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Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Montag den 10. July 1826.

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Uus Ludwig Tiecks dramaturgischen Blättern. dieß nicht die Hauptsache werde, und den Dichter und Schau.

(M. S. Nr. 39, 40 und 70 von April und Jung.)

Dekorationen.

spieler verbrånge; oder daß man Shakspeare's und Schil. ler's Poesie dadurch zu verherrlichen glaube, daß man sie durch ein lästiges, zu lange weilendes Augenschauspiel,

In Hinsicht der Berzierungen sind Gemåblde sehen unfere Mufit, Lärm u. f. w. erbrücke. Der Aufzug in Schiller's jetzigen Theater den früheren nicht mehr ähnlich. Es fragt Jungfrau ist freylich der Wendepunct ihres Schicksals, ihre sich nur, ob Landschaften, Tempel, Durchfichten, Gebirge höchste irdische Verherrlichung unmittelbar vor ihrer tiefsten and Wasserfälle wirkliche selbstständige Kunstwerke seyn dür. Erniederung; aber deßungeachtet könnte Schiller es nicht fen, ob fie als folche nicht schaden; und nicht geschmackvolle billigen, wie dieses Außerwesentliche in Berlin z. B. so die aber unbedeutendere Mahlerey, die den Zwecken des Theaters Hauptsache geworden ist, daß alle Worte des Dichters und Dichters dient, vorzuziehen sey. Ohne Zweifel. Denn nach diesem Prachtaufzuge nur nüchtern und matt klingen, der Lurus der Mahleren schadet dem Schauspiel und vers und auch den besten Zuschauer langweilen müssen. drängt es von der Bühne. Auch Shakespeare hat dergleichen nicht ganz verschmäht

Mit der großen Oper ist der Fall anders. Hier darf den meisten Raum nimmt der Krönungszug in Heinrich VIII. man weder vom Gedichte, noch von der Darstellung jene ein; Anna war aber die Mutter der Elisabeth, und diese, Wahrheit fordern, die dem Schauspiel unerläßlich ist. Bon die am Schluß als Kind wieder im Zuge getragen wird, je ist auf den dramatischen Gesang, und mit Recht, Pracht die unmittelbare Gegenwart, welche durch diese Feyerlich. und Schmuck gewendet worden. Die Musik selbst, die uns keit verherrlicht werden sollte. schwärmerischer und phantastischer stimmt, die durch ihr Warum soll denn auch diese lust an Perspective, Land Verweilen und die Wiederhohlung der Melodie uns mehr in schaft, Beleuchtung, Zauber des Mondlichtes und Allem füßen, oder bewegten träumerischen Bustand versehen soll, dieser Art nicht befriedigt werden? Ja, ist denn diese Liebs verträgt recht gut die Verbindung aller Künste, des Lan. lichkeit und Lust an der Täuschung etwas so Verwerfliches, jes, der Mahlerey, der Deklamation und des Gesanges. daß es sich gar nicht zum wahren Kunstgenuß erheben ließe? Nur die eigentliche Schauspielkunft ist hier ausgeschlossen, Ich bin im Gegentheil von dieser Möglichkeit überzeugt. und der Sänger, der seine Rolle so, wie in einem Drama Die Anlage dazu ist auch schon da gewesen. Man lese einen Spielen wollte, würde seinen Beruf mißverstehen. sehr interessanten Auffaz des Herrn Bibl. Semler in den

Es ist zu beklagen, daß man in allen Dingen, denen Musen von Kind, was man vor vielen Jahren schon in etwas Wahres zum Grunde liegt, die Gränzen überschrit. Paris mit Dekorationen, Durchsichten, Beleuchtung und sen hat. Das ist eben die Thorheit; denn eine völlige, reine, dgl. erreicht hat. Ein eigenes Gebäude war dazu eingerichtet. die nicht auf etwas Richtigem faßte, gibt es nicht. - Deß, Man könnte in die zauberhaften Wirkungen des Abend. halb wird auch jeder, der über die Gebrechen der Bühne und Morgenrothes eine passende Musik ertönen erlassen, spricht, von den neueren Theaterfreunden so leicht mißver, in leichter Poesie die Fabel des Endymion, des Tithon ftanden. Warum soll die Bühne nicht gefchmückt sepn? wo und der Aurora, oder aus der neuern Poeste magische und es paßt, Aufzug, Tang erbeitern? ein Gewitter nicht na, romantische Gestalten, so wie reizende Tänze auftreten lase türlich vorgestellt werden? Es ist nur die Rede davon, daß sen. Hier könnte und dürfte sich, unbeschadet andern Zīve•

