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Alles, was wir ritterlichen Geist (esprit chevaleres- ten, wie sie sich nähren sollten. Wenn uns der Kindermord que) nennen, verdanken wir den Skandinaviern. (!?) Die bey den Skandinaviern empört, was follen wir zu dem Kin fer überwallende Muth, das Bedürfniß zu kämpfen, wors dermorde fagen, der ehemahls unter griechischem und itas aus die Kreuzzüge hervorgingen, entwickelte die Tugenden lischem Himmel erlaubt war?

und mehrere gute Institutionen, die man im Abendlande Bey uncivilisirten Völkern ist der Religionscultus wes nach den unsinnigsten Unternehmungen aufkeimen sah. niger willkührlich als man glaubt. Er ist der natürliche

Die Arung vor den Frauen haben wir von den Skan. Ausdruck eines allgemeinen und tief begründeten Gefühls, dinaviern überkommen. Was waren und was sind noch ger und das Gefühl þängt immer mehr oder weniger vom Klima genwärtig die Frauen im Orient? Und was würden wir ab. Auch sehen wir, daß Alles, was der Cultus des Odin feyn ohne die Freylasung dieser kokvaren Hälfte des Mens in feinem orientalischen Ursprunge Wollüftiges hatte, sich shengeschlechts? Was sie noch von Abhängigkeit erfahren,*) in der Strenge des nordischen Klimas verlor, wo die Freuden ist ein Überrest jener barbarischen Zeiten, wo die physische der Liebe den beeisten Boden verließen, um im Himmel die Kraft das höchste Gesetz war. Man bedenkt nicht genug, Belohnung der im Kampfe getödteten Krieger zu werten. was wir seyn würden, wenn die mehr oder weniger oriens Im Reiche der Einbildungskraft muß man im Gefühl, talische Knechtschaft auf dem Menschengeschlechte gelastet welches dem Gedanken immer vorausgeht, den Grund alles hätte. Jede ungerechte Abhängigkeit entladelt julegt den Deffen suchen, was sich bildet. Daher sehen wir in der lans Herrn wie den Sclaven, und wenn solche durch Gefeß und gen Reihe von zwölf Jahrhunderten die Religion der Stans Sitte entadelte Wesen unsere Mütter wären, was würden dinavier, in ibrem orientalischen Ursprung wollüstig, bels wir wohl seyn, wir, ihre Kinder, wenn diese Mütter des denmüthig und rob werden im Norden; dann, bey der edlen Freyheitsfinnes beraubt geblieben wären, obne den es Annáberung der Civilisation, der Künste und der Sonne weder einen Aufschwung, noch wahre Tugend gibt? Die Ach, des Südens, sich nach und noch mildern bis zum Christeno tung vor den Frauen, wir verdanken sie den Skandinaviern. thume. Eine der großen Wirkungen der Civilisation ist, Die Eroberung brachte den Feupalismus hervor, der daß sie an's Denten gewöhnt auf Kosten des Gefühls. Aber an sih nichts Anderes ist, als ein durch Sitte und Gefeß der Mensch, welcher denkt, und der, welcher bloß fühlt, organisirtes Eroberungssystem. Steigt man zu den ersten sind zwey so ganz verschiedene Besen, daß sie einander ime Gründen auf, so wird man finden, daß die Scheidung in mer fremd bleiben. Daher verstehen wir, die bloß denken, edelbürtige und nichtedelbürtige Kasten eine allgemeine und so wenig die Zeit der Kindheit, wo der Mensch bloß fühlt, nothwendige Wirkung des ungleichen Fortschrittes der Kraft und doch muß man in diefer Periode den Ursprung der Sit. und der Civilisation ist, so daß immer Einige den Undern ten, der Geseße und der Religion suchen. vorauseilen. Bey den Skandinaviern wurde dos Denken nur durch

