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rasch, und hier stoßen fie freylich noch öfter mit jener Wills die jenen Strom ober Sturm hervorrufen sollen, auf welchem führ vier oder fünf Verse zusammen, und sprechen so schnell, in geistiger Kraft die Gestaltung des Ganzen die Durch. daß man taum folgen kann, als in der Tragödie, in wel- dringung aller Theile zur Einheit sich kräftigen und erschei. cher diese Manier bey ihnen auch beliebt ist. nen soll, um jene überirdischen Gefühle zu erregen, jene

Den Martellianischen Vers, von dem schon früher Anschauungen und Erschütterungen, die dem Ungerührten einmahl die Rede gewesen ist, sprechen die Italiener im jenseits des menschlichen Vermögens zu liegen scheinen. Ob Lustspiel rasch und bestimmt, außer wo seine Schwerfällig, sich alle Menschen, ob sich nur viele je zu dieser ächten Be keit charakteristisch seyn soll. Von der Tragödie jenes Volkes geisterung erhoben haben, ja ob sie es nur vermögen, ist kann nicht die Rede seyn, denn sie liegt ihnen so fern, die Frage. Ein anderer Zweifel möchte der seyn, ob auf daß die tragischen Darstellungen, die sie zuweilen versus alle Gemüther, auch wenn sie erregbar sind, das gleiche chen, höchst langweilig, monoton und ermüdend sind. Zeitmaß auf dieselbe Weise wirte.

Diese Monotonie, an welcher die Darstellung der Ich glaube, daß die wenigsten Menschen von der Kunst deutschen Tragödie jest ebenfalls fast allenthalben leidet, jene oben beschriebene Erschütterung, dieses völlige Aufges findet man wenigstens beg den Franzosen (den guten Schau ben ihres ganzen Selbst in ihr auch nur verlangen. Die Spielern) niemable, mag auch eine gegründete Kritik gegen meisten sind mit leichten Rührungen zufrieden, und diese ibe Spiel sonst vieles einzuwenden haben, bey uns aber werden ihnen, im Komischen wie im Tragischen, von jenen hat unleugbar die Einführung des Verses die Recitirenden Schauspielern erregt, an welche sie gewöhnt sind. I ge fast alle irre geführt, denn sie haben sich durch ihn eine stehe aber, daß mich schon Ifflands langsame Art in sei, skandirende Singweise angewöhnt, einen wiederkehrenden nen ernsthaften und empfindsamen Rollen angstigen konnte, Abfall und ein gleichmäßiges Aufsteigen der Stimme, daß und einen jeden achten Genuß verkümmern, indem meine ich oft die Geduld der Zuschauer bewundern muß, die eine Ungeduld ihnen zuvoreilte, um das Wort und die Rede zu lange Tragödie sich in dieser falschen Declamation zumessen ergänzen, mit der er oft so qualend zögerte. Kemble in lafen, und dabey ziemlich befriedigt sind. London tonnte mich durch diese Dehnung fast niemable tau.

Wird diese unpassende Feyerlichkeit einmahl angenom. schen, ich sah immer nur (bis auf wenige Ausnahmen) den men, und zugleich jener dumpfe Ton, der sich von dem Schauspieler und seine Manier vor mir. Ich muß auch be. des gewöhnlichen Lebens entfernen und einen edleren bedeu. tennen, daß mir bey aller Vortrefflichkeit des Vortrags die ten foll, fo folgt auch ganz von selbst, daß ein langsames Wolfische Declamation, sowohl von ihm als seiner Gat Tempo eintreten muß, in welchem sich denn dieses hin und tinn, immer um ein Geringes ju langsam ist, so daß her geschwungene Recitiren gleichmäßig fort bewegt. es meiner Phantasie etwas sower wird, recht leicht und

