erwiederte, daß er mit einer „Denkwürdigkeiten des Lekain" hinzugefügt, welche vor wahrhaft väterlichen Güte sich meiner Leistungen annahm Kurzem unter seiner Aufsicht, als sechste Lieferung der zu und mir theilnehmend, den rechten Weg wies, wenn ich Paris erscheinenden „Sammlung von Denkwürdigkeiten, ihn hier und da verfehlt hatte." über die dramatische Kunst," die Presse verlassen haben. Durch eilf Jahre erfreute Wilhelmi die Bewohner der Der Verfasser verwahrt sich gleich von vorn herein ge Böhmenhauptstadt durch seine trefflichen Kunstleistungen, gen allen schriftstellerischen Anspruch, und legt hierauf in wofür ihn diese durch ungetheilten Beyfall belohnten. wenigen Worten seine, übrigens von der gewöhnlichen Fran Sehr merkwürdig für Prag und für seine Bühne, wie zösischen Kunst- und Bühnen. Ansicht, wenig abweichenden für jeden Patrioten, war das Befreyungsjahr 1813, in Ideen über die Tendenz der dramatischen Poesie und Kunst, welchem Prag die Frevstätte so vieler, dem Bonapartischen nahmentlich des Trauer und Lustspiels, so wie über das Fremdlingsjoch Entronnener, so vieler tapfern Kämpfer unter Verhältniß des Schauspielers zum Dichter dar. Er berührt Preußens und Rußlands Fahnen, der Siß des Cons hierauf die von unserm Schiller in jenen berühmten Vers gresses und der verbündeten Monarchen wurde, und ganz sen im Prolog zum Wallenstein, so unvergleichlich ausges Böhmen vom edelsten patriotischen Eifer erglühte. — Jns drückte elegische Betrachtung über die Vergänglichkeit des tereffant bleibt auch der Umstand, daß Davoust, dessen mimischen Kunstwerks, und fährt sodann folgendermaßen Spähern und Höschern alles unheimlich und alles furchtbar fort.

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war, zwey Mitglieder der Prager Bühne, die trefflichen Künst. „Diese Betrachtung muß den Bemerkungen und Lehr lerinnen Schröder und Löwe als verdächtig bezeichnet ren, welche die großen Mimen hinterlassen haben, einen und in den Bulletins genannt hatte. In eben diesem höhern Werth verleihen, und sie können noch ersprießlicher Jahre, war auch Ludwig Tieck in Prag, nahm vielen wirken, wenn sie von Künstlern, die gegenwärtig mit einie

gem Erfolge wirken, erläutert und erörtert werden. Dies und die von den Marcel *) jener Zeit ihren Zöglingen, fer Grund hat ohne Zweifel die Herausgeber der Denkwür durch die Einweihung in die Geheimniße, und Schönheis digkeiten zu der Bitte an mich bewogen, den Mittheilun ten der Menuette, gelehrt wurden."

gen von und über Lekain, einige Bemerkungen über dessen. „Lekain, aus einer Goldschmidt - Werkstatt auf die Talent, und über die Kunst die er verherrlichte, hinzuzue Bretter gekommen, war freylich nicht auf den Knien von fügen. Königinnen erzogen, wie der Schauspieler nach Barons Talma äußert hierauf, daß ihn seine 37jährige Erfah. Behauptung seyn sollte, aber ihn hatte die Natur auf ihrem rung und eine Reihe glücklicher Erfolge, wovon einige viel. Schooß gewiegt, und ihm ihre Geheimnisse enthüllt.” leicht nicht unverdient gewesen seyn dürften, aufgemuntert Talma schildert hierauf die Macht, welche die erwähnte hätten, sich der Erfüllung dieses Wunsches zu unterziehen; geschmacklose Declamations und Actionsweise jener Zeit, und von hier an wollen wir ihn in den bedeutendsten Stel- Anfangs, auch auf Lekain, nahmentlich bey seinen ersten len selbst reden lassen: „Lekain hatte keine Lehrer, wie Debuts, wie auf die Clairon, Granvel w. a m. ausübte, überhaupt jeder wahrhafte Schauspieler (und jeder andere welche beyde jenen feyerlichen Zon, der ihnen von der Bühne ächte Künstler und Dichter von wahrem Beruf) sein eigener her Anhing, so gar in die Gesellschaft und das Leben übers Lehrer seyn muß. Wenn er nicht in sich selbst die erforder. trugen, gleichsam-als ob sie besorgt hätten, außer Gewahns tichen Fähigkeiten zum Ausdruck der Leidenschaften und Ges heit zu kommen.