Die große Robbeit der Sitten ging bey dem Skaudi, Poesie gebildet, und diese ganz erzählende, mit dem Wuns navier aus dem Klima hervor. Man denke sich nur den berbaren vermischte Poesie war nur die Geschichte der Kinde Zustand dieser Nordmenschen vor der Einführung der Kün. heit, versett in phantastische Regionen unter Götter, Sol ke, zu der Zeit wo es weder Heerstraßen noch Städte phen, Gnomen und Menschen von ihrer Schöpfung. In gab; wo man kaum einige Dörfer antraf; wo tie Bekleis der Kindheit der Völker sind Himmel, Erde und Mensc bung unvollkommen war; wo die Kinder beynahe nackt nur Erzeugnisse der Phantasie, und nur erst in den Jahrgingen; wo der Verkehr unter den Menschen fast immer hunderten der Aufklärung erkennt man, was wirklich ist. feindlich; wo die bequemite Straße Skandinaviens das im Es findet zwischen der Einbildungskraft und dem Vere mer vom Sturm gepeitschte Nordmeer war. Man spricht vom stande die unermeßliche Verschiedenheit statt, daß die erstere, Klima als von einer unwandelbaren Substanz, und es gibt da sie bloß erkennen kann, was sie fühlt, nur den immern nichts Wandelbareres. Jede Erfindung in den Künsten scheint Menschen erkennt, während die Kenntniß der äußern Ge. den Norden dem Süden näher zu rücken, und jedes schlechte genstände, die wir Wirklichkeit (Realität) nennen, nur dem Geseß macht uns ein wenig zu Lappländern. Der Standi. Verstande verliehen ist. (s navier, der Mensch des Nordens, immer im Kriege mit einer feindlichen Natur, hatte durch die Nothwendigkeit jene Stärke der Seele, jene unermüdliche Ausdauer in jedem Schmerze und jene edle Verachtung des Todes gewonnen, welche Denjenigen über die Menssheit erhebt, der diesem großen Spreckniß des Menschen zu troben vermag.

Miscellen.

Da die überaus reichhaltige brittische Siteratur jest in Deutschland so außerordentliches Glück macht und einer, der reissendsten Modeartikel geworden ist, hat das bibliographische Dieses so feindselige Klima þatte die Robbeit in die Justitut lu Gotha sich entfchloffen ein Britisch Chronicle beraus Religion der Skandinarier gebrpcht; aber diese Robbeit, zu geben, den Kern aßeß dessen, in der Ursprünglichkeit und uns welche Menschenblut vergeß, wurde von dem Krieger nicht verstümmelt, was in den englischen Journalen selbst, auf jähe. empfunden, der den Tod durch Feindes Schwert der Schmach liche wölf hundert Thaler zu stehen kommen würde, vorjog, rubig einen ruhmlosen Tod zu erwarten, welche und zwar noch schneller, als in den Originalen, holbjåh, ibn der Freuden Walhallas beraubte. Das Aussehen der rig für sechs Gulden Silbergeld. Das erste Heft erscheint schon Kinder konnte Menschen nicht empören, die oft nicht wuß in der Mitte des nächsten Decembers in Imperial, Octav eine *) pier fehlt doh wohl die Bestimmung: Wenn es nicht in englische Prachtausgabe auf Velin. - Die hiesige Carl Geder weiblichen Natur selbst gegründet ist. roldische Buchhandlung nikimt Subscription darauf an.

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Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr Gedruckt und im Verlage bep Franz Ludwig.

Arch í v

Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Montag den 4. December 1826.

( 145 )་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་་

Blicke auf die Wiener, Bühnen.

(Fortsetung.)