Die wunderbare Fähigkeit unserer Seele, in der Zeit behaglich den Künstlern zu folgen. Eindrücke vermöge der Worte einen nach dem andern aufs Die frübere deutsche Schule kannte, wie schon gefagt, zunehmen und aus ihnen Bilder, Gedanken, Überzeugungen diefen Unterschied des Tempo, diese neuere Langjamkeit, und Ideen zu bilden und zu finden, hat die redenden Künste, nicht, und ich halte diese Art und Weise für die richtige. Poeste, Musik, Beredsamkeit und alle Erscheinungen her. Sie ist aber auch, um die Tragödie zu recitiren, viel sœwie. vor gebracht, durch welche die tiefiten und beftigsten Leis riger, als die neuere Erfindung, weil das Unbedeutende, denschaften, die seligste Beruhigung, Thränen der Rührung die Nüchternheit, ihr ganz nabe liegen, und weil die Aufga und Lachen der Lust und Freude, die feltsamsten Vorstellun. be, Majestät, große Gejinnung, Leidenschaft auf diese áþnlice gen und Spränge der Laune abwechselnd unsern Geist ber Weise auszudrücken, wie Schröder, Fleck oder Reis herrschen. Es lußt sich vielleicht eine Regel auffinden, ge nice thaten, weit schwerer zu erringen ist, als sich gleich wiß aber darüber nachdenken, in welchem Zeitmaß die vom Anfang in einer Sprache feyerlich vernehmen zu laffer, Worte einander unter gegebenen Bedingungen ablösen die der natürlichen fern liegt. Dieß wissen auch die befferen müssen, um den nothwendigen und bezweckten Eindruck ber unserer jebigen Schauspieler selber recht gut, und zieben eó vorzubringen, und unsere Seele so zu erschließen, daß sie aus Sicherheit vor, siv in dieser Manier zu bewegen. in aufgeregter Kraft durch die schaffende Phantasie alle die Der Rhythmus ter Converfationssprache müßte alfo einzelnen Laute, Bilder und Redetbeile so zu einem Gans wohl die Basis such des Trauerspiels seyn und bleiben. Die zen verbindet, damit jene seltsame Tauschung moglich sen, profaischen Tragödien werden auch so genommen, denn jeder die die Paffivitát des Zuhörers in fo große Activitat vers fühlt, daß sich die unendlich webjelnden Sylbenmaße einer wandelt, daß er mit dem Dichter dichtet, und fast eben jo Emilie Gallotti, dieser foarfe Wig, diese Geistes. viel Geist als dieser binzufügt, um wahrhaft das Kunits gegenwart der verständigen Prosa unmöglich so debnen und werk, hier und dort gleichsam zwischen beyden getheilt, zu tactmäßig acientuiren laffe, wie so viele neue Verse, in erschaffen. Je größer die Aufgabe ist, desto mehr wird auch denen der Dichter oft mit dem Shauspieler um die Welte beym Drama der dritte Künstler, der Schauspieler, binzu schläft.

thun müssen, um die vorgefeßte Wirkung nicht zu schwachen. Obige Behauptung muß aber dahin verstanden werden, Es bedarf keiner Frage, daß ein großartiges Gedicht daß dieser Grundton nur das Element seyn kann, in wel in nüchterner Schnelligkeit hingeschwatt, schnell vorübergiei dem sich in allen möglichen Modifikationen die Kunst des tent nicht unsere Seele bis auf den Grund erfüttern könne Sprechers bewegt. Eben jene neuere Movotonie soll auf. Eben so wenig aber kann jene Leidenschaftlichkeit, in wel bören, und in jener freyen Art müssen sich alle Tempi, die der, als in seinem Elemente, das Dichterwerk aufgeben raschesten wie die langfamten, das Cargo wie das Allegro foll, erregt werden, wenn Pausen, Langiamkeit, Unhalten, rauschend und abwechselnd bewegen, wohlverstanden, so die Worte und Bilder immer wieder loren und unterbrechen, wie es der Gegenstand erfordert, und nicht alles in jedem