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den, die Kunst des Mahlers, die Zauberen des Lichtes vielleicht daran, wie das so oft der Fall ist, daß sie ges auf das vollkommenste entfalten, der Zuschauer, auch der nauer betrachtet, gar keine Frage ist.

gebildete, einen wahrhaft künstlerischen Genuß finden, und Sie bángt genau mit dem alten Streit über Natur und Effecte konnten auf diesem Wege hervorgebracht werden, Kunft zusammen. Auch dieser ist für Viele noch immer nicht von denen das Kühnske, was bis jeßt geschehen ist, nur ein geschlichtet. Begreiflich, da die Wenigsten sich deutlich machen Unfang zu nennen wäre. So lenkte man Alles, was unser können, was sie unter Natur oder Kunst verstehen sollen. Schauspiel immer mehr verdirbt, und was doch bey diesem Wenn Anfänger mit jugendlicher Hiße die Funst des nie einen ganz ungestörten Boden findet, ab, und erschaffte Schauspielers für überflüssig erklären, so meinen sie, daß eine neue Gattung, die auch der strenge Kritiker rühmen ihr eigenes Gefühl, mit welchem sie das Ausgesprochene des müßte. Barbarey und Geschmacklosigkeit besteht nur darin, Dichters ausfüllen, mehr als hinreiche; und ihre Empfino daß man Alles in Alles hinein packen will; wie Kinder, dung, die ganz an die Stelle von der des Dichters trist, die ihr Spielzeug zerstören, wenn sie es zu verschiedenen, und welche sie Enthusiasmus und Begeisterung nennen, soll entgegengesetzten Zwecken brauchen wollen.

Neue und vornehme Redensarten. Vor Zeiten fagte man Acteur, Komödiant, wenn man pom Schauspieler sprach, dann wurde er auf diese Weise auch Darsteller oder Künstler genannt, zuleßt Mime, der unpassendste Ausdruck von allen.

jene kalte Besonnenheit entbehrlich machen, von welcher ältere Künstler so viel gesprochen, und sie als die unerläß. lichste Bedingung der Kunst obenan gestellt haben.

Diese Vertheidiger der Besonnenheit und des ruhigen Bewußtseyn sagen: eure Begeisterung ist vorübergehend, euer Gefühl unsicher und wechselnd, und wenn ihr zufällig

Er agirt gut, fagte man vor fünfzig Jahren, er spielt, diese Stimmung verliert, wie so leicht geschehen kann, so hieß es dann; nachher wurde es Darstellung, jezt spricht ist der Zuschauer völlig um jeden Genuß betrogen. Euer ino man nur von Leistungen, vielleicht weil alles über Einen dividuelles Gefühl wird nach Gelegenheit auch ein robes, Leisten geschlagen ist. Wird man uns nächstens den Schau. völlig ungebildetes seyn, ein Strohfeuer, oder eine wilde spieler einen Leistenden oder Leister tituliren ? Gluth, die, durch Kunst und Bewußtseyn nicht gemildert,