fühle, zur Mahlerey der Charaktere, u. s. f. besißt, so wers ,,Bey Lekain aber verloren sich dieser Pomp, diese den ihm alle Rathschläge und Anweisungen der Welt, felbe feyerliche Gezwungenheit, in ein Spiel voller Gluth, in nicht verleihen können; der Genius läßt sich nicht erlernen. pathetische oder Graufenerregende Accente, welche alle Hers Dieses Talent zum schöpferischen Hervorbringen wird mit zen erschütterten. Von den andern überließ sich Dlle. Dus uns geboren, wohnt es aber einmahl in Uns, so können theores manil allein ohne Zurückhaltung dem feurigen Aufschwunge tisch, practische Anweisungen gründlicher Kenner und erfahr- und Flügelschlage einer Natur, die sich von jener falschen ner Kunstgenossen, von wesentlichem Nußen seyn, und dich Kunst unterjochen ließ. Gleich Lekain war sie mit jener köst vor schwankendem Umbertappen und zeitraubenden Versus lichen und feltenen Fähigkeit sich lebhaft mit den Leiden. en bewahren." schaften und Gefühlen ihrer Rolle zu durchdringen, mit

Nachdem Lekains erste Anfänge und Erfolge berührt, jener tiefen Gefühlsinnigkeit ausgestattet, welche dem wahr. und nahmentlich jenes Wort Ludwigs XV. „Dieser Mensch haft künstlerischen Talente inne wohnt; sie überließ sich ohne hat mich zum Weinen gebracht, Mich, der ich nie Regel und unbewußt, den Eingebungen ihrer Seele, währ. weine”, welches seine Aufnahme in den Künlerverein des rend bey ihrer Nebenbuhlerinn (der Clairon) alles kalte Bes Theatre francois bewirkte, angeführt worden, wird das das rechnung und Haften an dem Herkömmlichen war.” mahlige abgeschmackte und sinnlose Declamationssystem mit Der Verfasser bemerkt sodann sehr richtig, daß alle einigen Worten geschildert, und beyläufig eine Bemerkung Kunst und alle Talente (in Frankreich) damahls unter die über das Unstatthafte des Ausdrucks „Declamation" hinzus sem Joche der hergebrachten, beynahe aller Natur und Ge. gefügt. Lékain, führt Talma fort, habe zuerst auf der, an schichte entfremdeten und feindseligen Regeln schmachteten, den Schlendrian der bisherigen Pfalmodie gewohnten Fran- und rügt umständlich die lächerlichen Verstöße gegen das zösischen Bühne, die wahrhaften Accente der Natur ertös Costüme, welche Corneille und der „göttliche Racine" durch nen laffen, und Alles, nahmentlich die Jugend, durch das diese Achtung für das herrschende Vorurtheil begangen ha. frische Leben seines Spieles, durch die Gluth seiner Rede, ben. Der Geschmack, und die Vorliebe für die schönen und vor allem durch die Laute einer tief und ächt tragischen Manieren", wie das steife conventionelle Wesen damahls Stimme hingerissen. „Die Liebhaber und Anhänger der al. hieß, wurde in die hochtragischesten Situationen und selbß ten Pfalmodie tadelten ihn bitter, und nannten ihn den in Scenen des Todes übertragen. Die Iphigenia des Ra. Stier; fie fanden bey ihm nicht jene natus und seelens cine lehnt die Hülfe des Achill und ihrer Mutter ab, und lofe Declamation, jene singende und pochhammerartige scheint der, einem jungen, dem Tode entgegen gehenden Mádo Diction wieder; wo die tiefe Ehrfurcht für die Cafur und chen, so natürlichen Gemüthsbewegung keinen Raum göns den Reim, die Tendenz der Verse, regelmäßig und eintönig he aushob. Sein Gang seine Bewegungen, Stellungen, Gebärden, athmeten nicht jene steife Grandezza, jenes ger drechselte Wesen die damahls jum bel Acteur" gehörten;

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*)

Wem wäre der fast sprichwärtlich gewordene Ausruf dieses

berühmten, im zweyten Biertel des vorigen Jahrhunderts florirenden Pariser Tanzmeisters „que de choses daus 'un menuet!" unbekannt ?