Gedicht, wie es wohl die Franzosen zu machen pflegen. und Antonio und Alphons in gleichem Tone, so ist eben Nur dadurch sind jene Anbaltungen, bedeutenden Pausen, jene Einförmigkeit da, über welche ich Klage fübre. jene einzelnen Worte, die das ganze Theater auf lange Wird Jago nicht fast immer sich schneller und behens füllten, auch wieder möglich, die man jest, niemahls vers der äußern, als Othello? Wird in des Leztern Wuth nicht nimmt, weil in der schläfrigen Monotonie boch wieder ein selbst eine anstoßende Raubheit, ein Zögern vernehmbar Mangel an Haltung berricht, der jene großartigen Mo, bleiben? Lear und Glofter, beyde Greife, beyte in dbns mente zu früh überhohlt und verdunkelt. lichen Lagen, werden gewiß auf verschiedene Weise ihren

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Et quitte le séjour de l'aimable Trezéne,

Die Hauptfache aber ist, daß der dramatische Vortrag verwandten Schmer; außern. fich unter keine allgemeine Regel bringen läßt, weil er noch Wie könnte man die Unendlichkeit diefer unzähligen weit mannigfaltiger, geistiger und vielseitiger ist, als es Nuancen auch nur andeuten wollen? Für den, der fie nur jemahls der Ausdruck, der Lon, ober die Zeitmaffe der nicht sieht und fühlt, wären es doch nur unnüge Worte. Musit seyn können. Darum kann er auch nicht bezeichnet Es fragt sich noch, in wiefern der Vers als Vers gele und festgehalten werden. Dramatische Schulen können Un. ten foll? ob man ibn so völlig unbörbar machen darf, wie arten verbannen, auf Fehler aufmerksam machen, aber das Baron that? ob der Reim, und wie stark er darf vernome Rechte, das Größte muß immer dem Künstler selbst anheim men werden? Auch hierüber kann man nur in einzelnen gestellt bleiben. Dieser muß sich freylich einer vielseitigen Fällen, nicht im Allgemeinen, eine bestimmte Antwort ger Bildung befleißigen, die Muster im Auge bebalten, feinen ben. Es ist auffallend, wie die Franzosen ihren Reim ber Geschmack lautern, in der heftigsten Empfindung besonnen bandeln. In Brüffel und Paris hörte ich ganze Scenen der bleiben, als Darsteller selber Poet seyn, um zu wissen, wo Phädra und anderer Tragödien so schnell und reißend vortras er an des Dichters Stelle treten muß, um ganz feinen Ber gen, als wenn diese Verse aus Unapåsten oder nach schnelle ruf zu erfüllen. Und eben, weil Manier und Unnatur fo ren Maßen, bestünden, z. B. gleich Hippoly'ts erste Rede: viel näher liegen, weil der Beyfall der Menge um so wohls feileren Preis zu bekommen ist, so sehen wir in der Regel Le dessein en est pris, je pars, cher Théramene, bas Gegentheil jener Forderungen eintreten. Und weil dieser fo übertrieben fie scheinen mögen; im Instinkt des achten Genies unentwickelt liegen, und dessen wahre Bildung nur in der Entwickelung befteben tann, Genie felbft aber eine so gar seltene Erscheinung ist, so bleibt schon deßwegen der Beruf des Schauspielers ein höchft mißlicher, auch beym besten Willen des Talentes, weil er das im Augenblick here vorzaubern foll, wozu sich Dichter, Musiker und Mabler wenigstens mehr Zeit und Einfamleit gönnen. Weil bey ihm die Widersprüche der Forderungen und ihr seltsamer Cons traft mit der Möglichkeit und Gegenwart am grellten ins Auge fallen, so haben viele überall bezweifeln wollen, ob die scenische Darstellung nur eine Kunst zu nennen sey. niemable den Unterschied von Vers und Profa, am wee In England vernahm ich in Shakespeares Gedichten Eine felbstständige muß sie wenigstens nicht werden wollen, nigften in Kemble's Redeweise. Wir Deutschen aber laffen fondern sich innigft an die dramatische Dichtkunst selbst unsern Jamben, selbst wenn er ganz profaifch oft fogar fchmiegen. Die manierirte, oder fast pantomimische, ober matt ift, immer durchhören, und unsere Schauspieler segen bie, die fich immer, felbft am liebsten, mit schlechten Schau einen Vorzug in diese tacts blagende Weise. Der wahrhaft Spielen begnügt, ftrebt, eine selbstständige zu seyn, und rich gute Vers wird sich im verständigen Munde bey uns nie tet sich auf diesem Wege zu Grunde. gang vernichten lassen, wenn der fühlende Schauspieler nur