Daß ein Stück drey oder fünf Aufzüge hat, ist natür« gar nicht auf das Theater gehört. lich, weil bey uns der Vorhang wirklich fällt und sich hebt. Diese berufen sich auf die Clairon, die in ihren Mes Man hat diese Unterbrechungen von jeber auch Acte ges moiren sagt: „Indem ich mich meines Studienplanes erino nannt, und mit Recht, weil in jedem die Handlung vor. nere, verzeiht man mir hoffentlich, wenn ich zugleich daran rücken soll, und eine Nebenhandlung entwickeln, deshalb denke, wie ich oft über die Thorheiten gelacht habe, die nannten Puristen sie wohl auch erste, zweyte Handlung ger ich hören mußte, wenn man mir einen Vorwurf daraus radezu, oder Abhandlung wie der alte Überseßer des Hol-, machte, daß ich Kunst habe. Nun, was sollte ich denn sonst berg. Jezt haben viele, die meisten Schriftsteller sogar, das haben? War ich denn in der That Roxane oder Amenaide ? ganz unpassende Abtheilung eingeführt, was man von Sollte ich denn diesen Rollen meine eigenthümlichen Emo jedem Tisch und Schrank gebrauchen kann. Ja, wir haben pfindungen und meine gewöhnliche Art und Weise geben? viele diefer neuen Schauspiele in Einer Abtheilung. Nein, ganz gewiß nicht. Was konnte ich denn also stats

„Das Stück ist in die Scene gesezt worden,” statt, meiner Gedanken, Empfindungen, kurz, meines ganzen man þat eé zur Aufführung gebracht, ist ebenfalls allge. Wesens geben? Kunst, weil es nichts anders gibt.” mein gebräuchlich: „Dieß Schauspiel ist über die Bühne geschritten," statt: es ist aufgeführt worden, klingt vor nehm.

Dieselben Vertheidiger der Besonnenheit erzählen von ihrem großen Meister Schröder sogar, daß er so wenig von seiner Rolle und dem Gedicht hingeriffen gewesen sey, daß Es scheint, als wenn der treffliche Pistol sich der Sache er sogar während der Rafefcene des Lear, oder als Wegfart angenommen, und einige seiner hohen Redensarten einge. im Schmuck, seinen Mitspielenden habe wißige Einfälle führt hätte, um die Sache feyerlicher zu machen. und komische Bemerkungen zuflüstern können.

Die Gegner der Clairon, welche die Dusmenil für die größere Schauspielerinn hielten, antworteten: daß wir

Boll der Schauspieler während der Darstel lung empfinden? foll er kalt bleiben? Diese Frage ist schon oft aufgeworfen, oft beantwor, die Kunst an dir bemerken, ist es ja eben, was uns stört, tet worden, vielleicht immer ungenügend (wenigstens habe wir verlangen, daß du eben sowohl, wie die vortreffliche ich noch manchen Streit über diefen Gegenstand gehört), Schauspielerinn, die du so unbißig behandelst und ernie. und wenn sie so schwierig zu entscheiden scheint, so liegt es drigst, so viel mehr Kunst und Enthusiasmus aufwenden

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follst, damit wir die Absicht nicht mehr gewahr, und von dem feine Stimme selbst vor Schmerz zuleßt gebrochen und jener Lauschung begeistert werden, die allein nur die ächte zitternd wird.

ift, und welche sich nicht mehr an diefer und jener Wahro Den großen Talent, wie viel mehr dem Genie, ist bas heit und an einzelnen Schönheiten fast britisch erfreut, son, immer das Leichteste, wo der Anfänger und der mittelma. dern vom Strom und Sturm der Leidenschaft, des Großen sige Geist unauflösliche Widersprüche sieht das Genie und Erhabenen, der Erschütterung, und Rührung ́èrgriffen fångt da an, wo das untergeordnete, felbst träftige Talent und unwiderstehlich mit fortgeriffen wird. niemahls hingelangen lann.

Oper. Oprette.