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nen zu wollen. Euripides, welcher keine Convenienz dieser che von großen Schmerzen und Seelenleiden niedergedrückt, Urt zu beachten hatte, hüthet sich wohl seiner Iphigenia oder in heftiger Verhandlung großer politischer- Interessen eine so gefaßte Ergebung zuzumuthen, während der Französ begriffen sind, allerdings eine höhere idealere Sprache führ fische Dichter besorgt hätte, die Seinige zu erniedrigen, ren, daß aber diese Sprache doch stets die Sprache der Na. wenn er sie mit der Furcht vor dem Tode kämpfend darges tur ist. Diese edte, beseelte, großartige, aber zugleich einstellt hatte; so sehr beugte sich dieses Genie unter das Joch fache Natur, muß das unablässige Studium sowohl des der damahls geltenden Regeln. Schauspielers wie des Dichters seyn."Es wird hierauf die nicht minder wichtige Bemerkung Der Verfasser bekämpft hierauf die Behauptung ge= hinzugefügt, daß den elenden Fortschritten, welche die Kennts wisser Leute, daß die Tragödie nicht in der Natur liege niß und die Beachtung des Costums zur damahligen Zeit und äußert sein gegründetes Erstaunen darüber, daß selbst gemacht hatten, ein bedeutender Theil dieses Unwesens begs noch den vortrefflichen tiefgeschöpften Regeln welche Mogemessen werden müsse. Von diesen Studien, wußte man liere in seinem Impromptu de Versailles", und vorin jener Epoche gar nichts, und selbst den Mahlern waren allen Shakespeare im Hamlet aufgestellt haben, eine solche sie gänzlich fremd. Die Statuen, die mit Miniaturen vers seyn und wesenlose scenische Darstellungsweise auf den meis zirten alten Handschriften, die Denkmähler aller Art waren sten Bühnen von Europa habe Play greifen, und als der wohl, wenigstens größtentheils, wie heute vorhanden, wur. alleinige Typus der dramaturgischen Darstellung habe ans den aber nicht zu Rathe gezogen, und unbeachtet gelassen, gesehen werden können?! „Der Grund liegt darin, daß die Es war die Zeit der Boucher und Banloo, die sich von Wahrheit in allen Künsten am schwersten auszufinden, und dem Beyspiel der Raphael und Poussin in der Anordnung fest zu halten ist. Die Bildsäule der Minerva ist wohl im Marihrer Draperien weit entfernt hielten. Erst als der Mahler morblock vorhanden, aber nur der Meißel des Phidias vers David erschien, fingen die jungen Mahler und Bildner an, mag sie darinn zu entdecken. Ein anderer Grund ist die uns sich mit diesen Studien wieder zu beschäftigen, und dem Co. gemeine Seltenheit echter, mit schöpferischem Geiste ausstume mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Durch meine Ver- gestatteter, und die Unzahl schlechter handwerksmäßigen bindung mit den meisten derselben, erkannte ich alsbald die Schauspieler, welche als die Mehrzahl das Gefeß machten, ganze Wichtigkeit dieses Gegenstandes, so wie den Nugen, und mit der Zeit als Canon aufstellten. Es wird mir erlaubt den dieses Studium für die Bühne haben dürfte, und warf seyn, fährt Talma weiter fort, bey dieser Gelegenheit mich daher mit ungemeinen Eifer auf dasselbe. Ich wurde einige anziehende Beobachtungen mitzutheilen, welche ich Mahler auf meine eigene Weise, und hatte dabey mit vies bey den verhängnißvollen Ereignissen der Revolution ge len Hindernissen und Schwierigkeiten, weniger von Seiten macht habe.