Geistesbildung und wahrer Empfänglichkeit gegen den Rath der Wohlmeinendsten und Besten vorgeschritten, nicht so aber auch an außern Mitteln, insonderheit flößt ihr, sonst

Eine lang erwartete und ausgezeichnete Erscheinung dieses so herrliches Organ gegründete Besorgnisse ein. Herbstes, waren die Gastspiele der königlich preußischen Immer ist es noch eine der Tragödie, wie dem Hoffhauspielerinn, Mad. Augufte Stich. Düring, Luftspiel und bürgerlichen Drama gleich angemessene, die bereits vor sechs Jahren, (Oct. bis Dec. 1820) als schöne und schlanke Gestalt, ein äußerst ausdruckvolles, weite Stuart, als Julie und Johanna, als Donna Diana, als hin wirksames Auge vom lieblichsten Schmelz, angenehme Eboli, als Mädchen von Marienburg, als Isabelle, in den Gesichtszüge, eine ungemein wohlklingende und biegsame Qualgeistern, als Aegisth in der Merope, als Thekla im Stimme, mit trefflichen Mitteltönen. Aber die Stimme Wallenstein, als Kaufmanninn Fersen im Fremden und als hat von ihrer vorigen Kraft verloren, welches vorzüglich Ophelia im Hamlet und in einem deklamatorischen Concert, bey plößlichen und gewaltsamen Übergängen fühlbar wird, als Bertha in der Ahnftau, das Wiener, Publicum zu sel, wo die Künstlerinn manchmahl nicht glücklich, die h ô chít en tener Begeisterung entzückt hatte. — Wirklich danken Wir Chorden anschlägt. Nirgend geschah dieses greller, als in jenen Gastspielen, den erneuerten und unverkümmerten Ge, der Scene, wo in der bedrångten Julie, die Besorgniß nuß zweyer unvergänglicher Meisterwerke, die seit lange und aufsteigt, der ihr vom Bruder Lorenzo dargereichte Schlaf. so gut, wie wirkungslos von der Bühne verschwunden was trunk könne wohl ein Trank des ewigen Schlafes feyn!! ren. Seither sind sie aber zu Lieblingsstücken aller Gebilde. — Eben so versuchte sie in der Jungfrau von Orleans eini ten geworden, da sie durch die herrliche Darstellung der gemahle vergeblich, sich höher aufzuschwingen, die Stimme Mad. Stich, eine erhöhte Bedeutung und den vielseitig. wurde aus dem eindringlichen Wohllaut des Mitteltons ften, sehnsüchtigsten Reiß gewonnen zu haben schienen und plößlich zugleich schneidend und schwach und wenn solche zu einem neuen, dauernden Leben auferweckt wurden! fruchtlose Anstrengungen, gerade in einer Rolle öfters wie (Shakespeares Romeo und Julie und Schillers Jung, derkehren, die aus einem Stück þimmlischer und kriegeri. frau von Orleans.). Dießmahl ist ̧unser verehrtër Gast in scher Begeisterung und Wunderkraft ist, so verliert noth einem Racine's en Stücke zuerst, in einem Shake wendigerweise zugleich dadurch der Geist und die Haltung spearischen zuleßt aufgetreten, als Phádra und Julie, der Rolle selbst, man ist nicht mehr, man spielt. Zufällig trat diese Schwäche in der ersten Darstellung nig es aber auch verkannt wurde, daß man eine der ausge, in der Phådra am meisten hervor. Die Stimme mochte zeichnetsten Schauspielerinnen Deutschlands, daß man eine nähmlich noch von der Reise her, etwas gehemmt sepn.? Künstlerinn des ersten Ranges vor sich habe, war der Ene Die Freunde der Künstlerinn þåtten mit Recht gewünscht, thusiasm doch in teinem Vergleich mit jenem Beyfallssturm sie wäre lieber in der Stuart oder in der Julie aufge, von 1820. Einerseits zeigt nähmlich, (welche frenge Buße treten. Dann hätte sie die Zuschauer unwiederstehlich mit predigten man auch dagegen halten möge,) der Reiß der sich fortgerissen, was in der Phädra nicht der Fall war. Neuheit, fein unwiderstehliches Übergewicht. Anderer. Unstreitig erreichte ihre Leistung die antike Großheit und feits ist die große Künstlerinn wohl vielleicht an innerer ungemeine Kraft unserer Schröder in dieser Rolle,

Der Beyfall war einigemahl äußerst lebhaft. So we.