Es ist nicht zu läugnen, daß diefe Ansicht schon ziemo Die legie ist schon seit zehn Jahren in Deutschland fo lich basjenige ausspricht, was man vom vollendeten Meis fter in jeglicher Kunst fordern darf. Wer die höchfte Stufe gut wie untergegangen. Während wir eine Anzahl von so. erstiegen hat, dem wird es leicht die scheinbaren Widers genannten Lustspielen haben, die aus zwey oder drey Persvi sprüche, die sich nur als folche · in- der ›niedrigern :Stellung nen bestehen, die sehr schlechte Verse, oder noch schlechtere zeigen, zu vereinigen, ja dieß, was das Schwerite und Reime sprechen, und gar nichts thun, daß einer dramati gewiffermaßen Unmögliche scheint, wird ihm das Leichteste schen Handlung nur ähnlich fäbe; ist die deutsche große Oper und Natürlichste seyn, denn es ist ja die erste und legte immer ungebeurer angewachsen, und drückt jest mit ihrer Aufgabe aller Kunst. Die höchste Begeisterung, der wahre Erhabenheit das arme Schauspiel völlig zu Boden, Ob es viele große ernste Opern geben könne? Man Enthusiasmus sind zugleich die ächte Besonnenbeit und schafs fende Klarheit. Muß der Dichter, der sein Werk erschafft, wird mich auf die Unzahl verweisen, die etwa seit einem nicht tiefer und inniger ergriffen seyn, als irgend einer seis Jahrhundert geschrieben und an den verschiedenen Höfen aufner gerührten Leser? Wenn er-sich aber und seine dichtende geführt sind. Allenthalben aber nur als ein Werk des Eur Kraft bey dieser und jener; ergreifenden Stelle verzehren xus, als eine künstliche Treibhauspflanze: zu Vermähluns wollte, so würde er immer nur eine schülerhafte Arbeit eines gen, Geburtsfesten, Thronbesteigungen und ähnlichen fegero Anfängers hervorbringen können. Indem das Ganze mit lichen Gelegenheiten bestimmt. In Italien, wo diese Pros allen feinen Theilen allgegenwärtig in feiner Seele lebt, ductionen schon mehr das Volk interessiren, wird diese Er. ist seine Begeisterung so groß und über das Einzelne erba. findung doch eben nur auch so genommen und genossen, wie ben, daß sie jene göttliche Ruhe nicht ausschließt, die, vom man eine Einrichtung nicht entbehren mag, an die Eitelkeit schaffenden Feuer durchdrungen, einzig und allein hervore und Gewöhnung den Menschen feiseln. Das auflobernde bringen, kann, da jene flatternde Unruhe, jene wilde eine Feuer der Italiener über Musik und Sänger, ihr tobendes feitige Erbibung höchstens nur zerstören kann, indem sie Shreyen und Lobpreisen möchte ich wenigstens für keinen ach sich selbst vernichtet. ten Euthusiasmus oder Kunstgenuß ausgeben. Sie hätten sich Wenn es in allen Künsten so ist, und nothwendig so sonst nicht mit demselben Feuer dem Verwerflichsten zuwens seyn muß, warum sollte es beym Schauspieler anders seyn ? den können, nachdem sie das Bessere und Gute gekannt haben. Auch hier stehen sich Kunst und Natur, Besonnenheit und Auch und welcher Kenner und Enthusiast wird nicht Feuer, Gefühl und Beobachtung so wenig entgegen, daß in dieses Bekenntniß einstimmen, wenn er anders aufrichtig vielmehr Eins ohne daß Undere, genau betrachtet, in ein ist? — welche Seelenermüdung, welche Mattigkeit affer Nichts zerfällt. Sollte also jene Sage von Schröder auf Lebensgeister, ja welcher Überdruß an der Kunst wie am etwas Wahrem beruhen, so båtte der große Meister im Über. Leben befällt uns so häufig nach dem Genuß auch der guten muth seiner Kunst etwas eben so Nichtiges und Armes aus, großen Opern? - Vielleicht soll uns in dieser Form die gerichtet, als der Naturalist, der seine Rolle nur auswen. Musik und das Leidenschaftliche derfelben, die Macht der dig lernt, und feinem ungebildeten Gefühl es überläßt, mit Tône, die Gewalt der Chöre so wie der viehstimmigen kunst. den Worten des Dichters zu schalten, wie es die Begeister lichen Sagen in kleineren Massen zugemessen werden, um rung, oder richtiger, der Zufall will. beym Schluß noch jenen Triumph der Tonkunft zu fepern,

ja

Hamlet empfiehlt die Besonnenheit, die Mäßigung, in welchen unsere Seele so gern in den gelungenen Stellen auch im Sturm und Wirbelwind der Leidenschaften; er aufjauchzt.

felbft ist aber bingeriffen, tieferschüttert, als ihm der It denn diese Opera seria auch wirklich wohl eine Schauspieler, der ihm gewiß als ein wahrer gilt, die Rede Gattung? eine bestimmte Form?

vom rauben Pyrrhus und Priamus Ermordung vortrågt på Auch diese Frage scheint mir, so viele Werke ber Art und Thränen im Auge und ein erblaßtes Antlig zeigt, in, wir auch schon haben, immer noch aufzuwerfen.