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Dans le doute mortel dont je suis agité,

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je
commence à rougir de mon oisiveté:
Depuis plus de six mois éloigné de mon père,
J'ignore le destin d'une tête si chère,

J'ignore jusqu'aux lienx qui peuvent cacher.

Es muß, wenn auch auf dem Grunde der natürlichen immer nach dem Sinne des Dichters spricht. Bildet man und gewöhnlichen Rede, jedes Schauspiel fein eigenes Beits sich aber ein, man müsse nach jedem Verse eine kleine Pause mas baben, in diesem jeder Chararatter, und in diefem mies maß haben, in diesem jeder Chararakter, und in diesem mies eintreten laffen, in der Mitte desselben hinauf, gegen den der jebe Scene, jedes Gefühl, jeder Vers. Die Iphige Schluß mit der Stimme hinabschwingen, (oder umgelehrt, nie muß etwas gehaltener und feperlicher durchaus gegeben wie man es auch wohl bört) so entsteht eine so schülerhafte werden, als der Laffo, der sich leichter und geistreicher Declamation, daß das matteste prosaische Familiengemáhlde bewegen barf. Aber freylich wird die Priesterinn doch anders der besten Tragödie, fo vorgetragen, vorzuziehen ist. fprechen, als Tboat, Pylades leichter und beweglicher, als Dreft. Die Erzählung der Gråuel ihrer Familie wird Unsere Schauspieler, die gelehrt genug sind, um den Iphigenie anders vortragen, als die Verlegenheit, mit noch empfindlicher, wenn sie jede sogenannte Lange wollen Jamben zu kennen, verlegen aber den Wohllaut dadurch sie sie welcher fie Arkas und Thoas ausbeugen will. Laffo wird geltend machen, z. B. in der Iphigenie, 1. 06. im Born schneller sprechen, als in jenem schönen Monologe feines tiefften Schmerzes; und wie wird sich auch in diesem jeder Vers, jeder Ausruf und Seufzer anders und wieder anders, langsamer, schneller, klagend oder refignirt bewes gen und verhalten. Der Fürft ist auf ganz andere und leich statt sere Weise ein gehaltener Charakter als Antonio, und wenn die Prinzessinn and Leonore in derselben Weise · sprechen,

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Heraus in eure Schatten,

Und es gewöhnt sich nicht mein Seift hierher: zu sprechen:

Und es gewöhnt sich nicht ze

wodurch dieser Bers, im Contrast mit den vorigen folgenden erst schön und wohllautend wird.

und von so großem Geiste fånden, die auch das unerläßliche os rotundum hätten, müßte freylich ganz das Gegentheil von

Im Gegentheil muß wieder dieser Vers eine lange bem werden, was Schiller und die deutschen Schauspieler Sylbe gewinnen:

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mit der Braus von Messina versucht haben. So weit von der Wahrheit hat sich unsere Bühne wohl noch nie verirrt, und es bleibt ein unbegreiflicher Irrthum des großen Dich. ters, auf diese Weise, die das Schauspiel aufhebt, statt es zu ergänzen oder zu verklären, den border Alten für uns ersehen zu wollen. Dieser Mißgriff, und die vornehme Autoritát, die so vielen imponirte, die fo gern das griechische Drama mit dem unferigen ause gleichen möchten, hat dadurch sehr geschadet, daß schwächere Geister sich nun ermuthigt sahen, andere Versuche unserm nachgiebigen Theater aufzuzwingen, wodurch es auch auf lange aus seiner Bestimmung verrückt wurde.