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bey Weitem nicht. Die Ugnese in der „Schule der Ala Inzwischen lassen sich so manche einzelne Schönheiten ten" mag man wohl in Paris vortrefflich spielen lernen, auch dieser Darstellung durchaus nicht verkennen. - Zwar die mythologischen Helden und Heldinnen aber schwers sind dießmahl die Leistungen der Mad. Etich, im Lustspies lich an dem Orte, wo Racine selber, einem Pradon hat le, im „Jeßten Mittel," in "Haß allen Weibern," vor weichen müssen und Athalie, sein Meisterwerk, lang als Allem aber in der „Schule der Alten,” unstreitig der Be. eine allzukühne Monstruosität verschrien war. — In der nith ihres liebenswürdigen Talentes gewesen. Sie haben That: es ist kaum eine schwierigere Aufgabe für den, in dieser Frau voll Verstand, voll Bildung und voll Grazie, unsern verweichlichten und überfeinen Tagen lebenden Dichs die wohlverdienten Triumphe gewährt. Aber auch in der ter und wirkenden Schauspieler, als sich in jene ur. Tragödie hat der plastische Theil ihres Spieles, Uns anfänglichen Zeiten zurück zu verfeßen und sowohl in ungemein angezogen. Ihre Bewegungen halten ein selte. Hinsicht auf die Charaktere, als auf die Geschichte nes Ebenmaß der Kraft, der Ruhe und der Anmuth. Jede ein Bild zu geben, welches nur einigermaßen approrimativ, ist durch die unmittelbar vorhergehende bedingt und die nicht jede Tauschung schlechterdings unmöglich mache! - Künstlerinn versteht es, zwanglos und ungesucht, die föő, Man weiß, wie es dießfalls dem guten Vater Klopstock nen Momente, die sie unserem Aug' geschenkt, zu verlâns ergieng. Ben seinen Barden und heruskischen Vorfech gern, was einst ein großer Kenner den Raphaelischen Ums tern, vermögen Wir Uns von nichts ein so lebendiges rissen nachgerühmt hat. Wirklich liegt die Befriedigung in Bild zu machen, als von dem naßkalten germanischen der vollkommen þarmonischen Ausführung ihrer Einzelns Urwald und Moor. In feinem, viel zu wenig gekann. heiten zum Ganzen; — nirgends sieht man, wo ten Kreuz an der Ostsee," hat Werner dießfalls und wie die einzelnen Parthien in einander gefügt sind? mehrere Meister. Züge. Über diese Haltung ist nicht durch Niemahls übt sie eine nothgedrungene Wirthschaft mit ihren geführt. Allzubald glaubt man wieder, statt der heidnischen Kräften, indem sle die Steigerung der Leidenschaft, Preußen, dieser mächtigen Keulenträger und Bernsteins durch vorangeschickte Leere, durch unangemessene Paus fammler, ungeschlachte, renommistische Heldenspieler einer sen, oder überflüßiges k u mmes Spiel vorbereitet. Mit herumziehenden Truppe vor sich zu sehen! — Nicht leicht aller Sicherheit des Talents, überläßt sie sich ganz dem in» gibt es einen lächerlicheren Contrast, als das Evan Evoe nern Triebe, unbekümmert darum, daß manchen Zuhörern der freudigkühnen Thyrsusschwinger und den französischen jede Wahrheit zu stark dünke, unbekümmert, daß manche Alexandriner? als das Thun der alten Halbgötter, welche mitten in dem Aufwallen und Überschäumen des jugendlichen selber Riesen, Riesen überwanden, Drachen erschlugen Lebensmuthes und Übermuthes und koketten Leichtsinns, im. und bald den Olymp zu stürmen, bald der Unterwelt ein mer noch eine Schminke von Heuchelschein und Pruderie, Kleinod zu entreissen drohten, mit dem Ton der Vorzims daß sie widersprechende Förmlichkeit, daß sie einen Sqrup mer von Versailles? — In einem folden Kreise franzör von Milde und sentimentaler Tiefe begehren, die z. B. in fisher Halbgötter und Heroen der Urwelt, denkt man der Schule der Alten, Agnesens ganze Rolle aufheben oder unwillkührlich an jene, den sieben Arbeiten des Alciden entges moralisch verschlechtern würde, statt sie zu heben!? gengesezten Gemälde der Thaten Ludwigs XIV., wo dieser Mad. Stich vergegenwärtigt es rühmlich, daß derjenige nie als Herkules mit der Keule, ganz nackt, nur mit der ein Künstler wird, der dem Impuls und dem Verlangen Löwen haut und einer ungeheuren Allongeperücke der Menge jederzeit weicht! - sich so dem arbitrio po. tedeckt, Straßburg mitten im Frieden überrumpeln lágt pularis aurae zu fügen, ist die Sache des Handwerks und Lurenburgé Marsch auf dem Eise wider Holland befiehlt. nicht aber der Kunst.