Als die Musik in der Kirche schon längst ihre edelste liche neue und mannigfaltige Gestalten, wenn mir im Ges Bestimmung und Vollendung gefunden hatte, entstand, fast gentheil die ernste Oper erschöpft und nur als Ausnahme, zufällig, eine Abart der Tragödie in Italien, die anfangs als Ubart, nicht als Gattung erscheint.

mit weniger, bald mit mehr Musit ausgeschmückt und ges Wenige von den neuern Componisten, auch den besten, hoben wurde. Nach einiger Zeit glaubte man die wahre haben so réin und vollständig die wahre romantische Oper Form der großen Oper entdeckt zu haben: eine Annäherung aufgefaßt, als Mozart, fie ́ringen-meist mit einer Unbe an die französische Tragödie; das Beste dieser Compositionen stimmtheit und Unentschloffenheit, die sie immer wieder in bleibt immer noch, was Metastasio barin geleistet hat, die willkührliche Form der Opera seria wirft. Die talte wenn man nicht dem verschmähten Quinault den Vorzug Pracht dieser in die bewegliche Vielseitigkeit und Grazie der geben will, der sich aber in den Singstücken am vortheils romantischen herüber zu nehmen, scheint immer mehr die haftesten zeigt, wo er sich dem Romantischen nähern darf. Absicht der neuesten Componisten zu werden. Seitdem ist diese Form oder Unform als etwas Vollendetes Mag aber die Opera seria für Höfe und Liebhaber und Unabånderliches stehen geblieben, und Dichter, Com, bleiben, was sie ist, mag die romantische Oper nicht ihre ponisten und Zuhörer fühlen nur zuweilen, wie unbequem Bestimmung und reife Ausbildung finden, und der Italie. und unbehaglich ihnen das ganze Wesen ist, und werden ner sich an feiner Opera buffa ergögen, von denen der durch diese unheimliche Empfindung auf turze Zeit aus der Deutsche nur die wenigsten þat spielen und fingen können: gewohnten Ruhe aufgestört. so bleibt fürs Erste noch die Frage übrig, warum wir auf

Gluck, indem er sich ganz von der herkömmlichen unserem Theater, das so wenige ächte Lust, und Trauers Weise entfernte, erschuf etwas Neues und Großes, eine spiele, sondern meist nur kleine unbedeutende Schwäntchen edle musikalische Tragödie, die zwischen dem Gesange und darstellt, fast immer nur von den größten Opern erfreut ber Recitation schwebt, und die deßwegen vielleicht gar nicht oder betäubt werden? Die Erfindungen der Sarti, Mare an so vielen Orten auf die rechte Weise darzustellen ist. tini, Gretry und ähnlicher, sind völlig verschwunden. Soll. Seine Berke haben das Geschrey 'seiner Lásterer und Feinde ten sich denn die Liebhaber der Musik in der That so vere überlebt, die seine Originalität nicht begreifen konnten, wöhnt haben, daß alle diese reijenden Melodien und lieblie und ihn verspotteten, weil er mit so wenigen Mitteln so cen-Erfindungen ihnen zu dünn und unbedeutend erschien Großes ausrichtete. nen? daß sie es für einen unerlaubten Rückschritt hielten,

Als man die Musik zum Pathetischen der Tragödie ge, sich an ihnen zu ergößen ? daß sie wohl gar die Meinung braucht hatte, machte man, ebenfalls in Italien, den Ver, hegten, diese leichtere Gattung dürfe nicht wieder vernom. fuch, ihr Humor, das Possierliche und Lächerliche beyzubrin« men werden, weil man sich wohl von der größeren neuen gen. Diese Gattung hat sich wenigstens sehr originell aus abwenden, und deren Erhabenheit mißverstehen und ver gebildet und sich in mannigfaltigeren Formen bewegt, als kennen lernte?