Vom schwedlichtem Getrach, sie stürmten, schien's, 2c. Will man uns den Calderon nach dem Original so würde der Redende alle die Sprachschönheiten, die ein vorführen (was bey diesem großen Dichter auf jeden Fall den so trefflicher Verskünstler wie Schlegel hier so bedeutend Bearbeitungen seiner Werke vorzuziehen ist,) so würde bier und glücklich eingelegt hat, nicht nur zerstören, wenn er die der Grundoers, der trochaische, wo möglich noch schneller, gewöhnlichen Jamben tactmáßig wollte hören lafen, son. wenigstens bewegter, als im Zeitmaß der gewöhnlichen Con. dern diese schöne, raste, geistermäßige Rede würde auch versation gesprochen werden müssen. Wir nehmen den tro. noch dadurch sehr schleppend und matt erschallen. chäischen Vers gewöhnlich, im Gegensaß der Jambischen,

Für den Kenner bedarf es keiner Erinnerung, daß alle als einen weicheren, langsamen, weshalb ihn viele Neuere. Versmasse auf die verschiedenste Weise in den dramatischen auch in Trauergedichten, und den modernen Elegien ange Jamben hinein klingen, daß aber der große Schauspieler, wendet haben. In den alten Tragödien tritt er als das ras der ein feines Ohr und eine schöne volle Stimme hat, noch schere, schnell mit sich fortreißende Versmaß auf: etwas weit mehr rhythmische Schönheiten einweben kann, und Übnliches ist die Romanze der Spanier, die fo báufig den daß derjenige, der sich nun glaubt der Jamben bemächtigt Cparakter der unmittelbaren Begeisterung trägt. Die Er zu haben, indem er uns tactilagend ein einförmiges Ge zahlungen, die langen Reden in Calderon, die fast immer lapper vormist, beffer thäte, sich seine Rolle als Prosa mit der Afsonanz vorgetragen werden, müssen daher mit abschreiben zu lassen, um doch jener Wahrheit etwas naber der größten Lebendigkeit und Rafcbeit, und wo es die zu kommen, mit welcher er unbewußt in Emilia oder Minna Scene will, mit starker Leidenschaft gesprochen werden, von Barnhelm spricht. Freylich vernimmt man auch schon denn nur so wird die ausgeführte Mahleren, die Paren. hier und da einen gezwungenen, aufgefchraubten Ton in theje in der Parenthese, die Wiederholung begreiflich, der Prosa, wenn sie sich zum Edeln erhebt. und kann durch den Redner bis zur größten Schönbeit er

Man wird also beobachten müssen, in welken Stücken, hoben werden; wie es gegentheils wohl das geculrige Obr oder Charakteren, oder Scenen, oder einzelnen Stellen nicht ertrüge, diese langen Reden langfam, gemessen und der Vers gewissermaßen ganz verschwinden darf und als in dem sinkenden Tonfall anzuhören. Die gereimten Tro Prosa Elingen, und eben so umgekehrt, wo und wie er chaen, die meist zärtlich oder spielend, witig und geistreich, vorherrschen darf. Die Verse in Góthe's oben angeführten seltener leidenschaftlich sind, können etwas langsamer und Meisterwerken müssen gewiß mehr und anders gehört wer» leichter gesprochen werden. Gehalten, selbst schwer darf der den, als im Wallenstein, und in diesem wird der Charak: Vortrag seyn, wenn der Dichter die Stanzen, oder gar ter Thekla's melodisæer müssen recitirt werden, als der der das Sonett, denn þier in der Jambe, im Gegensaß deß Grápinn Terzky, oder der übrigen Personen. Die Jungfrau Trocäen feyerlic; am pomphaftesten muß aber die Lyra muß die gereimten Zeilen anders, als die übrigen vortra auftreten, in der der Dichter seine ganze Pracht der Sprache gen, ohne in leere Declamation überzugehen, und die schör und Mahlerey entfalter, und selbst in den komischen Reden nen gereimten Scenen der Sommernacht, oder des Romeo parodisc stets einen großen Accent auf dieses Sylben. müssen sich in anderer Art, als die Verse des Sturm vers maß legt. nehmen laffen.