des Publicums, als der Schauspieler, zu kämpfen, endlich Der Mensch aus der großen Welt, und der aus dem Frönte der Erfolg meine Bestrebungen, und ich darf ohne gemeinen Volke die sich doch so himmelweit durch ihre Spras mich dem Vorwurf der Großsprecherey auszuseßen, behaup. che, und durch ihr Benehmen unterscheiden, haben oft in ten, daß mein Beyspiel einen großen Einfluß auf alle Büh. den großen Seelenbewegungen, einen und denselben Ausdruck. nen von Europa ausgeübt hat. Lekain hätte einer solchen Der eine vergißt seine gesellschaftlichen Formen und Sprach. Maße von Schwierigkeiten nicht die Stirne zu biethen vers reisen, der andere legt seine pöbelhafte Äußerungs- und mocht, weil der Augenblick noch nicht gekommen war. Wie Benehmensart ab; jener steigt wieder zur (schlichten, edlen) þátte er mit entblösten Armen, antiker Fußbekleidung, un. Natur herunter, dieser erhebt sich zu denselben, beyde ents gepuderten Haaren, langen und weitfaltigen Gewändern zu äußern sich eines der reinmenschlichen Natur fremdartigen erscheinen, wie die Vorurtheile seiner Zeit in Betreff des Elements. Die Accente des einen wie des andern sind im Scenisch. Schicklichen in einen so hohen Grade zu verlegen Ungestüme derselbe Leidenschaften oder Schmerzen diesels wagen dürfen? Der Schauspieler, fährt Talma fort, soll ben." Beyde biethen in der Wuth ihres Zornes z. B. densels sich unablässig nach der Natur als seinem Vorbilde richten-ben Ausdruck dar; ihre Blicke, Züge, Geberden, Stellungen und sie allein, zum Gegenstande seiner rastlosen Studien ma: Bewegungen, u. f. f. werden plöglich einen schrecklichen, chen. Lekain fühlte, daß die glänzenden Farben der Dichtung großen, feyerlichen Charakter annehmen; der bey beyden bloß dazu dienen sollen, den Schönheiten der Natur mehr das Studium des Mahlers wie des Schauspielers verdiente, Großartigkeit und Erhabenheit zu verleihen. Es war ihm nicht und vielleicht dürften beyde auf dem höchsten Gipfel ihrer unbekannt, daß im Leben, und in der Gesellschaft, die von Leidenschaften, oder ihres Gefühls, zu einem jener Worte großen Leidenschaften tief bewegten Seelen; Gemüther, wels begeistert werden, einen jener erhabenen historischen. Aus,

drucke ausstoßen, die von dem Dichter aufgefaßt zu werden pressionable) seyn, daß es bey den Anklängen des Dichters verdienen. Die großen Bewegungen der Seele erheben den eben so leicht erschüttert werde, als die Äolsharfe bey dem Menschen, in welchen Stande oder Beruf ihn das Schick. leisesten Lufthauche ertönt.

erklären.