jene ernste Oper, bey der man wohl zweifeln darf, ob sich Ich glaube im Gegentheil, eine Art hebt die andere viele Gegenstände finden können, die die Vollendung der und gibt ihr den Reiß der Neuheit. Abgesehen von aller Werke Glucks, oder einiger von Sachini und noch anderer Kunst oder Vortrefflichkeit, ist es zu bedauern, daß jene weniger Meister zulassen. Opern oder Opretten von unserer Bühne verschwunden sind,

Aus der Opera buffa bildete sich bey den Franzosen die man vielleicht die Conversations « Mufik nennen könnte, jene leichte und lichte Gattung, in der Gretry, Dalayrac die eben nur erheitern und den Reiz des Lebens erhöhen und andere so erfreulich erscheinen, eine bestimmte Annähes wollen. Warum nicht die Musik ebenfalls, wie es die Poe. rung zum wahren Romantischen, und dieser komischen Oper sie nur zu oft thut, in einer demüthigen Gestalt auftreten haben wir die unsterblichen Werke unsers Mozart zu dan, sollte, und sich herablaffen, nur unterhalten zu wollen, ist ten, der die Kunst gleich bis an ihre äußersten Gränzen ges wenigstens nicht zu begreifen. Erfreulich wäre es mir, neben führt, und der Musik eine Form gegeben hat, in welcher allen jenen vortrefflichen Operetten, auf die ich so eben hins fie, als in einer wahren und nothwendigen immerdar fort. gedeutet habe, auch jene kleinen Unterhaltungs. Stüde, wirken, wachsen, sich neu verwandeln, und unermüdet wie das Milchmädchen und die beyden Jäger, den Hufs spielen und ringen kann, um neue Modifikationen und Ges schmied und ähnliche Scherze nach so manchem Jahre wieder staltungen dieser wahren romantischen Kunst zu erschaffen, zu vernehmen; vorzüglich nach jenen aufspannenden Tragó, und eben sowohl sæerzend als tiefsinnig auszubilden. Hier dien, oder erschütternden Gemählden, nach welchen das wenigstens abnet und schaut meine Phantasie noch unend. Gemüth auf diesen leichten Tönen, auf eine ländliche Bes

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gebenheit, Bauernintrigue ́im þeitern Dorf, ausruhen und Ton in den Mauern und wird nicht getragen, oder ist der fich an ihnen erhohlen kann; auf dieselbe Weise, wie ich Raum zu unverhältnißmäßig ausgedehnt, so kann freylich jene veralteten charakteristischen Tänze zurück wünsche, für dem entfernten Zuhörer die schnelle Rede, leicht unverständs die ich gern unsere großen Ballette hingeben würde. lich werden. Ohne Noth hat sich aber seit zwanzig Jahren

Beydes ist vielleicht schlimme Regerey vor den Augen ungefähr ein hohler langsamer Ton auf unsere Bühne, statt. der Sachverständigen. des frühern lebendigen, verpflanzt, denn die Lehrer in den Über das Tempo, in welchem auf der Bühne Kirchen mit so vieler Einsicht größtentheils aufgegeben haben.. gesprochen werden soll. Warum soll der Grundton des Trauerspieles langfas

Diese Frage hängt genau mit der zusammen, die in mer seyn, als der des Lustspiels? Unsere früheren großen unfern Tagen so oft ist in Anregung gekommen: auf welche Schauspieler nahmen in dieser Hinsicht keinen Unterschied Weise der Verb recitirt werden soll. an. Daß einzelne Reden, Scenen und Worte herausgehoo