Für den verständigen Schauspieler braucht kaum erin. Wäre es einmahl möglich, daß der Sophokleisde nert zu werden, daß er das angewohnte Geberdenspiel der rimeter von unsern Bühnen- tönte, so müßte dieser gewöhnlichen Stücke bier auch nicht anwenden kann, und freylich, wenn ihm sein Recht geschehen sollte, langsamer daß dieses, mit der Recitation in Harmonie tretend, auch 16 unsere Hendekafollaben gesprochen werden, auch wohl fremdartig, stärker, majestätischer oder leidenschaftlicher seyn auf ganz andere Weise, voller, mächtiger und mit einer muß. Auch dürfen jene Pausen des Abgebens und Eintres fortwährenden Anstrengung, die ben jedem neuern Stück, tens nicht einfallen, die das immer schnell strömende Ge so unausgesett angewendet, als ein lächerlicher Schwust dicht zu prosaisch unterbrechen und die zarte musikalische Zu ersteinen würde. Ein solcher Versuch, wenn sich Künstler sammensehung zerstören würden.

Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr. Gedruckt und im Verlage bev Franz Ludwig.

A r chi v

fúr

Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Mittwoch den 12. und Freytag den 14. July 1826.

***** (83 und 84 )

Serbische und türkische Sagen und Unekdoten. Der Fürßt beorderte ihn an den Hof und trug ihm auf zu Rach dem Serbischen des Dr. Wolfgang Stephanowitsch erzählt lügen. Er erwiederte: „Mein Lügenwerkzeug (Lagala) ift im Dorfe geblieben; aber verschaffe mir Ochsen and Wagen,

von Dr. Rumy in Wien. 1. Die Entstehung der Schildkröte (Kornjacsa.) damit ich es hierher führe und dann will ich dir lügen, so viel dir gefällt."

Die Die Serben erzählen, daß die Schildkröte nicht mit den 4. Die eine Türkinn affectirende Serbinn. Abrigen Thieren zugleich erschaffen wurde, sondern später Eine Serbinn, die am Sonnæbend zum türkischen auf folgende Veranlassung, zur Bestrafung eines Ungast. Glauben übergetreten war, sah am Sonntag ihren Vater freundschaftlichen; entstanden sey. Es ließ sich jemand eine eine Henne zum Verkaufe tragen, und fragte ihn, die tür. Pogatscha (einen barten Kuchen) backen und ein Hühnchen kische Aussprache affectirend: „poschto Wlasche Kikosch (Hendel) braten. Als er eben zu effen anfing, fab er seinen (statt Kokosch) d. h. Walach, *) was kostet deine Henne? Taufpathen (Kum) zu sich kommen. Um nicht mit ihm seine 5. Der in der Gefangenschaft die Schweine Berichte zu theilen, stellte er das Hühnchen auf die Pogats fütternde arte. fcha, bebeckte beydes mit einem Teller und versteckte es so Die Serben erzählen, daß einst ein Türke in der öfter. vor feinem Laufpathen. Als dieser endlich fortgegangen war, reichischen Gefangenschaft Schweine fütterte und ihnen beis wollte er die unterbrochene Mahlzeit fortseßen, fand aber ßes flüßiges Fütter vorseßte. Da die Soweine sich davon mit Erstaunen, daß der Kuchen, das Hühnchen und der die Mäuler verbrannt hatten, so liefen sie in den Schnee Teller in ein neues Amphibium verwandelt worden war, (es geschah nähmlich im Winter), um sich abzukühlen. Der. das bent Nahmen Schildkröte (Kornjacsa) erhielt. *) Türké, in der Meinung, daß die Schweine Schnee fref 2. Die Entstehung des Gudguɗ (Kukuwitza.) sen, tief verwunderungsvoll aus: „Koschto la"? (wer Die Serben erzählen, daß der Suckguck ursprünglich will was ?)