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Darum konnte es auch nur ein arger Gewinn seyn, Man hat gesagt, Mad. Stich habe in der Schule wenn Mad. Stich ihre Phädra in Frankreich zu vers der Alten die berühmte Mar 6 gesehen, und ihr nachge, vollkommnen glaubte und noch mehr Milch und Rosenwasser spielt.” Einen ähnlichen Schlüssel gaben Uns auch einige daran goß. Dabey geht alle historische Wahrheit verloren Vielwisser über die sehr gelungene Darstellung des Oros: und es engsleht eine Zwittergestalt, die zu keiner Zeit man? — Korn und Mad. Stich mögen wohl Talma und in keinem Lande wirklich gelebt hat. Daher hat und die Mars gesehen haben. Jeder ausgezeichnete Künst» auch diese Phädra das Publicum wenig angesprochen und ler wird in jedem empfänglichen, um so mehr in einem trägt wohl die Schuld, daß manche spätere treffliche Leistung kunstverwandten Gemüth, neue Ideen anregen, aber etwas lauer, als es wohl sonst geschehen wäre, aufgenoms das Nachahmen und das eigentliche Nachspielen, ist men worden ist? nur die Sache der Anfänger und der Mittelmäßigen. Das

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originelle Talent bricht sich eigene Bahn und so lang es nicht des Schmerzes, der Trauer, der demuthsvollen Ergebung entartet, pört es auch nicht auf, eigenthümlich zu seyn. in die unerforschlichen Rathschlüße der Vorsehung. Nicht in Allein die französische Nationalität sich nicht bloß an dem Maße, wie sie gefollt, traten unseres Bedünkens, zudoctriniren, sondern felbe und die unübertreffliche Darstel, die Inspiration, die religiöse Erhebung bervor, die Freund lungsweise ihres wahrhaft einzigen Luftspiels, (nicht ihrer und Feind mit sich fortreissende Begeisterung des Krieges einbalfamirten Tragödie) in der lebendigsten Anschau. und des Sieges. Die Schuld mag aber wohl seyn, daß lichkeit aufzufassen und sich anzueignen, das dürfte aller- bey solchem Aufschwung, das schöne Organ, seinen Dienst dings der unbestreitbare große Gewinn der Künstlerinn von versagte? Viele Stellen könnten hier als Belege citirt wers ihrer Pariser. Reise seyn und eine freygebige Entschädigung den, denen offenbar (um der Mahlerey den einen oder für das, was dort an ihrer Phådra und andern französisch. andern Ausdruck abzuborgen,) die Lafur abging, denen tragischen Rollen, eben nicht beffer geworden seyn mag? gesperrtes Licht oder Impast fehlte, die sich daber weder Dennoch können Manier und Unnatur, das wah genugsam loslösten, noch auch die gehörige Luftpers re Talent nur auf Augenblicke blenden, „weil's åcht Ge- spective hatten, zum Beyspiele: „Mein ist der Helm wachs ist, rankt sichs wieder auf, fagt Werner in seinen und mir gehört er zu” — „Es geschehen noch Wunder, eine Söhnen des Thales. Außer jener Dämpfung der tras weiße Laube wird fliegen”, — „geh hin, du sollit auf Erden gifden Töne, (die Wir jüngst in Nr. 142 besprochen und) für mich zeugen", — „mit