In früheren Tagen war darüber kein Streit und keine ben werden, daß nach den Umständen eine einzige Sylbe so Verlegenheit. Die verschiedenen Thäkter kamen darüber angehalten und accentuirt werden kann, daß fie einen gros/ überein, daß die Art und Weise, wie Jedermann im ge. ßen Sinn ausspricht oder selbst dadurch eine tragische Wire meinen Leben sprach, beym Lustspiel sowohl wie bey der Tras kung hervorbringt, braucht kaum erinnert zu werden. Ich gödie zum Grunde gelegt wurde. Verschiedenheiten, mert, habe auch nirgend bemerkt, daß man sich bemüht, die lichere oder unbedeutendere, gab es freylich auf den verschie Emilia Galotti in ein langsameres Tempo zu sehen, als benen Bühnen, und dem Norddeutschen, der nach die gewöhnlichen Luftspiele. Es ist also wohl hauptsächlich Wien tam, fiel es auf, daß hier von allen Schauspielern der Vers, der in neueren Zeiten diese Veränderung in langsamer gesprochen wurde, und zwar in einer Weise, Deutschland hervorgebracht hat.

bie man wohl zum Unterschiede von Berlin und Hams Der monotone Alexandriner hat die Franzosen gen burg eine Predigt nannte, indem alle hier, aus zwungen, eine eigene künstliche Declamation zu erfinden, in Furcht undeutlich zu werden, eine zu große Deutlichkeit, welcher es oft die größte Anstrengung kostet, den Vers und ein zu merkliches Herausheben, auch der unbedeutenden Reim nicht hören zu lassen. Weil diese Manier aber, tóno Worte und Sylben vorwalten ließen, und dadurch dem sequent durchgeführt, den Vers und sehr oft auch die Abo Ohr der Norddeutschen jener leichte, spielende und leben. sicht des Dichters vernichten würde, so muß er an vielen · dige Hauch verloren ging, welchen diese, zu einer guten Stellen wieder durchklingen, und wo, und wie oft es geoDarstellung unerläßlich fanden. schehe, ist ganz der Willkühr oder dem Geschmacke des Re».

Man nimmt gewöhnlich an, daß sich die Dehnung, citirenden anheim gestellt. Die franzöfifche Tragódie, das Unhalten, oder die Behendigkeit und Schnelle der die sich so bewußtvoll aller Wahrheit gegenüber Rede nach der Größe oder Kleinheit des Raumes richten stellt, muß dem Spieler natürlich auch zu einem Ton und müffe, in welchem gesprochen wird. Aus diesem Grunde einer Erhebung begeistern, die niemahls an das ger haben sich auch, besonders vormahls, viele Prediger, einen wöhnliche Leben erinnern. Hier wird nun auch ganz von eigenen langsamen, halb singenden, halb schreyenden Ton selbst und auf lobenswerthe Art ein langfames Tempo eine angewöhnt, um nur vernehmlich zu bleiben, ohne zu gee treten, und immerdar verständlich, und immer würdig, denten, daß eine so monotone Deutlichkeit die Zuhörer er. edel und majestätisch sich vernehmen zu lassen. Baron, műben oder einschläfern müsse. Es hat sich aber erwiesen, der, nach dem Urtheil älterer Kenner, Natur und Wahre daß auch die großen Säle, wenn sie nur sonst alustisch ger heit am herrlichsten mit dem Adel der Tragödie vereinigte, baut find, die schnell wechselnden Töne eben so vernehmlich, behandelte den Vers mit der größten Willkühr, ließ ihn fast als die gedehnten und stark accentuirten erschallen lassen, nie vernehmen, seßte Pausen, wo keiner sie vermuthete, und die neuern Geistlichen bestreben sich auch immer mehr, und band Zeilen zusammen, die jeder andere trennte, fo ihren Vortrag in gewöhnlicher Redeweise zu halten, und daß in seiner schönen Sprache der schlechteste Vers wie der nur hier und da mit feyerlichen Klången die Aufmerksam, beste klang, und alle sich nur wie freye rhythmische Site Leit zu erregen, oder die inhaltschwersten Gedanken dadurch vernehmen ließen. Daben aber sprach er, vorzüglich im Al heraus zu heben. Im Drurylane, deffen Saal eben so groß ter, die meisten Stellen so langsam, daß, wenn er spielte, ist, als der in Conventgarren, verstand man auch die ber die Stücke fast eine halbe Stunde långer währten als gen hende Rede Reans eben so gut, als im zweyten `House wöhnlich. Den langsamen Remble. Stört ein Echo, verhalt der

Das gereimte Luftspiel geben die Franzosen fast immer

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