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XXI.

Dianam tenerae dicite virgines,
Intonsum, pueri, dicite Cynthium
Latonamque supremo

Dilectam penitus Iovi.

Vos laetam fluviis et nemorum coma,
Quaecumque aut gelido prominet Algido,
Nigris aut Erymanthi

Silvis aut viridis Cragi;

Vos Tempe totidem tollite laudibus
Natalemque, mares, Delon Apollinis,
Insignemque pharetra

12 Fraternaque umerum lyra.

16

Hic bellum lacrimosum, hic miseram famem Pestemque a populo et principe Caesare in Persas atque Britannos

Vestra motus aget prece.

XXI.

Ein Mädchen- und ein Knabenchor, an heiliger Stätte zu denken, soll ein preisendes Lied anheben auf Latona und ihre Kinder, auf die Gottheiten und ihre Heimstätten, soll sich betend wenden an Apollo, daß er Krieg und Unheil von Fürst und Volk wende auf die Feinde des Reiches. Das Gedicht setzt ein Bitt- oder Sühnfest voraus, aber der Anlaß dazu ist ganz allgemein gehalten. Vgl. IV 6.

2. intonsus anεqoɛnóuns, der Gott mit dem wallenden Haare: epod. 15,9. 3. Latona soll als die Mutter der beiden Gottheiten, deren Hilfe man anfleht, gepriesen werden. premo

=

ὑψίστῳ.

su

4. dilectam penitus (herzlich) erhebt die Latona über die sonstigen Geliebten des Iuppiter.

5. Zuerst sollen die Jungfrauen die Artemis (ποταμία, λιμνᾶτις) und ihre laubigen Wälder, sodann der männliche Chor den Lieblingsaufenthalt des Apollo und diesen selbst erheben. Über coma = Laub

zu IV 7, 2. Der Algidus, der III 23, 9 nivalis heißt, bei Tusculum.

8. viridis vom helleren Laubholz, niger hauptsächlich nur vom Nadelholz, welches bekanntlich auch Schwarzholz (Schwarzwald) genannt wird. Der Erymanthus in Arkadien, der Cragus in Lycien.

10. Vgl. natalemque silvam III 4,63. 12. fraterna, des Merkur: I 10, 6. Die durch Köcher und Laute ausgezeichnete Schulter steht, als hervorstechender Teil, für die Person des Gottes (wie III 28, 10 virides Nereidum comas für die Nereiden in grünem Haar), der sowohl &gyvρότοξος wie μουσαγέτης ist, C. S. 61. 62.

13. In der altitalischen Liturgie eines Sühnfestes, erhalten auf den Bronzetafeln von Gubbio, wird Heil und Segen auf die Bürgerschaft, Krieg, Unwetter, Alter und Knechtschaft auf die Feinde herabgefleht; bellum lacrimosum, лólεμov danovόεντα 11. V 737.

14. princeps ist der offizielle Titel des Augustus; zu Persas atque Britannos vgl. epod. 7, 5 u. Bmkg.

4

XXII.

Integer vitae scelerisque purus
Non eget Mauris iaculis neque arcu
Nec venenatis gravida sagittis,
Fusce, pharetra,

Sive per Syrtes iter aestuosas
Sive facturus per inhospitalem
Caucasum vel quae loca fabulosus
8 Lambit Hydaspes.

Namque me silva lupus in Sabina,
Dum meam canto Lalagen et ultra
Terminum curis vagor expeditis,
12 Fugit inermem;

Quale portentum neque militaris
Daunias latis alit aesculetis,

XXII.

Leichten Herzens, von seiner Liebe ein Lied auf den Lippen, ist H. durch den Wald gezogen: da tauchte ein Wolf vor ihm auf; doch entwich das Ungetüm, vor dem Unbewehrten. Aber in dem Ungewöhnlichen des Vorganges, eben dem fugit inermem, sieht das Dichterauge nicht etwas Natürliches oder Zufälliges, sondern eine Wirkung höherer Kräfte: 'Ein reines Gewissen', so wendet er sich an Freund Fuscus (sat. I 9, 61; epist. I 10), 'ist ein besserer Schutz als alle künstliche Wehr und Waffen'. Daß er aber der Liebe wie die Schuldlosigkeit so auch die Sicherheit zu danken hat, klingt aus dem freudigen Bekenntnis des abschließenGedankens deutlich hervor.