sal immer versezt haben mag, zu einer idealen Natur! - Der Verfasser erwähnt hierbey in einer Anmerkung Der Schauspieler muß von der Natur mit einem über eines Umstandes, den man so oft zu bemerken Gelegenheit:: schwenglich reichen Gemüth (Sensibilité) und einem umfassens hat, nähmlich daß junge Schauspieler, öfters bey ihrem Lex € den Geiste (Intelligence) ausgestattet seyn, und in der sten Auftreten viel Tüchtiges in der Zukunft zu leisten vers That ist der tiefe Eindruck, den der Künstler von wahrem sprechen, und doch in der Folge den Erwartungen, die ste Beruf auf der Bühne hervorbringt, nichts als die Folge erregten, troß aller ihrer Bemühungen nicht entsprechen, des innigen Bündnisses und Einklanges dieser beyden we indem das treffliche Spiel bey ihren Debuts, das diese Era fentlichen Seelenvermögen. Ich muß mich darüber näher wartungen erregte, bey vielen, seinen Grund lediglich in der von dem ersten Erscheinen auf den Brettern unzertrennlichen Meiner Ansicht nach besteht das (künstlerische) Gemüth Aufregung ihres ganzen Wesens, vorzüglich ihrer Nerven, nicht bloß in dem Vermögen des darstellenden Künstlers sein und jener Gemüthsbewegung hatte, durch die sie zur lebens eigenes Gefühl leicht anzuregen, fein eigenes Wesen ders digen Darstellung der bewegtesten, und gefühlvollsten Si, gestalt zu erschüttern, daß seine Züge und vorzüglich seine tuationen geschickt waren. Durch das öftere Erscheinen auf Stimme, das Gepräge jenes Ausdrucks, jener Laute des den Brettern, und die Gewöhnung, Tausenden von Blicken Schmerzens erhalten, welche alle Herzen zum Mitgefühl die Spise zu biechen, verlohren sich diese peinlichen, aber aufregen, und allen Zuhörern Thränen entlocken; sondern heilsamen Zustände größerer Aufregung, und sie treten auch Andere ganz in dieselbe Stimmung zu in die angestammte Mittelmäßigkeit ihres Naturells wie. versehen; in jene schöpferische, gewaltige, glühende Ein der zurück. *) bildungskraft, welche die Eigenschaften mehrerer wirklichen „Wenn der Schauspieler nicht mit einer Fülle des Ges, Gegenstände in einem Einzigen eingegenstande, wie in fübls und der Einbildungskraft begabt ist, die der feiner einem Brennpuncte, zu verschmelzen vermögen, welche den am reichsten mit diesen Himmelsgaben aus gestatteten Zubörer wenigstens gleich kommt, Schauspieler zum Theilnehmer an der Muse des Dichters, an fo wird er nur einen schwachen Eindruck auf sein Haus den Eingebungen desselben macht, ihn in vergangene Zeiten hervorbringen. Nur dur ein überschwengliches Maaß von verseßt, dem Leben und Wirken geschichtlicher oder von dem Gefühl und Phantasie ist er im Stande tiefe Wirkungen Genius erschaffener Personen beywohnen läßt; ihn wie in su erzeugen, und selbst die kältesten Naturen zu entzünden. Dann bedarf die hebende Kraft nicht mehr einem Zauberspiegel, ihre Gesichtsbildung, ihre Gestalt, ihre Stärke, als die welche gehoben werden soll? Geberden, ihre Sprache, ihre Gewohnheiten, alle Schats - Noch mehr, dieses Vermögen muß sogar beym Schau tirungen ihres Charakters, alle Bewegun gen ihrer Seele, spieler, wo nicht umfassender, und stärker als beym Dichter bis in ihre kleinsten Einzelnheiten und Eigenbeiten, ent. seyn, der das Getriebe, und Gemahlde dieser Seelenbewe. gungen, und inneren Vorgänge, die auf der Bühne darges hüllen. Ferner nenne ich Sensibilität jenes Vermögen der stellt werden sollen, entworfen hat, doch lebendiger, schnel Begeisterung, welche den Künstler ergreift, sich seiner ler, gewaltiger auf sein Organ, und seine Miene einwirs Sinne, seiner Seele bemächtigt, dieselbe bis ins Innerst. ten. Denn der Dichter oder der Mahler und Bildner kön Innerste bewegt, und ihn in den tragischesten Zuständen und nen den Augenblick der Begeisterung abwarten, bevor sie Lebenstagen, in den außergewöhnlichsten und zartesten Ges fühlen und Verhältnissen, wie in den feinigen he is misch werden läßt. Es verstehet sich, daß ein solches Na. turell mit einer ganz besondern Organisation ausgestattet worden seyn muß, denn die Sensibilität, die ein Grundelement unseres Wesens ist, wohnt zwar jedem Menschen in einem höhern oder mindern Grade inne; in demjenigen aber, den die Natur dazu erkohren hat. Da aber alle unsere Seelens bewegungen in inniger Beziehung mit unsern Nerven stes hen, so muß das Nervensystem beym Schauspieler dergestalt erregbar, und für den zartesten Eindruck empfänglich (im

an die Shreibtafel oder an die Staffeley gehen; bey dem Schauspieler aber muß die Begeisterung in einem ge gebenen Momente (instantanement) und nach seiner Will. kühr erfolgen; und damit fie ihm auf diese Weise zu Ges blicklich sey, muß sie gleich einem verbüllten Sprudel in bothe stehe, damit sie plöglich lebendig, heiß, und augens schwelgerischer Fülle in seiner Seele wohnen."

(Der Beschluß folgt.)

"Man vergleiche mit dieser Bemerkung die Äußerung des Prager Schauspielers Herrn Bayer in der Wiener Zeitschrift vom Jahre 1825 31. December.

Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr. Gedruckt und im Verlage bey Franz Ludwig.

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