ein Weib war (Kukawitza ist im Serbischen generis 6. Der lln wille des Knefen Lazar über die, feminini)', welches um ihren gestorbenen Bruder so lange bie Schlacht auf dem Amfelfeld vermeiden. jammerte und schluchzte, bis aus ihm ein Vogel - der den Bewohner von Matschwa. Gudgud entstand. Nach andern verwandelte Gott selbst Der tapfere Knes Lazar fragte den Milosch Obilitif

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bas Weib in einen Gudkgud, erzürnt über das unaufhörs als dieser ankam, um mit ihm auf das Amselfeld (Koszowo) liche Jammern und Wehklagen um den verlornen Bruder. gegen die Türken zu ziehen: **) »wo find tenn, v. Mi. Jedes ferbische Weib, das einen Bruder verloren bat, pflegt losch, die Macswani? b. b. die Bewohner von Macswa ·woch jege ́ju weinen, wenn es einen Guckguck schreyen hört. (Matschwa), einer Staija (Bezirks) in Serben zwischen 3. Lagala (Das Lügenwerkzeug.) dem Gebirge Czer und den Flüßen Save und Drina. Mi. losch antwortete: sie sind, ehrenreicher Knes, zurückgeblie *) So nennen die Türken spottweise und mit Berachtung die Serben. R.

Jemand Rand so sehr in dem Rufe der, Fertigkeit zu lågen, daß die Fama denselben bis an den Hof verbreitete. "Die Serben, auch in Slavonien, pflegen Beine Schild. Pröten zu effen, sondern überlaffen file den Deutschen und Ungarn. R.

*) Die berühmte Schlacht auf dem Umfelfeld fiel vor am 15. Juny 1389 und entschied Serblene Schidial. R.

ben, um zu roden und Waizen zu fåen. „Da entgegnete Hacke aus dem Baumstamme herauszureißen, aber es ging Lazar: „Gott gebe, daß sie immer roden mögen und daß nicht. Hierauf stiegen die Woywoden (Vorsteher) und Matschwa stets in Dornen liege, und daß sie alles, was sie Knechte von den Pferten herab und versuchten der Reihe erwerben, unverdient den Türken bingeben!" nach, mit beyden Händen die Hacke herauszuziehen, aber 7. Die ihre schwaben Augen bemantelnde es gelang ihnen nicht. Jeßt wecken sie dẹn Knaben und der junge Frau. Czar fragte ihn um seinen Nahmen. Er erwiederte: ich heiße Einer, der kurz zuvor gebeurathet hatte, rüstete sich Milosc: „Hast du Ältern ?" fuhr der Czar zu fragen fort zum Kriege. Die junge Frau wollte so eben einen Faren Milosch: nur eine Mutter; der Vater ist mir gestorben: Zwirn durch ein Nadelöhr einziehen, um etwas zu nähen, Czar: und wo ist deine Mutter ?" Milosch: „dort in dem konnte aber wegen ihrer schwachen Augen das Nadelöhr nicht Thale im Dorfe zu Hause." Cjor: „führe uns zu deiner treffen. Um nun jeden Verdacht der Kurzsichtigkeit bey ihrem Mutter!" Milosc: „ich kann nicht die Schafe verlassen.” Mann zu entgehen, stellte sie sich, als ob sie für ihren Car: „wir werden die Schafe mit uns treiben." So bes in den Kampf ziehenden Mann zauberte, und sprach, idem wogen sie ihn die Schafe mit zu treiben und sie zu seiner fie mit dem Faden vor dem Radelöhr hin und her fuhr: Mutter zu führen. Als er sich dazu anschickte, so waren sie triff ihn nicht Schwert, triff ihn nicht Flinte!" Der Mann begierig zu sehen, was er mit seiner Hacke thun werdes aber, der ihre Spiegelfechterey wohl durchblickte, sagte: wie er sie aus dem Baumstocke herausreissen würde, oder ob wich hat nichts Outes getroffen, da ich dich geheurathet er sie dort lassen werde? Milosch nahm die Hacke mit einer habe." Hand so leicht heraus als ob er sie von der Erde aufgehoben 8. Nitkowitj oder der Niemands sohn. þátte und legte sie über den Arm.. Sobald sie im Hause Ein gewiffer Jephto Witkowiti (Vitkovics, der Mutter angekommen waren, verließ Milosch die Schafe fpr. Witkowitsch) in Waljewo, ging eine Wette von zwey, und die unbekannten Gäste und ging feine Mutter fuchen. hundert Dukaten ein, daß er auf dem öffentlichen Markt. Der Czar stieg aber vom Pferde, und ging dem Milosch plage ausrufen würde: „Hört Leute bisher war ich Jephto nach, um zu sehen, ob er sich nicht irgendwo verstecken Witkowitj (Witkowitsch,) von nun an bin ich aber Nitko würde. Da fab er in einer Kammer die Mutter Brot bas (Niemand) Nitkowitj (Nitkovics, spr. Nitkowitsch, Nie. cken, während sie die linke Brust über den rechten und die mandssohn). „Er rief auch so, feßte aber hinzu: „Die Leute rechte über den linken Arm geworfen hatte, aus welchen wissen aber doch, wer ich bin." Er gewann die Wette. Milos von hinten fog. Da sagte der darüber verwunderte Außerung eines Herzegowers, der zum ers Czar: „Ulso obila Majka (die reichliche Mutter) hat einen ften Mahl einen Pflug fab. obilog Helden geboren? den Milosch aber nahm er zu sich, und er hieß von nun an‘Obiltj (oder Obilics).