Götterkraft berühret mich dieß die Mad. Stich hin und wieder in ihrer Phádra angebracht Eisen." Bastard von Orleans, du willst Gott versus hat, würde der Vorwurf der Geziertheit höchst unge, chen" die Schilderung des Kirchofs von Fierboys, recht feyn. So unerbittliche Feinde füßlichter Un von welchem für Johanna das verhängnißvolle Schwert zur kraft Wir auch immer sind, konnten Wir doch nie einen Befreyung Frankreichs gebohlt werden soll 2c. Am wenig. Augenblick bezweifeln, daß die Schönheit, (dieses erste sten aber stand auf der wahren Höhe, jenes wolkendurch, und ewige Grundgefeß aller Kunst, zumahl der Bühne,) dringenden Gebeth im V. Acte, nach welchem Jobanna, auch jegliche Kraft durchbringen und veredeln müsse und ihre Fesseln zerreissend, zur Rettung ihres besiegten und ge wirklich herrscht sie bey dieser Künstlerinn über Alles fichts fangenen Königs aus dem Kerkerthurm auf das Schlachi, barlich vor. Durchströmt ihr Spiel-allüberall ein lebens feld hinausstürzt. Man sollte glauben, diese mit aller diges Leben, so müssen Wir ihr auch eine besondere Virs magnetischen Willenskraft der gekrönten Seher und theor tuosität im Sterben zuerkennen, das in ihren tragischen kratischen Heeresfürsten des alten Bundes ausgesprochenen Gastroden immer wiederkehrte, (Phädra, Statira, Semi- Worte, durch des späßenden Knechtes Meldung vom Gange ramis, Johanna, Julie,) und das sie jedesmahl neu, jedes- der Schlacht zu dem Jammercuf gesteigert: „llnd ich bin mahl schön, jedesmahl nach den gegebenen Eharakteren nichts, als ein gefeffeltes Weib", und in den intensivsten treu und scharfsinnig individualisirt darstellte, ohne lächer- Glaubensruf ausbrechend: „So fen Gott mir gnädig!" liche Angstlichkeit nach Varianten, ohne daß uns, (wie müßten unwiderstehlichen Eindruck maken? Aber noch nie bey manchem Künstler, von dessen mahlerischen Stellungen sahen Wir diesen erhebenden Auftritt, scenisch würdig heute noch die Rede ist;) immer gleich die verschiedenen Acte dargestellt.

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und Beleuchtungswinkel des Modells und des akademischen. Schmelzend und vollendet vollbrachte die Künstlerinn Gliedermanns eingefallen wåren. Hätten nicht allerley die Bekehrung des Herzogs von Burgund. - Unendlich widrige Zufälle diese Anzeige so sehr verspätet, wären da, rührend war das Verlangen der Sterbenden nach ihrem durch jene Bilder dem Gedächtnisse der Zuseher nicht bereits glorreichen Banner. „Nicht ohne meine Fahne darf Ich tom. zu fern, so würden wir es uns zur Pflicht machen, jede men, ich darf sie zeigen, denn ich trug fie treu." diefer Sterbefcenen, plastisch und psychologisch nåher Wie seltsam, daß Wir die Löne der tiefsten Innigkeit jenem zu zergliedern und ihre individuelle Übereinstimmung mit Wendepunct des Stückes, der Scene mit dem Achill Lio, bem Charakter zu zeigen. nel weniger nachrühmen können. Bloß plastisch und deklas