Im Eingang ernst, wird das Lied immer freier (s. V. 13) und wärmer, ein Scherz aber ist das Ganze kaum; vgl. etwa den Stimmungswechsel in II 13, wo ein ähnliches Erlebnis behandelt wird. Besser als der Vergleich mit Uhlands Waldlied paßt der Hinweis auf III 4, 9-36 (Friedrich); auch das reiche geographische Beiwerk hat dies Stück mit unserm Gedichte gemein.

Die bekannte getragene Weise stammt von F. F. Flemming († 1813

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als praktischer Arzt in Berlin). Den Klang seiner Ode hat H. durch öftern Reim gehoben, an dem die beiden Hälften des Sapphicus beteiligt sind, in der Schlußstrophe auch der Adonius.

1. integer, mit ergänzendem Genitiv verbunden, drückt mit sceleris purus (gen. obi. wie bei expers) dasselbe aus, was H. sat. I 6, 69 von sich sagt: purus et insons.

2. Die Bewaffnung des Mauren paßt zunächst für eine Reise nach den glühenden Syrten (V. 5) und ihrem verrufenen Hinterlande, individualisiert aber nur den Ausdruck, wie V. 6–8 zeigen.

6. Der ferne Kaukasus, mit seinen Wäldern so unwirtlich wie die Meere, zwischen denen er liegt, auch epod. 1, 12; der sagenreiche Hydaspes weckt die Vorstellung des alten Wunderlandes Indien.

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Übertreibung der ganzen Strophe ein, μάλα γὰρ μέγα θηρίον ἦν (Odyss. 10, 171); die Löwen und Wölfe der Circe sind αἰνὰ πέλωρα (ebd. 219). Militaris: die Wehrhaftigkeit Apuliens bildet im Verein mit den weiten Wäldern (seiner Gebirge, wie Garganus und Voltur) einen passenden Hintergrund zu den wilden Tieren, die dort hausen, Wölfen (I 33, 7) und Bären (III 4, 18).

15. lubae tellus: Numidien.

17. Auf den öden Flächen der arktischen Zone ergrünt kein Baum wieder in lauer Sommerluft: es gibt weder Sommer noch Baumwuchs.

19. quod latus mundi (in) eo latere mundi, quod. Zu malus Iuppiter vgl. I 1, 25, zu urgere (schwer auf etwas liegen) und der ganzen Stelle Herod. I 142: τὰ μὲν ὑπὸ τοῦ ψυχροῦ τε καὶ ὑγροῦ πιεζόμενα, δὲ ὑπὸ τοῦ θερμοῦ τε καὶ αὐχμώδεος.

22. domibus negata: menschlichen Wohnungen versagt, οὗ διὰ καῦμα οὐ δύνανται οἰκεῖν ἄνθρωποι, Xenoph. Anab. I 7, 6.

23. dulce ist Neutrum und Objekt, wie III 27, 67 perfidum: vgl. II 12, 14; II 19, 6. Ridere lachen, nicht lächeln (subridere). Sappho: ὅστις ἐναντίος τοι ἰζάνει καὶ πλάσιον ἆδυ φωνεύσας ὑπακούει καὶ γελαίσας ἱμερόεν.

XXIII.

'Du meidest mich, Chloe, wie ein scheues Rehkalb, das, fern von der Mutter, beim leisesten Luftzug, beim leisesten Rauschen der Blätter zusammenschrickt. Wozu die Angst? Nicht mehr der Mutter, dem Manne sollten dich deine Schritte entgegentragen.' Der Name Chloe (quón der erste grüngelbe Pflanzentrieb) bezeichnet die Jugend der Angeredeten; vgl. III 26, 12.

2. montibus aviis: Oben einsam

Rehe grasen', Eichendorff.

4. aurarum et siluae (dreisilbig); den beiden Begriffen entsprechen die folgenden Beispiele.

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Blättern', statt adventu veris folia inhorruerunt. Beispiele für diese Enallage des Substantivs epod. 2, 43. Daß der Frühling die Rehkälber noch nicht vorfindet, liegt dem Kritiker näher als dem Dichter; für diesen bilden das knospende Mädchen, das junge Tier und der Lenz eine ungebrochene Linie, vgl. auch die Bemerkung zu IV 4, 9.

7. dimovere auseinanderbewegten, d. i. durchschlüpften.

8. tremit, wir: so beben ihm dem Rehkälbchen - Herz und Knie, λύτο γούνατα καὶ φίλον ἦτορ.