9.

Die Herzegowina ist ein steiniges Weideland und hat teinen Ackerbau. *) Daher sagte ein Herzegower, als er 11. Die Kanone Petrafo ¡u 3wornik. zum ersten Mahl pflügen sab, mit Verwunderung: „Etwas Bu 3wornit in Serbien ist eine Kanone, die Petrasch (neschto) hat etwas aufgezehrt und von etwas sind die heiße. Die Serben erzählen, daß vor hundert Jahren ein Knochen geblieben." Er meinte die Erdshollen. gewisser österreichischer Hauptmann, Nahmens Petrasch, 10. Milofo Obilitj (oder Obilics, (pr. Obilitsch). der den Türken Zwornik weggenommen hatte, bey Unrüs Die Serbier erzählen, daß der serbische Czar Ste- tung des türkischen Heeres sich retirirte und auf der Flucht phan Silni (d. þ. der Kräftige), auf dem Berge Czer diese Kanone zurückließ, welche die Türken fanden und nach (welcher die Staija oder das Gebieth Zwornik von der Zwornit brachten. Man erzählt, daß jener Hauptmann noch Staija Schabatz trennt) eine Jagd anstellend, mit seinen eine größere Kanone gehabt habe, welche, Zelenko hieß. Jagdgefährten von weitem einen Play sah, wo sich die Üste Diese warf er gleich unter Zwornik in die Drina, weil er von einem Baume hinuntergebogen und wieder hinaufstiegen. sie wegen ihrer Größe nicht mitnehmen konnte, und nach Als sie zu dem Plaße kamen, saben sie einen Knaben, der der Sage hört man noch jest an jener Stelle aus der Drina feine Hacke in einen Stamm hineingeschlagen hatte, bey ein Getöse, dem Gebrülle eines Ochsen ähnlich. Die andere wenigen Schafen mit dem Rücken auf dem Baumstamme Kanone (die jest Petrasch heißt) nahm er mit, als er aber schlafen, und, so wie er athmete, die Äste herab und hin. befürchtete, daß die Türken sich ihrer bemächtigen würden, auf steigen. Der Czar, darüber verwundert, befahl die legte er auf sie einen großen Holzstoß und zündete ihn an, *) Der türkische Nahme der Landschaft kommt auch von ber- um die Kanone zu zerschmelzen: aber das Holz verbrannte, soy . i. Folsen, her. W. ohne daß die Kanone schmolz.

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