Die Darstellung der Schillerschen Jungfrau von matorisch betrachtet, jeugte sie von einer seltenen Weihe. Orleans, war, so viel Wir wissen, von jeher eine Liebe Auch die beyden, viel besprochenen Monologe; der idyle lingsaufgabe der Mad. Stich und sie hat auch 1820 einen lisch, romantische: „lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Trife höchst überraschenden Eindruck auf das gesammte Wiener ten" und das weniger aus Worten, wie aus lauter Flö. Publicum gemacht. Dennoch gebührte jezt noch entschiedes tentönen zusammengehsuchte, elegische Selbstgespräch: „Die mer als damahls, der Vorzug ben Tönen zarter Weichheit, Waffen ruh'n, des Krieges Stürme schweigen" ließen Man

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ches zu wünschen übrig, um in jenem die gottgefendete eine Farbe, ein Ton, der beständig der empfindsamsten Prophetinn zu bezeichnen, in diesem aber, alle Mono Seite unseres Herzens entspricht. Aber die verdoppelten tonie der Trauer zu vermeiden und den heftigen Kampf des Farben, die Shakespeare in Romeo und Julie anwandte, Innern und den schneidenden Contrast des allgemeinen Jus geben seinem Styl keine frostige Affectation. Es ist der bels mit der Verzweiflung ihres gespaltenen Gemüthes und getheilte, zurückgeworfene, verschiedenartige Strahl, der gebrochenen Herzens anschaulich zu machen. diese Farben hervorbringt und man fühlt wohl das Licht

War es dießmahl die unglückliche Königinn Maria unb das Feuer, woher sie entstehen? Es ist in dieser Stuart, deren Bild unser Publicum zu gerechter Bes Dichtung eine Lebenskraft, ein Glanz des Ausdrucks, wunderung binriß, so war es 1820 das Himmelsbild der der das Land und die Bewohner bezeichnet. Shakespear'schen Julie, welcher ein stürmisches Meer von Wie ganz einzig hat nicht der unsterbliche Dichter auch Beyfall zuwogte. Es liegt auch in diesem Meisterwerk ein den Unterschied der Liebe in diesen beyden herrlichen unnennbarer Zauber verborgen. Selbst den kalten Leffing Naturen gezeichnet! In Julie ist die Liebe (um einen bat es übermannt. Er bekannte: „dieses Werk habe die etwas pretiösen Ausdruck aus Schillers Rabale und Liebe Liebe selber dictirt." - Mit vollem Rechte ruft zu gebrauchen) auf dem unberührten Klavier, der A. W. Schlegel aus: Welche füssen Geheimnisse verräth erste, einweihende Gilberton"- und hier ist der Ort, zu fragen, in welcher franzöfifchen Tragödie sind diese uns nicht die Allwissenheit Shakespeares? Diese ganze Tra. Engelstöne von Liebe und Unschuld zu hören? In welcher, gödie ist das Heraustreten der Liebe in ihrer Reinheit als aus allen französischen Tragödien, findet sich eine Julie, Pers von jedwedem conventionellen Verhältniß unabhängiges Na. dita, Imogen, Miranda, Isabella, Helene? Wie kurze turgeboth, der zarte, kräftige Hauch, der durch die Ries fichtig tabelten hinwieder Einige die flüchtige Liebe Romeos zu Rosalinden, die eine Vorübung, ein Boraccord ist, das senballen des tragischen Schicksals hindurchweht. Die beyden mit das Herz sich alsdann gang hineinsente, in den einen edlen Naturen, in ihrer ersten ganzen Kraft, von der Liebe über. Himmel, der es von nun an, mit seinen Harmonien rascht, leben, grünen und blühen, „Feuer und Pulver sich im völlig ausfüllen soll. Wiederum fagt die berzenskundige Co. Kuß verzehrend", der Gedanke geht durch das ganze Stück. Sie gilt fogar felten der Person, sondern nur dem Be. rinne: Nicht die erste Liebe ist unauslöfclic. Ja dürfniß zu lieben. Hat man aber das Leben kennen gelernt und begegnet man in größerer Reife der Urs theilskraft der Seele, die man bis dahin vergebens suchte, dann ist die Phantasie bezwungen von der Wirklichkeit und für immer!