9. Nun ich verfolge dich ja nicht, dich zu zermalmen'; tigris ut aspera wie ein grimmiges Tigertier, quae persequitur, ut frangat.

12. tempestiva 'reif' für den Mann: Gegensatz cruda III 11, 12.

XXIV.

Auf den bewegten, stimmungsvollen Eingang (1-4) folgt das Trauerlied (5-8), Klage und laudatio verbindend. Die zweite, größere Hälfte des Gedichts wendet sich mit Worten des Trostes an den Freund

Vergil, an den Sänger, dem der Verstorbene (nach A. P. 438 ein treuer Mahner und Berater seiner dichterischen Freunde, vgl. dazu V. 6 und 7) besonders nahe gestanden hat. Als Todesjahr des Dichters Quintilius Varus aus Cremona ist 24 v. Chr. überliefert.

1. Welche Scheu oder welches Maß sollte das Verlangen kennen nach einem so teuren Haupte? V. 6 ist Pudor personifiziert als edle Sitte, vgl. C. S. 57.

2. praecipe: stimme an, als Vorsängerin.

3. liquidam vocem: die helle, klare Stimme; der Vater ist ihr Vater, steht also anders als I 2, 2.

5. Ergo: der Dichter weiß es kaum zu fassen. 'So deckt nun wirklich ewiger Schlaf'? (urget premit: vgl. I 22, 20, und Ĩ 4, 16 premet nox).

=

6. Ach, wann...? Der Ausdruck erhöht und feierlich, dadurch, daß die Vorzüge des Entschlafenen zu Personen gestaltet sind.

7. incorrupta: unbestechliche, nuda: unverhüllte.

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11. Ach! vergebens beanspruchst du mit deiner treuen Freundesliebe den Q. von den Göttern'; damit bezieht sich H. offenbar auf ein Trauerlied Vergils, wie dies ja auch V. 13 u. 14 andeuten. Non ita creditum: den sie dir nicht anvertraut haben unter dieser Bedingung', nämlich, daß du jetzt sagen dürftest: Posco Quintilium (meum)'. Ähnlich sagen wir von teuren Menschen, die uns Gott vor der Zeit nimmt, daß sie uns nur geliehen

waren.

13. Weitere Ausführung des frustra V. 11. Quid (Wie) ist lebhafter als Quod, und Zustimmung fordernd; in der zweiten Hälfte ist die Rede gestaltet wie sat. II 3, 159 u. 219, wo ebenfalls nach dem Bedingungssatz die Behauptung in eine Frage gelegt ist.

14. 'den Bäumen tönende, von ihnen vernommene Saiten handhabtest oder schlügest': I 12, 11.

15. vanus: körperlos, imago: Scheinbild (εἴδωλον).

16. horrida (novoέoon) gilt der Unterwelt. In dem Lobgesang I 10, 19 glänzt das Beiwort aurea. 17. non lenis precibus = inexorabilis, oder non lenis ἀμείλιχος, und precibus mit recludere zu konstruieren. Propert. IV 11, 2: Pan

=

ditur ad nullas ianua nigra preces, d. i. nullis precibus recluditur.

fata erhält durch die Zusammenstellung mit recludere konkrete Bedeutung: die Todespforten (wieder) öffnen, so daß Rückkehr gestattet wäre, vgl. fata rumpere, Aen. VI 882, auch superbiam sumere III 30, 14.

18. gregi: der Dativ läßt in compellere die Bedeutung zutreiben erkennen, wie ire (caelo Aen. V 451) auch zugehen heißt.

19. Hart' ; man beachte, von welcher Wirkung hier die Auslassung der Copula ist. Levius fit patientia stimmt zu dem Verse Vergils (Aen. V 710): Quidquid erit, superanda omnis fortuna ferendo est, und zu dem, was von dem Dichter Donat erzählt: Solitus erat dicere nullam virtutem commodiorem homini esse patientia, ac nullam asperam adeo esse fortunam, quam prudenter patiendo vir fortis non vincat. Geschickt wird hier also auf einen Grundsatz des Angeredeten Bezug genommen. Ähnlich Archilochus: Θεοὶ ἀνηκέστοισι κακοῖσιν ἐπὶ κρατερὴν τλημοσύνην ἔθεσαν φάρμακον.

20. corrigere: zurechtrücken, zum besseren ändern; nefas: versagt, quando quidem vetant leges Iovis (epod. 17, 69).

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