„Gefühl, an Inhalt reicher als an Worten,

Ist stolz auf seinen Werth und nicht auf Schmuck,
Nur Bettler wiffen ihres Guts Betrag!

(pricht Julie.)"

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Wie treffend spricht nicht auch hierüber Frau von Kein Mensch hat noch Etwas geschrieben, was in Stael in ihrer Corinne?"-Roméo und Julie hat obiger Hinsicht den begden Balkonsscenen Romeos und Ju einen italienischen Inhalt, die Scene ist zu Beros lies oder der Verzweiflung Romeos in der Belle des guten alten Lorenzo, oder der Scene wie Julie von der Umme na: man zeigt daselbst noch das Grab der beyden Liebenden. den Tod Tibalds und den Bann über Romeo vernimmt und Shakespeare schrieb das Stück mit der zugleich leiden wie sie Schrecken mit Schrecken niederkämpfend, den Schlaf. fchaftlichen und lachenden südlichen Phantasie, die trunk austrinkt, zu vergleichen wäre? Das Süffeste im Glücke triumphirend, dennoch so leicht von diesem Glück und das Herbite, glübende Liebe und glühender Haß, die zärtlichsten Umarmungen und die finstersten Ahnungen, zur Verzweiflung und von der Verzweiflung zum Tode braufende Freudenfeste und kalte, dunkle Lodengrüfte, Le übergeht. Alle Eindrücke sind schnell und dennoch fühlt bensfülle und Selbstvernichtung stehen hier dicht neben eine man, daß diese schnellen Eindrücke unauslöschlich sind, ander; und alle diese Gegenfäße sind in dem harmonischen In einem kraftvollen Klima werden die Leidenschaften früb, hall, ben das Ganze im Gemüth zurückläßt, einem ein. Wunderwerke so zur Einheit verschmolzen, daß der Nach. jeitig entwickelt, nicht durch den Leichtsinn des Herzens, igen, aber einem unendlichen Seufzer gleicht!! Die sondern durch die Naturkraft. Der Boden ist nicht leicht, jahlreichen Freunde dieser himmlischen Dichtung vergeben es obgleich das Wachsthum schnell vor sich geht. Auch hat Sha. Uns gewiß, daß Wir diese Betrachtungen aus der umständli tespeare beffer, als irgend ein fremder Schriftsteller den itas deren Bergliederung der Shakespearischen Dramen Nr. 100 Augußbeft 1825 hier erneuern ? lienischen National - Charakter ergriffen und jene Fruchtbars Die Darstellung des Charakters der Julie, „auf den feit des Geistes, der tausend verschiedene Arten zu erfin. Brettern, die die Welt bedeuten," ringt in der That mit den weiß, für den Ausdruck eines und desselben Gefühls den größten Schwierigkeiten. Eine ausgezeichnete nord. und jene morgenländische Redekunft, die sich der Bils deutsche Bühne, fab eine Julie zwischen 40 und 50 Jabs der aus allen Reichen der Natur bedient, um zu schildern, seyn möge, Dieß war dennech eine zu abzetische Zumuthung ren, und wie bühnengewandt die Künstlerinn auch gewesen was im Herzen vorgeht. Es ist nicht, wie im Offian, für unsere Sinne. Eine gluthvolle, anmuthstrahlende

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